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Montag, 6. Dezember 2010, 23:45 MEZ


Schnee, Kälte

West-, Mittel-, Osteuropa
28.11.-03.12.2010


Satellitenbild: 05.12.2010, 12:20-14:05 UTC, AQUA VIS
Quelle: MODIS Rapid Response

Ein erster nachhaltiger Wintereinbruch mit kräftigen Schneefällen und ungewöhnlich tiefen Temperaturen führte Ende November / Anfang Dezember 2010 in weiten Teilen Europas zu Problemen auf Straßen, Schienen und in der Luft. Im Osten Europas kamen durch Kälte mehr als 50 Menschen ums Leben.


Wetterlage und Entwicklung

Bereits zu Beginn der letzten Novemberdekade 2010 etablierte sich über großen Teilen des europäischen Kontinents ein umfangreicher Langwellentrog, der in seiner Gesamtstruktur bis in den Dezember hinein bestehen blieb und für die großräumigen Abläufe und Prozesse verantwortlich zeichnete. Zunächst wurden im skandinavischen Raum örtlich neue Rekordtiefstwerte registriert (siehe Artikel), gegen Ende November fasste die Kaltluft auch in Mitteleuropa allmählich Fuß. Großflächige Niederschläge wurden in erster Linie durch zwei kräftige Tiefdruckgebiete generiert, die auf weit südlich verlaufender Bahn über die Iberische Halbinsel und das Mittelmeer über den nördlichen Balkan respektive das südöstliche Mitteleuropa nordostwärts zogen.

Bodendruckanalysen vom 28.11. bis 03.12.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
28.11.2010, 00 UTC 29.11.2010, 00 UTC 30.11.2010, 00 UTC
01.12.2010, 00 UTC 02.12.2010, 00 UTC 03.12.2010, 00 UTC
850-hPa-Temperatur und -Geopotential vom 28.11. bis 03.12.2010 | Quelle: Wetterzentrale
28.11.2010, 00 UTC 29.11.2010, 00 UTC 30.11.2010, 00 UTC
01.12.2010, 00 UTC 02.12.2010, 00 UTC 03.12.2010, 00 UTC

Das erste Tief, "Jenny", brachte am 29. und 30.11. vor allem dem Alpenraum, der Südosthälfte Deutschlands und Norditalien kräftigen Schneefall. Dabei fielen im Flachland verbreitet zwischen 10 und 15 cm Neuschnee. So lag in weiten Teilen Südostdeutschlands am Morgen des 28.11. nur wenig oder eine durchbrochene Schneedecke, 48 Stunden später konnten beispielsweise in Gera und in Chemnitz jeweils 25 cm gemessen werden. Auf der Rückseite von "Jenny" gelangte ein Schwall arktischer Kaltluft nach Nord- und Ostdeutschland. Viele Wolken verhinderten zunächst eine stärkere nächtliche Abkühlung, in der Nacht zum 01.12. gingen die Temperaturen dann aber doch verbreitet in den zweistelligen Minusbereich zurück. In der polnischen Hauptstadt Warschau wurde an diesem Morgen ein Minimum von -17,7 °C registriert.

IR-Satellitenbilder und Tiefsttemperaturen in Mitteleuropa (jeweils 12-stg. bis zum angegebenen Termin) vom 29.11. bis 04.12.2010
Quelle: DWD JavaMAP
29.11.2010, 6 UTC 30.11.2010, 6 UTC 01.12.2010, 6 UTC
02.12.2010, 6 UTC 03.12.2010, 6 UTC 04.12.2010, 6 UTC

02.12.2010: Wettermeldungen aus Norddeutschland (7 UTC)
und Schneehöhen (6 UTC) in Süddeutschland.
Quelle: DWD
Im Tagesverlauf machte sich dann das nächste Tief, "Katharina" bemerkbar. Insbesondere in der Südosthälfte der Bundesrepublik schneite es erneut kräftig. Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) meldete am Morgen des 02.12. eine 24-stündige Neuschneehöhe von 20 cm und eine Gesamtschneehöhe von 48 cm. Auch sonst lag speziell in Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen bis in den Süden Brandenburgs für Anfang Dezember außergewöhnlich viel Schnee mit verbreitet mehr als 20 cm auch in tiefer gelegenen Regionen (z. B. Regensburg 26 cm).
Im Laufe des 02.12. verlagerte sich ausgehend von "Katharina" ein kleines, aber wetterintensives Randtief über den Nordosten Deutschlands zur Ostsee. Es stand mit einem Höhentief in Verbindung, das über dem noch relativ warmen Meerwasser eine äußerst labile vertikale Luftschichtung und daraus resultierend kräftige Schneeschauer induzierte. Diese zogen mit einer nordöstlichen Strömung auf die Küste Schleswig-Holsteins zu und brachten dort örtlich ergiebige Schneefälle und Wintergewitter (z. B. Kiel 36 cm am 03.12.).
Auch in großen Teilen Frankreichs und in England hat man selten einen so schneereichen Dezemberbeginn erlebt. In Saint-Brieuc, an der französischen Kanalküste gelegen, konnten am Morgen des 03.12. 22 cm, im englischen Waddington sogar 28 cm gemessen werden.

Auf der Rückseite von "Katharina" stieß die im Norden lagernde Kaltluft erneut nach Mitteleuropa vor. Über dem frischen Schnee und unter zumindest teilweise klarem nächtlichem Himmel gingen die Temperaturen verbreitet in den streng frostigen Bereich unter -10 °C zurück. An einigen Stationen (siehe Liste unten) wurden neue Rekordtiefstwerte für Anfang Dezember, in der Nacht zum 03.12. in Sachsen und Brandenburg örtlich Temperaturen unter -20 °C verzeichnet (z. B. Sohland/Spree -22,3 °C).

Die Kälte forderte in Polen - im Osten des Landes sanken die Temperaturen in der Nacht zum 01.12. örtlich unter -25 °C - mindestens 52 Menschenleben, die meisten davon waren Obdachlose ohne warme Unterkunft. West- und Mitteleuropa machten dagegen vor allem die starken Schneefälle zu schaffen, die für große Probleme im Straßen-, Schienen- und Luftverkehr sorgte. Mehrere europäische Großflughäfen mussten zumindest zeitweise geschlossen werden, der Londoner Flughafen Gatwick war zwei Tage lang komplett gesperrt. Auch bei der Bahn kam es zu zahlreichen Verspätungen und Zugausfällen; der Eurostar, der London mit Paris und Brüssel verbindet, fuhr nur eingeschränkt. In Frankfurt am Main mussten rund 200 Passagiere eine Nacht in einem am Hauptbahnhof stehenden ICE verbringen. Auf den Straßen kam es zu tausenden Unfällen und langen Staus. In Frankreich standen 10.000 Lastwagen still, in Lyon fuhr nach kräftigen Schneefällen kein einziger Bus.



Wetterwerte

Nachstehend eine Übersicht über sämtliche im Zeitraum vom 28.11. bis zum 05.12.2010 ein- und neu aufgestellten Dekadenrekorde der Tiefsttemperatur an deutschen Stationen. Quelle: DWD

Ort Tmin Datum alt Datum alt
Kiel (SH)
Freiburg (BW)
Augsburg (BY)
München/Flgh. (BY)
Kahler Asten (NRW)
Braunlage (NDS)
Brocken (SA)
Schmücke (TH)
Neuhaus a. R. (TH)
Kahler Asten (NRW)
Wasserkuppe (HE)
Schmücke (TH)
Neuhaus a. R. (TH)
Gera (TH)
Chemnitz (SN)
Fichtelberg (SN)
Zinnwald (SN)
Kl. Feldberg (HE)
Magdeburg (SA)
Lindenberg (BB)
Manschnow (BB)
Artern (TH)
Wittenberg (SA)
Oschatz (SN)
Gardelegen (SA)
Vielbrunn/Odw. (HE)
München/Flgh. (BY)
-12,0 °C
-10,4 °C
-14,9 °C
-16,0 °C
-14,1 °C
-14,2 °C
-17,6 °C
-15,4 °C
-14,4 °C
-14,1 °C
-16,7 °C
-17,0 °C
-17,2 °C
-16,2 °C
-16,6 °C
-18,9 °C
-17,5 °C
-13,9 °C
-13,4 °C
-15,5 °C
-18,6 °C
-15,9 °C
-16,4 °C
-15,8 °C
-15,5 °C
-12,3 °C
-18,5 °C
28.11.2010
30.11.2010
30.11.2010
30.11.2010
01.12.2010
01.12.2010
01.12.2010
01.12.2010
01.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
02.12.2010
03.12.2010
03.12.2010
03.12.2010
03.12.2010
03.12.2010
03.12.2010
04.12.2010
04.12.2010
05.12.2010
-11,3 °C
-8,1 °C
-14,2 °C
-10,3 °C
-14,0 °C
-13,6 °C
-15,1 °C
-13,8 °C
-13,7 °C
-14,1 °C
-13,6 °C
-15,4 °C
-14,4 °C
-15,0 °C
-14,1 °C
-17,0 °C
-14,8 °C
-12,9 °C
-12,8 °C
-13,4 °C
-14,7 °C
-14,2 °C
-13,0 °C
-13,7 °C
-15,5 °C
-11,4 °C
-16,3 °C
30.11.1985
23.11.1998
26.11.1989
27.11.1999
01.12.1973
05.12.1943
06.12.1995
09.12.2002
10.12.2002
01.12.2010
01.12.1973
01.12.2010
01.12.2010
01.12.1973
02.12.1973
02.12.1973
09.12.2002
02.12.1973
10.12.1969
07.12.1980
10.12.1998
01.12.1973
07.12.1980
01.12.1993
10.12.1969
10.12.1987
09.12.1998


Satellitenbilder

28.11.2010, 12 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
29.11.2010, 12 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
30.11.2010, 12 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
01.12.2010, 12 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
02.12.2010, 12 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
03.12.2010, 12 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton


Text: CE



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