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Sonntag, 6. Februar 2011, 23:45 MEZ


Sturm/Orkan, Starkregen

Nordwesteuropa
03.-06.02.2011


Satellitenbild: 03.02.2011, 12:42 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Sturm- und Orkanböen richteten Anfang Februar 2011 im gesamten Nordwesten Europas Schäden an. Auf den Shetland-Inseln wurden Windgeschwindigkeiten bis 150 km/h gemessen, in den schottischen Cairngorm Mountains sogar über 180 km/h. Hinzu kamen ergiebige Regenfälle.


Wetterlage und Entwicklung

Am Südrand eines umfangreichen Tiefdruckkomplexes, der aus mehreren Zentren bestand und ein Gebiet vom Süden Grönlands über Island und das Nordmeer bis nach Finnland abdeckte, stellte sich zum 4. und 5. Februar 2011 eine kräftige westliche Strömung ein. Diese reichte etwa vom mittleren Nordatlantik über die Britischen Inseln und das nördliche Mitteleuropa hinweg bis nach Nordosteuropa und markierte den Bereich der nordatlantischen Frontalzone. Dem tiefen Luftdruck im Norden stand eine Hochdruckzone (u. a. "Doreen") über dem Süden Europas gegenüber, wodurch sich große Luftdruckgegensätze ausbilden konnten. Diese verschärften sich an den Südflanken zweier in den Tiefdruckkomplex eingebundener Tiefs, "Lukas" und "Marc".

Bodendruckanalysen vom 03. bis 06.02.2011 | Quelle: FU Berlin / DWD
03.02.2011, 00 UTC 04.02.2011, 00 UTC 05.02.2011, 00 UTC 06.02.2011, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 03. bis 06.02.2011 | Quelle: Wetterzentrale
03.02.2011, 00 UTC 04.02.2011, 00 UTC 05.02.2011, 00 UTC 06.02.2011, 00 UTC

"Lukas" entstand bereits am 2. bei Neufundland und wurde zunächst als flache Frontalwelle über den Nordatlantik ostwärts gesteuert. Unter die Vorderseite eines kurzwelligen Höhentroges geratend, fand diese am 3. jedoch ideale Entwicklungsbedingungen vor und vertiefte sich innerhalb von nur zwölf Stunden zu einem kleinräumigen Orkantief mit einem Kerndruck von weniger als 955 hPa bei den Färöern. Das Frontensystem des Tiefs drang auch in den Norden Deutschlands vor; die Kaltfront allerdings wurde alsbald als Warmfront einer neuen Entwicklung weit westlich der Britischen Inseln rückläufig. Dieses Wellentief, auf den Namen "Marc" getauft, zog im Gegensatz zu seinem Vorgänger allerdings ohne nennenswerte Intensivierung am 4. und 5. über den Norden der Britischen Inseln, die Nordsee und den Süden Skandinaviens hinweg ostwärts. Quasi im Schlepptau legte sich zonal ausgerichtet die Bodenfrontalzone über Nordwesteuropa und das nördliche Mitteleuropa; in ihrem Umfeld fiel länger anhaltender Regen.

IR-Satellitenbilder, Isobaren (GME-Analyse) und Windpfeile vom 04. bis 06.02.2011 | Quelle: DWD JavaMAP
04.02.2011, 00 UTC 05.02.2011, 00 UTC 06.02.2011, 00 UTC

Nachdem bereits der Februarauftakt im Norden der Britischen Inseln stürmisch ausgefallen war, erreichten die Windgeschwindigkeiten in Verbindung mit den beiden Tiefdruckgebieten am 3., 4. und 5. ihren Höhepunkt. Im Zusammenhang mit "Lukas" wurden in Schottland verbreitet Orkanböen registriert, in den Cairngorm Mountains (1.215 m) zum Beispiel 183 km/h. Aber auch auf Meeresniveau (z. B. South Uist Range auf den Äußeren Hebriden) blies der Wind mit Geschwindigkeiten deutlich jenseits der 118-km/h-Marke (139 km/h). Im äußersten Norden wurden in Stornoway 143 km/h und am Flughafen in Kirkwall 135 km/h gemessen. Einen Tag später, am 4., verzeichnete Lerwick auf den Shetland-Inseln Böen bis 150 km/h. Das Sturmfeld von "Marc" beschäftigte am 5. eher den Süden der Inseln (z. B. Liverpool/Airport 100 km/h).

Satellitenbilder (Meteosat-8 VIS/IR) vom 03. bis 06.02.2011 | Quelle: F. Valk
03.02.2011, 12 UTC 04.02.2011, 12 UTC 05.02.2011, 12 UTC 06.02.2011, 12 UTC

Im Norden Deutschlands legte der Wind bereits in den Frühstunden des 4. zu; verbreitet wurden stürmische Böen, an den Küsten erste schwere Sturmböen gemessen. Bis zum Abend sorgte "Lukas" für einzelne Orkanböen auf den Gipfeln der Mittelgebirge (z. B. Weinbiet/RP 126 km/h) und an den Küsten (z. B. Kiel Leuchtturm / SH 122 km/h). Teilweise noch kräftiger fielen die Böen am 5. aus. Der 1.142 Meter hohe Brocken im Harz wartete mit 162 km/h auf, im Norden und in der Mitte des Landes gab es verbreitet Sturmböen bis ins Flachland (z. B. Potsdam/BB 83 km/h). Auch im Süden wehte der Wind in Böen stark bis stürmisch, in den Höhenlagen orkanartig (z. B. Feldberg/Schwarzwald 108 km/h).
Zum Wind kam im Norden, in der Schleifzone der Tiefausläufer, der Regen: Innerhalb von 24 Stunden bis zum 5., 6 UTC summierten sich beispielsweise in Dörnick (Schleswig-Holstein) 38 mm, im darauffolgenden 24-Stunden-Zeitraum bis zum 6., 6 UTC kamen dort nochmals 15 mm hinzu. 48-Stunden-Summen von 50 mm und mehr meldeten darüber hinaus unter anderem Bremervörde (Niedersachsen) mit 53 mm und Itzehoe (Schleswig-Holstein) mit 52 mm. Am 6. tagsüber fielen in diesen Regionen nochmals verbreitet um 10 mm.


Schäden durch den Sturm wurden in erster Linie aus Schottland gemeldet. In mehreren tausend Haushalten fiel der Strom aus. Rund 300 Kilometer nordöstlich von Aberdeen musste eine Ölbohrplattform mit 114 Menschen an Bord geschlossen werden, nachdem sich Teile der Befestigung gelöst hatten. Von einem Wohnblock in Dumfries wurde das Dach weggeweht, 40 Menschen wurden daraufhin evakuiert. Auf den westlichen Inseln blieben 17 Schulen geschlossen, in den Highlands waren mehrere Straßen durch umgestürzte Bäume unpassierbar.
In Deutschland hielten Sturm und Dauerregen vor allem Schleswig-Holstein und Hamburg in Atem. Vielerorts stürzten Bäume um, bei Passade beschädigten die Böen eine Windkraftanlage. Einige Bäche und Flüsse traten über die Ufer. Besonders in Kellinghusen (Kreis Steinburg) spitzte sich die Lage zu, als rund 30 Straßen und einige Wohnhäuser überflutet wurden. In der Fußball-Bundesliga wurde das Nordderby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli aufgrund der anhaltenden Regenfälle abgesagt.



Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen auf den Britischen Inseln vom 03. bis 05.02.2011 (links) und in Deutschland vom 04. und 05.02.2011 (rechts). Quelle: WetterOnline

Ort Böe Datum
Stornoway (15 m)
Glasgow/Flgh. (8 m)
Edinburgh/Flgh. (41 m)
Cairngorm Mountains (1.245 m)
Lerwick (84 m)
Kirkwall/Flgh. (21 m)
Liverpool/Flgh. (26 m)
Blackpool/Flgh. (10 m)
Cambridge (15 m)
143 km/h
113 km/h
94 km/h
183 km/h
150 km/h
131 km/h
100 km/h
83 km/h
78 km/h
03.02.2011
03.02.2011
03.02.2011
04.02.2011
04.02.2011
04.02.2011
05.02.2011
05.02.2011
05.02.2011
Ort Böe Datum
Brocken (SA, 1.142 m)
Fichtelberg (SN, 1.215 m)
Weinbiet/Pf. Wald (RP, 557 m)
Kiel Leuchtturm (SH, 23 m)
Glücksburg/Meierwik (SH, 33 m)
Wernigerode (SA, 240 m)
Helgoland/Düne (SH, 8 m)
List/Sylt (SH, 29 m)
Schleswig (SH, 48 m)
St. Peter-Ording (SH, 11 m)
Hohn (SH, 12 m)
162 km/h
140 km/h
126 km/h
122 km/h
115 km/h
108 km/h
101 km/h
101 km/h
101 km/h
97 km/h
90 km/h
05.02.2011
05.02.2011
04.02.2011
04.02.2011
04.02.2011
04.02.2011
04.02.2011
04.02.2011
05.02.2011
05.02.2011
04.02.2011


Nachstehend eine Auswahl 48-stündiger Regenmengen in Norddeutschland, jeweils 24-stündig bis zum angegebenen Termin, 6 UTC. Quelle: DWD

Ort 5. 6. Summe
Wittenborn (SH)
Dörnick (SH)
Hamburg-Neuwiedenthal (HH)
Bremervörde (NDS)
Itzehoe (SH)
40 mm
38 mm
14 mm
14 mm
37 mm
26 mm
15 mm
39 mm
39 mm
15 mm
66 mm
53 mm
53 mm
53 mm
52 mm


Text: CE



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