Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Samstag, 30. Juni 2007, 21:00 MESZ


Sturm, Starkregen

Deutschland
25.-27.06.2007


Satellitenbild: 26.06.2007, 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. Station


Wetterlage und Entwicklung

Eine für die Jahreszeit ungewöhnlich kräftige Tiefentwicklung vollzog sich in der letzten Junidekade 2007 über dem Nordatlantik und über dem nördlichen Mitteleuropa. Das Tiefdruckgebiet "Uriah" brachte dem westlichen und zentralen Europa zum Teil kräftige Regenfälle, schwere Sturmböen auch im Flachland und sehr kühle Luft.

"Uriah" tauchte zum ersten Mal am 23.06.2007 über dem mittleren Atlantik als Teiltief am Okklusionspunkt eines Tiefdruckgebietes bei Neufundland in den Analysekarten auf. Es wurde am 24. in die Zirkulation eines zwischen Island und Norwegen südwärts abtropfenden Höhentiefs einbezogen. Am Morgen des 25. befand es sich mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa über dem Ärmelkanal. Die Warmfront überquerte bis zum frühen Nachmittag Deutschland von Südwest nach Nordost. Zu diesem Zeitpunkt erreichte bereits die zugehörige Kaltfront den Westen des Landes mit Regenschauern, einzelnen Gewittern und auflebendem Wind (z.B. Weinbiet/Pfälzer Wald (557 m) 86 km/h in Böen). Vor der Kaltfront konnte sich die eingeströmte sehr warme Luftmasse bei Sonnenschein vor allem im Osten noch einmal aufheizen (z.B. Holzdorf +30 °C), bevor es dort im Bereich einer Konvergenzzone zu teilweise heftigen Gewittern kam.
Währenddessen bildete sich am Okklusionspunkt von "Uriah" im Bereich der Deutschen Bucht ein weiteres Tiefzentrum aus, das sich am 26. zum Haupttiefkern entwickeln sollte. Um diesen Tiefkern im Gegenuhrzeigersinn herumgeführte Warmluft ließ ein Gebiet mit intensivem und schauerartig verstärktem Regen entstehen, das hauptsächlich Norddeutschland beeinflusste. Im 24-stündigen Zeitraum bis zum 27., 06 UTC fielen dort bis 46 mm Niederschlag (Schwerin), vom 27., 06 UTC bis 28., 06 UTC am Kap Arkona auf Rügen 44 mm.
Der ursprüngliche Tiefkern verlagerte sich als markant ausgeprägter Bodentrog am 26. über die Nordhälfte der Bundesrepublik nach Osten. Der Druckgradient verschärfte sich und so entstand ein Starkwindfeld, das zunächst den Südwesten, später in erster Linie den Norden beeinträchtigte. Auf dem Feldberg im Schwarzwald (1493 m) traten am Vormittag Böen bis 130 km/h auf. Dagegen beschränkte sich der Wind im Flachland meist auf stürmische Böen, lediglich in Bayern konnten südlich der Donau auch in tiefen Lagen Sturm- und schwere Sturmböen gemessen werden (z.B. München/Stadt 94 km/h). Am Nachmittag nahm der Wind auch im Norden an Stärke zu, zunächst an der Nordseeküste (z.B. Alte Weser Leuchtturm 115 km/h). Am 27. war vor allem noch der Nordosten von starken Windböen betroffen (z.B. Kap Arkona mit 122 km/h).
Das langgezogene Tiefzentrum von "Uriah" war inzwischen mit einem Kerndruck von unter 985 hPa über der Ostsee angekommen. Auf der Rückseite wurde der Weg frei für erwärmte Kaltluft polaren Ursprungs aus Nordwest. Die Tageshöchsttemperaturen schafften am 27. außer im Südwesten im ganzen Land nicht mehr den Sprung über die +20-Grad-Marke. Kühl mit kaum +15 °C blieb es regenbedingt im äußersten Norden und Nordosten, richtig kalt auf den Bergen (z.B. Feldberg/Schwarzwald +4 °C, Großer Arber/Bay. Wald (1446 m) +5 °C). Bei nur +1,4 °C meldete der 1142 Meter hohe Brocken im Harz um 9 Uhr MESZ sogar Schneeschauer.
Am 28. zog "Uriah" endgültig nach Nordosten ab und ging in einem umfangreichen Tiefdrucksystem über Skandinavien auf.

Von Schäden wurde vor allem aus Norddeutschland berichtet. In Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein stürzten vielerorts Bäume um, es wurden Äste abgerissen und Gegenstände durch die Luft gewirbelt. Auf Helgoland saßen mehr als 400 Ausflügler und Urlauber fest, da die Schiffsverbindung nach Hamburg eingestellt werden musste. In der Hansestadt Hamburg rückte die Feuerwehr innerhalb von fünf Stunden zu mehr als 160 wetterbedingten Einsätzen aus. Zudem kam es zu einer Sturmflut, wobei der höchste Wasserstand fast zwei Meter über dem mittleren Hochwasser lag. Verletzt wurde niemand.

Auch in anderen Ländern Europas richtete der Sturm zum Teil erhebliche Schäden an und forderte Todesopfer. Vor der irischen Küste ertranken mindestens fünf Fischer. In Großbritannien wurde ein Autofahrer von einem Baum erschlagen. Außerdem kamen in England drei Menschen bei Überschwemmungen nach ergiebigen Regenfällen ums Leben.

Während der Sommer in Deutschland seinem Namen in diesen Tagen keine Ehre machte, litten die Menschen in Teilen Südeuropas unter einer außergewöhnlichen Hitzewelle. Innerhalb heißer Luft aus der Sahara betrugen die Temperaturen im 850 hPa-Niveau großflächig deutlich mehr als +25 °C. Die Station Athen/Elefsis Airport registrierte am 24. einen Höchstwert von +46,1 °C. Auch auf den Inseln in der Ägäis (z.B. Kreta) wurde es stellenweise deutlich über +40 °C heiß.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 24. bis 27.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
24.06.2007, 00 UTC 25.06.2007, 00 UTC 26.06.2007, 00 UTC 27.06.2007, 00 UTC
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 24. bis 27.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
24.06.2007, 00 UTC 25.06.2007, 00 UTC 26.06.2007, 00 UTC 27.06.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die jeweils 10 höchsten gemessenen Böen in Deutschland aus dem Messnetz des Deutschen Wetterdienstes am 25., 26. und 27.06.2007 sowie die höchsten Niederschlagsmengen an vorliegenden Stationen in Deutschland im Zeitraum vom 26.06.2007, 06 UTC bis 27.06.2007, 06 UTC (Quellen: DWD, WetterOnline):

Ort Böe, 25.06.
Wendelstein
Feldberg/Schw.
Brocken
Bückeburg
Zugspitze
Großer Arber
Weinbiet/Pf. Wald
Görlitz
Hohenpeißenberg
Würzburg
108 km/h
97 km/h
97 km/h
94 km/h
90 km/h
90 km/h
86 km/h
83 km/h
79 km/h
79 km/h
Ort Böe, 26.06.
Brocken
Feldberg/Schw.
Hohenpeißenberg
Alte Weser LT
Fichtelberg
Wendelstein
Zugspitze
Weinbiet/Pf. Wald
Helgoland/Düne
Nordholz
137 km/h
130 km/h
119 km/h
115 km/h
108 km/h
108 km/h
104 km/h
101 km/h
101 km/h
98 km/h
Ort Böe, 27.06.
Kap Arkona/Rügen
Brocken
Westermarkelsdorf
Greifswalder Oie
Alte Weser LT
Rostock-Warnemünde
Kiel LT
List/Sylt
Barth
Helgoland/Düne
122 km/h
122 km/h
115 km/h
112 km/h
112 km/h
108 km/h
108 km/h
104 km/h
104 km/h
101 km/h

Ort 26./27.
Schwerin
Quickborn
Hamburg/Fuhlsbüttel
Dörnick
Schleswig
Bremervörde
Hohn
Itzehoe
Lübeck/Blankenese
Pelzerhaken
46 mm
44 mm
43 mm
33 mm
32 mm
31 mm
30 mm
29 mm
29 mm
29 mm


Niederschlag

Radarbilder vom 25., 26. und 27.06.2007
Quellen: DWD / wetter.com
25.06.2007, 12 UTC 25.06.2007, 15 UTC 25.06.2007, 18 UTC 25.06.2007, 21 UTC
26.06.2007, 00 UTC 26.06.2007, 03 UTC 26.06.2007, 06 UTC 26.06.2007, 09 UTC
26.06.2007, 12 UTC 26.06.2007, 15 UTC 26.06.2007, 18 UTC 26.06.2007, 22 UTC
27.06.2007, 00 UTC 27.06.2007, 03 UTC 27.06.2007, 06 UTC 27.06.2007, 09 UTC
27.06.2007, 12 UTC 27.06.2007, 15 UTC 27.06.2007, 18 UTC 27.06.2007, 21 UTC


Satellitenbilder

24.06., 12:00 UTC, MSG-2 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton
25.06., 11:48 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton
26.06., 11:38 UTC, NOAA-18 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton
27.06., 09:00 UTC, MSG-2 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton



Forschungszentrum

Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu