Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Donnerstag, 11. März 2010, 17:30 MEZ


Schnee, Sturm

Südeuropa
07.-10.03.2010


Satellitenbild: 08.03.2010, 12:55 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Unmittelbar im Anschluss an den späten Wintereinbruch in Mitteleuropa (siehe Artikel) kam es zum Ende des ersten Märzdrittels 2010 auch im südeuropäischen Raum verbreitet zu kräftigen Schneefällen. Besonders in den gebirgigen Regionen Italiens und des Balkans fiel mancherorts mehr als ein halber Meter Neuschnee innerhalb von zwei Tagen.


Wetterlage und Entwicklung

Die Schneefälle im Süden Europas resultierten letztendlich aus dem Vorstoß arktischer Kaltluft nach Süden und Südwesten hinter dem Tief "Yve", das Mitteleuropa am 6. und 7. März den Winter zurückbrachte. Der dazu korrespondierende Kurzwellentrog regenerierte einen langwelligen Höhentrog über Osteuropa und weitete diesen nach Westen hin aus. So verlief die Hauptachse des Troges am 7. vom Norden Russlands über Südpolen, Tschechien, Süddeutschland und die Mitte Frankreichs hinweg zur Biskaya, wobei sich über Südfrankreich ein kleines Höhentief abschnürte. Es verlagerte sich zum 8. zu den Pyrenäen, auf seiner Vorderseite entwickelte sich über Ostspanien am Boden Tief "Andrea".

Bodendruckanalysen vom 07. bis 11.03.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
07.03.2010, 00 UTC 08.03.2010, 00 UTC 09.03.2010, 00 UTC 10.03.2010, 00 UTC 11.03.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 07. bis 11.03.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
07.03.2010, 00 UTC 08.03.2010, 00 UTC 09.03.2010, 00 UTC 10.03.2010, 00 UTC 11.03.2010, 00 UTC

Radarbild, 08.03.2010, 5 UTC
Quelle: Météo-France
Intensive Hebungsprozesse - einerseits dynamischen Vorgängen, zum anderen massiver Warmluftadvektion geschuldet - führten im Zusammenwirken mit der feuchten Mittelmeerluft noch am 7. im Nordosten Spaniens und im Süden Frankreichs zu kräftigen Niederschlägen. Diese fielen zum Großteil als Schnee; beispielsweise kamen in Nîmes innerhalb von 24 Stunden bis zum 8., 06 UTC 23 cm, in Perpignan binnen nur neun Stunden bis zum 8., 15 UTC 25 cm zusammen. Selbst unmittelbar am Mittelmeer meldeten Montpellier 4 cm und Cap Bear im äußersten Nordosten Spaniens 1 cm. Flocken rieselten auch in Barcelona, sogar im Stadtzentrum und am Strand bildete sich eine dünne Schneedecke von 2 bis 3 cm aus und sorgte für Chaos im Straßenverkehr. In den höher gelegenen Gebieten Kataloniens (Montseny) und in den Pyrenäen fiel zum Teil mehr als ein halber Meter Schnee (z. B. Rupit/Comarca Osona 70 cm, Espinelves/Comarca Osona 60 cm). Dort mussten zahlreiche Straßen gesperrt werden oder waren unpassierbar, darunter der wichtige Grenzübergang zwischen Spanien und Frankreich bei La Jonquera. In Südfrankreich ging auf dem Flughafen in Nîmes zeitweilig nichts mehr; im Département Gard blieben 250 Menschen im Schnee stecken und verbrachten die Nacht in Notunterkünften.

Auf seinem Weg nach Osten zog "Andrea" bis zum 11. über die Balearen, Korsika und die Mitte Italiens hinweg zur nördlichen Adria, wo sich das Tief allmählich auffüllte. Unter Einbeziehung der arktischen Kaltluft an seiner Nordflanke fielen die Niederschläge weiterhin zum Teil bis auf Meeresniveau herab als Schnee, so zum Beispiel auch am Flughafen von Palma auf Mallorca. Die Berge - und Straßen - der Serra de Tramuntana im Nordwesten der beliebten Ferieninsel waren schneebedeckt; viele der Straßen nur noch mit Schneeketten befahrbar oder ganz gesperrt. Besonders intensiv schneite es im Norden Italiens, in Slowenien und in Teilen des Balkans. In Turin fielen vom 9. bis zum 11. 24 cm Neuschnee, in Piacenza 13. Noch größere Neuschneemengen gab es in den bergigen Regionen, zum Beispiel in den Apenninen. In Frontone, auf etwa 400 Meter Höhe in der Provinz Pesaro und Urbino gelegen, wurden am Morgen des 10. 35 cm gemessen; aber auch in Mondovi im Piemont auf 559 Meter Höhe erhöhte sich die Schneedecke innerhalb von 24 Stunden um 34 cm. Hinzu kam ein kräftiger Nordost- bis Ostwind, der in Böen örtlich Orkanstärke erreichte (z. B. Capo Mele, Triest je 122 km/h am 9. bzw. 10.).
In Ogulin (Kroatien, 323 m) fielen vom 9. bis zum 11. 36 cm Neuschnee, in Gospić auf 656 Meter Höhe im selben Zeitraum sogar mehr als ein halber Meter. Selbst in der Kvarner-Bucht konnten Schneeflocken beobachtet werden (Rijeka 1 cm). In der Hauptstadt Sloweniens, Ljubljana, wurden 12 cm, in Maribor 15 cm gemessen. Infolge der Schneefälle mussten in den Abruzzen hunderte Autofahrer auf der Autobahn 24 die Nacht in ihren Fahrzeugen verbringen, in Umbrien brachten Helfer Dutzende Autofahrer in Hotels unter. Der Flughafen Marconi in Bologna wurde zeitweise geschlossen. Ebenso geschlossen blieben zahlreiche Schulen in der Emilia Romagna, der Toskana, in Umbrien sowie in den Marken und den Abruzzen. In Kroatien sorgten Schnee und Sturm hauptsächlich im Norden und in der Mitte des Landes für Probleme.



Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen in verschiedenen Ländern Südeuropas vom 08. bis 11.03.2010 sowie eine Auswahl gemessener Spitzenböen in Italien am 09. und 10.03.2010. Quellen: DWD, Météo-France, WetterOnline

Ort Schnee Termin
Perpignan (F, 47 m)
Nîmes (F, 60 m)
Orange (F, 60 m)
Montélimar (F, 74 m)
Frontone (I, 574)
Turin (I, 710 m)
Piacenza (I, 138 m)
Brescia (I, 97 m)
Gospić (HR, 565 m)
Ogulin (HR, 328 m)
Maribor (SLO, 265 m)
Ljubljana (SLO, 298 m)
25 cm
23 cm
20 cm
15 cm
35 cm
35 cm
13 cm
10 cm
62 cm
54 cm
15 cm
12 cm
08., 15 UTC
08., 06 UTC
08., 06 UTC
08., 06 UTC
10., 06 UTC
11., 06 UTC
11., 06 UTC
10., 06 UTC
11., 06 UTC
11., 06 UTC
11., 06 UTC
11., 06 UTC
Ort Böe Datum
Capo Mele
Triest
Ronchi dei Legionari
Rivolto
122 km/h
122 km/h
119 km/h
106 km/h
09.03.
10.03.
10.03.
10.03.

Weitere Schneehöhen aus Katalonien sowie eine Einschätzung des Schneefallereignisses hat der meteorologische Dienst Kataloniens veröffentlicht: Artikel


Satellitenbilder

Satbildanimation vom 08.03.2010, 19:30 bis 21:15 MEZ
in 15-min-Schritten / Größe ca. 1 MB
| Bildquelle: EUMETSAT


08.03., 12:59 UTC, NOAA-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
09.03., 12:49 UTC, NOAA-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
10.03., 15:26 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

09.03., 09:45-11:25 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Observatory


Text: CE



Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu