Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Dienstag, 26. Februar 2008, 14:45 MEZ


Sturm

Norddeutschland, Südskandinavien, Osteuropa
22.02.2008


Satellitenbild: 22.02.2008, 11:50 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung

Nach zwei Wochen überwiegend von Hochdruckeinfluss geprägten Wetters suchte am 22. Februar 2008 ein kräftiger Wintersturm Südskandinavien und Norddeutschland heim. Das Tief "Annette" verursachte an den Küsten verbreitet Orkanböen.

Mehrere, von Westen übergreifende kurzwellige Randtröge beendeten am 19. und 20. die Vorherrschaft von Hochdruckgebiet "Friedrich" mit Schwerpunkt über Mitteleuropa. Es zog sich unter Abschwächung nach Südosten zurück. Über dem Nordatlantik formierte sich zwischen einem Tiefdrucksystem über dem isländisch-grönländischen Raum und hohem Luftdruck bei den Azoren eine gut ausgeprägte Frontalzone, in deren Bereich am 21. auch Nordwesteuropa gelangte. Am Abend des 21. erfasste die zu Tief "Zizi" über dem Nordmeer bzw. einem Teiltief von "Zizi" gehörende Warmfront den Norden Deutschlands und zog rasch ostwärts. Die Kaltfront näherte sich in der Nacht zum 22. dem Küstengebiet, wurde aber aufgrund einer Wellenbildung über Irland zunächst auf ihrem weiteren Weg nach Süden behindert. Der Wellenscheitel verlagerte sich mit hoher Geschwindigkeit in östliche Richtung und erreichte am Mittag des 22. bereits Südnorwegen. Zuvor wurde die Welle schon um Mitternacht als Randtief analysiert und erhielt den Namen "Annette". Die Entwicklungsvoraussetzungen waren jedoch anfangs nicht optimal; eine deutliche Vertiefung folgte erst am Abend des 22. und in der Nacht zum 23. durch Interaktion mit einem sich annähernden Höhentrog über der Ostsee. Dieser Höhentrog gab dann auch den entscheidenden Impuls für eine Drehung der Strömung auf Nordwest rückseitig der Welle und damit für ein Vorankommen der Kaltfront nach Südosten. Die vertikale Durchmischung im Bereich der Front sorgte schließlich dafür, dass sich die hohen Windgeschwindigkeiten in der Höhe bis zum Boden durchsetzen konnten.
An den Küsten traten erste Sturmböen am Abend des 21. auf (z.B. St. Peter-Ording 79 km/h). Bis zum Mittag des 22. blieb es stark windig, Windstärke 10 wurde aber bis dahin nur vereinzelt erreicht (z.B. Alte Weser Leuchtturm, Kap Arkona). Erst mit Annäherung der Kaltfront am Nachmittag legte der Wind nochmals deutlich an Stärke zu, beispielsweise meldete der Kieler Leuchtturm 112 km/h. Zu den stärksten Böen kam es direkt an und unmittelbar hinter der Kaltfront am Abend. Am heftigsten erwischte es Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Verbreitet wurden Orkanböen registriert (z.B. Kap Arkona 133 km/h). Eine private Wetterfirma maß teilweise noch höhere Spitzenböen (z.B. Hiddensee-Dornbusch 156 km/h, Stralsund 144 km/h). Im Laufe der Nacht ließ der Wind in Norddeutschland nach, im Osten wurden dagegen noch teilweise schwere Sturmböen verzeichnet (z.B. Potsdam 94 km/h).
Nicht nur Norddeutschland war von dem Sturm betroffen, auch dem südskandinavischen Raum brachte "Annette" schwere Sturm- und zum Teil Orkanböen. An der Station Lista Fyr im Süden Norwegens wurde am 22. eine Spitzenböe von 126 km/h beobachtet, in Karup (Dänemark) wehte der Wind in Böen mit 135 km/h. Verbreitet schwere, teilweise orkanartige Sturmböen fegten auch über Südschweden (z.B. Visby/Gotland 107 km/h) sowie über den Norden Polens und die baltischen Staaten hinweg (z.B. Koszalin/Polen 112 km/h, Saldus/Lettland 101 km/h).

Der Sturm knickte in Norddeutschland Strom- und Telefonmasten um, entwurzelte Bäume und deckte Dächer ab. Mehrere Menschen wurden durch umherfliegende Gegenstände leicht verletzt. Auch Teile Schwedens traf es schlimm: In 70.000 Haushalten im Westen und Süden des Landes fiel der Strom aus, zudem kam es zu Störungen im Mobilfunknetz. Auf dem Göteborger Flughafen musste der Betrieb komplett eingestellt werden. Behinderungen gab es auch im Fähr- und Bahnverkehr.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 22.02.2008 um 00, 06, 12 und 18 UTC
Quellen: FU Berlin / DWD / wetter3.de
22.02.2008, 00 UTC 22.02.2008, 06 UTC 22.02.2008, 12 UTC 22.02.2008, 18 UTC
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 20.02. bis 23.02.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
20.02.2008, 00 UTC 21.02.2008, 00 UTC 22.02.2008, 00 UTC 23.02.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die 10 höchsten gemessenen Windgeschwindigkeiten in Deutschland vom 22.02. (soweit vorliegend), dazu ausgewählte Spitzenböen vom 22.02. aus Südskandinavien, Polen und dem Baltikum. Quelle: WetterOnline.

Ort 22.02.
Brocken
Meierwik
Kap Arkona
Greifswalder Oie
Kiel LT
Boltenhagen
Trollenhagen
Kiel/Holtenau
Barth
List/Sylt
137 km/h
133 km/h
133 km/h
126 km/h
126 km/h
122 km/h
119 km/h
119 km/h
119 km/h
115 km/h
Ort 22.02.
Ekofisk (N)
Lista Fyr (N)
Oksøy (N)
Utsira (N)
Karup (DK)
Aalborg (DK)
Hammerodde/Bornholm (DK)
Visby (S)
Växjö/Kronoberg (S)
Göteborg/Save Flgh. (S)
Koszalin (PL)
Ustka (PL)
Łeba (PL)
Liepāja (LETT)
Saldus (LETT)
135 km/h
126 km/h
122 km/h
115 km/h
135 km/h
119 km/h
115 km/h
107 km/h
91 km/h
89 km/h
112 km/h
108 km/h
104 km/h
101 km/h
101 km/h


Satellitenbilder

21.02., 10:33 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
22.02., 11:53 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
23.02., 11:42 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



Forschungszentrum

Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu