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Montag, 3. November 2008, 18:00 MEZ


Schneefall/Starkniederschlag

Deutschland, Alpen
28.-30.10.2008


Satellitenbild: 29.10.2008, 10:09 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Ungewöhnlich früh im Jahr erlebten Ende Oktober 2008 manche Regionen Deutschlands und Teile der Alpen einen ersten markanten Wintereinbruch. In der Nacht zum und am 30. fiel bis in tiefere Lagen Schnee. In Teilen der Schweiz wurden Rekordschneehöhen für Oktober verzeichnet. Zudem gingen vor allem an der Alpensüdseite ergiebige Niederschläge nieder.


Wetterlage und Entwicklung

Nach einem zum wiederholten Male in diesem Herbst häufig sonnigen und milden Wochenende in Mitteleuropa dehnte sich am 27. vom Nordatlantik her ein umfangreicher Höhentrog über Westeuropa südwärts aus. Seine Achse reichte am 29. vom Eismeer über die Nordsee bis nach Nordafrika. Darin eingebettet fand sich bei den Lofoten Tiefdruckgebiet "Xevera", das seinen Entwicklungshöhepunkt bereits überschritten hatte und als steuerndes Zentraltief agierte. Das okkludierende Frontensystem von "Xevera" drang am 26. von Nordwesten her nach Deutschland vor, kam insgesamt aber nur sehr langsam südostwärts voran und erstreckte sich am 28. mit leichten bis mäßigen Regenfällen quer über die Südhälfte des Landes. Es leitete einen Vorstoß kalter Meeresluft ein.
Unter der Vorderseite des mächtigen Langwellentroges setzten vom 28. an verstärkt großräumige Hebungsvorgänge ein, die im Bereich des Löwengolfs ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet entstehen ließen. Es lenkte von Süden her Warmluft gegen die Alpen, die dort auf die von Norden her einströmende Kaltluft aufglitt, was zu länger anhaltenden Niederschlägen führte. Permanenter Druckfall am Boden griff schließlich auch auf die Alpennordseite über, woraus am 30. ein Leetief über Bayern resultierte. Auf den Wetterkarten des Deutschen Wetterdienstes handelt es sich hierbei allerdings um das selbe Tief ("Yulietta"), das zuvor vom Löwengolf nach Oberitalien gezogen war. Via Tschechien und Polen verlagerte sich "Yulietta" mit ihrem Zentrum bis zum Abend des 30. zur Ostsee. Währenddessen nistete sich über Südwesteuropa ein weiteres Tief ("Zinnia") ein, das vom 31. an wieder deutlich wärmere Luft nach Mitteleuropa transportierte.

Viel Regen brachte "Yulietta" in erster Linie der Alpensüdseite. Oftmals, so auch dieses Mal, sticht bei ähnlichen Wetterlagen in punkto Niederschlag das Tessin hervor. In Robiei fielen binnen 72 Stunden bis zum 30., 06 UTC 229 mm, in Locarno waren es im gleichen Zeitraum 122 mm. Im Süden Österreichs kamen in Kötschach (Kärnten) 205 mm innerhalb von nur 36 Stunden bis zum 30., 06 UTC zusammen.
Bis in mittlere, teilweise sogar bis in tiefe Lagen ging der Regen in der Nacht zum 30. in Schnee über. Am Morgen meldete Meßstetten auf der Südwestalb mit 29 cm die höchste Schneedecke Deutschlands - noch vor der Zugspitze. Bei 26 cm wurde auf dem Feldberg im Schwarzwald sogar schon ein Skilift in Betrieb genommen. Selbst in Konstanz lag eine 3 cm hohe Schneedecke, in Chemnitz immerhin 1 cm.
Rekordschneefälle wurden in einigen Gegenden der Schweiz beobachtet. Zum Beispiel gab es laut MeteoSchweiz in Langnau im Emmental (755 m, Kanton Bern) mit 27 cm noch nie soviel Schnee im Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1931. Gleiches gilt für Einsiedeln (910 m, Kanton Schwyz) mit 46 cm. An der Station Zürichberg in Zürich (569 m) wurden 20 cm gemessen, was ebenfalls einen neuen Rekord für Oktober bedeutete.

Vielerorts kam es aufgrund der Schneefälle zu Behinderungen, besonders im Straßenverkehr. Bäume stürzten unter der Last des nassen Schnees um und blockierten Straßen. Im Südschwarzwald und auf den Albhochflächen waren Räumdienste und Polizei im Dauereinsatz. Es kam zu zahlreichen Unfällen, meist blieb es jedoch bei Blechschäden. Im Kreis Konstanz und zwischen Horb, Rottweil und Tuttlingen fielen zahlreiche Züge aus, einige Bahnstrecken mussten wegen Schneebruch gesperrt werden.
Auch in der Schweiz kam es zu etlichen Verspätungen im Bahnverkehr, betroffen war vor allem das Züricher S-Bahn-Netz. Allein auf dem Gebiet der Züricher Kantonspolizei wurden 51 Verkehrsunfälle mit vier Verletzten gezählt.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 28. bis 30.10.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
28.10.2008, 00 UTC 29.10.2008, 00 UTC 30.10.2008, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 28. bis 30.10.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
28.10.2008, 00 UTC 29.10.2008, 00 UTC 30.10.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die höchsten gemessenen Schneehöhen in Deutschland an DWD-Stationen am 30.10.2008, 06 UTC sowie eine Auswahl gemessenener Niederschlagsmengen in der Schweiz vom 28.10., 06 UTC bis 30.10., 06 UTC. Quelle: DWD.

Ort 30.
Meßstetten
Feldberg/Schw.
Fichtelberg
Zugspitze
Stötten
29 cm
26 cm
16 cm
16 cm
15 cm

Ort 28. 29. 30. Summe
Robiei
Hinterrhein
San Bernardino
Locarno
Gütsch
45 mm
29 mm
28 mm
9 mm
1 mm
73 mm
62 mm
61 mm
44 mm
31 mm
111 mm
98 mm
85 mm
69 mm
69 mm
229 mm
189 mm
174 mm
122 mm
101 mm


Schneehöhen

Neu- und Gesamtschneehöhenkarte Schweiz
vom 30.10., 06 UTC; Quelle: MeteoSchweiz


Satellitenbilder

28.10., 10:40 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
29.10., 11:56 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
30.10., 09:53 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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