Eine kräftige Gewitterfront über den USA brachte Mitte April 2013 Teile der Great Plains und des Mittleren Westens
ergiebige Regenfälle, Großhagel, Downbursts und einige Tornados. Vor allem im Bundesstaat Illinois gab es Überflutungen,
in Oklahoma und Missouri wurde bis zu 7 cm großer Hagel beobachtet.
Vorlagernd feuchtwarme Luftmassen sowie ein durchschwenkender Höhentrog, an dessen Vorderseite ein Bodentief mit einer
langgezogenen Kaltfront entstand: Das war die Ausgangssituation, die über den USA Mitte April 2013 zu einer markanten Gewitterlinie
von den Great Plains bis in den Mittleren Westen führte. Zum 17.04. situierte sich ein Höhentrog über den Westen der
USA im Gebiet der Rocky Mountains. Trogvorderseitig setzte durch Warmluft- und positive Vorticityadvektion großräumige Hebung
ein, die im Lee des Gebirgszuges die Entwicklung eines Bodentiefs einleitete. Auf der Ostseite des Bodentiefs gelangte
sehr energiereiche Luft aus dem Golf von Mexiko nordwärts ins Landesinnere. Pseudopotentielle Temperaturen, die im
850-hPa-Niveau (etwa 1.500 Meter) Werte über 70 °C erreichten, zeigten in der unteren Troposphäre eine warme und vor
allem sehr feuchte Luftmasse an. Mit dem herannahenden Höhentrog floss in der oberen Troposphäre zunehmend trockenkalte
Luft ein, die von Westen her die bodennahe feuchtwarme Luft überlagerte. Damit baute sich eine potentiell instabile
Schichtung auf, in der sich bei einsetzendem Hebungsantrieb heftige Gewitter entwickeln konnten. Der Radiosondenaufstieg
vom 17.04., 15 UTC aus Norman im Bundesstaat Oklahoma zeigte eine verfügbare potentielle Konvektionsenergie (CAPE)
von rund 2800 J/kg bei gleichzeitiger Rechtsdrehung des Windes mit der Höhe. Dieses so genannte Veering sowie
genügend bodennahe Windscherung ist eine Hauptzutat für die Bildung von Superzellen, jene Art von Gewittersystemen, die durch einen
rotierenden Aufwindbereich charakterisiert ist und meist von großem Hagel, Downbursts und mitunter auch Tornados begleitet wird.
Im Laufe des 17.04. löste es auf der Nordseite des Bodentiefs entlang von Konvergenzlinien und im Übergangsbereich zu
kälterer Luft im Nordwesten aus. Zunächst gab es über Texas und Oklahoma einige kräftige Gewitterzellen, die mit der
Höhenströmung nordostwärts zogen und sich zu einer Gewitterlinie zusammenschlossen. Zum 18.04. nahm durch den
herannahenden Höhentrog die Windscherung zu, vor allem niedertroposphärisch. Dies begünstigte
im Gebiet mesoskaliger Hebung im Vorfeld der Kaltfront die Ausbildung einer
langen squall line von Texas bis nach Illinois
(siehe auch Radar- und Satellitenbilder). Nahezu parallel zur Höhenströmung ausgerichtet, kam die Gewitterlinie nur langsam
nach Osten voran, was vor allem in Missouri, Iowa und Illinois unter Einbezug der sehr feuchten Luftmasse zu ergiebigen
Regenfällen führte.
500-hPa-Geopotential/Bodendruck und 850-hPa-pseudopotentielle Temperatur vom 17.04. bis 19.04.2013 |
Quelle: wetter3.de |
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17.04.2013, 00 UTC |
18.04.2013, 00 UTC |
19.04.2013, 00 UTC |
Satellitenbilder GOES-East vom 17.04. bis 19.04.2013 |
Quelle: NASA NOAA Goes Project |
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17.04.2013, 06:15 UTC |
17.04.2013, 12:15 UTC |
17.04.2013, 18:15 UTC |
18.04.2013, 00:15 UTC |
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18.04.2013, 06:15 UTC |
18.04.2013, 12:15 UTC |
18.04.2013, 18:15 UTC |
19.04.2013, 00:15 UTC |
Niederschlagsradarbild USA vom 18.04.2013 um 12 UTC |
Quelle: NCAR RAL |
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Bei den ersten Gewitterzellen in den südlichen Bundesstaaten war zunächst großer Hagel ein Problem. Mehrfach wurden
in Oklahoma und in Missouri Hagelkörner mit bis zu 7 cm Durchmesser beobachtet. In Oklahoma gab es auch einige
Tornadosichtungen. Später während des 18.04. gab es entlang der squall line einige kräftige Downburstereignisse mit
Sturm- und Orkanböen von örtlich weit über 120 km/h. Besonders über Illinois erfuhr die Gewitterlinie eine kräftige
Intensivierung. Dort wurden mehrfach Orkanböen mit bis zu 145 km/h in Loraine registriert. Ergiebige Regenfälle
ereigneten sich vor allem über Iowa und Illinois, wo im Umfeld der nur zögerlich vorankommenden Gewitterlinie mehrere
Gewitterzellen über denselben Ort hinwegziehen konnten. In der Spitze reichte es für 24-stündige Regenmengen über
200 mm, so in Augusta (IL) mit 201 mm. Am Flughafen O'Hare in Chicago waren es noch 149 mm, deutlich
unter dem Tagesniederschlagsrekord von 237 mm vom 13./14.08.1987. Dennoch führte der Des Plaines River im Osten von Chicago
starkes Hochwasser, für das Stadtgebiet erfolgte eine Flutwarnung. Etwa 500 Häuser standen unter Wasser,
vielerorts gab es Behinderungen oder Schäden durch Überflutungen.
Unwettermeldungen am 17.04. (links), 24-h-Niederschlag Illinois (mitte) und Überflutungen (rechts)
Quellen: NOAA SPC,
NWS Chicago,
wunderground |
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Knapp 200 Extremwettermeldungen |
24-h-RR in inch bis 18.04., 7 CST |
Downers Grove (IL) |
Größte Hageldurchmesser (links), 24-stündige Niederschlagsmengen (mitte) und Spitzenböen (rechts) am 17. und 18.04.
Datenquellen: NOAA SPC, NWS Chicago |
Ort |
Hagel |
Cache (OK) Columbia (MO) Rush Springs (OK) Nashville (IN) Snyder (OK) |
7,0 cm 7,0 cm 6,4 cm 5,0 cm 5,0 cm |
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Ort |
Regen |
Augusta (IL) Oak Brook (IL) Macomb (IA) Dahinda (IL)
Chicago O'Hare (IL) |
201 mm 170 mm 160 mm 154 mm 149 mm |
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Ort |
Windböe |
Loraine (IL) Golden (IL) Burton (IL) Elgin (OK)
Macomb (MI) |
145 km/h 129 km/h 124 km/h
113 km/h 105 km/h |
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Text: DK 19. April 2013
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