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Samstag, 20. Juli 2013, 17:00 MESZ


Hitzewelle

Südwesten der USA

Juni/Juli 2013


129 °F (53,9 °C) Höchsttemperatur
am 30.06.2013 an der Station
Furnace Creek im Death Valley (CA)
Quelle: twitter/NWSVegas



Im Juni 2013 baute sich im Südwesten der USA eine ausgeprägte Hitzewelle auf, die gegen Monatsende ihren Höhepunkt erreichte und noch weit in den Juli hinein anhielt. Verbreitet stiegen die Temperaturen auf über 40 °C, im Death Valley wurde am 30.06. an der Station Furnace Creek mit einer Höchsttemperatur von 53,9 °C ein neuer weltweiter Junirekord aufgestellt.



Wetterlage und Entwicklung: Hitzewelle und Rekordtemperaturen

Im Juni und Juli 2013 herrschte über dem nordamerikanischen Kontinent ein über mehrere Wochen hinweg nahezu persistentes und sich immer wieder regenerierendes Strömungsmuster vor. In der mittleren Troposphäre zeigte das 500-hPa-Geopotential oft einen außergewöhnlich stark mäandrierenden Jetstream, der über dem Westen des Kontinentes antizyklonal einen mächtigen Höhenrücken aufspannte und über der Mitte und zeitweise über dem Osten zyklonal einen hiesigen Langwellentrog formte. Über dem nahen Nordostpazifik setzte sich ein Höhentief fest, das auf seiner Vorderseite mit Warmluftadvektion den nach Osten hin anschließenden Höhenrücken zusätzlich stützte. Lange Wellen in der großräumigen Strömung tendieren dazu sehr stabil zu sein und sich kaum nach Osten oder Westen zu bewegen. Dies war auch im Juni und Juli 2013 über Nordamerika der Fall, wobei um den Monatswechsel herum die großräumige Strömung mit einem von zwei kräftigen Höhenrücken flankierten Höhentrog am stationärsten erschien.

500-hPa-Geopotential, 850-hPa-Temperaturen, Bodenanalysen und Min/Max-Temperaturen | Quellen: wetter3.de, NOAA HPC
25.06.2013, 00 UTC 30.06.2013, 00 UTC 05.07.2013, 00 UTC 10.07.2013, 00 UTC
25.06.2013, 07 EST 30.06.2013, 07 EST 05.07.2013, 07 EST 10.07.2013, 07 EST
25.06.2013 30.06.2013 05.07.2013 10.07.2013

Während sich unter dem Höhenrücken im Westen des Kontinentes ein mächtiges Hochdruckgebiet mit störungsfreiem und zunehmend heißem Wetter breit machen konnte, erlebten die US-Bundesstaaten an der Ostküste den mitunter nassesten Juni seit Aufzeichnungsbeginn. Dort sorgten Hebungsantriebe auf der Trogvorderseite für wiederholte und teilweise ergiebige Niederschläge. In New Jersey und Delaware fiel der Juni im Flächenmittel rekordnass aus. Dagegen registrierte Utah im Westen der USA den trockensten Juni seit Messbeginn im Jahr 1894. Salt Lake City im Bundesstaat Utah bekam im gesamten Juni keinen einzigen Tropfen Regen ab. Weiter südlich in Phoenix im Bundesstaat Arizona wurde bis zum 18.07. an 101 aufeinanderfolgenden Tagen kein Niederschlag registriert. Dazu baute sich besonders gegen Ende Juni im Südwesten der USA unter sehr hohem Geopotential, mit dem Zustrom subtropischer Heißluft und durch den langanhaltenden und sonnenscheinreich-trockenen Hochdruckeinfluss eine ausgeprägte Hitzewelle auf. Zwar sind die Wüsten- und Trockengebiete in den Südweststaaten der USA bekannt für heiße Sommer, verbreitet mehrwöchige Höchsttemperaturen von deutlich über 40 °C oder gar knapp 50 °C sind aber auch dort ungewöhnlich. Im 850-hPa-Niveau waren überregional Temperaturen zwischen 30 °C und über 35 °C auszumachen. Am Boden purzelten an etlichen Stationen neue Monatsrekorde, vereinzelt auch Allzeitrekorde der Höchsttemperatur, dies vor allem in den Bundesstaaten Arizona, Kalifornien und Nevada. Las Vegas (NV) erreichte am 30.06. eine Höchsttemperatur von 47,2 °C und stellte damit den Allzeitrekord vom 24.07.1942 ein, gemessen wird dort seit 1937. In Phoenix (AZ) stieg das Quecksilber bis zum 18.07. an insgesamt 59 Tagen auf über 38 °C, am 15 Tagen wurden sogar mehr als 43 °C gemessen. Im Flächenmittel fiel der Juni in Nevada +2,4 K, in Kalifornien +2,0 K zu warm aus. Arizona wies eine Abweichung von +2,9 K auf, dort war es der viertwärmste Juni seit Beobachtungsbeginn. Weit im Norden hatte es auch Alaska mit einem sehr warmen Juni zu tun. Neue Temperaturrekorde wurden beispielsweise am 17.06. in Talkeetna mit einem Maximum von 35,6 °C aufgestellt, nicht weit entfernt vom Allzeitrekord für Alaska, der am 27.06.1915 mit 37,8 °C in Fort Yukon gemessen wurde. Die außergewöhnlich hohen Temperaturen forderten im Südwesten der USA einige Hitzetote und brachten Behinderungen vor allem im Flugverkehr mit sich, da die zulässige Starttemperatur für Flugzeuge überschritten wurde. Außerdem stieg die Waldbrandgefahr bei dem trocken-heißen Wetter stark an. Bis zum 17.07. waren insgesamt 832 Hektar Land von Wald- und Buschbränden betroffen.


Neue Monatsrekorde der Höchsttemperatur für Juni an ausgewählten Stationen im Südwesten der USA
Datenquelle: NOAA NCDC
Ort Arizona (AZ) Tmax Tmax alt Datum alt
Beaver Dam
Jerome
Wittmann
49,4 °C
41,7 °C
48,3 °C
47,2 °C
40,0 °C
46,7 °C
27.06.1970
30.06.1994
20.06.1940
Ort Kalifornien (CA) Tmax Tmax alt Datum alt
Grant Grove
Palm Springs
Baker
32,2 °C
50,0 °C
48,9 °C
30,6 °C
49,4 °C
48,3 °C
30.06.1972
29.06.1994
15.06.2000

Ort Nevada (NV) Tmax Tmax alt Datum alt
Tuscarora
Ruby Lake
Ruth
36,7 °C
36,7 °C
34,4 °C
34,4 °C
36,1 °C
33,9 °C
24.06.1988
16.06.1940
30.06.1974
Allzeitrekord Bundesstaat Tmax Datum
AZ: Lake Havasu City
CA: Greenland Ranch, Death Valley
NV: Laughlin
53,3 °C
56,7 °C
51,7 °C
29.06.1994
10.07.1913
29.06.1994


Ensembleprognose der ersten Julihälfte für Las Vegas (NV) und Wald-/Buschbrand in Südkalifornien
Quellen: Wetterzentrale, NASA Earth Observatory



Weltweiter Junirekord: 53,9 °C an der Station Furnace Creek im Death Valley

Höchste Temperaturen Death Valley
seit 1920
| Quelle: NWS Las Vegas
Tmax [°F] Datum
134
131
130
129
129
129
129
129
129
129
10.07.1913
13.07.1913
12.07.1913
06.07.2007
19.07.2005
17.07.1998
18.07.1960
11.07.1913
09.07.1913
30.06.2013
Seit September 2012 darf sich das Death Valley (Tal des Todes) im Südosten Kaliforniens nicht nur heißester Ort Nordamerikas, sondern offiziell auch heißester Ort der Welt nennen. Damals wurde der bisherige Rekord von 58,0 °C, gemessen am 13.09.1922 in Al'Aziziyah in der Libyschen Wüste, von der WMO aufgrund fehlerhafter Messbedingungen für ungültig erklärt. Seither gelten die im Death Valley am 10.07.1913 aufgezeichneten 56,7 °C (134 °F) als weltweit höchste, unter standardisierten Messbedingungen registrierte Temperatur. Während der Hitzewelle im Südwesten der USA konnte das Death Valley Ende Juni 2013 erneut eine Bestmarke setzen. Die Station Furnace Creek erreichte am 30.06.2013 eine Höchsttemperatur von 53,9 °C (129 °F) - die heißeste Junitemperatur vor Ort seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1920 und gleichzeitig die weltweit heißeste Junitemperatur, die jemals gemessen wurde. Am 02.07.2013 sank die Temperatur nicht unter 40,0 °C (104 °F). Am 12.07.2012 blieb das Quecksilber während der weltweit heißesten Nacht sogar bei 41,7 °C stehen. Die längste Hitzeperiode trat in Furnace Creek im Jahr 2001 auf. Damals lagen die Höchsttemperaturen an 154 aufeinanderfolgenden Tagen über 37,8 °C (100 °F).

Das Death Valley ist bekannt für außerordentlich hohe Temperaturen. Das Tal liegt bis zu 86 Meter unter dem Meeresspiegel sowie rundherum abgeschattet von Gebirgszügen im Südosten Kaliforniens und zählt zu den trockensten Regionen der Erde. Der überwiegende Teil des ankommenden Niederschlags fällt bereits im Luv der Gebirge, im Lee sinken die Luftmassen ab und trocknen aus. Die im Sommer hohe Einstrahlung heizt den größtenteils unbewachsenen, ausgetrockneten und steinigen Untergrund stark auf, in der gebirgigen Region bilden sich durch differentielle Erwärmung zudem Hangwind- und Berg-/Talwind-Systeme aus. Einen entscheidenden Beitrag zur außerordentlich starken Erwärmung im Tal liefern die hohen flankierenden Bergrücken an den Talrändern. Einerseits wird dort ein gewisser Teil der einfallenden Strahlung Richtung Tal reflektiert, andererseits reicht die vertikale Mächtigkeit der Berg-/Talwind-Zirkulation nicht über die Gebirgskämme, so dass die Luft überwiegend im Tal gefangen bleibt. Bilden sich nun im Tagesverlauf an den Berghängen Aufwinde mit erwärmter Luft aus, so setzen über dem Tal kompensierende Abwinde ein. Da die Aufwinde aber nicht über das Berggipfelniveau reichen, wird die zuvor bereits erwärmte Aufwindluft größtenteils wieder in die Abwinde über der Talmitte einbezogen. Mit dem Absinken Richtung Talboden erwärmt sich die Luft wiederum trockenadiabatisch um 1 K/100 Meter. Damit wird über der Talmitte ständig dieselbe und bereits zuvor erwärmte Luftmasse recycelt und erneut erwärmt - der maßgebliche Mechanismus, der für das kräftige Aufheizen im Tal verantwortlich ist.

Death Valley/Furnace Creek am 30.06.2013: Durch Satellit gemessene Erdoberflächentemperatur (links) und Relief (rechts)
Quelle: NASA Earth Observatory


Text: DK
20. Juli 2013


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