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Donnerstag, 31. August 2006, 11:00 MESZ


Starkregen, Sturm


Mitteleuropa
25.-30.8.2006


Satellitenbild: 29.8.2006, 10:00 UTC, NOAA 17 VIS
Quelle: H. Schaksmeier


Wetterlage und Entwicklung
Während der Juli 2006 dauerthaft heiß verlief und für noch nie dagewesene Monatsmitteltemperaturen sorgte, verfiel der August - wenn auch nicht ganz so stark - in das andere Extrem: An keinem Tag wurde die 30°C-Marke überschritten und selbst mit 25°C tat sich mancher Ort schwer. Karlsruhe verzeichnete 9 Sommertage, der Spitzenwert mit 29.0°C wurde am 19. gemessen. Insgesamt wird der August 2006 zumindest in der Mitte und im Süden des Landes als der kälteste seit 1979 in die Annalen eingehen. Einzig der Küstenbereich verzeichnete positive Temperaturanomalien, eine Folge des dort noch vom Juli aufgewärmten Wassers. Der Monat brachte viel zu wenig Sonne, nur etwa 2/3 der normalerweise zu erwartenden Sonnenstunden wurden registriert. Weniger sparsam ging es beim Niederschlag zu: Überall war es zu nass, teilweise sogar erheblich, Helgoland brachte es fast auf die 4-fache Menge des Monatssolls, das dürfte dort der wohl nasseste August seit Aufzeichnungsbeginn gewesen sein.
Besonders kühl und regenreich präsentierte sich die letzte Augustwoche. Zwei Tiefdruckgebiete, die beide über Deutschland hinwegzogen, zeichneten dafür verantwortlich. Zunächst kam das Tiefdruckgebiet "Florence" nach Deutschland und wurde für einige Tage quasistationär. In kühler und labil geschichteter Luft entwickelten sich überall zahlreiche kräftige Schauer, häufig begleitet von Blitz und Donner. Bei diesen sich nur langsam verlagernden Schauern waren Niederschlagsmengen von 20 bis 40 mm keine Seltenheit. Bei Remagen gab es vermutlich sogar einen Tornado.
Eine ganz außergewöhnliche Regenmenge von 130 mm innerhalb kurzer Zeit (ca 2 Stunden) trat am Abend des 25.8.2006 in Teilen Berlins auf. Solche Mengen sind normalerweise nur verbunden mit subtropischer Warmluft, die aus Südwesten nach Deutschland gelangt. An jenem Abend betrug die ausfällbare Wassermenge der zwar feuchten, aber recht kühlen Luftmasse nur rund 25 mm, das brachten die Schauer auch an vielen anderen Stationen zusammen. In Berlin-Tegel und Berlin-Reinickendorf allerdings kam es offensichtlich durch ständige Neubildung einer Gewitterzelle ab 16:30 UTC zu der enormen Regenmenge, bevor sich noch eine ganze Gewitterlinie anschloss, von Süden durchzog und zu weiterem Starkregen führte. Anderswo im Stadtgebiet gab es nur unbedeutende Mengen (zB Berlin-Dahlem 3 mm), in Potsdam blieb es nahezu trocken (1 mm).
In den Folgetagen etablierte sich eine für Ende August ungewöhnlich kräftige und südlich liegende Frontalzone, die von England über Ostfrankreich und Süddeutschland verlief. In 300 hPa (ca 7 km Höhe) betrugen die mittleren Windgeschwindigkeiten teilweise über 150 kt (278 km/h). Mit dieser Strömung kam das Tief "Isabel" rasch von Westen heran, entwickelte sich zum Sturmtief und lag mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von 996 hPa am 29.8. bei der Odermündung. Die Berge im Süden erlebten die ersten orkanartigen, auf dem Wendelstein auch Orkanböen (119 km/h) des nahenden Herbstes. Ebenso windig war es auf einigen Alpengipfeln im Norden Österreichs und auch im Schweizer Jura. Im Flachland traten, meist in Verbindung mit Gewittern, stürmische Böen auf (zB Roth 72 km/h). In den Medien wurde sogar wieder von einem Tornado in Nürnberg berichtet. Eine weitere Randstörung folgte "Isabel" vom 29. auf den 30.8. nach, zog rasch von Frankreich über die Schweiz und den Alpenraum ostsüdostwärts und brachte in Balderschwang 50 mm Regen.

Bodendruckanalysen vom 25. bis zum 30.8.2006 und 500 hPa-Geopotential vom 28. bis zum 30.8.2006, jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
25.8.2006, 00 UTC 26.8.2006, 00 UTC 27.8.2006, 00 UTC
28.8.2006, 00 UTC 29.8.2006, 00 UTC 30.8.2006, 00 UTC
28.8.2006, 00 UTC 29.8.2006, 00 UTC 30.8.2006, 00 UTC
Blitzeinschläge vom 25. bis zum 29.8.2006, jeweils 00-23 UTC:
Quelle: Wetterzentrale
25.8.2006 26.8.2006 27.8.2006 28.8.2006 29.8.2006
Radarbilder vom 24.-25.8.2006:
Quelle: DWD
24.8.2006, 18 UTC 25.8.2006, 00 UTC 25.8.2006, 10 UTC 25.8.2006, 14 UTC
25.8.2006, 17 MEZ 25.8.2006, 18 MEZ
25.8.2006, 19 MEZ 25.8.2006, 20 MEZ

Niederschlagsmengen

Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 25.-30.8.2006, jeweils von 06 bis 06 UTC:

Ort 25./26.
Berlin-Tegel
Berlin-Tempelhof
Berlin-Buch
Berlin-Alexanderplatz
Berlin-Schönefeld
Berlin-Dahlem
Potsdam
130 mm
23 mm
11 mm
9 mm
8 mm
3 mm
1 mm
Ort 26./27.
Kyritz, BRA
Todtmoos, BW
Petershagen, NRW
Diepholz, NS
Krummhörn, NS
Bückenburg, NS
Malsburg, BW
52 mm
47 mm
45 mm
39 mm
29 mm
26 mm
25 mm
Ort 27./28.
Großerlach, BW
Schw. Gmünd, BW
Balderschwang, BY
Barth, MV
Eppingen, BW
Abtsgmünd, BW
Oberstdorf-Rohrmoos
41 mm
38 mm
34 mm
33 mm
32 mm
31 mm
30 mm
Ort 28./29.
Helgoland, SH
List/Sylt, SH
Nürnberg-Netzstall, BY
Balderschwang, BY
Oberstdorf-Rohrmoos, BY
Feldberg/Schw., BW
Wittmundhafen, NS
65 mm
44 mm
42 mm
38 mm
38 mm
37 mm
37 mm
Ort 29./30.
Balderschwang, BY
Sigmarszell, BY
Putbus/Rügen, MV
Nandlstadt, BY
Gersdorf, MV
Oberstdorf-Rohrmoos, BY
Oberreute, BY
50 mm
44 mm
43 mm
41 mm
40 mm
39 mm
38 mm

25.8.06, 5:33 UTC, N15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
25.8.06, 10:01 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
25.8.06, 16:10 UTC, N12 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
28.8.06, 10:32 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
29.8.06, 12:57 UTC, N18 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
30.8.06, 9:46 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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