| Wetterlage und Entwicklung
 Gut eine Woche lang bestimmte Kaltluft das Wettergeschehen im nahezu gesamten
Mittelmeerraum und führte zu teilweise extremen Wettererscheinungen mit Starkniederschlägen,
Gewittern, Sturm und Schneefällen bis auf Meeresniveau herab.
 Auslöser war das Hochdruckgebiet "Britta", das am 21.1.2005 westlich von Spanien
lag, und ein weiteres von Grönland sich ostwärts verlagerndes
Hoch  "Cornelia".
Bis zum 24.1.2005 fusionierten die beiden Hochs zum einem einzigen, umfangreichen Druckgebilde,
dessen Schwerpunkt westlich von Irland zu liegen kam und sich fortan kaum
noch weiterbewegte. Der Weg für atlantische Tiefdruckgebiete von Westen her
auf den europäischen Kontinent war nun blockiert.
Einzig das Tiefdruckgebiet "Karlheinz" schlüpfte
noch zwischen den beiden sich verbindenden Hochs hindurch und
rutschte bis zum 24.1.2005 über die Britischen Inseln und Frankreich
hinweg nach Süden in den westlichen Mittelmeerraum.
Auf der Ostseite des Hochs konnte nun hochreichende kontinentale Kaltluft aus Nordosteuropa
über Mitteleuropa hinweg Richtung Südwesten vorstoßen. 
Sie erreichte Spanien am 25.1.2005 und ließ im Binnenland die
Temperaturen auf teilweise zweistellige Minuswerte absinken.
In der Nordhälfte des Landes schneite es.
Erhebliche Schäden und große Ernteausfälle entstanden vor allem an kälteempfindlichen
Gemüsekulturen im Osten und Süden des Landes.
 Das Tief "Karlheinz" intensivierte sich rasch mit der einfließenden Kaltluft und
erreichte am 26.1.2005 seinen Entwicklungshöhepunkt, als es mit einem Kerndruck von  
unter 990 hPa über dem Tyrrhenischen Meer lag. 
Große Druckunterschiede führten
vielerorts zu Orkanböen besonders an der
französischen Mittelmeerküste (zB Cap Bear 141 km/h).
In der hochreichend labil geschichteten Luft  - die Temperaturen im 850 hPa-Niveau
lagen selbst über Nordafrika unter -5°C, in 500 hPa unter -35°C - 
entwickelten sich verbreitet heftige Schauer und Gewitter, die bis auf Meeresniveau herab (zB Palma
de Mallorca) als Schnee
fielen und stellenweise sogar eine Schneedecke ausbildeten (zB Algier, Rimini 10 cm).
Die Temperaturen stiegen auch tagsüber kaum über Null Grad. 
Selbst in der Sahara lag in der Gegend um Ghardaia, 800 Kilometer südlich von
Algier, der Schnee etliche Zentimeter hoch.
Besonders heftig schneite es in Kalabrien (Süditalien);
auf dem Monte Scuro, 1720 m, wuchs die Schneedecke vom 25.1. bis zum 29.1.
von 163 cm auf 390 cm an, dabei fiel vom 26. auf den 27.1. ein Regenäquivalent von
163 mm!
 "Karlheinz" verlagerte sich am 27. und 28.1. zunächst weiter nach Osten
bis Griechenland und schwenkte dann nach Norden ein; das Tief zog über den Balkan zum Baltikum.
Während Kaltluft auf seiner Rückseite (Westseite) weiterhin in den Mittelmeerraum floss,
wurde auf der Vorderseite (Ostseite) sehr warme Luft aus Nordostafrika angesaugt und
weit nach Norden verfrachtet.
Am 29.1. erreichten die Temperaturen Werte bis 30°C an der ägyptischen
Mittelmeerküste, auch auf Zypern und im Süden der Türkei
wurden über 20 Grad erreicht, in Trabzon an der türkischen
Schwarzmeerküste mit Föhnunterstützung sogar 24°C.
Die Satellitenbilder vom 27. und 28.1.
zeigen eindrucksvoll die riesigen Wolkenfelder über Osteuropa.
Im Bereich der Warmluft regnete es bis weit in die Ukraine hinein,
heftige Schneefälle traten nach Norden und Westen hin auf.
Sie griffen zeitweise bis nach Österreich aus, wo einige Dezimeter Neuschnee
fielen.
 Es handelte sich um einen ungewöhnlich kräftigen Kaltluftvorstoß. Nur sehr
selten gelangt derart kalte Luft so weit nach Süden und bis nach Nordafrika.
 
 
| Bodendruckanalysen vom 21. bis zum 28.1.2005, jeweils 00 UTC Quelle: DWD/FU Berlin
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| 21.1.2005 | 22.1.2005 | 23.1.2005 | 24.1.2005 |  
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| 25.1.2005 | 26.1.2005 | 27.1.2005 | 28.1.2005 |  
| 500 hPa-Geopotential und -temperaturanalysen vom 24. bis zum 27.1.2005, jeweils 00 UTC Quelle: Wetterzentrale
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| 24.1.2005 | 25.1.2005 | 26.1.2005 | 27.1.2005 |  
| 850 hPa-Geopotential und -temperaturanalysen vom 24. bis zum 27.1.2005, jeweils 00 UTC Quelle: Wetterzentrale
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| 24.1.2005 | 25.1.2005 | 26.1.2005 | 27.1.2005 |  
| Blitzeinschläge vom 24. bis zum 27.1.2005, jeweils 00-23 UTC Quelle: Wetterzentrale
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| 24.1.2005 | 25.1.2005 | 26.1.2005 | 27.1.2005 |  
    
Niederschlag:
Nachstehend eine Auswahl der gemessenen Niederschlagsmengen vom 24. bis zum 31.1.2005,
jeweils von 06 UTC bis 06 UTC, sowie die Summe dieses 7-tägigen Zeitraums:
 
 
 
| Ort | 24./25. | 25./26. | 26./27. | 27./28. | 28./29. | 29./30. | 30./31. | Summe |  
| Monte Scuro (Italien) Jijel-Achouat (Algerien)
 Pescara (Italien)
 Bizerte (Tunesien)
 Frontone (Italien)
 Algier (Algerien)
 Bastia/Korsika (Frankreich)
 Falconara (Italien)
 Menorca (Spanien)
 Palma/Mallorca (Spanien)
 Ibiza (Spanien)
 | 24 mm 30 mm
 13 mm
 1 mm
 6 mm
 29 mm
 10 mm
 17 mm
 -
 4 mm
 8 mm
 | 60 mm 31 mm
 32 mm
 36 mm
 22 mm
 16 mm
 -
 10 mm
 4 mm
 -
 1 mm
 | 163 mm 17 mm
 10 mm
 17 mm
 8 mm
 3 mm
 -
 7 mm
 10 mm
 2 mm
 -
 | 23 mm 29 mm
 1 mm
 1 mm
 6 mm
 2 mm
 1 mm
 4 mm
 -
 -
 -
 | 24 mm 35 mm
 -
 38 mm
 40 mm
 5 mm
 13 mm
 5 mm
 14 mm
 1 mm
 -
 | 5 mm 43 mm
 58 mm
 11 mm
 7 mm
 9 mm
 13 mm
 -
 11 mm
 2 mm
 -
 | 14 mm 26 mm
 -
 8 mm
 -
 6 mm
 13 mm
 -
 -
 -
 -
 | 313 mm 211 mm
 114 mm
 112 mm
 89 mm
 70 mm
 50 mm
 43 mm
 39 mm
 9 mm
 9 mm
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Schneehöhen:
Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen im Mittelmeergebiet
sowie der Zeitpunkt ihres Auftretens:
 
 
 
| Ort | Höhe | Datum |  
| Monte Scuro, 1720 m (Italien) Frontone, 574 m (Italien)
 Medea, 1036 m (Algerien)
 Burgos (Spanien)
 Tizi-Ouzou, 189 m (Algerien)
 Rimini (Italien)
 Logroño (Spanien)
 Bejaia, 3 m (Algerien)
 Bastia/Korsika (Frankreich)
 Algier (Algerien)
 San Sebastian (Spanien)
 | 390 cm 115 cm
 60 cm
 19 cm
 15 cm
 10 cm
 7 cm
 3 cm
 3 cm
 2 cm
 2 cm
 | 29.1. 29.1.
 26.1.
 27.1.
 28.1.
 29.1.
 26.1.
 27.1.
 29.1.
 26.1.
 26.1.
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| 25.1.2005, NOAA VIS Quelle: M. Wienzek
 | 27.1.2005, 12:32 UTC, N16 VIS Quelle: B. J. Burton
 | 27.1.2005, 9:41 UTC, N17 VIS Quelle: M. Wienzek
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| 30.1.2005, NOAA 16 VIS Quelle: B. J. Burton
 | 29.1.2005, 13:50 UTC, N16 VIS Quelle: B. J. Burton
 | 30.1.2005, 13:39 UTC, N16 VIS Quelle: B. J. Burton
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| 26.1.2005, 4:47 UTC, N12 IR Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
 | 27.1., 4:22 UTC, N12 IR Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
 | 28.1., 3:58 UTC, N12 IR Quelle: Geog. Inst. Uni Bern
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