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Freitag, 13. Juli 2007, 21:30 MESZ


Gewitter, Starkregen

Deutschland und Alpenraum
08.-11.07.2007


Satellitenbild: 09.07.2007, 12:39 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung

Nachdem in der Woche zuvor überwiegend kühle Atlantikluft das Wetter in Mitteleuropa bestimmt hatte, wurde am 07. und 08.07.2007 kurzzeitig wärmere Luft aus der Mittelmeerregion bis in die Südhälfte Deutschlands geführt. Dafür verantwortlich zeigte sich ein Höhenrücken, der mit seiner Achse am 8. in flacher Ausprägung über Deutschland hinweg nach Osteuropa schwenkte und sich erst dort, aufgrund eines über Westeuropa südwärts ausgreifenden Höhentroges, amplifizierte. Zwischen diesem Trog und dem Rücken stellte sich vor allem in höheren Troposphärenschichten vorübergehend eine südwestliche Strömung ein. Am Boden bildete sich der Warmluftvorstoß durch eine nordwärts in Bewegung kommende Luftmassengrenze ab, die am 7. noch vom mittleren Atlantik über die Iberische Halbinsel, Südfrankreich und die Alpen nach Südosteuropa verlief. An ihr entstand am Nachmittag des 8. über dem mittleren Frankreich eine Frontalwelle, die unter fortschreitender Entwicklung zu einem flachen Tief bis zum Abend des 9. über die Mitte Deutschlands nach Südpolen zog. Ein zweites Wellentief formierte sich, begünstigt durch um den westeuropäischen Langwellentrog herumschwenkende Kurzwellentröge, am Morgen des 9. über den Südwestalpen. Es verlagerte sich deutlich langsamer als sein Vorgänger und löste sich einen Tag später über dem Süden Österreichs wieder auf.
Die Auswirkungen des ersten, über Deutschland hinwegziehenden Tiefs waren deutlich schwächer als es die Modellrechnungen zuvor erwarten ließen. Erste, mit Gewittern durchsetzte Regenfälle kamen im äußersten Südwesten des Landes am 8. bereits um die Mittagszeit auf und breiteten sich südlich der Donau sowie entlang der Schwäbischen Alb nach Osten aus. Am Abend regnete es dann auch von Nordrhein-Westfalen über das nördliche und mittlere Baden-Württemberg bis nach Nordbayern. Ein weiterer Niederschlagsschwerpunkt lag in der Nacht zum 9. etwa über dem Mittelgebirgsraum und knapp östlich davon. Die 24-stündigen Regenmengen bis zum 9., 06 UTC blieben aber sowohl dort (Spitzenwert: Schmücke (948 m) 25 mm) als auch im Süden (Spitzenwerte: 14 mm auf dem Feldberg im Schwarzwald (1493 m) und in Chieming) hinter den vorhergesagten Werten zurück. Auch traten mit der Kaltfrontpassage keine bemerkenswerten Windböen auf.
Dafür griffen vom frühen Morgen des 9. an im Bereich des zweiten, südlich des Alpenhauptkammes nach Osten wandernden Tiefs aus dem inneralpinen Raum verstärkt Regenfälle zunächst auf das bayerische Voralpenland und im Tagesverlauf auf gesamt Südbayern über. Direkt an den Alpen ließen die Niederschläge - abgesehen von wenigen kurzen Unterbrechungen - endgültig erst im Laufe des 10. nach. In Garmisch-Partenkirchen fielen vom 9., 06 UTC bis 10., 06 UTC 53 mm. Auch an weiteren Stationen in Alpennähe konnten um 30 mm Regen gemessen werden. Letztendlich wurden die ergiebigen Niederschläge durch nordostwärts schwenkende Kurzwellentröge, einer starken vertikalen Windscherung und zusätzlich durch eine bodennah nordwestliche Strömung und damit verbundenen Stau an den Alpen ausgelöst.
Ähnlich viel und teilweise noch mehr Regen gab es vor allem in der Schweiz und in Österreich. In Aigle am Genfer See fielen bis zum 9., 06 UTC 24-stündig 40 mm. Bis zum Termin 24 Stunden später gingen in Locarno-Monti, am San Bernardino (1638 m), in Wädenswill und auf dem Weißfluhjoch (2667 m) ebenfalls rund 40 mm Regen, bzw. - bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt - auf dem Weißfluhjoch auch Schnee nieder. Eine Schneehöhenmessung liegt von dort allerdings nicht vor. In Österreich summierten sich die Niederschläge an zahlreichen Stationen im 72-stündigen Zeitraum vom 8., 06 UTC bis 11., 06 UTC auf über 50 mm. Bei den 120 mm am Alpinzentrum Rudolfshütte (2310 m) handelte es sich dabei ab dem Abend des 9. um Schnee. Am Morgen des 10. wurden dort 30 cm verzeichnet! 24-stündig konnte die Hauptmenge des Niederschlags zwischen dem 9. und dem 10. registriert werden. Neben der Rudolfshütte mit 63 mm taten sich hierbei Mönichkirchen in Niederösterreich mit ebenfalls 63 mm und Kötschach in Kärnten mit 59 mm hervor. Nicht verschwiegen werden sollen zudem die 79 mm im gleichen Zeitraum im slowenischen Ratece/Planica. Auf der etwas südlich davon gelegenen Anhöhe Kredarica (2515 m) waren es sogar 94 mm, davon allein 76 mm innerhalb von 12 Stunden bis zum 10., 06 UTC.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 08. bis 11.07.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
08.07.2007, 00 UTC 09.07.2007, 00 UTC 10.07.2007, 00 UTC 11.07.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 08. bis 11.07.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
08.07.2007, 00 UTC 09.07.2007, 00 UTC 10.07.2007, 00 UTC 11.07.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die jeweils 10 höchsten 24-stündigen Niederschlagsmengen an vorliegenden Stationen in Deutschland bis zum 09.07., 06 UTC bzw. 10.07., 06 UTC sowie die höchsten 48-stündigen Niederschlagsmengen in der Schweiz bis zum 10.07., 06 UTC und die höchsten 72-stündigen Niederschlagsmengen in Österreich bis zum 11.07., 06 UTC (Quellen: DWD, WetterOnline):

Ort 08./09.
Schmücke
Würzburg
Meiningen
Zugspitze
Neuhaus am Rennweg
Feldberg/Schw.
Chieming
Wendelstein
Garmisch-Partenkirchen
Neuhütten/Spessart
25 mm
20 mm
17 mm
15 mm
15 mm
14 mm
14 mm
13 mm
13 mm
12 mm
Ort 09./10.
Garmisch-Partenkirchen
Zugspitze
Oberstdorf
Hohenpeißenberg
Altenstadt
Kempten/Durach
Wendelstein
Leutkirch-Herlazhofen
München/Stadt
Großer Arber
53 mm
48 mm
41 mm
33 mm
32 mm
31 mm
29 mm
25 mm
21 mm
21 mm

Ort 08.-10.
Grand St. Bernard (CH)
Wädenwil (CH)
Adelboden (CH)
Crans-Montana (CH)
Weißfluhjoch (CH)
58 mm
56 mm
56 mm
55 mm
51 mm
Ort 08.-11.
Rudolfshütte (A)
Warth (A)
Hahnenkamm (A)
Krimml (A)
Kötschach (A)
120 mm
84 mm
83 mm
78 mm
78 mm


Satellitenbilder

08.07., 12:53 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton
09.07., 12:39 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton
10.07., 06:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
11.07., 12:23 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton



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