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Montag, 22. Januar 2007, 18:00 MEZ


Orkantief "Lancelot"

Mitteleuropa, Südskandinavien
20./21.1.2007


Satellitenbild: 20.1.2007, 11:49 UTC, NOAA 18 VIS
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung
Die Serie kräftiger Sturmereignisse in West- und Zentraleuropa reißt nicht ab. Noch während der Orkan „Kyrill“ am 19.01.2007 – siehe Artikel – mit seinem Windfeld große Teile Deutschlands beeinflusste, entwickelte sich an dessen langgezogener und weit nach Westen zurückreichenden Kaltfront über dem östlichen Atlantik aus einer flachen Wellenstörung das Tief „Lancelot“.

Unter der Vorderseite eines nach Nordosten schwenkenden Höhentroges fand „Lancelot“ günstige Bedingungen für eine rasche Vertiefung vor. Die weitere Zugbahn führte am 20. über Schottland und die Nordsee hinweg nach Südwestnorwegen, wo um 12 UTC mit unter 970 hPa der tiefste Kerndruck analysiert wurde. Am 21. zog das Tief unter langsamer Abschwächung über die Ostsee zu den baltischen Staaten. Auf der Rückseite liefen innerhalb einer lebhaften westnordwestlichen Strömung kurzwellige Tröge nach Osten ab. Ein besonders markanter Kurzwellentrog, der sich auch im Bodendruckfeld abbildete, wanderte am 21. über den Norden und die Mitte Deutschlands ostwärts. Mit ihm verbunden waren zum Teil kräftige Regen- und Graupelschauer, in deren Umgebung sich der starke Höhenwind bis zum Boden durchsetzen konnte. Im Bereich eines weiteren Maximums positiver Vorticity-Advektion im 500 hPa-Niveau bildeten sich am späten Nachmittag und Abend örtlich sogar kurze Gewitter. Zu diesem Zeitpunkt jedoch hatte das Gebiet mit den stärksten Höhenwinden das Bundesgebiet bereits verlassen, so dass keine heftigen Böen mehr auftraten.
Die Warmfront von „Lancelot“ überquerte bis zum Morgen des 20. mit etwas Regen von Westen her den Norden und die Mitte des Landes. Im Bereich des Warmsektors verschärfte sich am Vormittag der Druckgradient und es kam besonders an den Küsten sowie auf den Bergen zu Sturm- und schweren Sturmböen. Der Brocken im Harz (1142 m) meldete Orkanböen bis 144 km/h. Die Kaltfront rückte von Nordwesten nach und erreichte am späten Abend die Alpen. Besonders in der Nordosthälfte registrierten zahlreiche Stationen Sturmböen, vereinzelt konnten schwere Sturmböen beobachtet werden (z.B. Potsdam 90 km/h). Im Südwesten hingegen verzeichneten lediglich das Weinbiet im Pfälzer Wald (557 m), der Feldberg im Schwarzwald (1493 m) sowie Freudenstadt Böen der Stärke 10. Hinter der Front beruhigte sich das Wettergeschehen vorübergehend, ehe zum Morgen des 21. der Südwestwind von Westen her wieder auflebte (z.B. Düsseldorf/Flgh. 97 km/h). Schwere Sturmböen erfassten zur Mittagszeit die Mitte Deutschlands (z.B. Göttingen und Leipzig/Schkeuditz je 101 km/h). Bis zum späten Nachmittag verlagerten sich die größten Windgeschwindigkeiten weiter nach Osten, wo auch orkanartige Böen gemessen wurden (z.B. Chemnitz 115 km/h, Lichtenhain/Mittelndorf 108 km/h). In den darauffolgenden Stunden entspannte sich die Lage.
Auch außerhalb Deutschlands traten in Verbindung mit „Lancelot“ verbreitet schwere Sturm-, an manchen Orten Orkanböen auf. Im südwalisischen Mumbles blies der Wind in Böen am 20. mit 128 km/h. Stavanger/Sola (Südwest-Norwegen) brachte es am 21. auf 155 km/h, das belgische Elsenborn ebenfalls am 21. auf 119 km/h.

Über größere Schäden wurde nichts bekannt. Jedoch musste der Berliner Hauptbahnhof am 21. aus Sicherheitsgründen erneut gesperrt werden, nachdem bei „Kyrill“ ein Stahlträger auf eine Treppe gestürzt war.
Text: CE, BM

Bodendruckanalysen vom 20. bis 21.1.2007
Quelle: FU Berlin / DWD
20.1.2007, 00 UTC 21.1.2007, 00 UTC 21.1.2007, 12 UTC
500 hPa-Geopotential und -temperatur vom 20.-21.1.2007 jeweils 00 UTC:
Quelle: Wetterzentrale
20.1.2007, 00 UTC 21.1.2007, 00 UTC

Windspitzen

Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen vom 20. und 21.1.2007 an einigen deutschen Stationen:

Ort Bö, 20.01.
Brocken
Wendelstein
Zugspitze
Fichtelberg
Großer Arber
Meierwik
Helgoland
Kiel
Feldberg/Schw.
144 km/h
133 km/h
130 km/h
126 km/h
122 km/h
115 km/h
108 km/h
108 km/h
108 km/h
Ort Bö, 21.01.
Brocken
Fichtelberg
Zugspitze
Chemnitz
Feldberg/Schw.
Kap Arkona
Meierwik
Doberlug
Wendelstein
162 km/h
133 km/h
122 km/h
115 km/h
115 km/h
115 km/h
115 km/h
112 km/h
112 km/h

Niederschlag

Radarbilder vom 21.1.2007:
Quelle: DWD
21.1.2007, 06 UTC 21.1.2007, 09 UTC 21.1.2007, 12 UTC 21.1.2007, 15 UTC

Satellitenbilder

19.1.07, 17:18 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
20.1.07, 1:53 UTC, NOAA18 IR
Quelle: B. J. Burton
20.1.07, 05:30 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
20.1.07, 15:14 UTC, N IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
20.1.07, 11:27 UTC, N VIS
Quelle: DLR
20.1.07, 09:31 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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