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Freitag, 5. Februar 2010, 20:45 MEZ


Schneefall, Sturm

Deutschland
02./03.02.2010


Satellitenbild: 02.02.2010, 14:50 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Ein kräftiges Tiefdruckgebiet brachte Anfang Februar 2010 Teilen Deutschlands kräftige Schneefälle mit Verwehungen und beendete gleichzeitig im Flachland die seit dem letzten Januardrittel anhaltende winterliche Witterungsphase (siehe Artikel). Rekordschneehöhen wurden in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland gemessen.


Wetterlage und Entwicklung

Anfang Februar überdeckte ein breiter Langwellentrog große Teile Europas. Die kälteste Luft in höheren Schichten der Troposphäre mit Temperaturen zwischen -35 °C und unter -40 °C in 500 hPa (etwa 5200 Meter Höhe) kam dabei über Nord- und Mitteleuropa zum Liegen. Dem Trog gegenüber stand ein Hochdruckrücken, der vom mittleren Nordatlantik über die Azoren und Island bis nach Grönland reichte. Zwischen Rücken und Trog formierte sich am 1. im Seegebiet zwischen Island und Schottland Tiefdruckgebiet "Miriam", das mit seinem Zentrum unter Intensivierung bis zum 3. über die Nordsee nach Dänemark und anschließend zur Ostsee zog. Das zugehörige, okkludierende Frontensystem überquerte Deutschland am 3. von Nordwest nach Südost und führte in seinem zunehmend schmaler werdenden Warmsektor im Vergleich zur präfrontal lagernden Polarluft deutlich mildere Meeresluft heran. Hinter der Kaltfront respektive Okklusion strömte die kältere Luft vorübergehend nochmals südwärts, erreichte den äußersten Süden und Südwesten Deutschlands jedoch nicht. Dort ging die Luftmassengrenze in die Warmfront eines neuen Atlantiktiefs über und wurde wieder nach Nordosten rückläufig. Dahinter gelangte von Südwesten her milde Luft heran, was Tauwetter bis in höhere Lagen bedeutete.

Bodendruckanalysen vom 02. bis 04.02.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
02.02.2010, 00 UTC 03.02.2010, 00 UTC 04.02.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 02. bis 04.02.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
02.02.2010, 00 UTC 03.02.2010, 00 UTC 04.02.2010, 00 UTC

Bereits in den Frühstunden des 2. setzte im Nordwesten Deutschlands stärkerer Schneefall ein, der bis zum Mittag die komplette Westhälfte des Landes erfasste. Im Emsland ging der Schnee jedoch alsbald in Schneeregen und Regen über. Am Nachmittag und Abend breiteten sich die Niederschläge allmählich auf ganz Deutschland aus. Dabei fiel in den Tieflagen zunehmend Schneeregen und Regen, oberhalb etwa 500 Meter meist durchweg Schnee. Hinzu kamen starke bis stürmische Böen, vereinzelt wurden auch im Flachland Sturmböen registriert (z. B. Chemnitz 86 km/h, Rheinstetten und Lahr je 76 km/h). Insbesondere in den Höhenlagen der Mittelgebirge sorgten Böen der Stärke 11 bis 12 (Brocken 122 km/h, Feldberg/Schwarzwald 115 km/h) für massive Schneeverwehungen.
Während im Norden Deutschlands die Niederschläge nachließen und schließlich ganz aufhörten, schneite und regnete es in der Nacht zum 3. in der Mitte und im Süden weiter. Bis 7 Uhr MEZ fielen 24-stündig nicht selten zwischen 10 und 20 mm Niederschlag, vor allem an den Westhängen der Mittelgebirge noch deutlich mehr. Dort, wo durchweg Flocken rieselten, konnten beträchtliche Neuschneezuwächse verzeichnet werden. So meldeten bis zum Morgen Freudenstadt eine Neuschneehöhe von 30 cm, die Wasserkuppe in der hessischen Rhön sogar 45 cm innerhalb der letzten 24 Stunden. Im Flachland wurden Neuschneemengen bis über 20 cm (z. B. Wittstock/Brandenburg 21 cm) beobachtet. Tagsüber kamen im Bereich der quasistationären Front in den süddeutschen Mittelgebirgen - insbesondere im Schwarzwald - noch einige Zentimeter Schnee hinzu, sodass z. B. Freudenstadt um 12 UTC eine Gesamtschneehöhe von 90 cm aufweisen konnte. Bemerkenswerter allerdings sind einige Schneehöhen aus tiefen Lagen; auf der Ostseeinsel Hiddensee (45 cm) und in Teterow (Mecklenburg-Vorpommern, 51 cm) lag noch nie so viel Schnee wie an diesem 3. Februar 2010, in Schwerin (38 cm) so viel wie seit 70 Jahren nicht mehr. Saarbrücken stellte bereits am 2. um 18 UTC mit 39 cm einen neuen Stationsrekord auf. Mehr als einen halben Meter hoch türmte sich der Schnee auch im 392 Meter hohen Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen (56 cm) und in Greifswald (52 cm). Die neuerlichen Schneefälle bereiteten einmal mehr vielerorts große Probleme. Auf den Straßen kam es zu zahlreichen und teilweise schweren Unfällen. Dabei starben mindestens drei Menschen. Besonders betroffen war die Autobahn 45, bekannt als "Sauerlandlinie", wo sich aufgrund liegengebliebener Lastwagen der Verkehr für 22 Stunden auf mehr als 40 Kilometern Länge staute. Viele Autofahrer verbrachten die Nacht zum 3. in ihren Fahrzeugen und wurden von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes mit Decken und heißem Tee versorgt. Im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) wurde für wenige Stunden gar Katastrophenalarm ausgerufen. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern kam es wegen vereister Schienen zu Zugausfällen und Verspätungen. Tausende Schüler durften sich in Schleswig-Holstein sowie in vielen Landkreisen Niedersachsens über "schneefrei" freuen; dort fiel für einen Tag der Unterricht aus. Teilweise mussten Dächer von den Schneelasten befreit werden, da Einsturzgefahr drohte. In Hessen wurden einige Sporthallen geschlossen. Besonders dramatisch stellte sich die Lage auf der Insel Hiddensee dar, die tagelang von der Außenwelt abgeschnitten war und nur über eine Luftbrücke per Helikopter mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt werden konnte.



Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl der höchsten an deutschen Stationen gemessenenen Schneehöhen am 02./03.02.2010. Bei mehrmaligem Auftreten einer Schneehöhe ist der jeweils erste Termin angegeben.
Quelle: DWD


Ort Schnee Termin
Großer Arber (BY, 1446 m)
Brocken (SA, 1142 m)
Kahler Asten (NRW, 841 m)
Fichtelberg (SN, 1215 m)
Wasserkuppe (HE, 925 m)
Feldberg/Schw. (BW, 1493 m)
Freudenstadt (BW, 801 m)
Bad Marienberg (RP, 555 m)
Vielbrunn/Odw. (HE, 455 m)
Lüdenscheid (NRW, 392 m)
Greifswald (MV, 5 m)
Boizenburg (MV, 15 m)
Wiesenburg (BB, 188 m)
Saarbrücken (SL, 320 m)
Potsdam (BB, 100 m)
Schwerin (MV, 38 m)
Kiel (SH, 5 m)
Bad Kissingen (BY, 266 m)
Rheinstetten (BW, 116 m)
136 cm
135 cm
112 cm
105 cm
100 cm
67 cm
90 cm
75 cm
59 cm
56 cm
52 cm
47 cm
43 cm
39 cm
38 cm
38 cm
34 cm
32 cm
7 cm
03., 12 UTC
03., 06 UTC
03., 06 UTC
03., 06 UTC
03., 06 UTC
03., 18 UTC
03., 12 UTC
03., 06 UTC
03., 18 UTC
03., 06 UTC
03., 00 UTC
02., 18 UTC
03., 06 UTC
02., 18 UTC
03., 00 UTC
03., 06 UTC
02., 18 UTC
02., 18 UTC
02., 06 UTC


Niederschlag

Nachfolgend Niederschlagsradarbilder vom 02. und 03.02.2010. Quelle: DWD

02.02.2010, 00 Uhr MEZ 02.02.2010, 06 Uhr MEZ 02.02.2010, 12 Uhr MEZ 02.02.2010, 18 Uhr MEZ
03.02.2010, 00 Uhr MEZ 03.02.2010, 06 Uhr MEZ 03.02.2010, 12 Uhr MEZ 03.02.2010, 18 Uhr MEZ


Satellitenbilder

02.02., 09:54 UTC, N-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
02.02., 12:07 UTC, N-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
03.02., 09:30 UTC, N-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
03.02., 12:55 UTC, N-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Text: CE



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