Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Dienstag, 29. Mai 2007, 23:00 MESZ


Gewitter

Mitteleuropa
25.-27.05.2007


Satellitenbild: 26.05.2007, 18:00 UTC, MSG2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. Station


Wetterlage und Entwicklung

Mit zum Teil heftigen Gewittern ging am 25. und 26.05.2007 eine zumindest in der Südhälfte Deutschlands gut eine Woche andauernde Wärme- und Hitzeperiode zu Ende, die ihren Höhepunkt am 25. mit Höchsttemperaturen bis +32 °C in Baden, Bayern und den neuen Bundesländern fand. Hauptsächlich in Nord- und Ostdeutschland wurden hohe Niederschlagsmengen, vereinzelt Orkanböen und nach Augenzeugenberichten walnussgroße Hagelkörner beobachtet.

Am 21. verlief eine Luftmassengrenze vom Süden Spaniens über West- und Nordfrankreich sowie über Nordwestdeutschland hinweg nach Nordosten. Diese trennte warme Luft im Süden von kühlerer Meeresluft nordwestlich davon. Vor der Iberischen Halbinsel hatte sich ein umfangreiches Höhentief etabliert. In Mitteleuropa bestimmte der nach Osten gerichtete Keil eines kräftigen Hochdruckgebietes bei den Azoren das Wetter. Gleichwohl entwickelten sich bereits am 23. erste Gewitter, z.B. fielen in Karlsruhe dabei innerhalb kürzester Zeit 10 mm Regen. Am 24. brachte ein Gewitter in Warburg 24 mm Niederschlag.
Vom 25. an dehnte sich über dem Nordatlantik ein Langwellentrog nach Süden aus und verleibte das südwesteuropäische Höhentief ein. Mitteleuropa geriet somit auf die Vorderseite dieses Troges in eine südwestliche Höhenströmung, in der kurzwellige Tröge nach Nordosten abliefen und für dynamische Hebungsantriebe sorgten. Im 850 hPa-Niveau gelangte zudem sehr warme Luft subtropischen Ursprungs bis zur Mitte Deutschlands, über Baden-Württemberg und Bayern wurden +18 °C analysiert. Gleichzeitig entstand entlang der sich nach wie vor quer über Deutschland erstreckenden Luftmassengrenze am Boden eine flache Tiefdruckrinne. An ein kleinräumiges Tiefzentrum ("Lothar I") innerhalb der Rinne gekoppelt, breiteten sich am 25. ab den späten Vormittagsstunden von Benelux her Gewitter unter tagesgangbedingter Verstärkung über die Nordhälfte der Bundesrepublik nach Osten aus. Im Bereich der Zugbahn fielen an manchen Orten über 20 mm Regen (z.B. Osnabrück, Soltau). Zwischen 19 und 20 Uhr MESZ erreichten die Gewitter Berlin. In der Zwischenzeit hatte sich eine Squallline formiert, die schwere Sturm-, an der Station Berlin-Mitte sogar Orkanböen bis 119 km/h verursachte. Weiter südlich wurden beispielsweise im Westerwald Hagelkörner mit 3 cm Durchmesser beobachtet. In Osnabrück standen zahlreiche Straßen unter Wasser, in Hannover schlug ein Blitz in eine Signalanlage der Deutschen Bahn ein und behinderte den Schienenverkehr.
Am 26. war zunächst wiederum der Norden und Osten von kräftigen Gewittern betroffen. Über Berlin fegten erneut orkanartige Böen bis 104 km/h (Berlin-Mitte) hinweg. Zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden rief die Feuerwehr dort den Ausnahmezustand aus. Im Vorfeld des Finalspiels um den Deutschen Fußballpokal musste ein Fanfest vorübergehend evakuiert werden. Am Abend erreichte von Frankreich her ein Gewitterkomplex auch Rheinland-Pfalz und zog bis zum Morgen des 27. unter Abschwächung über die komplette Nordwesthälfte bis zur Ostseeküste. In dessen Umfeld konnten verbreitet über 10 mm Regen gemessen werden. Im baden-württembergischen Niederstetten wurden bei einem Gewitter 67 mm Regen registriert. Auch in Frankreich gingen gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter nieder. In nur 6 Stunden fielen z.B. in Bourges 59 mm.
Unter einem Maximum positiver Vorticity-Advektion intensivierte sich am 27. bei Großbritannien das Tief "Marian". Es lenkte von Westen her in verstärktem Maße kühlere Atlantikluft nach West- und Mitteleuropa. Die feuchtwarme und labil geschichtete Luft wurde zunehmend nach Osten abgedrängt, sodass sich am 27. in erster Linie noch in Ostdeutschland sowie im benachbarten Polen kräftigere Gewitter bildeten (z.B. Cottbus 35 mm, Zielona Gora 33 mm). In Verbindung mit einer von West nach Ost ziehenden Kaltfront kam es aber auch im Westen noch einmal zu Gewittern, die am Abend auch den Osten erreichten.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 25. bis 28.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
25.05.2007, 00 UTC 26.05.2007, 00 UTC 27.05.2007, 00 UTC 28.05.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 25. bis 28.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
25.05.2007, 00 UTC 26.05.2007, 00 UTC 27.05.2007, 00 UTC 28.05.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Regensummen bis 26.05., 27.05. und 28.05. (jeweils 06 UTC) sowie die größten gemessenen Spitzenböen am 25.05. und 26.05. (ohne Bergstationen) in Deutschland (Quelle: DWD, WetterOnline):

Ort 25./26.
Wahlen-Kirtorf
Barth
Halle
Lügde-Paenbruch
Osnabrück
Goldberg
Soltau
Straubing
Berlin-Tegel
Fritzlar
53 mm
27 mm
27 mm
25 mm
24 mm
23 mm
23 mm
22 mm
22 mm
20 mm
Ort 26./27.
Niederstetten
Wernigerode
Kassel
Lüchow
Kl. Feldberg/Taunus
Brocken
Wahlen-Kirtorf
Wittenberg
Bad Marienberg
Leinefelde
67 mm
35 mm
29 mm
24 mm
24 mm
24 mm
22 mm
22 mm
22 mm
20 mm
Ort 27./28.
Leutkirch-Herlazhofen
Bückeburg
Hohenpeißenberg
Cottbus
Kempten/Durach
Kyritz
Klippeneck
Neuburg/Donau
Dresden/Klotzsche
Marnitz
38 mm
37 mm
36 mm
36 mm
34 mm
31 mm
27 mm
27 mm
27 mm
26 mm

Ort Böe, 25.05.
Berlin-Mitte
Ummendorf
Berlin-Dahlem
Lügde-Paenbruch
Kyritz
119 km/h
97 km/h
90 km/h
86 km/h
86 km/h
Ort Böe, 26.05.
Berlin-Mitte
Berlin-Tempelhof
Berlin-Dahlem
Berus
Trier/Petrisberg
104 km/h
97 km/h
97 km/h
97 km/h
97 km/h


Niederschlag

Radaranimation vom 25.05.2007, 09 UTC bis 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe: ca. 500 KB

Quelle: DWD / wetter.com
Radaranimation vom 26.05.2007, 09 UTC bis 27.05.2007, 03 UTC
in 1h-Schritten / Größe: ca. 670 KB

Quelle: DWD / wetter.com
Radarbilder vom 27.05.2007
Quelle: DWD / wetter.com
27.05.2007, 09 UTC 27.05.2007, 12 UTC 27.05.2007, 15 UTC 27.05.2007, 18 UTC


Satellitenbilder

24.05., 15:47 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
25.05., 17:02 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
26.05., 16:39 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
27.05., 16:15 UTC, NOAA-15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



Forschungszentrum

Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu