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Donnerstag, 26. Januar 2012, 01:45 MEZ


Starkregen, Schneefall

Süddeutschland, Nordalpen
19.-22.01.2012


Satellitenbild (NOAA-VIS) vom 19.01.2012 um 11:44 UTC.
Dichte Wolken mit kräftigen Niederschlägen erstrecken
sich über weite Teile Mitteleuropas.
Quelle: Geogr. Institut Bern

Schon zu Beginn des neuen Jahres 2012 brachte eine ausgeprägte Nordlage auf der Alpennordseite erhebliche Neuschneezuwächse (siehe Artikel). Mitte des Monats stellte sich erneut eine niederschlagsreiche Wetterlage über dem nördlichen Alpenraum sowie über Süddeutschland ein. Anfangs schneite es bis in die Niederungen Ost- und Süddeutschlands. Rasch gingen die Niederschläge mit der Heranführung milderer Atlantikluft vorübergehend in regional gefährlichen gefrierenden Regen und später bis in Höhen von 800 bis 1500 Metern in Regen über. Durch Glatteis und zahlreichen Unfällen entstanden Sachschäden in Millionenhöhe. Nach kräftigen Niederschlägen führten einige kleinere Flüsse Hochwasser, dies bevorzugt auf der nördlichen Schwäbischen Alb und auf der Fränkischen Alb im Landkreis Bamberg.


Wetterlage und Entwicklung

Sehr niederschlagsreich präsentiert sich der diesjährige Januar über weiten Teilen Mitteleuropas. Nach einer trockeneren Phase Mitte des Monats drehte zu Beginn der 3. Dekade die großräumige Strömung erneut auf West bis Nordwest und lenkte vom Atlantik her sehr feuchte und zunehmend milde Luftmassen über den europäischen Kontinent. In der oberen Troposphäre verlief das Starkwindband einer gut ausgebildeten Polarfront quer über Zentraleuropa hinweg mit Windgeschwindigkeiten jenseits von 200 km/h. Zwischen einem ausgedehnten Azorenhoch und kräftigen Tiefdrucksystemen über Island, dem Nordmeer und dem Ostseeraum etablierten sich mehrtägig in der unteren Troposphäre und bodennah lebhafte West- bis Nordwestwinde. Mit ihnen wurden durch mehrere Passagen kleinerer Tiefdruckgebiete und den zugehörigen Frontensystemen wiederholt kräftige Niederschlagsgebiete ostwärts gesteuert.

500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 19. bis 22.01.2012 | Quelle: Wetterzentrale
19.01.2012, 00 UTC 20.01.2012, 00 UTC 21.01.2012, 00 UTC 22.01.2012, 00 UTC
Bodendruckanalysen vom 19. bis 22.01.2012 | Quelle: FU Berlin / DWD
19.01.2012, 00 UTC 20.01.2012, 00 UTC 21.01.2012, 00 UTC 22.01.2012, 00 UTC

Zum 19. und 20.01. zogen gleich zwei Randtiefs des umfangreichen Tiefdrucksystems "Fabienne" von der Nordsee weiter zur Ostsee und zum Baltikum. Südlich der Druckzentren fanden über Mitteleuropa im Umfeld von Warm-, Kalt- und okkludierten Fronten großräumige Hebungsprozesse statt, die für verbreitete und regional ergiebige Niederschläge sorgten. Zu Beginn der Niederschlagsaktivität fiel in der vorgelagerten und unter Hoch "Bertram" zuvor ausgekühlten Luft bis in die Niederungen Ost- und Süddeutschlands Schnee. Teilweise konnte sich auch im Flachland eine mehrere Zentimeter mächtige Schneedecke ausbilden. Im weiteren Verlauf wurde mit den Westwinden aber rasch mildere Atlantikluft herangeführt und die Temperaturen stiegen zunächst im 850-hPa-Niveau (etwa 1500 Metern entsprechend), später auch bodennah auf Werte über 0 °C. Im Übergangsbereich zwischen der kälteren und milderen Luftmasse fiel regional und vorübergehend gefrierender Regen. Glatteisbildung führte zu häufigen Unfällen mit Sachschäden in Millionenhöhe, ein Mensch kam ums Leben. Betroffen waren vor allem Teile Thüringens, Niederbayerns und die Region Stuttgart.

850-hPa-Temperatur (eingefärbt) vom 19. bis 22.01.2012 | Quelle: Wetterzentrale
19.01.2012, 00 UTC 20.01.2012, 00 UTC 21.01.2012, 00 UTC 22.01.2012, 00 UTC

In der advehierten milderen Luft stieg die Schneefallgrenze zügig auf über 1000 Meter an und pendelte sich nachfolgend zwischen etwa 800 und 1500 Metern ein. Darunter fiel in Süddeutschland kräftiger Regen, nur die allerhöchsten Lagen von Schwarzwald und Bayerischem Wald verblieben im Schnee oder Schneeregen. Vor allem an den Westhängen und Staulagen des Schwarzwaldes, des Bayerischen Waldes und des Oberpfälzer Waldes, aber auch auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie im Thüringer Wald regnete es ergiebig. Durch die schleifende Kaltfront stellten sich derweilen kräftige Schneefälle auf der Alpennordseite ein. Zum 21.01. brachte das Frontensystem von Tief "Gisela" erneut verbreitete und regional kräftige Niederschläge, bevor am 22.01. der Westwind und die Feuchtezufuhr allmählich nachließen.

Satellitenbilder (MSG-IR) vom 19. bis 22.01.2012 | Quelle: B.J. Burton / Eumetsat
19.01.2012, 12 UTC 20.01.2012, 12 UTC 21.01.2012, 12 UTC 22.01.2012, 12 UTC



Regen, Schnee und Flusspegel

Binnen drei Tage regnete oder schneite es mancherorts so viel wie klimatologisch gesehen im gesamten Monat Januar. So konnten in den Staulagen der deutschen Mittelgebirge mehrfach dreistellige 72-h-Summen verzeichnet werden. Spitzenreiter war Marktschellenberg in den Berchtesgadener Alpen mit rund 140 mm, ein im Vergleich zum klimatologischen Mittel stattlicher Wert. Durchschnittlich fallen dort 130 mm im gesamten Januar. Auch im Alpenraum erreichten die dreitägigen Niederschlagssummen örtlich das Monatssoll oder überstiegen dieses sogar deutlich. Auf dem Säntis (2501 m) in den Appenzeller Alpen kamen 204 mm zusammen, im Mittel fallen hier 138 mm im kompletten Monat. Inneralpin und am Alpennordrand blieben die Niederschläge aufgrund der Höhenlage meist als Schnee gebunden. In den niederer gelegenen süddeutschen Mittelgebirgen stiegen aber als Folge der verbreiteten und kräftigen Regenfälle die Pegel kleinerer Flüsse markant an, so vor allem auf der nördlichen Schwäbischen Alb und auf der Fränkischen Alb im Landkreis Bamberg.

In Nordbayern führten besonders die Rednitz und die Schwarzach Hochwasser. Bei Katzwang schwoll die Rednitz zuletzt im Jahr 2006 so stark an, in Wendelstein erreichte die Schwarzach den höchsten Pegel seit März 2006. An mehreren Flüssen wurde die zweithöchste Hochwassermeldestufe 3 ausgerufen. In Baden-Württemberg hatten bevorzugt die Kocher und die Fils viel Wasser zu führen, mancherorts trat 2-jähriges Hochwasser auf. Viele Wiesen und Felder standen unter Wasser, schadenträchtige Überflutungen oder Überschwemmungen blieben aber aus.

Niederschläge und Flusspegel in Baden-Württemberg vom 19. bis 22.01.2012 | Quelle: HVZ Baden-Württemberg
Baiersbronn-Mitteltal
(Nordschwarzwald)
Todtmoos
(Südschwarzwald)
Kocher bei Gaildorf
(Schwäbische Alb)
Fils bei Salach
(Schwäbische Alb)
Niederschläge und Flusspegel in Bayern vom 19. bis 22.01.2012 | Quelle: HND Bayern
Marktschellenberg
(Berchtesgadener Alpen)
Oberstdorf-Rohrmoos
(Allgäuer Alpen)
Rednitz bei Katzwang
(Fränkische Alb)
Schwarzach bei Wendelstein
(Fränkische Alb)

Nach kräftigen Schneefällen Anfang Januar bekamen die Nord- und Zentralalpen eine weitere kräftige Neuschneepackung ab. In den französischen Savoyer Alpen, in der Zentral- und Ostschweiz, sowie in Vorarlberg im Westen Österreichs fielen mehr als 50 cm, vereinzelt auch mehr als 1 Meter Neuschnee. Orographisch begünstigt und wie üblich bei Nordwestlagen sticht vor allem das Arlberggebiet mit hohen Neuschneesummen heraus. Wie zuletzt waren mehrere Orte in Vorarlberg durch blockierte Straßen und Bahnstrecken von der Außenwelt abgeschnitten. Durch den frisch gefallenen Schnee lösten sich mehrere Lawinen, in Vorarlberg wurde ein Mensch von einer abgehenden Lawine getötet. Verbunden mit den Niederschlägen kam in den Hochlagen der Mittelgebirge und in den Alpen starker Wind hinzu. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde mit einer 191-km/h-Böe auf dem 1621 Meter hohen Feuerkogel in Oberösterreich gemessen. Durch ausgeblasenen Neuschnee stieg die Lawinengefahr in Teilen Österreichs und in der Schweiz wieder auf die zweithöchste Gefahrenstufe 4.

Neuschnee im Alpenraum, in der Schweiz und in Vorarlberg (Westösterreich) | Quellen: bergfex.at, SLF, ZAMG
72-h-Neuschnee bis 22.01., 06 UTC Schweiz: Neuschnee vom 19. bis 21.01. Vorarlberg: 24-h-Neuschnee bis 21.01.



Nachstehend eine Tabelle ausgewählter Niederschlagsstationen in Deutschland und in der Schweiz mit jeweiligen Tagessummen und 72-h-Summe. Für den geographischen Überblick darunterstehend Abbildungen mit den Tagesniederschlagsmengen in mm/10.
Quelle: DWD

Ort 19.01. 20.01. 21.01. 72-h-Summe
Marktschellenberg/BY
Baiersbronn-Mitteltal/BW
Oberstdorf-Rohrmoos/BY
Balderschwang/BY
Todtmoos/BW
Zwiesel/BY
Bad Herrenalb/BW
Fichtelberg-Huettstadl/BY
Plech/BY

Säntis/CH
Grimsel-Hospiz/CH
Pilatus/CH
Andermatt-Guetsch/CH
69,8 mm
54,5 mm
37,0 mm
45,2 mm
41,5 mm
59,3 mm
22,5 mm
44,1 mm
39,9 mm

69,3 mm
8,8 mm
16,4 mm
8,1 mm
36,2 mm
33,7 mm
62,6 mm
44,4 mm
33,8 mm
4,3 mm
17,6 mm
2,4 mm
4,5 mm

64,6 mm
105,2 mm
44,2 mm
75,6 mm
34,2 mm
44,0 mm
23,9 mm
27,2 mm
25,2 mm
34,1 mm
36,4 mm
19,9 mm
20,7 mm

69,7 mm
23,1 mm
43,1 mm
18,8 mm
140,2 mm
132,2 mm
123,5 mm
116,8 mm
100,5 mm
97,7 mm
76,5 mm
66,4 mm
65,1 mm

203,6 mm
137,1 mm
103,7 mm
102,5 mm

24-h-Niederschlagssummen in Süddeutschland sowie im Alpenraum [mm/10] | Quelle: DWD
Bis 20.01., 06 UTC Bis 21.01., 06 UTC Bis 22.01., 06 UTC


Text: DK

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