Wetterlage und Entwicklung
Während der Juli 2006 dauerthaft heiß verlief und für noch nie dagewesene
Monatsmitteltemperaturen sorgte, verfiel der August - wenn auch nicht ganz so stark -
in das andere Extrem: An keinem Tag wurde die 30°C-Marke überschritten und selbst
mit 25°C tat sich mancher Ort schwer. Karlsruhe verzeichnete 9 Sommertage,
der Spitzenwert mit 29.0°C wurde am 19. gemessen. Insgesamt
wird der August 2006 zumindest in der Mitte und im Süden des Landes
als der kälteste seit 1979 in die Annalen eingehen.
Einzig der Küstenbereich verzeichnete positive Temperaturanomalien, eine
Folge des dort noch vom Juli aufgewärmten Wassers.
Der Monat brachte viel zu wenig Sonne, nur etwa 2/3 der normalerweise
zu erwartenden Sonnenstunden wurden registriert.
Weniger sparsam ging es beim Niederschlag zu: Überall war es zu nass, teilweise
sogar erheblich, Helgoland brachte es fast auf die 4-fache Menge des Monatssolls,
das dürfte dort der wohl nasseste August seit Aufzeichnungsbeginn gewesen sein.
Besonders kühl und regenreich präsentierte sich die letzte Augustwoche.
Zwei Tiefdruckgebiete, die beide über Deutschland hinwegzogen, zeichneten dafür verantwortlich.
Zunächst kam das Tiefdruckgebiet "Florence" nach Deutschland und wurde für einige Tage quasistationär.
In kühler und labil geschichteter Luft entwickelten sich überall zahlreiche kräftige Schauer, häufig
begleitet von Blitz und Donner. Bei diesen sich nur langsam verlagernden Schauern
waren Niederschlagsmengen von 20 bis 40 mm keine Seltenheit. Bei Remagen gab es vermutlich sogar einen Tornado.
Eine ganz außergewöhnliche Regenmenge von 130 mm innerhalb kurzer Zeit (ca 2 Stunden) trat
am Abend des 25.8.2006 in Teilen Berlins auf.
Solche Mengen sind normalerweise nur verbunden mit subtropischer Warmluft, die aus Südwesten
nach Deutschland gelangt. An jenem Abend betrug die ausfällbare Wassermenge der zwar feuchten,
aber recht kühlen Luftmasse nur rund 25 mm,
das brachten die Schauer auch an vielen anderen Stationen zusammen. In Berlin-Tegel und Berlin-Reinickendorf
allerdings kam es offensichtlich durch ständige Neubildung einer Gewitterzelle ab 16:30 UTC
zu der enormen Regenmenge, bevor sich noch eine ganze Gewitterlinie anschloss, von Süden durchzog
und zu weiterem Starkregen führte. Anderswo im Stadtgebiet gab es nur unbedeutende Mengen
(zB Berlin-Dahlem 3 mm), in Potsdam blieb es nahezu trocken (1 mm).
In den Folgetagen etablierte sich eine für Ende August ungewöhnlich kräftige und südlich
liegende Frontalzone, die von England über Ostfrankreich und Süddeutschland verlief. In 300 hPa (ca 7 km Höhe)
betrugen die mittleren Windgeschwindigkeiten teilweise über 150 kt (278 km/h).
Mit dieser Strömung kam das Tief "Isabel" rasch von Westen heran, entwickelte sich zum Sturmtief
und lag mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von 996 hPa am 29.8. bei der Odermündung.
Die Berge im Süden erlebten die ersten orkanartigen, auf dem Wendelstein
auch Orkanböen (119 km/h) des nahenden Herbstes. Ebenso windig war es auf einigen Alpengipfeln
im Norden Österreichs und auch im Schweizer Jura.
Im Flachland traten, meist in Verbindung mit Gewittern, stürmische Böen auf (zB Roth 72 km/h).
In den Medien wurde sogar wieder von einem Tornado in Nürnberg berichtet.
Eine weitere Randstörung folgte "Isabel" vom 29. auf den 30.8. nach, zog rasch von
Frankreich über die Schweiz und den Alpenraum ostsüdostwärts und brachte in Balderschwang 50 mm Regen.
Bodendruckanalysen vom 25. bis zum 30.8.2006 und 500 hPa-Geopotential
vom 28. bis zum 30.8.2006,
jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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25.8.2006, 00 UTC |
26.8.2006, 00 UTC |
27.8.2006, 00 UTC |
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28.8.2006, 00 UTC |
29.8.2006, 00 UTC |
30.8.2006, 00 UTC |
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28.8.2006, 00 UTC |
29.8.2006, 00 UTC |
30.8.2006, 00 UTC |
Blitzeinschläge vom 25. bis zum 29.8.2006,
jeweils 00-23 UTC:
Quelle: Wetterzentrale
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25.8.2006 |
26.8.2006 |
27.8.2006 |
28.8.2006 |
29.8.2006 |
Radarbilder
vom 24.-25.8.2006:
Quelle: DWD
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24.8.2006, 18 UTC |
25.8.2006, 00 UTC |
25.8.2006, 10 UTC |
25.8.2006, 14 UTC |
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25.8.2006, 17 MEZ |
25.8.2006, 18 MEZ |
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25.8.2006, 19 MEZ |
25.8.2006, 20 MEZ |
Niederschlagsmengen
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 25.-30.8.2006,
jeweils von 06 bis 06 UTC:
Ort |
25./26. |
Berlin-Tegel Berlin-Tempelhof
Berlin-Buch Berlin-Alexanderplatz Berlin-Schönefeld
Berlin-Dahlem Potsdam |
130 mm
23 mm 11 mm 9 mm 8 mm 3 mm 1 mm |
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Ort |
26./27. |
Kyritz, BRA
Todtmoos, BW Petershagen, NRW Diepholz, NS Krummhörn, NS
Bückenburg, NS Malsburg, BW |
52 mm
47 mm 45 mm 39 mm 29 mm 26 mm 25 mm |
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Ort |
27./28. |
Großerlach, BW
Schw. Gmünd, BW Balderschwang, BY Barth, MV Eppingen, BW
Abtsgmünd, BW Oberstdorf-Rohrmoos |
41 mm
38 mm 34 mm 33 mm 32 mm 31 mm 30 mm |
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Ort |
28./29. |
Helgoland, SH
List/Sylt, SH Nürnberg-Netzstall, BY Balderschwang, BY Oberstdorf-Rohrmoos, BY
Feldberg/Schw., BW Wittmundhafen, NS |
65 mm
44 mm 42 mm 38 mm 38 mm 37 mm 37 mm |
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Ort |
29./30. |
Balderschwang, BY
Sigmarszell, BY Putbus/Rügen, MV Nandlstadt, BY Gersdorf, MV
Oberstdorf-Rohrmoos, BY Oberreute, BY |
50 mm
44 mm 43 mm 41 mm 40 mm 39 mm 38 mm |
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25.8.06, 5:33 UTC, N15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
25.8.06, 10:01 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
25.8.06, 16:10 UTC, N12 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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28.8.06, 10:32 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
29.8.06, 12:57 UTC, N18 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
30.8.06, 9:46 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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