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Donnerstag, 08. März 2012, 19:45 MEZ


Starkregen, Überschwemmungen

Australien
Anfang März 2012


Satellitenbild: 29.02.2012, 09:00 UTC, MTSAT1 IR
Quelle: Eumetsat


Zwischen Ende Februar und Anfang März 2012 sorgten rekordverdächtig starke Regenfälle für großflächige Überflutungen im Südosten Australiens. Am schlimmsten betroffen war ein Streifen zwischen dem Osten des Bundesstaates Northern Territory, über South Australia und den Südosten New South Wales bis nach Victoria. Im Norden des Bundesstaates Victoria wurde eine Fläche halb so groß wie der Bodensee unter Wasser gesetzt. Tausende Menschen mussten evakuiert werden.


Wetterlage und Entwicklung

Die wiederholten, sehr starken Regenfälle in Australien stehen in Zusammenhang mit einem sogenannten "La Niña" -Ereignis. Bei "La Niña"  beobachtet man einen verhältnismäßig großen Luftdruckunterschied zwischen Südamerika und Indonesien. Dies spiegelt sich in einem hohen Wert für die "Southern Oscillation" wieder. Dabei verstärkt sich die "Walker-Zirkulation", was mit einer Zunahme der Passatwinde einhergeht. Diese Passate treiben das warme Wasser des Pazifiks Richtung Westen. Entlang der Westküste Südamerikas steigen kalte Wassermassen aus den Tiefen empor und sorgen dort für eine rasche Abnahme der Wasseroberflächentemperaturen. Dagegen beobachtet man im Westpazifik vergleichsweise warme Wassertemperaturen, wie z.B. auch vor der Küste Australiens. Die östlichen Winde transportieren energiereiche Luftmassen, die sich auf ihrem Weg über den Pazifik mit viel Feuchtigkeit anreichern konnten, bis ins Landesinnere Australiens und begünstigen dort die Ausbildung großflächiger konvektiver Systeme, die für ergiebige Regenfälle sorgen.

Southern Oscillation Index | Quelle: Queensland Government

Ende Februar positionierte sich ein Bodentrog über dem Südosten Australiens. An dessen Ostflanke stellten sich nördliche bis nordöstliche Winde ein. Diese führten feucht-warme Luft bis nach New South Wales und Victoria, während sich zwischen dem Bodentrog und einem kräftigen Hochdruckgebiet über der Großen Australischen Bucht südöstliche Winde einstellten und trocken-kalte Luft nach Süd- und Westaustralien transportierten. An der Grenze dieser beiden Luftmassen, die durch hohe Gradienten der pseudopotentielle Temperatur angezeigt wird, bildete sich ein Wolkenband, welches sich in Nordwest-Südost-Richtung einmal quer über Australien erstreckte. Zu Märzbeginn verlagerte sich das nun abgeschlossene Tiefdruckgebiet zunächst langsam, später unter Intensivierung rascher nach Osten und verließ den Kontinent auf die Tasmanische See.

500-hPa-Geopotentialkarten und Bodendruck | Quelle: wetter3.de
28.02.2012, 12:00 UTC 29.02.2012, 12:00 UTC 01.03.2012, 12:00 UTC 02.03.2012, 12:00 UTC
Pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck | Quelle: wetter3.de
28.02.2012, 12:00 UTC 29.02.2012, 12:00 UTC 01.03.2012, 12:00 UTC 02.03.2012, 12:00 UTC

Während dieses Prozesses konnten über New South Wales und Victoria pseudopotentielle Temperaturen teils jenseits der 70 Grad-Marke analysiert werden. In Verbindung mit hohen Werten der potentiell verfügbaren konvektiven Energie (CAPE) ergibt dies ideale Voraussetzungen für starke Konvektion, die bei Auslösung zu heftigen Regenfällen führt.

Satellitenbilder (MTSAT1 IR) vom 26.02. bis 04.03.2012 | Quelle: Eumetsat
26.02.2012, 09:00 UTC 27.02.2012, 09:00 UTC 28.02.2012, 09:00 UTC 29.02.2012, 09:00 UTC
01.03.2012, 09:00 UTC 02.03.2012, 09:00 UTC 03.03.2012, 09:00 UTC 04.03.2012, 09:00 UTC



Auswirkungen

Entlang des auf den Satellitenbilder gut erkennbaren Wolkenbandes, also dort, wo es zur Auslösung von Konvektion kam, gingen rekordverdächtig starke Regenfälle nieder. Betroffen war zunächst ein Gebiet zwischen Ayers Rocks (südliches Northern Territory) und Canberra (New South Wales), sowie die Grenzregion zwischen New South Wales und Victoria. Stellenweise fiel über 100 mm Regen. So wurden z. B. an der Station Tungamah (Victoria) am 28. Februar 124 mm erfasst. Dabei wurde der seit 1955 bestehende Rekord für eine tägliche Niederschlagssumme um mehr als 30 mm übertroffen. Auch an vielen anderen Stationen wurden neue Rekorde aufgestellt. In den ersten Märztagen verlagerte sich das Starkregenband langsam nach Nordosten, um am 4. März den Süden von New South Wales heimzusuchen. Insbesondere in einer Region 200 Kilometer westlich der Stadt Canberra fielen verbreitet 100 mm, stellenweise gar mehr als 150 mm. In der Kleinstadt Grong Grong registrierte man am 4. März eine Niederschlagsmenge von 194 mm. Dabei wurde der bisherige Rekord aus dem Jahre 1955 um knapp 130 mm überboten.

24-h-Niederschlagssummen in Australien | Quelle: bom.gov.au
01.03.2012 02.03.2012 03.03.2012 04.03.2012

Die heftigen Regenfälle führten in dieser Region zu einer ausgewachsenen Flutkatastrophe. Insbesondere die Flüsse Lachlan und Murrumbidgee traten über die Ufer. Stellenweise drang das Wasser 5 Kilometer weit über die Ufer. Insgesamt wurde eine Fläche halb so groß wie der Bodensee überflutet. Im Ort Nathalia mussten 1400 Menschen evakuiert werden, weil die notdürftig angebrachten Aluminiumdämme zu brechen drohen. Bereits tausende Häuser, sowieso Straßen und Brücken sind beschädigt. Zudem fürchtet man, dass durch die Wassermassen Nährboden fortgerissen wurde. Es ist die schlimmste Flutkatastrophe in dieser Region seit fast 40 Jahren.

Überschwemmungen in Australien (Satellit/MODIS) | Quelle: NASA Earth Observatory
Vor den Regenfällen Nach den Regenfällen

In der Woche zwischen dem 28. Februar und dem 6. März sorgten die anhaltenden Niederschläge für bemerkenswerte Summen. Besonders betroffen war das Gebiet zwischen Canberra und Melbourne. Unweit der Australischen Alpen fielen stellenweise 300 mm und mehr. Stellvertretend soll an dieser Stelle Thredbo Village genannt werden. Am Ort nahe des Mount Kosciuszko, der höchste Erhebung des Kontinents, erfasste man zwischen dem 1. und 5. März eine Niederschlagsmenge von 382 mm. Damit wurde das Niederschlagssoll des Monats nach fünf Tagen nicht nur erfüllt, sondern es wurde gar ein neuer Monatsrekord aufgestellt.

30-tägige Niederschlagsreihe | Quelle: Climate Prediction Center / NCEP
Canberra Wagga (New South Wales)

Nachstehend die größten Niederschlagssummen zwischen 1. und 5. März im Vergleich zum Monatsmittelwert. An vielen Stationen wurde somit das Soll nicht nur erfüllt, es wurden teils schon lang bestehende Monatsrekorde gebrochen.

Akkumulierter Niederschlag zwischen 28.02 und 06.03.
Quelle: bom.gov.au
Ort Ist Soll alter Rekord
Thredbo Village
Grong Grong
Burrowye
Wodonga
Ivanhoe
Mandurama
382 mm
247 mm
209 mm
191 mm
190 mm
164 mm
106 mm
36 mm
51 mm
50 mm
28 mm
47 mm
303 mm (1978)
220 mm (1939)
176 mm (1989)
160 mm (1956)
186 mm (1989)
143 mm (1969)



Text: AL

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