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Dienstag, 24. November 2009, 19:00 MEZ


Sturm

West-, Mitteleuropa
21.-23.11.2009


Satellitenbild: 23.11.2009, 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Äußerst wechselhaftes und zeitweise auch stürmisches Wetter stellte sich in der zweiten Novemberhälfte 2009 in Teilen West- und Mitteleuropas ein. Waren zunächst hauptsächlich die Britischen Inseln von kräftigem Regen und Sturm betroffen, beeinflusste ein kleines Sturmtief am 23. November auch Deutschland samt Nachbarländer. Es richtete aber meist nur kleinere Schäden an.


Wetterlage und Entwicklung

Aus dem Norden Kanadas machte sich Tiefdruckgebiet "Ludwig" bereits am 18.11.2009 auf den Weg über die Labradorsee nach Süden. Unter Verstärkung verlagerte es sich ab dem 20. nach Osten und folgte gewissermaßen - allerdings auf einer deutlich südlicheren Zugbahn - dem Vorgängertief "Klaus" nach, das von Island zum Eismeer zog und sich dabei auflöste. Das Frontensystem von "Ludwig" überquerte am 21. die Britischen Inseln nordostwärts, der Tiefkern selbst zog am 22. über den Norden Schottlands zur nördlichen Nordsee.
Zum 23. bildete "Ludwig" mehrere Tiefzentren aus; der gesamte Komplex wurde über Skandinavien zusammen mit dem nachfolgenden Atlantiktief "Max" Bestandteil einer umfangreichen Tiefdruckzone. Dem gegenüber stand hoher Luftdruck von den Azoren bis zum östlichen Mittelmeer ("Christl", "Beata"). Dazwischen zielte die gut ausgeprägte Frontalzone vom mittleren Nordatlantik über West- direkt auf Mitteleuropa. Die ohnehin schon großen Luftdruckgegensätze zwischen der Tiefdruckzone im Norden und dem hohen Druck im Süden verschärften sich durch eine Randtiefentwicklung über den Britischen Inseln noch weiter; das Tief wurde in die Zirkulation von "Ludwig" einbezogen und erhielt entsprechend den Namen "Ludwig II". Es wanderte am 23. rasch über die südliche Nordsee, die Benelux-Staaten und den äußersten Norden Deutschlands nach Nordpolen und zum Baltikum.

Bodendruckanalysen vom 21. bis 24.11.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
21.11.2009, 00 UTC 22.11.2009, 00 UTC 23.11.2009, 00 UTC 24.11.2009, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 21. bis 24.11.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
21.11.2009, 00 UTC 22.11.2009, 00 UTC 23.11.2009, 00 UTC 24.11.2009, 00 UTC

Mit Durchzug des Frontensystems von "Ludwig" kam es am 21. vor allem in Irland, in Nordirland, im Westen und Norden Englands, sowie in Schottland verbreitet zu Sturmböen. In den höheren Lagen traten Orkanböen auf (z. B. Cairngorm Mountains (1245 m) 143 km/h).
Nach einer kurzen Phase der Beruhigung lebte der Wind am 22. mit Annäherung des Tiefzentrums und einer damit einhergehenden Zunahme der Luftdruckgegensätze erneut kräftig auf. Vor allem wieder auf den Westseiten der Inseln wurden verbreitet Sturm-, teilweise auch schwere Sturmböen und sogar einzelne Orkanböen gemessen (z. B. Aberdaron/Wales 122 km/h). Schwere Sturmböen konnten auch an der Ärmelkanalküste registriert werden, im Landesinneren dagegen erreichten die Böen meist nur Stärke 7 oder 8.

Das Randtief "Ludwig II" brachte am Vormittag des 23. zunächst dem gesamten Ärmelkanalumfeld schwere Sturm- und orkanartige Böen (z. B. Alderney 106 km/h, St. Catherine's Port 100 km/h). Am Nachmittag verlagerte sich das Starkwindfeld dann allmählich nach Nordfrankreich, Benelux und in die Mitte und den Süden Deutschlands. Die belgische Station Ukkel bei Brüssel meldete zwischen 12 und 13 Uhr MEZ 90 km/h, mit Durchzug der Kaltfront am frühen Abend und damit in Verbindung stehenden Schauern und Gewittern traten vor allem im niederländisch-belgischen Grenzgebiet sowie an der niederländischen Nordseeküste schwere Sturmböen auf (z. B. Antwerpen 97 km/h).
In Deutschland verzeichnete das nur 557 Meter hoch gelegene Weinbiet im Pfälzer Wald mehrfach Orkanböen, zwischen 16 und 17 Uhr MEZ sogar 130 km/h. Dieser Wert wurde nur vom Feldberg im Schwarzwald (1493 m) mit 133 km/h sowie am späten Abend vom 1142 Meter hohen Brocken im Harz mit 158 km/h überboten. Solche Windgeschwindigkeiten konnten dort zuletzt am 2. März 2008 gemessen werden. In tieferen Lagen blieb es meist bei maximal schweren Sturmböen.

Der Sturm richtete deutschlandweit zwar zahlreiche, meist aber nur kleinere Schäden an. Die Sturmböen entwurzelten Bäume und wehten Ziegeln von den Dächern. Bei Krefeld stürzte ein Baum auf die Oberleitung einer Bahnstrecke, kurz nachdem eine Regionalbahn die Stelle passiert hatte. Rund 150 Passagiere saßen daraufhin fast zwei Stunden fest. Besonders in der Mitte Deutschlands gesellte sich zum Sturm auch noch kräftiger Regen mit Mengen bis 40 mm innerhalb von 24 Stunden (Lüdenscheid), sodass manch Straßen und Keller überflutet wurden. Im Stadtgebiet von Hamburg musste die Feuerwehr zu etwa 100 Einsätzen ausrücken.



Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen auf den Britischen Inseln am 21. und 22.11.2009 sowie in Deutschland am 23.11.2009. Quelle: WetterOnline

Ort (GB) Höhe Böe Datum
Cairngorm Mountains
Cairnwell
Glen Ogle
Aberdaron
Great Dun Fell
Great Dun Fell
Cairngorm Mountains
Aberdaron
Pembrey Sands
Aonach Mor
1245 m
933 m
564 m
94 m
847 m
847 m
1245 m
94 m
6 m
1130 m
143 km/h
124 km/h
115 km/h
113 km/h
111 km/h
128 km/h
126 km/h
122 km/h
120 km/h
120 km/h
21.11.
21.11.
21.11.
21.11.
21.11.
22.11.
22.11.
22.11.
22.11.
22.11.
Ort (D) Höhe Böe
Brocken
Zugspitze
Feldberg/Schw.
Weinbiet/Pf. Wald
Wendelstein
FS Tiefenwasser Ems
Aachen
Würzburg
Chemnitz
Rheinstetten
1142 m
2962 m
1493 m
557 m
1835 m
0 m
205 m
272 m
420 m
116 m
158 km/h
133 km/h
133 km/h
130 km/h
115 km/h
101 km/h
94 km/h
94 km/h
90 km/h
83 km/h


Satellitenbilder

21.11., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
22.11., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
23.11., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk


Text: CE



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