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Samstag, 28. Dezember 2013, 16:00 MEZ


Starkschneefall, Starkregen

Südalpen

25./26.12.2013


26.12.2013: Viel Neuschnee in Norditalien bei
Nova Levante Welschnofen in der Nähe von Bozen.
Quelle: youreporter.it

Ergiebige Stauniederschläge stellten sich im Dezember 2013 vor allem am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag in den Südalpen ein. Oberhalb etwa 400 bis 800 Meter gab es vielerorts über 1 Meter Neuschnee, in prädestinierten Lagen fiel sogar bis zu 2 Meter Schnee. Von erheblichen Behinderungen betroffen waren die Regionen vom Piemont über das Tessin, die Lombardei, das Trentino bis nach Osttirol, Kärnten und nach Slowenien. In tieferen Lagen verursachten kräftige Regenfälle gebietsweise Überflutungen und Erdrutsche.



Wetterlage und Entwicklung

Rückseitig eines kräftigen Orkantiefs namens "Dirk" mit Kern über dem Nordatlantik machte sich im Dezember 2013 ab dem 23.12. polare Kaltluft auf den Weg südwärts und erreichte am 25.12. Südfrankreich und den westlichen Mittelmeerraum. Die in breitem Strom agierende Kaltluftadvektion amplifizierte in der oberen Troposphäre einen Langwellentrog, dessen Trogachse am 2. Weihnachtsfeiertag bis nach Algerien reichte. Damit waren die synoptischskaligen Rahmenbedingungen für eine Tiefdruckentwicklung über dem westlichen Mittelmeer sehr günstig. Die von Nordwesten hereinbrechende Kaltluft schuf ein stark frontogenetisch und zyklogenetisch wirkendes Umfeld, in dem an einem alternden Frontenzug östlich der Pyrenäen ein kleines Tief entstand. Vorderseitig des Höhentroges sorgten großräumige Hebungsprozesse für die weitere Intensivierung des Tiefdruckgebietes. Insbesondere kräftige Warmluftadvektion und das Heranführen von positiver Wirbelgröße (positive Vorticity) waren für den bodennahen Druckfall verantwortlich. Zum Höhepunkt lag das Tief am Morgen des 26.12. als klassische Genuazyklone mit einem Kerndruck von etwa 985 hPa vor der Ligurischen Küste. Sowohl mit südwestlicher Höhenströmung als auch mit bodennahen Südwinden vorderseitig des Tiefs wurde zunehmend feuchtmilde Mittelmeerluft Richtung Alpenraum geführt. Zuvor gab es zu Weihnachtsbeginn vor allem in der Schweiz Föhnsturm, der in einigen föhnigen Alpentälern orkanartige Windböen brachte (z.B. Chur mit 110 km/h, zweitstärkster Föhnsturm seit 1981). Nach Föhnzusammenbruch stellten sich mit der südlichen Anströmung entlang der Südalpen ergiebige Stauniederschläge ein. Dort wurde die feuchtmilde Mittelmeerluft orographisch bedingt gezwungen aufzusteigen, was zu einer Intensivierung der Niederschläge führte. In tieferen Lagen blieb es bei kräftigen Regenfällen, die teilweise Erdrutsche oder Überflutungen mit sich brachten, vor allem in Ligurien, wo der Notstand ausgerufen werden musste. Oberhalb etwa 400 bis 800 Meter fielen die Niederschläge vollständig als Schnee.

Synoptische Situation am 26.12.2013, 00 UTC | Quellen: Wetterzentrale, B.J. Burton
500-hPa-Geopotential/Bodendruck 850-hPa-Temperatur IR-Satellitenbild Europa

24-stündiger Niederschlag
25.12., 06 UTC - 27.12., 06 UTC
Südalpen
| Quelle: DWD
Ort RR
Magadino (CH)
Vogel (SLO)
Piotta (CH)
Locarno Monti (CH)
Cevio (CH)
Kötschach (A)
Acquarossa (CH)
Sillian (A)
Milano-Malpensa (I)
151.0 mm
146.3 mm
131.9 mm
129.6 mm
122.4 mm
121.0 mm
113.7 mm
99.0 mm
85.6 mm
Niederschlagsverlauf Someraro (Piemont)
Quelle: regione.piemonte.it
72-h-Niederschlag Schweiz bis 26.12., 06 UTC
Quelle: MeteoSchweiz

Am ergiebigsten regnete und schneite es vom Piemont über die Lombardei und die Südschweiz bis ins Trentino. Dort gab es in den höheren Lagen häufig über 1 Meter Neuschnee, örtlich fielen sogar bis zu 2 Meter Schnee. Binnen nur 24 Stunden schneite es in San Bernardino (1639 m ü.NN) 120 cm. Das entspricht dort dem heftigsten Tagesschneefall seit Messbeginn. Die höchsten Niederschlagssummen traten auf der italienischen Seite des Lago Maggiore auf, wo binnen 3 Tage etwa 250 mm registriert wurden. In Someraro (I) nahe Stresa am Westufer waren es beispielsweise 246 mm. Im Tessin kamen verbreitet zwischen 100 und 150 mm Niederschlag zusammen. Weiter inneralpin stachen besonders die Nord-Süd ausgerichteten Täler wie das Maggiotal oder das Tessintal hervor, in deren Talabschlüssen durch lokale Staueffekte ebenfalls sehr hohe Niederschlagssummen verzeichnet wurden. 171 mm kamen beispielsweise in Airolo am Südrand des Gotthardmassivs zusammen. Etwas abgeschwächter erfassten die Stauniederschläge auch Südösterreich und Slowenien. Die Schneemassen brachten starke Behinderungen mit sich. In Tirol und Kärnten waren Tausende Menschen ohne Strom, in den Schweizer und Italienischen Alpen einige Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Kombiniert mit starkem Wind stieg die Lawinengefahr teilweise auf die höchste Stufe 5, bei Lawinenabgängen starben mehrere Menschen.

Webcambilder mit Neuschneemassen vom 26.12.2013 | Quellen: Apartment Zermatt, Corvatsch AG
Zermatt (Wallis), 26.12., 8:40 MEZ Corvatschregion (Engadin), 26.12., 11:45 MEZ

Text: DK
28. Dezember 2013


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