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Dienstag, 10. März 2009, 21:30 MEZ


Ergiebige Niederschläge

Mitteleuropa
04.-07.03.2009


Satellitenbild: 06.03.2009, 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk

Anfang März 2009 gingen in einigen Regionen Mitteleuropas länger andauernde und dadurch ergiebige Niederschläge nieder. Teilweise fiel bis in tiefe Lagen Schnee. Örtlich traten Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer, im Schwarzwald bereiteten große Neuschneemengen und Schneebruch Probleme.


Wetterlage und Entwicklung

Etwa 50 cm Neuschnee fielen am
Mummelsee im Nordschwarzwald.
Ihren Ursprung nahm diese niederschlagsreiche Witterungsphase am 3. und 4., als sich das kräftige Tiefdruckgebiet "Andreas" vom isländischen Raum auf den Weg zu den Britischen Inseln machte. Zwischen "Andreas" und einem mächtigen Hoch über dem mittleren Nordatlantik kam eine flotte nordwestliche Strömung in Gang, mit der grönländische Kaltluft weit nach Süden vordrang. Diese massive Kaltluftadvektion bewirkte die Ausweitung eines langwelligen Höhentroges in Richtung Westeuropa und westliches Mittelmeer, wo ein dort liegendes Höhentief in die Zirkulation mit einbezogen und als kurzwelliger Anteil auf der Vorderseite des Langwellentroges nordostwärts gesteuert wurde.
Während Tief "Andreas" nach Norden abdrehte, entwickelte sich über dem westlichen Mittelmeer - unterstützt durch den Kurzwellentrog - ein neues Tief, "Berthold". "Berthold" zog bis zum 6., 00 UTC über Korsika hinweg nach Norditalien und bildete mehrere Randtiefs aus. Das okkludierte Frontensystem von "Andreas" erreichte in der Nacht zum 5. den Westen Deutschlands, kam dann aber aufgrund der zunehmend höhenströmungsparallelen Lage kaum noch nach Osten voran und wurde am 5. und 6. schließlich sogar wieder etwas nach Westen rückläufig. Auf die bodennah von Nordwesten her einströmende Kaltluft glitt im Gegenuhrzeigersinn um "Berthold" herum feuchte und warme Mittelmeerluft auf. Die stärkste Warmluftadvektion und mithin die kräftigsten Hebungsvorgänge waren dabei in einem Streifen längs über dem Westen Deutschlands wirksam. Dieser Streifen markierte in etwa die Lage des Frontensystems von "Andreas" als quasistationäre Luftmassengrenze.

Die Gesamtschneehöhe wuchs auf
rund 1,50 Meter an.
Vom 5. bis zum 7. fielen ergiebige Niederschläge, die in erster Linie durch ihre Dauer von rund 48 Stunden zu hohen Gesamtmengen führten. Beispielsweise gingen auf dem Klippeneck 49 mm überwiegend als Schnee nieder, der Neuschneezuwachs betrug 33 cm. In Lahr fielen 45, an der Station Bonn-Roleber und in Essen je 44 mm Niederschlag. Lokal, besonders an den Westhängen des Nordschwarzwaldes, gab es noch weitaus höhere Summen. Bis zum Morgen des 6. meldete Ohlsbach 24-stündig 46 mm, Baden-Baden 36 mm. In Baiersbronn-Ruhestein wurden am 5. und 6. insgesamt 68 mm gemessen. Dabei fiel bis in mittlere, in der Nacht zum 6. bis in tiefste Lagen nasser Schnee. Selbst am Oberrhein schneite es, am Morgen des 6. lag in Rheinstetten 1 cm. Bei Temperaturen von etwa 0 °C dort sowie gleichzeitig in etwa 1000 Meter Höhe war dies ein eindrucksvolles Beispiel für massive Kühlung großer vertikaler Luftschichten durch Verdunstungs- und Schmelzprozesse. Oberhalb etwa 500 Meter schneite es durchweg, an der Schwarzwaldhochstraße beim Mummelsee und auf der 1164 Meter hohen Hornisgrinde kamen rund 50 cm Neuschnee zusammen. Nach dem Schneefallereignis vom 17. Februar betrug die Gesamtschneehöhe dort etwa 1,50 Meter.

Tiefverschneite Hornisgrinde am 07.03.2009; alle Fotos: Christian Ehmann
Aufgrund der anhaltenden Schneefälle gab es im Schwarzwald größere Behinderungen. Zahlreiche Straßen mussten wegen Schneebruch gesperrt werden. Im Ortenaukreis auf der Bundesstraße 28 ging es für mehrere Autofahrer wegen Schnee nicht mehr weiter. Sie wurden in einer Schule untergebracht und mit warmen Getränken versorgt. Auf schneeglatten Fahrbahnen ereigneten sich zudem zahlreiche Unfälle. In mehreren Gemeinden war die Stromversorgung unterbrochen, nachdem der nasse und schwere Schnee auf Stromleitungen gefallen war und diese beschädigt hatte. In den Niederungen Westdeutschlands kam es gebietsweise zu Überschwemmungen, nachdem Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer getreten waren.

Kräftige Niederschläge gab es auch von der nördlichen Adria bis zu den Südalpen sowie im Norden Spaniens. Im slowenischen Vojsko summierten sich bis zum 6., 06 UTC 123 mm binnen 48 Stunden. Im Bereich der Warmluft lag dort die Schneefallgrenze deutlich höher, sodass selbst auf rund 1000 Meter Höhe nur zeitweise Schnee fiel und sich die Neuschneemengen in Grenzen hielten. Immerhin 70 cm Neuschnee bei 106 mm Niederschlag verzeichnete das Skigebiet Vogel auf 1535 Meter Höhe. An der spanischen Biskayaküste wurden am 4./5. in Santander am Flughafen 31, in Bilbao 29 mm registriert.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 04. bis 07.03.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
04.03.2009, 00 UTC 05.03.2009, 00 UTC 06.03.2009, 00 UTC 07.03.2009, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 04. bis 07.03.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
04.03.2009, 00 UTC 05.03.2009, 00 UTC 06.03.2009, 00 UTC 07.03.2009, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die höchsten gemessenen 48-stg. Niederschlagsmengen in Deutschland vom 05. bis 07.03. (jeweils 06 UTC bis 06 UTC; soweit verfügbar) sowie eine Auswahl 48-stg. Niederschlagsmengen vom 04. bis 06.03. (jeweils 06 UTC bis 06 UTC) aus Slowenien. Quelle: WetterOnline

Ort 06. 07. Summe
Klippeneck (BW)
Lahr (BW)
Bonn-Roleber (NRW)
Essen (NRW)
Werl (NRW)
Meßstetten (BW)
Nörvenich (NRW)
Köln/Bonn Flgh. (NRW)
Deuselbach (RP)
Rheinstetten (BW)
23 mm
25 mm
30 mm
22 mm
8 mm
12 mm
26 mm
22 mm
22 mm
21 mm
26 mm
20 mm
14 mm
22 mm
28 mm
23 mm
9 mm
12 mm
12 mm
12 mm
49 mm
45 mm
44 mm
44 mm
36 mm
35 mm
35 mm
34 mm
34 mm
33 mm
Ort 05. 06. Summe
Vojsko
Vogel
Lesce
Rateče
78 mm
59 mm
50 mm
46 mm
45 mm
47 mm
37 mm
19 mm
123 mm
106 mm
87 mm
65 mm


Niederschlag

24-stg. interpolierte Niederschlagsmengen in Baden-Württemberg vom 06. und 07.03.,
jeweils bis 13 MEZ; Quelle: HVZ BaWü
24-stg. Niederschlagsmengen an den Stationen Baiersbronn-Ruhestein (BW) und
Eggenstein (BW) vom 04. bis 07.03.; Quelle: HVZ BaWü


Radaranimation vom 05.03., 12:00 MEZ bis 07.03., 00:00 MEZ
in 1 h-Schritten / Größe ca. 2 MB
| Quelle der Bilder: DWD


Satellitenbilder

05.03., 09:14 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
05.03., 20:39 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
06.03., 12:46 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
06.03., 20:15 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR



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