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Donnerstag, 30. April 2009, 18:30 MESZ


Starkniederschlag

Südfrankreich, Norditalien, Südschweiz
25.-29.04.2009


Satellitenbild: 27.04.2009, 12:12 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Starke Niederschläge gingen Ende April 2009 im Süden Frankreichs, in Oberitalien und speziell in den südlichen Schweizer Alpen nieder. Im Tessin fielen binnen 72 Stunden deutlich mehr als 100 mm, örtlich sogar über 200 mm. In Lagen oberhalb von etwa 2.000 Meter gab es bis zu 150 cm Neuschnee. Vor allem in der Region Piemont im Nordwesten Italiens kam es zu Überschwemmungen und Erdrutschen; in Alessandria wurden rund 6.000 Menschen evakuiert.


Wetterlage und Entwicklung

Am 25. und 26. etablierte sich über Westeuropa ein umfangreicher und in seinem Südteil ausgeprägter Höhentrog. Über der Iberischen Halbinsel war dabei ein Höhentiefzentrum auszumachen, das bis zum 28. über den Löwengolf hinweg nach Korsika zog. Auf dessen Vorderseite ließen großräumige Hebungsvorgänge auch am Boden den Luftdruck sinken und ein Tiefdruckgebiet ("Ulysses") entstehen. Es verlagerte sich bis zum 30. langsam über das westliche Mittelmeer und Norditalien hinweg nach Slowenien. An der Ostflanke von Boden- und Höhentief wurde Warmluft nordwärts transportiert, die sich über dem Mittelmeer mit viel Feuchtigkeit anreichern konnte und gleichzeitig intensiven Hebungsprozessen unterworfen war. Am Alpensüdrand staute sich die feuchte Luft, was zu kräftigen, länger anhaltenden und von einzelnen Gewittern durchsetzten Niederschlägen führte.

Bodendruckanalysen vom 26. bis 29.04.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
26.04.2009, 00 UTC 27.04.2009, 00 UTC 28.04.2009, 00 UTC 29.04.2009, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 26. bis 29.04.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
26.04.2009, 00 UTC 27.04.2009, 00 UTC 28.04.2009, 00 UTC 29.04.2009, 00 UTC

Die gemessenen Niederschlagsmengen waren vor allem in der Südschweiz beachtlich. So fielen beispielsweise am Lago di Robiei vom 26., 06 UTC bis 30., 06 UTC insgesamt 245 mm. Jeweils knapp 200 mm innerhalb von 72 Stunden konnten Locarno-Monti und Locarno vermelden. Bei einer durchschnittlichen Niederschlagssumme im April von 164 mm (Bezugszeitraum 1961 bis 1990) bedeutete dies für Locarno-Monti 120 Prozent des Monatssolls. Die eineinhalbfache Menge des langjährigen Aprilmittels konnte mit 148 mm binnen drei Tagen in Ulrichen im Goms verzeichnet werden. Besonders intensiv waren die Niederschläge am 27., als dort eine Tagessumme von 93 mm registriert wurde. In Visp (Oberwallis) summierten sich an diesem Tag 57 mm innerhalb von zwölf Stunden. Die Schneefallgrenze sank zeitweilig bis auf rund 1.000 Meter Höhe ab, oberhalb 2.000 Meter fielen bis zu 150 cm Neuschnee. Aber auch im nur rund 1.400 Meter hoch gelegenen Evolène im Wallis häufte sich am 27. von der Frühe bis zum Abend fast ein halber Meter Neuschnee an.
Hohe - wenngleich nicht ganz so außergewöhnliche - Niederschlagssummen kamen auch in Südfrankreich und in Oberitalien zustande. Auf Porquerolles, einer kleinen Insel vor der französischen Mittelmeerküste bei Toulon, fielen bis zum 27., 06 UTC 77 mm innerhalb von zwölf Stunden; am Cap Corse auf Korsika 62 mm binnen eines Tages bis zum Morgen des 28. In Italien stach Genua mit 98 mm im Zeitraum 26., 06 UTC bis 27., 06 UTC hervor - das entspricht 115 Prozent im Vergleich zum langjährigen Aprilmittel.

Aufnahmen einer Webcam in Arolla (Schweizer Kanton Wallis, 1.998 m) vom 27.04.2009
Quelle: http://www.hotel-kurhaus.arolla.com
27.04.2009, 07 MESZ 27.04.2009, 12 MESZ 27.04.2009, 17 MESZ 27.04.2009, 21 MESZ

Die heftigen Niederschläge lösten örtliche Überschwemmungen und Erdrutsche aus. In Alessandria im Nordwesten Italiens mussten rund 6.000 Menschen sicherheitshalber ihre Häuser verlassen. Bereits zuvor war der Fluss Tanaro bei Asti über die Ufer getreten und hatte Häuser und Felder überschwemmt. An der Grenze zwischen Italien und Frankreich wurden zwei Menschen verletzt, als infolge eines Erdrutsches Steine auf ihr Auto gefallen waren. Auch bei Pavia in der Lombardei und im Tessiner Ferienort Morcote gab es Erdrutsche. Menschen kamen dort jedoch nicht zu Schaden.



Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl 48-stündiger Niederschlagsmengen in Frankreich vom 25.04., 06 UTC bis 27.04., 06 UTC (jeweils 24-stündig bis zum angegebenen Tag, 06 UTC); dazu eine Auswahl gemessener Niederschlagsmengen in der Schweiz vom 26.04., 06 UTC bis 30.04., 06 UTC (jeweils 24-stündig bis zum angegebenen Tag, 06 UTC) und ein Vergleich mit den Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990 für April (soweit Vergleichswerte vorliegend).
Quellen: DWD (Messwerte), MeteoSchweiz (Mittelwerte)


Ort 26. 27. Summe
Mont Aigoual (F)
Millau (F)
Le Luc (F)
Cannes (F)
Toulon (F)
34 mm
43 mm
3 mm
4 mm
5 mm
52 mm
34 mm
36 mm
32 mm
30 mm
86 mm
77 mm
39 mm
36 mm
35 mm

Ort 27. 28. 29. 30. Summe Mittel %
Robiei (CH)
Locarno-Monti (CH)
Locarno (CH)
Lugano (CH)
Ulrichen (CH)
Piotta (CH)
Hinterrhein (CH)
San Bernardino (CH)
Zermatt (CH)
Grimselpass (CH)
70 mm
48 mm
50 mm
47 mm
15 mm
21 mm
29 mm
23 mm
3 mm
3 mm
74 mm
84 mm
54 mm
57 mm
93 mm
78 mm
55 mm
46 mm
61 mm
21 mm
77 mm
65 mm
76 mm
53 mm
37 mm
45 mm
43 mm
28 mm
7 mm
38 mm
24 mm
<1 mm
1 mm
-
3 mm
-
<1 mm
<1 mm
1 mm
7 mm
245 mm
197 mm
181 mm
157 mm
148 mm
144 mm
127 mm
97 mm
72 mm
69 mm
-
164 mm
-
152 mm
98 mm
132 mm
132 mm
180 mm
50 mm
209 mm
-
120%
-
103%
151%
109%

96%
54%
144%
33%


Schneehöhen

Nachfolgend eine Übersicht über die Neuschneemengen in der Schweiz innerhalb von 72 Stunden bis zum 30.04.2009, morgens. Quelle: slf.ch



Satellitenbilder

26.04., 12:27 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
27.04., 13:12 UTC, NOAA-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
28.04., 13:02 UTC, NOAA-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Text: CE


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