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Dienstag, 18. Januar 2011, 21:15 MEZ


Hochwasser

Mitteleuropa
06.-14.01.2011


Niederschlagsmessung in Baiersbronn.
Quelle: LUBW

Die Hochwasserlage von Anfang Januar (siehe hier) ging nahtlos in eine zweite Hochwasserlage wenige Tage später über. Starke Regenfälle besonders im Süden des Bundesgebietes, bereits vollständig durchnässte Böden, sowie die weiterhin bis in die Hochlagen der Mittelgebirge andauernde Schneeschmelze ließen die Pegel vieler Flüsse ansteigen.


Wetterlage und Entwicklung

Bestimmt wurde die großräumige Wetterlage in Mitteleuropa am 12.01. in der Höhe durch zwei ausgedehnte Tröge, sowie einen dazwischen liegenden Rücken. Der Höhenrücken erstreckte sich von Portugal über die Biskaya hinweg bis ins europäische Nordmeer. Die diesen Rücken umgebenden Tröge befanden sich am 12.01. über dem Atlantik, sowie über Mitteleuropa. Bestimmend für das Wetter der folgenden Tage war der Trog über dem Atlantik unter welchem sich das kräftige aber in der Entwicklung bereits abgeschlossene Bodentief "Dieter" befand. Die Bodentiefs der beiden bestimmenden Tröge bildeten eine Tiefdruckrinne, welche zeitweise vom Mittelatlantik bis Russland reichte. Für erste starke Niederschläge am 13.01. war ein Randtief verantwortlich, welches sich an der Südostflanke von Tief "Dieter" gebildet hatte. Die Ausläufer dieses Randtiefs erreichten Deutschland am Mittag des 12.01. Schnell hatten sich die Tiefausläufer genähert, blieben dann aber nahezu stationär über Deutschland, was zu großen Regenmengen führte. Auch das bestimmende Tiefdruckgebiet "Dieter" bzw. der dazugehörige Höhentrog verlagerten sich wenig. Dieses hatte zur Folge, dass sich an der Südflanke immer wieder Randtiefs bzw. -tröge entwickelten, welche über Deutschland hinwegschwenkten, wie zum Beispiel am 15.01. Erst ab dem 16.01. machte sich der Einfluss eines Hochdruckgebietes über dem Mittelmeer und Nordafrika bemerkbar, so dass die Niederschläge allmählich nachließen.
Neben den Regenmengen verstärkten anhaltend positive Temperaturen bis in die Hochlagen der Mittelgebirge die Hochwasserlage. An der Südflanke von Tief "Dieter" bzw. dem entsprechenden Höhentrog konnte sich, ähnlich der Wetterlage wenige Tage zuvor, eine südwestliche Strömung etablieren. Diese führte beständig mildere Luftmassen aus dem Mittelmeerraum heran. Ab dem 13.01. lagen selbst in 850 hPa Höhe (etwa 1300 m) die Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Am 16.01. stiegen die Temperaturen sogar über fünf Grad (z.B. Feldberg mit +8°C).

850-hPa-Temperatur vom 13. bis 16.01.2011 | Quelle: wetter3.de
13.01.2011, 00 UTC 14.01.2011, 00 UTC 15.01.2011, 00 UTC 16.01.2011, 00 UTC
500-hPa-Geopotential (schwarze Linien) und Bodendruck (weiße Linien) | Quelle: wetter3.de
13.01.2011, 00 UTC 14.01.2011, 00 UTC 15.01.2011, 00 UTC 16.01.2011, 00 UTC

Die Ausläufer des Randtiefs, welche Deutschland am 12.01. erreicht hatten, sorgten besonders in der Mitte und dem Süden des Bundesgebietes für Regenmengen um 20-30 mm innerhalb von 24 Stunden. Die höchste Niederschlagsmenge wurde bis zum 13.01., 06 UTC auf der Wasserkuppe mit 30 mm gemessen. Jeweils 27 mm wurden im gleichen Zeitraum in Freudenstadt und in Bad Marienberg registriert. Deutlich ergiebiger fielen die Niederschläge am folgenden Tag aus. Die höchste 24-stündige Regenmenge im Messnetz des deutschen Wetterdienstes verzeichnete Freudenstadt mit 55 mm. An einigen Orten wurden ähnlich hohe Regenmengen gemessen. In Baiersbronn summierte sich der Regen am 13.01. innerhalb von 24 Stunden auf 73 mm. In Welzheim waren es sogar 80 mm. Im thüringischen Schmücke regnete es 47 mm. Auch der Südosten Bayerns war von den starken Regenfällen betroffen. In Marktschellenberg im berchtesgadener Land regnete es innerhalb von 48 Stunden mehr als 100 mm. An weiteren Messstationen wurden in gleichem Zeitraum sogar 140 mm gemessen (z.B. Loferer Alm (Österreich)). Am 15.01. konzentrierten sich die Niederschlagsgebiete auf den Norden Deutschlands. Verbreitet regnete es nochmals zwischen 10 mm und 20 mm.
Die starken Regenfälle wirkten sich zunächst auf kleine Flüsse aus. In Schorndorf an der Rems stieg der Pegel in weniger als 24 Stunden um vier Meter an. Der Höchststand von 5,22 m entspricht einem hundertjährigem Ereignis. Ein 50-jähriges Hochwasserereignis wurde weiter nördlich an der Murr registriert. Im Rems-Murr-Kreis mussten in Folge der Überschwemmungen Straßen gesperrt und zahllose Keller leer gepumpt werden. Rund 1900 Rettungskräfte waren dort im Einsatz. Besonders schwer betroffen war Backnang. Aus Sicherheitsgründen mussten hier Trafostationen abgeschaltet werden, so dass etwa 5000 Haushalte zeitweise ohne Strom auskommen mussten. Hohe Pegel der kleinen Flüsse führte in den folgenden Tagen zu Überschwemmungen entlang der großen Flüsse wie Main und Donau. In Wertheim am Main standen ein weiteres Mal große Teile der Altstadt unter Wasser. Bis zu 1000 Menschen waren allein dort vom Hochwasser betroffen. An vielen Orten wurden die prognostizierten Pegel nicht erreicht. Entlang der Donau und dem Rhein wurde über größere Schäden nichts bekannt.




Wetterwerte


Pegelstände von Flüssen an verschiedenen Orten. Quelle: hochwasserzentralen.de
Schorndorf (Rems) Murr (Murr) Heitzenhofen (Naab)
Würzburg (Main) Wertheim (Main) Straubing (Donau)


Niederschlagsdaten an ausgewählten Stationen. Quelle: HND Bayern, LUBW
Baiersbronn Welzheim Marktschellenberg


Nachstehend ausgewählte 72-stündige Niederschlagsmengen bis zum 15.01.2011, 06 UTC in Deutschland, sowie interpolierte Niederschlagsmengen in Baden-Württemberg am 13.01. und 14.01.2011
Quelle: DWD, LUBW


Ort Summe 13.01. 14.01.
Freudenstadt
Zwiesel
Großer Arber
Schmücke
Kahler Asten
Bad Marienberg
Wasserkuppe
Brocken
Chieming
Lüdenscheid
91,2 mm
91,0 mm
84,0 mm
77,8 mm
73,0 mm
70,0 mm
67,1 mm
59,0 mm
56,6 mm
55,0 mm
Satellitenbilder

Satellitenbilder, 12.01.-15.01.2011 Quelle: DLR
12.01., 12:00 UTC 13.01., 11:04 UTC 14.01., 12:34 UTC 15.01., 12:23 UTC


Text: JQ



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