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Donnerstag, 19. September 2013, 15:00 MESZ


Stürmische Witterung

Mitteleuropa

17./18.09.2013



Satellitenbild Europa, 18.09.2013, 14:00 MESZ
Quelle: F. Valk / EUMETSAT


Ein Vorgeschmack auf den nahenden Herbst brachte gegen Mitte September 2013 das Tief "Schorsch". Besonders in Teilen Westeuropas und im südlichen Mitteleuropa frischte der Wind mit der Passage des Randtiefs stark auf. Im Flachland gab es einzelne Sturmböen, in den süddeutschen Mittelgebirgen und in den Hochlagen der Alpen auch Orkanböen. Teilweise kräftige Regenfälle brachte "Schorschs" Kaltfront in Süddeutschland und an den Nordalpen.



Wetterlage und Entwicklung

Frühherbstlich windiges, wechselhaftes und mitunter nasses Wetter stellte sich Mitte September 2013 in Teilen Westeuropas und im südlichen Mitteleuropa ein. An der Südflanke von Zentraltief "Roland" mit Kern über dem Nordmeer entstand zum 17.09. südlich von Grönland das Tief "Schorsch", das aus einem weiteren Tiefdruckgebiet über Neufundland hervorging. "Schorsch" war ein sogenannter Schnellläufer - ein Randtief, das unterhalb der planetarischen Frontalzone eine hohe Verlagerungsgeschwindigkeit aufweist und sich bei optimalen Umgebungsbedingungen rasch verstärken kann. Am 17.09., 00 UTC konnte "Schorschs" Kern noch über dem Nordatlantik südwestlich von Island ausgemacht werden, 24 Stunden später hatte das Randtief bereits Großbritannien überquert und lag mit seinem Kern über dem nördlichen Ärmelkanal. Zwar war in der Höhe der Jetstream mit Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h gut ausgeprägt, allerdings wies der mit "Schorsch" verbundene Kurzwellentrog kaum Krümmung auf. Damit fiel trogvorderseitig die Advektion positiver Wirbelgröße (Vorticity) entsprechend gering aus und das Tief verstärkte sich nur marginal auf einen minimalen Kerndruck von etwa 992 hPa über den Benelux-Ländern und Westdeutschland. Über dem östlichen Mitteleuropa füllte sich "Schorsch" aufgrund der Bodenreibung und fehlendem Antrieb wieder auf. Zum 19.09. war keine geschlossene Kernisobare mehr auszumachen.

500-hPa-Geopotential und Bodendruck sowie Bodendruckanalysen für Europa/Mitteleuropa
Quellen: wetter3.de, Wetterzentrale, DWD / FU Berlin
17.09.2013, 00 UTC 18.09.2013, 00 UTC 17.09.2013, 00 UTC 18.09.2013, 00 UTC
17.09.2013, 12 UTC 17.09.2013, 18 UTC 18.09.2013, 00 UTC 18.09.2013, 06 UTC

Trotz nur schwacher Vertiefung bildete sich an "Schorschs" Südflanke ein großes Luftdruckgefälle aus, das durch einen aus Südwesten nachrückenden Ableger des Azorenhochs gestützt wurde. Das damit verbundene Starkwindfeld erreichte im 850-hPa-Niveau (etwa 1500 Meter) mitunter Orkanstärke, war aber größtenteils im Warmsektor des Tiefs angesiedelt. Die dort herrschende stabile Schichtung schränkte den vertikalen Transport von horizontalem Impuls ein. Die Höhenwinde konnten nicht bis ins Flachland herabgemischt werden wie es beispielsweise bei Rückseitenstürmen oder bei Stürmen im Trogsektor der Fall ist. Einzig im Nordalpenvorland stellte sich aufgrund der natürlichen Strömungsbarriere durch die Alpen der sogenannte Leitplankeneffekt ein. Dort gab es auch im Flachland einzelne Sturmböen, so in Luzern (CH) oder in Altenstadt (BY) mit 85 km/h bzw. 79 km/h. Ansonsten wurden im Südwesten Großbritanniens, in Nordfrankreich, in Süddeutschland und im westlichen Alpenraum überwiegend nur stürmische Böen gemessen. Anders sah die Situation in den süddeutschen Mittelgebirgen und auf den Alpengipfeln aus, wo die starken Höhenwinde den ersten Herbststurm mit Orkanböen hervorbrachten. Spitzenreiter war das Jungfraujoch mit 139 km/h, gefolgt vom Säntis mit einer Windböe von 135 km/h. In Deutschland konnten sich der Feldberg im Schwarzwald und die Zugspitze mit 126 km/h behaupten, weiter östlich registrierte der Feuerkogel in Österreich noch eine Orkanböe von 122 km/h. Kräftige Warmluftadvektion rief bereits auf der Vorderseite des Tiefs im Bereich der Warmfront länger anhaltende Regenfälle hervor. Doch vor allem am 18.09. konnte man an der schleifenden und kaum südwärts vorankommenden Kaltfront an den süddeutschen Mittelgebirgen und an den Bayerischen Alpen deutlich ausgeprägte Luv- und Leeeffekte beobachten. In der westlichen Strömung bekamen die Luvlagen an den Westhängen der Gebirge am meisten Regen ab, während im Lee und im umliegenden Tiefland deutlich geringere Niederschlagsmengen verzeichnet wurden. Bis 19.09., 06 UTC kamen binnen 24 Stunden in Marktschellenberg in den Berchtesgadener Alpen 82 mm zusammen. Baiersbronn-Ruhestein im Nordschwarzwald maß 31 mm, wohingegen im Schwarzwaldlee in Haigerloch nur 1 mm Regen fiel (siehe auch Tabelle und Grafik).


Links: Ausgewählte Spitzenböen >75 km/h in Mitteleuropa am 18.09.2013
Rechts: Ausgewählte Niederschlagssummenpaare der 24-h-Niederschläge in Süddeutschland bis 19.09.2013, 06 UTC

Datenquelle: DWD
Ort Windböe
Jungfraujoch (CH)
Säntis (CH)
Feldberg/Schwarzwald (BW)
Zugspitze (BY)
Feuerkogel (A)
Pilatus (CH)
Plaffeien-Oberschrot (CH)
Weinbiet (RP)
Luzern (CH)
Schaffhausen (CH)
Altenstadt (BY)
139 km/h
135 km/h
126 km/h
126 km/h
122 km/h
120 km/h
102 km/h
90 km/h
85 km/h
83 km/h
79 km/h
Ort Regen/24 h
Baiersbronn-Ruhestein (BW)
Haigerloch (BW)
Oberreute (BY)
Wangen im Allgäu (BY)
Großer Arber (BY)
Schorndorf-Knöbling (BY)
Marktschellenberg (BY)
Chieming (BY)
31 mm
1 mm

50 mm
7 mm

44 mm
6 mm

82 mm
28 mm

Luv-/Leeeffekte in Süddeutschland am 18.09.2013 | Quelle: DWD Ninjo
24-h-Niederschläge Süddeutschland bis 19.09.2013, 06 UTC


Text: DK
19. September 2013


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