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Donnerstag, 5. Februar 2009, 17:30 MEZ


Kräftige Schneefälle

Nordfrankreich, Britische Inseln /
Nordspanien, Südalpen
01.-03.02.2009


Satellitenbild: 03.02.2009, 13:20 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Anfang Februar 2009 hatte der Winter weite Teile West- und Mitteleuropas fest im Griff. Selbst dort, wo sonst eher selten viel Schnee fällt - nämlich auf den Britischen Inseln - rieselten die Flocken in ungewöhnlich hoher Zahl und Dichte. Mit ordentlich Schnee hatten auch Teile Frankreichs, Nordspanien sowie der südliche Alpenraum zu kämpfen.


Wetterlage und Entwicklung

Wenn gleichzeitig in mehreren Ländern Europas kräftige Schneefälle auftreten, ist daran selten nur ein einziges meteorologisches System beteiligt. So lassen sich auch in diesem Fall die Niederschläge in Frankreich und auf den Britischen Inseln sowie in Nordspanien und dem Südalpenraum unterschiedlichen Druckgebilden zuordnen. An der Südflanke des mächtigen und durch sämtliche Höhenschichten der Troposphäre ausgeprägten Hochs "Friederike", dessen Schwerpunkt am 1. über dem Süden Kareliens zu finden war, wurde mit einer östlichen Strömung polare Kaltluft nach Mittel- und Westeuropa geführt. In diese Strömung war ein Höhentief - ein klassischer "Kaltlufttropfen" - eingelagert, der nur in höheren Schichten zu erkennen war und sich, der Definition für einen Kaltlufttropfen entsprechend, im Bodendruckfeld nicht abbildete. In seiner Spur schneite es in der Nacht zum und am 1. im Norden und in der Mitte Deutschlands leicht, vielerorts kam eine dünne Schneedecke von wenigen Zentimetern zustande (z.B. Greifswald 4 cm).
Bis zum 2. verlagerte sich der Kaltlufttropfen mit seinem Zentrum über den Ärmelkanal hinweg zu den Britischen Inseln. Dabei fiel unter anderem im Norden Frankreichs (z.B. Paris-Orly 6 cm) und auf Guernsey Schnee. Auf der zweitgrößten der britischen Kanalinseln türmte sich die weiße Pracht am Morgen des 2. stolze 18 cm hoch! Sogar in der Bretagne schneite es (Brest 4 cm um 18 UTC). Derweil bildete sich unter dem Höhentief auch am Boden ein Tief ("Nicolas") aus, sodass von einem "Kaltlufttropfen" dann keine Rede mehr sein konnte. Für die kräftigen Schneefälle, die auf den Britischen Inseln am Nachmittag des 1. zunächst in Form von Schauern einsetzten und in der Nacht zum 2. in längeranhaltende Niederschläge übergingen, zeigte sich aber noch ausschließlich das Höhentief mit seiner vorderseitigen Kalt- und rückseitigen Warmluftzufuhr verantwortlich. Zudem wurde die Luft beim Überstreichen der Nordsee zusätzlich mit Feuchtigkeit angereichert. Am Morgen des 2. lagen am Flughafen London-Heathrow bereits 6 cm Schnee, im Tagesverlauf konnten 10 cm gemessen werden. In Andrewsfield, einem Flugfeld rund 80 Kilometer östlich der englischen Hauptstadt, betrug die maximale Schneehöhe 14 cm. In der Nacht zum 3. gingen die Niederschläge von Osten her in Regen über, im Westen Englands und in Wales schneite es aber zunächst noch weiter. Selbst Camborne in Cornwall verzeichnete 5 cm Schnee; aus dem walisischen Sennybridge wurde am 3. eine Schneehöhe von 17 cm gemeldet! Die laut Medienberichten kräftigsten Schneefälle seit 18 Jahren in Großbritannien sorgten vor allem rund um London für enorme Behinderungen. Der Busverkehr wurde vollkommen eingestellt, auch einige U-Bahnen fuhren nicht. Viele Bewohner machten sich an diesem Montagmorgen zu Fuß oder mit dem Taxi auf den Weg zur Arbeit. Am Flughafen London-Heathrow wurden beide Start- und Landebahnen gesperrt, dort rutschte eine Maschine von der Rollbahn. Auch auf dem City Airport sowie den Flughäfen Gatwick und Stansted fielen etliche Flüge aus. In vielen Schulen fand für zwei Tage kein Unterricht statt.
In den Eurostar-Zügen zwischen London und Paris saßen rund 2000 Passagiere stundenlang fest, vier Züge wurden komplett gestrichen. In Paris legten ebenso wie in London Schnee und Eis den Verkehr größtenteils lahm. Es gab Dutzende Unfälle. Auf den Flughäfen Orly und Roissy-Charles kam es zu Verzögerungen.

Gleiche Auswirkungen, andere Ursachen hatten kräftige Schneefälle zur selben Zeit in Nordspanien und im südlichen Alpenraum. Dort wurde vor Tief "Meeno", das bis zum 3. von der Iberischen Halbinsel über das westliche Mittelmeer zur Mitte Italiens zog, feuchte Luft nach Norden transportiert. Im Übergangsbereich zur kälteren Polarluft nördlich davon war es aber gerade noch so kalt, dass es bis in tiefere Lagen schneien konnte. An der Alpensüdseite stellte sich nicht zum ersten Mal in diesem Winter Südstau ein, sodass beispielsweise der Schweizer Kanton Tessin laut einem Bericht von MeteoSchweiz zum fünften Mal seit Winterbeginn eingeschneit wurde. An der Station Locarno-Monti wurde der 16. Tag mit Neuschnee zum Morgentermin registriert, normal sind für den gesamten Winter neun Tage. Bisher gab es erst drei Winter, in denen dort an mehr Tagen Neuschnee beobachtet werden konnte. Die Niederschläge gingen in der Nacht zum 2. bis in tiefe Lagen in Schnee über, über drei Tage bis zum Morgen des 4. summierte sich gebietsweise rund ein halber Meter Neuschnee.
Auch im Süden Österreichs und im Norden Italiens schneite es kräftig. Die von früheren ergiebigen Schneefällen in diesem Winter aus den Medien überregional bekannten Orte Dellach im Drautal sowie Kötschach verbuchten erneut bis knapp 50 cm Neuschnee in 48 Stunden. Beispielsweise lag die Gesamtschneehöhe in Kötschach am 3. bei 147 cm. In Villach und Klagenfurt schneite es 26 bzw. 20 cm, auf der Paganella im Westen von Trient 36 cm binnen zwei Tage.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 01. bis 03.02.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.02.2009, 00 UTC 02.02.2009, 00 UTC 03.02.2009, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 01. bis 03.02.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.02.2009, 00 UTC 02.02.2009, 00 UTC 03.02.2009, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen aus Frankreich (maximale Schneehöhe am entsprechenden Tag, Quelle: meteociel.fr) und von den Britischen Inseln (maximale Schneehöhe am entsprechenden Tag, Quelle: WetterOnline) vom 02. bis 04.02.2009 sowie aus Österreich (06 UTC-Termin, Quelle: DWD) vom 01. bis 03.02.2009.

Ort 02. 03. 04.
Paris-Orly (F)
Metz (F)
Nancy-Essey (F)
Wattisham (GB)
Andrewsfield (GB)
London-Heathrow (GB)
Odiham (GB)
6 cm
7 cm
3 cm
8 cm
14 cm
10 cm
10 cm
1 cm
2 cm
2 cm
3 cm
8 cm
7 cm
13 cm
1 cm
-
-
Reste
6 cm
3 cm
8 cm
Ort 01. 02. 03.
Dellach/Drautal (A)
Kötschach (A)
Villach (A)
Klagenfurt (A)
47 cm
97 cm
20 cm
8 cm
56 cm
106 cm
24 cm
13 cm
79 cm
147 cm
46 cm
28 cm


Schneehöhen

Nachfolgend eine Übersicht über die Neuschneemengen in der Schweiz innerhalb von 72 Stunden bis zum 04.02.2009, morgens. Quelle: slf.ch



Satellitenbilder

01.02., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
02.02., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
03.02., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk



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