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Sonntag, 13. Januar 2008, 20:15 MEZ


Ungewöhnliche Wärme

West-, Mitteleuropa
11.01.2008


Satellitenbild: 11.01.2008, 12:25 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung

Nach einem kalten Start in den Januar 2008 setzte sich im ersten Drittel des Monats von Westen her nach und nach mildere Luft auch im Osten Deutschlands durch. Es stellte sich eine "Winkelwestlage" ein, die allgemein gekennzeichnet ist durch tiefen Luftdruck über dem isländischen Raum und eine dadurch gut ausgeprägte Frontalzone, die in zonaler Ausrichtung bis zum östlichen Mitteleuropa verläuft. Demgegenüber steht in der Regel ein kräftiges Hochdruckgebiet über Russland, sodass die Frontalzone an dessen Westflanke nach Nordosten abbiegt. Der steuernde Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik bringt, wie in diesem Fall, immer wieder neue Randtiefs hervor, die über den Atlantik und die Britischen Inseln hinweg zur Westküste Norwegens ziehen. Für Mitteleuropa bedeutet dies abwechselnd Zufuhr von milder Luft im jeweiligen Warmsektor eines Tiefs und etwas kühlerer Meeresluft hinter der Kaltfront.

Nachdem schon am 05.01. im äußersten Südwesten Deutschlands Höchsttemperaturen von über +10 °C auftraten (z.B. Freiburg/Flugplatz +12,0 °C), griffen die zu den Tiefdruckgebieten korrespondierenden Höhentröge über dem mittleren Nordatlantik in der Folge weiter nach Süden aus. Dies bedingte eine zunehmende Südkomponente in der Strömung über Mitteleuropa, sodass immer mildere Luft nach Nordosten geführt werden konnte. Den vorläufigen Höhepunkt dieses Warmlufttransportes bewerkstelligte am 11. das Tief "Gisela", das sich erst am Abend des 10. vor der Bretagne an der langgezogenen Kaltfront von Tief "Feride" über Südwestnorwegen bildete. Während sich "Gisela" durch den Ärmelkanal nordostwärts verlagerte, wurden in deren Warmsektor Temperaturen von über 0 °C im 850 hPa-Niveau (etwa 1500 Meter Höhe) advehiert. Durch Föhneffekte in und an den Alpen konnten in dieser Höhenschicht über weiten Teilen Deutschlands mehr als 5, örtlich sogar bis 8 °C analysiert werden. Hinter der in der Nacht zum 12. ostwärts ziehenden Kaltfront des Tiefs wurde die milde Luft durch deutlich kältere Meeresluft ersetzt.
Die recht kräftige Südwestströmung machte sich vor allem in höheren Lagen bemerkbar. Beispielsweise registrierte der Brocken im Harz (1142 Meter) am 11. eine Spitzenböe von 122 km/h, auf dem 557 Meter hohen Weinbiet im Pfälzer Wald wurden immerhin 68 km/h in Böen gemessen. In tiefen Lagen hielt sich dagegen häufig eine flache Kaltluftschicht, die nicht vollständig ausgeräumt werden konnte. So verweilten die Temperaturen etwa im unteren Donautal auch tagsüber um den Gefrierpunkt, nicht nur in Fürstenzell herrschte sogar Dauerfrost. Im großen Rest des Landes aber stiegen die Temperaturen verbreitet teilweise weit in den zweistelligen Bereich. In Saarbrücken (+13,6 °C) und in Tholey (+12,2 °C) wurden die bisherigen Rekorde der Höchsttemperatur für die zweite Januardekade übertroffen. Genauso hohe Temperaturen hatten im Westen Nörvenich und der Flughafen Köln/Bonn (je +13,6 °C) zu bieten. Im Südwesten schaffte Baden-Baden-Geroldsau (+15,1 °C) den Sprung über die +15 °C-Marke, eine private Wetterfirma maß in Neuenburg am Rhein im südlichen Oberrheintal sogar +17,0 °C. In Karlsruhe kletterte das Quecksilber dagegen nur langsam. Ein Vergleich der Temperaturen in zwei und in 200 Metern Höhe, aufgezeichnet im Forschungszentrum Karlsruhe, zeigt, dass dort das Potential der Luftmasse bei weitem nicht ausgeschöpft wurde (siehe unten). Hinzu kam, dass sich am Vormittag - wie übrigens auch im Westen - mittelhohe Wolkenfelder ausbreiteten, aus denen kurzzeitig sogar ein paar Regentropfen fielen. So blieb es an der Station des Deutschen Wetterdienstes mit einer Höchsttemperatur von +11,3 °C vergleichsweise ‚kühl'.

Nicht nur in Deutschland, auch in den benachbarten Ländern erreichten die Temperaturen fast schon frühlingshafte Werte. Besancon im Osten Frankreichs kam auf +15,7 °C, Feldkirch in Vorarlberg (Österreich) mit Föhnunterstützung auf +16,8 °C. Die Hauptstadt Liechtensteins, Vaduz, verbuchte +15,7 °C, die ebenfalls mit Hilfe des Föhns zustande kamen. Dieser brachte dort schwere Sturmböen bis 96 km/h hervor. Mit Orkanböen wehte der Südföhn unter anderem über den Patscherkofel (Österreich, 2254 Meter, 158 km/h), die Zugspitze (2962 Meter, 130 km/h) und den Wendelstein (1835 Meter, 126 km/h) hinweg.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 10. bis 12.01.2008, jeweils 00 UTC
Quellen: FU Berlin / DWD
10.01.2008, 00 UTC 11.01.2008, 00 UTC 12.01.2008, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 10. bis 12.01.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
10.01.2008, 00 UTC 11.01.2008, 00 UTC 12.01.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die 15 höchsten gemessenen Temperaturen in Deutschland vom 11.01.2008, soweit vorliegend. Dazu ausgewählte Höchsttemperaturen desselben Tages aus Frankreich, der Schweiz, Liechtenstein und Österreich. Quellen: DWD, WetterOnline, Wetterzentrale.

Ort Tmax,
11.01.
Baden-Baden-Geroldsau
Freiburg/Flugplatz
Trier/Petrisberg
Geilenkirchen
Köln/Bonn Flgh.
Nörvenich
Saarbrücken/Ensheim
Bendorf
Lahr
Bad Hersfeld
Frankfurt/Main Flgh.
Idar-Oberstein
Münster/Osnabrück Flgh.
Gütersloh
Bonn-Roleber
Düsseldorf/Flgh.
15,1 °C
14,5 °C
13,9 °C
13,6 °C
13,6 °C
13,6 °C
13,6 °C
13,5 °C
13,4 °C
13,3 °C
13,3 °C
13,3 °C
13,2 °C
13,0 °C
12,8 °C
12,7 °C
Ort Tmax,
11.01.
Besancon (F)
Colmar (F)
Metz (F)
Glarus (CH)
Altdorf (CH)
Basel/Flgh. (CH)
Vaduz (FL)
Feldkirch (A)
Dornbirn (A)
Bregenz (A)
15,7 °C
14,8 °C
14,5 °C
15,4 °C
14,5 °C
13,2 °C
15,7 °C
16,8 °C
15,0 °C
14,9 °C


Temperaturverläufe Karlsruhe

Temperaturverläufe vom 11.01.2008 am
Forschungszentrum KA (2 und 200 m Höhe)
Quelle: IMK Uni Karlsruhe


Satellitenbilder

10.01., 14:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
11.01., 12:28 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
12.01., 12:17 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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