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Sonntag, 13. Juli 2008, 01:30 MESZ


Gewitter

Mitteleuropa
11.07.2008


Satellitenbild: 11.07.2008, 12:35 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Von schweren Gewittern war am 11. Juli 2008 der Süden und Osten Deutschlands betroffen. In Waiblingen (Baden-Württemberg) wurden zwei Frauen vom Blitz getroffen, Schäden entstanden besonders durch kräftige Böen.


Wetterlage und Entwicklung

Innerhalb einer gut ausgeprägten westlichen Höhenströmung mit vergleichsweise kurzen Trog-Rücken-Strukturen konnte Tiefdruckgebiet "Viola" bereits am 06.07. bei Neufundland identifiziert werden. Es verlagerte sich über den Nordatlantik hinweg und erreichte am 10. Irland. Vor dem zugehörigen Höhentrog, dessen Hauptachse sich von Südnorwegen über die Britischen Inseln nach Südwesten erstreckte, wölbte sich über Westeuropa ein Hochdruckrücken auf, der unter leichter Amplifizierung rasch über Mitteleuropa ostwärts wanderte; am 11. um 00 UTC lag die Achse dieses Rückens schon östlich von Deutschland. Somit konnte von Südwesten her ein Schub feuchtwarmer Luft nach Mitteleuropa vordringen. Am 10. stiegen die Temperaturen in der Südhälfte Deutschlands verbreitet bis nahe +30 °C, an Rhein und Main auch darüber hinaus (z.B. Karlsruhe +32,0 °C). In der Nordhälfte fiel im Bereich der nordostwärts ziehenden Warmfront von "Viola" bei im Schnitt 10 K kühleren Temperaturen zunächst länger anhaltender Regen. Am Abend entwickelten sich im Vorfeld der sich von Nordwesten annähernden Kaltfront vor allem in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen erste Gewitter, aber auch zwischen Leipzig und Dresden nahmen die Niederschläge in der hinter der Warmfront zunehmend labil geschichteten Warmluft gewittrigen Charakter an.
In der Nacht zum 11. entluden sich im Nordwesten an der Kaltfront weitere Gewitter, auch über dem Süden von Rheinland-Pfalz und Hessen sowie über Nord-Baden-Württemberg gingen Schauer und zum Teil recht blitzintensive Gewitter nieder. Wegen ihrer nahezu höhenströmungsparallelen Lage kam die Kaltfront tagsüber nur langsam weiter nach Südosten voran. Ein in der Nacht über Südfrankreich vor der Front entstandener Gewitterkomplex bewegte sich über Ostfrankreich hinweg nordostwärts und wurde durch die bodennahe Aufheizung am Vormittag erneut aktiviert. Zur Mittagszeit griff die linienförmig angeordnete Gewitterzone auf das mittlere und nördliche Oberrheintal über und brachte Starkregen und Sturmböen. In Karlsruhe wurden dabei 79 km/h gemessen. Im weiteren Verlauf waren auch der Norden Baden-Württembergs sowie Nordbayern von den Gewittern betroffen. Coburg verzeichnete mit 97 km/h schweren Sturm, Schleiz und Nürnberg/Flgh. mit 86 bzw. 83 km/h jeweils Sturmböen. Auch in Teilen Hessens, Sachsen-Anhalts, Brandenburgs, Thüringens und Sachsens gewitterte es kräftig. In Sosa in der Zwickauer Mulde (Sachsen) fielen 27 mm Regen. Am frühen Abend formierten sich unmittelbar an der Kaltfront neue Gewitter, die über die Mitte Baden-Württembergs und Bayerns nach Osten zogen. Aus den Alpen heraus machten sich Gewitter auf den Weg nach Südbayern. Die höchste Regenmenge verzeichnete Loiching an der Isar mit 50 mm in 24 Stunden bis zum 12., 06 UTC, Bad Säckingen am Hochrhein meldete im selben Zeitraum 42 mm. Am späten Abend schwächten sich die Gewitter allgemein ab.

Die Unwetter richteten vor allem in Baden-Württemberg Schäden an. In Waiblingen im Rems-Murr-Kreis wurden zwei Spaziergängerinnen vom Blitz getroffen und verletzt. Im Kreis Rottweil brannte eine Scheune nach einem Blitzschlag ab, der Schaden wird auf 200.000 Euro geschätzt. Zudem wurde dort ein Wohnhaus durch einen Blitz in Brand gesetzt. Im Kreis Tuttlingen gingen etwa 100 Notrufe ein, nachdem schwere Gewitterböen ganze Dächer abgedeckt hatten. Zahlreiche Bäume stürzten um. Auch im Kreis Waldshut in Südbaden blockierten Bäume und Äste viele Straßen.
In einigen Regionen Bayerns knickten ebenfalls Bäume um, in Nürnberg liefen mehrere Keller voll Wasser. Aus der Nähe von München liegen Berichte über 3 cm großen Hagel vor. In der Altmark in Sachsen-Anhalt beschädigten Sturm- oder Orkanböen Gebäude.

Zu Behinderungen durch entwurzelte Bäume und überschwemmte Straßen kam es auch in der Nordschweiz und in Österreich. In Basel gingen 48 mm Regen nieder, zudem wurden Böen bis 97 km/h gemessen. In Österreich war hauptsächlich das Innviertel betroffen. Dort wurde ein Mann wurde von einem Baum erschlagen.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 11.07.2008, 00, 06, 12 und 18 UTC
Quellen: FU Berlin / DWD / wetter3.de
11.07.2008, 00 UTC 11.07.2008, 06 UTC 11.07.2008, 12 UTC 11.07.2008, 18 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 09. bis 12.07.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
09.07.2008, 00 UTC 10.07.2008, 00 UTC 11.07.2008, 00 UTC 12.07.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen in Deutschland vom 11.07.2008 (Quelle: WetterOnline) sowie die höchsten gemessenen Regenmengen an DWD-Stationen vom 11.07., 06 UTC bis 12.07., 06 UTC (Quelle: DWD).

Ort Böe, 11.
Wendelstein
Coburg
Brocken
Schleiz
Dresden/Klotzsche
101 km/h
97 km/h
94 km/h
86 km/h
83 km/h
Ort 11./12.
Loiching (BY)
Bad Säckingen (BW)
Rheinfelden (BW)
Metten (BY)
Dippoldiswalde-Reinberg (SN)
50 mm
43 mm
38 mm
31 mm
31 mm


Fotos

Schäden nach einem Gewitter in und um Bad Säckingen
Quelle: Südkurier
Mammati am Rande eines Gewitters über Rheinstetten
Fotos: Christian Ehmann


Radarbilder und Blitzkarten

Quelle: DWD
11.07.2008, 05 Uhr MESZ 11.07.2008, 13 Uhr MESZ 11.07.2008, 17 Uhr MESZ 11.07.2008, 21 Uhr MESZ
Quelle: BLIDS
11.07.2008, 03 bis 05 Uhr MESZ 11.07.2008, 11 bis 13 Uhr MESZ 11.07.2008, 15 bis 17 Uhr MESZ 11.07.2008, 19 bis 21 Uhr MESZ


Niederschlag

Interpolierte Niederschlagsmenge in Baden-Württemberg vom 11.07., 06 Uhr MESZ bis 12.07., 06 Uhr MESZ. Quelle: HVZ Baden-Württemberg.



Satellitenbilder

11.07., 00:55 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
11.07., 09:14 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
11.07., 12:26 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
11.07., 20:39 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR



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