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Sonntag 1. Juni 2014, 8:30 MESZ


Starkregen

Deutschland, Polen, Niederlande, Österreich

26.5.-28.5.2014



Schäden durch Starkregen im sächsischen Meißen, 27.5.2014
Quelle: @ Phoenix Mic, Facebook


Eine quasistationäre Tiefdruckrinne führte in der letzten Maiwoche zusammen mit feuchter und warmer Luft aus Osteuropa in Deutschland, den Benelux-Staaten, Polen, Tschechien bis nach Österreich und Nordostitalien zu Gewittern mit Starkregen. Lokale Überschwemmungen und zum Teil Erdrutsche resultierten aus dem kräftgen Starkregen in Sachsen, Bayern und Brandenburg. Am Dienstag kam es an der Ostseeküste mit einem verschärften Druckgradienten zu schweren Sturmböen.


Großwetterlage und Entwicklung im Mai

Ausgehend von einer westlichen Strömung über Mitteleuropa mit Durchzug zahlreicher Kurzwellentröge vom 7. bis 14.Mai konnte sich zunächst über dem Balkan ein eigenständiges Höhentief ausbilden. In der Folge kam es über Südosteuropa zu kräftigen Niederschlägen, die in Serbien und Bosnien zu Jahrhunderthochwasser führten. Aus der mittlerweile weit im Norden verlaufenden Frontalzone konnte sich vom 18. bis 20. Mai ein Trog von Island über Großbritannien bis nach Frankreich und Spanien ausbreiten. Am 20. Mai hatte sich bereits ein eigenständiges Höhentief gebildet. Es lag zu diesem Zeitpunkt noch westlich der Landgebiete von Frankreich und Spanien. In den folgenden Tagen konnten, in der nun entstandenen südlichen Höhenströmung, sehr warme und zunächst trockene Luftmassen nach Mitteleuropa vordringen, vom 20. bis 22. Mai stiegen die Temperaturen erstmals in diesem Jahr über 30°C in Deutschland. Über Frankreich und Spanien bildeten sich vorderseitig des Höhentiefs an der Grenze der mäßig warmen Luftmassen im Westen und der feuchtwarmen Luftmasse im Osten erste kräftige Gewitter, die in den folgenden Tagen auch Deutschland erreichten. Dabei schwächte sich das Höhentief zwar leicht ab, die großräumige Lage änderte es allerdings nur kaum. Die besondere Wetterlage zeigt die Bodendruckkarte vom Montag 26. Mai. Über ganz Europa gibt es im Bodendruckfeld nur sehr geringe Druckunterschiede, der Luftdruck liegt über dem ganzen Kontinent zwischen 1015hpa und 1020hPa. Bei geringen Druckgegensätzen kam es am Montag zur Bildung einer Tiefdruckrinne, die den Namen “ Annetraut ” erhielt und bis zum Mittwoch 28. Mai fast stationär in der Mitte Europas verlief. Sie erstreckte sich von den Britischen Inseln über die Niederlande und die Mitte Deutschlands bis nach Polen. In der Höhe herrschte eine mäßige südöstliche Strömung über Mitteleuropa vor, Kurzwellentröge konnten sich in dem Höhentiefkomplex nach Nordosten bewegen. Am Montag reichte ein Trog von Südfrankreich bis in den Osten Italiens und verlagerte sich zum Ende des Tages bis nach Österreich und Ungarn. Ein zweiter kräftigerer Trog lag zunächst am Montag über Spanien, später dann mit einer Ausdehnung bis Sardinien über dem Westen Frankreichs.

500-hPa-Geopotential/Bodendruck sowie 850 hPa pseudopotentielle Temperatur vom 26.05. bis 28.05.2014 | Quelle: wetter3.de,
26.05.2014, 12 UTC 27.05.2014, 12 UTC 28.05.2014, 12 UTC


Montag 26. Mai

Über Süddeutschland bildete sich an der Vorderseite des Troges durch Divergenz der Luft in der Höhe ein Bodentief. In der Nacht von Sonntag auf Montag kam der Wind zwischen einem Hoch über Dänemark und dem sich annähernden Bodentief im Süden fast im ganzen Land aus Ost. Im Bereich des Bodentiefs im südlichen Baden-Württemberg sind in der aus Osten advehierten sehr feuchten Luft erste kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen enstanden. Im Laufe des Montags verlagerte sich das Zentrum des Bodentiefs in das östliche Bayern. Die Verlagerung des Bodentiefs führte dazu, dass sich in Baden-Württemberg und dem Westen Bayerns eine westliche Strömung einstellte, im Norden kam der Wind weiterhin aus Osten. Beim Zusammentreffen dieser beiden Windströmungen wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen. Dieses Gebiet wird als Konvergenzlinie bezeichnet, an ihr können sich in feuchter und vertikal labil geschichteter Luft sehr kräftige Gewitter bilden. Die Konvergenzlinie erstreckte sich am Montag Nachmittag von Bayern über das südliche Hessen bis nach Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Dabei kam es durch die geringe Verlagerung der Linie in vielen Gebieten über einen längeren Zeitraum immer wieder zu kräftigen Schauern und Gewittern. In Bayern bildeten sich in der feucht-warmen und potentiell labil geschichteten Luft (Pseudopotentielle Temperatur: 50°C; Cape Werte zwischen 700 und 900 J/kg) die heftigsten Gewitter mit örtlichen Überschwemmungen. In Scheyern fielen 85mm Regen in wenigen Stunden, dabei kam es zu örtlichen Überschwemmungen. Ein zweiter Schwerpunkt mit lang anhaltendem Regen lag am Montag über dem Westen Deutschlands und der Niederlande. Durch Warmluftadvektion wurde die Luft gehoben und es fielen durch länger anhaltenden Regen verbreitet zweistellige Regenmengen in sechs Stunden.

Satellitenbilder sichtbarer Kanal (VIS) und Radar Bilder | Quellen: sat24 DWD
26.05.2014, 06 UTC 26.05.2014, 12/13 UTC 26.05.2014, 18 UTC

Niederschlagssummen am Montag Abend und Dienstag Morgen| Quelle: DWD
Regen in 12h bis Mo 26.5. 18UTC Regen in 24h bis Di 27.5. 06UTC

12-stündige Niederschlagssummen in Deutschland bis 26.05, 18:00 UTC (links) Datenquelle: DWD
24-stündige Niederschlagssummen in Deutschland bis 27.05, 06:00 UTC (rechts) Datenquelle: DWD
Ort Regen 12h
Scheyern (BY)
Niederstetten-Adolzhausen (BW)
Nandlstadt (BY)
Gersenfeld-Eichelberg (BY)
Weihenstephan (BY)
85,0 mm
58,0 mm
45,0 mm
40,0 mm
39,0 mm
Ort Regen 24 h
Scheyern (BY)
Niederstetten-Adolzhausen (BW)
Zell / Oberpfalz-Mattenzell (BY)
Markt Bibart (BY)
Sugenheim (BY)
85,0 mm
72,0 mm
53,0 mm
52,0 mm
51,0 mm


Dienstag 27. Mai

In der Nacht zum Dienstag kamen die Regengebiete mit der süd-östlichen Höhenströmung langsam weiter nach Norden voran. Vorderseitig der Kurwellentröge über Österreich und Frankreich unterlag die Luft durch positive Vorticityadvektion in der Mitte Deutschlands einem großrämigen Hebungsantrieb. Die feuchte Luft zog sich in den Osten des Landes zurück, die Intensität der Regenfälle war in der Nacht geringer als am Nachmittag des Vortages. Ein zweites Hebungsgebiet mit länger anhaltendem Regen befand sich weiterhin im Westen Deutschlands. Die Tiefdruckrinne veränderte ihren Schwerpunkt geringfüig nach Norden. Auch in 850hPa ist die Rinne erkennbar, die Strömung drehte in Bayern und Baden-Württemberg sowohl in der Höhe als auch am Boden verstärkt auf West bis Nordwest. Mit dieser Strömung gelangten in der Folge feuchte und kätere Luftmassen vom Atlantik in den Süden Deutschlands. In Bayern resultierte dies in Stauniederschlägen an den Alpen. Weiter nördlich im Osten und der Mitte des Landes lag weiterhin die feucht-warme und labil geschichtete Luftmasse, die mit einer östlichen Strömung aus Polen und der Ukraine nach Mitteleuropa gelang. Am Dienstag Morgen bildete sich bereits eine erste Gewitterlinie von Sachsen bis nach Sachsen-Anhalt. Am Fichtelberg im Erzgebirge fiel in der Nacht und am Morgen 32mm Regen. Zur Mittagszeit formierten sich dann in Sachsen neue heftige Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und örtlich auch kleinem Hagel. Die Luftmasse war bei Cape Werten von 700-900 J/kg labil geschichtet und bei hohen Werten der pseudopotentiellen Temperatur auch entsprechend feucht. Die Konvergenzlinie der Horizontalwinde verschob sich im Vergleich zum Montag ebenfalls nach Norden in die mittleren Landesteile, sodass ein ausreichender Hebungsantrieb zur Vefügung stand. Zum Nachmittag kamen dann kräftige Gewitter mit Starkregen auch in den Osten Brandenburgs voran. Diese hatten sich zuvor östlich davon in Polen gebildet.

Satellitenbilder sichtbarer Kanal (VIS) und Radar Bilder | Quellen: sat24 DWD
27.05.2014, 06 UTC 27.05.2014, 12 UTC 27.05.2014, 18 UTC

In Sachsen zogen am Nachmittag zum Teil mehrere Gewitter über die gleichen Gebiete hinweg. Folglich kam es immer wieder zu Starkregenereignissen. Besonders heftig traf es die sächsische Stadt Meißen. Bei fast 60mm Regen in kurzer Zeit gab in der Stadt Überschwemmungen, das Wasser stand zum Teil über einen halben Meter hoch. Darüber hinaus kam es zu einem Erdrutsch, Straßen wurden durch die Wucht der Wassermassen aufgerissen. Auch in anderen Teilen Sachsens und Brandenburgs führten die Regenmengen zu lokalen Überschwemmungen. Am Abend und in der Nacht kamen die Gewitter weiter nach Westen voran, schwächten sich allerdings mehr und mehr ab. In Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen regnete es in der Nacht zu Mittwoch weiter. Mit einer Zunahme des Luftdrucks über Skandinavien und einem verschärften Druckgradienten über Norddeutschland kam es am Dienstag zu schweren Sturmböen mit Geschwindigkeiten bis 90km/h. Die stärksten Böen wurden dabei auf der Ferieninsel Rügen gemessen. Auch im mitteleuropäischen Umland ereigneten sich am 26 und 27. Mai länger anhaltende Regenfälle. In den Niederlanden, in Polen und im Norden Österreich fielen am Montag 40-60mm Regen vom Himmel. Am Dienstag brodelte es in Polen in der feutwarmen Luft, Schauer und unwetterartige Gewitter waren die Folge. In Österreich fiel am Dienstag mit 60-90mm in 24 Stunden der meiste Niederschlag in den angrenzenden Ländern.

Schäden im sächsischen Meißen| Quelle: @ Phoenix Mic, Facebook

Niederschlagssummen am Dienstag Abend und Mittwoch Morgen| Quelle: DWD
Regen in 12h bis Di 27.5. 18UTC Regen in 24h bis Mi 28.5. 06UTC

12-stündige Niederschlagssummen in Deutschland bis 27.05, 18:00 UTC (links) Datenquelle: DWD
24-stündige Niederschlagssummen in Deutschland bis 28.05, 06:00 UTC (rechts) Datenquelle: DWD
Ort Regen 12h
Garsebach bei Meissen (SN)
Dresden-Strehlen (SN)
Leutkirch-Herlazhofen (BW)
Kisslegg (BW)
Lohmen (SN)
Wangen (BW)
Nossen (SN)
56,0 mm
56,0 mm
55,0 mm
51,0 mm
45,0 mm
42,0 mm
41,0 mm
Ort Regen 24 h
Marktschallenberg (BY)
Bischofswiesen-Loipel (BY)
Wechselburg-Meusen (SN)
Bad Lausick (SN)
Hoyerswerda (BB)
Grimma-Kleinbothen (SN)
Garsebach bei Meissen (SN)
101,0 mm
70,0 mm
70,0 mm
69,0 mm
68,0 mm
65,0 mm
61,0 mm
60,0 mm


Kräftiger Dauerregen in der Nacht zum Mittwoch im Berchtesgadener Land

In der Nacht zu Mittwoch lag ein mittlerweile eigenständiges Höhentief über Österreich und führte an seiner Vorderseite zu Hebung im Norden Österreichs und im Süden Bayerns. Zusätzlich dazu wurde die Luft bei dem vorherschenden Nordwestwind gegen die Berge der Nordalpen gedrückt und zum Aufsteigen gezwungen. Diese Wetterlage mit Stauniederschlägen brachte in der Vergangenheit immer wieder Hochwasser in der Region. In der Nacht vom Dienstag 27.5. auf Mittwoch 28.5. wurden die höchsten Regenmengen im Berchtesgardener Land registriert. Die Station Marktschallenberg zeigte einen Wert von 101mm in 24 Stunden an. Dabei fiel der meiste Regen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch vom Himmel. Trotz des ergiebigen Dauerregens kam es in der Region, anders als im vergangenen Jahr, zu keinem Hochwasser. Grund dafür sind die trockenen Vormonate. Die Pegelstände der Flüsse bewegten sich vor dem Niederschlagsereignis auf einem niedrigen Niveau, die Hochwassermarken konnten folglich nicht erreicht werden. Es kam lediglich zu örtlichen Überschwemmungen. Auch am Mittwoch und Donnerstag regnete es im Südosten Bayerns weiter, in Marktschallenberg kamen nochmals um die 70mm zusammen.

Radar Bilder und Niederschlagsmenge Berchtesgadener Land | Quellen: DWD Hochwasserzentrale Bayern
28.05.2014, 00 UTC 28.05.2014, 06 UTC Regenmenge 24h bis 28.Mai 15UTC

Ansonsten entspannte sich die Lage am Mittwoch und Donnerstag wieder. Die feucht-warme Luft zog sich nach Osteuropa zurück. In der Mitte und im Süosten Bayerns hielten sich die Regengebiete auch am Mittwoch noch, schwächten sich aber ab. Gefahr durch Starkniederschläge bestand keine mehr. Insgesamt enstanden Schäden meist durch lokal Überschwemmungen, durch die trockene Vorwitterung kam es zu keinem großräumigen Hochwasser.


Text: JW
29. Mai 2014

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