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Sonntag, 14. Dezember 2008, 15:45 MEZ


Ergiebiger Schneefall/Starkregen

Südalpen/Norditalien
10.-12.12.2008


Satellitenbild: 11.12.2008, 12:44 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Ergiebige Niederschläge in Form von Schnee und Regen sorgten Mitte Dezember 2008 in Teilen der Alpen und Italiens für massive Behinderungen. Einige inneralpin gelegene Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten, zudem fiel der Strom aus. Neuschneemengen von über einem Meter innerhalb von zwei Tagen ließen einige Regionen vor allem in Kärnten und Osttirol regelrecht im Schnee versinken, an manchen Stationen wurden alte Rekordschneehöhen für Dezember überboten.


Wetterlage und Entwicklung

Bereits zum wiederholten Male innerhalb weniger Woche stellte sich vom 10. Dezember 2008 an eine Wetterlage ein, die dem Norden Italiens und den südlichen Alpen große Niederschlagsmengen und kräftige Schneefälle bescherten. Ein Höhentrog weitete sich vom Nordatlantik über Westeuropa nach Süden aus und fing ein kleines Höhentief mit Zentrum über dem Osten der Iberischen Halbinsel ein. Somit entstand ein Langwellentrog, dessen Hauptachse sich am 11. in einer leicht geschwungenen Form etwa von Finnland über Frankreich bis in den Nordosten Algeriens erstreckte. Im Bereich des kleinen Höhentiefs entwickelte sich bereits am 9. aus einer flachen Bodendruckverteilung heraus bei den Balearen Tiefdruckgebiet "Tine", das sich unter vorübergehender Intensivierung bis zum 12. über Korsika zum Golf von Genua und anschließend über die Mitte Italiens südostwärts verlagerte. Auf der Vorderseite von Höhentrog und Bodentief wurde zunächst mit einer südwestlichen, später südlichen Strömung milde, in erster Linie aber sehr feuchte Luft gegen die Alpen geführt. Der hauptsächliche Hebungsantrieb resultierte aus massiver Warmluftadvektion in der unteren und mittleren Troposphäre, die ihr Maximum am 11. und 12. erreichte. Hinzu kam ausgeprägter Südstau vor allem in den Karnischen und Gailtaler Alpen, womit die Voraussetzungen für intensive Niederschläge gegeben waren. In Dellach im Drautal im westlichen Kärnten (Österreich) summierten sich zwischen dem 10., 06 UTC und dem 12., 06 UTC 187 mm. Das entspricht fast dem Dreifachen der sonst dort im gesamten Monat Dezember üblichen Menge. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fiel der Niederschlag in dem 620 Meter hoch gelegenen und knapp 2.000 Einwohner zählenden Ort überwiegend als nasser Schnee. Innerhalb von 48 Stunden kam dabei über 1 Meter Neuschnee zusammen, am Morgen des 12. lagen insgesamt 122 cm. Damit wurde der Dezemberrekord aus dem Zeitraum 1971 bis 2000 um 22 cm überboten. Noch etwas mehr Neuschnee gab es im Skigebiet Vogel in Slowenien. Auf 1535 Meter Höhe fielen in 48 Stunden 105 cm, am Morgen des 12. konnten dort 240 cm gemessen werden. Die größte Neuschneemenge innerhalb von 24 Stunden hatte mit 80 cm Bad Bleiberg westlich von Villach zu bieten. Eine Meldung über die Gesamtschneehöhe liegt für den auf 902 Meter Höhe gelegenen Ort leider nicht vor. Die Schneefälle lösten in den betroffenen Regionen in Kärnten und Osttirol verbreitet Behinderungen aus. Einige Ortschaften, wie zum Beispiel Bad Bleiberg, waren aufgrund unpassierbarer Zufahrtsstraßen einige Tage von der Außenwelt abgeschnitten. Die Straße durch das Lesachtal musste zwischen Kötschach-Mauthen und Obertilliach wegen Lawinengefahr gesperrt werden. Dort fiel zudem der Strom aus, nachdem umgestürzte Bäume die Leitungen abgerissen hatten. Ebenfalls gesperrt wurden einige Bahnstrecken, beispielsweise Spittal - Lienz. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Hausdächer von den Schneemassen zu befreien, da diese sonst einzustürzen drohten. Beim Freischaufeln wurde ein Mann schwer verletzt, als sich eine Dachlawine löste und ihn vom Haus riss.
Kräftige Schneefälle gingen auch in den französischen Alpen und in der Südschweiz nieder. Rund 45.000 Haushalte in den Départements Isère und Savoie in Frankreich mussten zeitweilig ohne Strom auskommen.

Doch nicht nur der Schnee, auch starke Regenfälle machten Teilen Italiens zu schaffen. In Rom wurde nach heftigen Regenfällen und Gewittern mit Mengen bis 63 mm binnen zwölf Stunden wegen Hochwasser der Notstand ausgerufen. Der Pegel des Tiber zeigte 12,55 Meter, normal sind 6,50 Meter. Die kritische Marke von 14 Meter wurde damit zwar verfehlt, dennoch handelte es sich um das schlimmste Hochwasser seit 40 Jahren. Eine Frau wurde in einer Unterführung in ihrem Auto von den Wassermassen eingeschlossen und ertrank. Auch Teile der Lagunenstadt Venedig - beispielsweise der berühmte Markusplatz - standen zeitweilige unter Wasser; dort drückte vor allem kräftiger Wind in Verbindung mit den Gezeiten das Wasser in die Stadt.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 10. bis 12.12.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
10.12.2008, 00 UTC 11.12.2008, 00 UTC 12.12.2008, 00 UTC
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 10. bis 12.12.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
10.12.2008, 00 UTC 11.12.2008, 00 UTC 12.12.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen in Österreich, Italien und Slowenien vom 10. bis 12.12.2008 (jeweils 06 UTC, Max. rot) sowie der Schneezuwachs in diesem Zeitraum und die Rekordschneehöhen für Dezember im Zeitraum 1971 bis 2000 (soweit verfügbar). Quellen: DWD, ZAMG

Ort 10. 11. 12. Zuwachs Dez.-Rekord
1971-2000
Mallnitz (A, 1185 m)
Lienz (A, 666 m)
Dellach/Drautal (A, 620 m)
Villacheralpe (A, 2160 m)
Tarvisio (I, 778 m)
Rateče (SLO, 865 m)
Vogel (SLO, 1535 m)
40 cm
34 cm
20 cm
105 cm
28 cm
41 cm
135 cm
68 cm
75 cm
73 cm
164 cm
102 cm
94 cm
185 cm
110 cm
125 cm
122 cm
184 cm
132 cm
132 cm
240 cm
70 cm
91 cm
102 cm
79 cm
104 cm
91 cm
105 cm
90 cm
102 cm
100 cm
121 cm
n.v.
n.v.
n.v.


Schneehöhen

Nachfolgend eine Übersicht über die am 11.12.2008 in der Schweiz gemessenen Schneehöhen und der Vergleich zum langjährigen Mittel (in Prozent). Dabei sind nur Stationen berücksichtigt, deren Messreihen länger als 10 Jahre sind. Quelle: slf.ch



Satellitenbilder

10.12., 12:58 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
11.12., 12:48 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
12.12., 12:38 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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