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Montag, 18. Dezember 2017, 15:00 MEZ



Starkregen, Orkan

Frankreich, N-Italien, Österreich, Slowenien

09.-11.12.2017


Satellitenbild, 11.12.2017, 11 UTC
Quelle: Sat24


Zu Beginn der zweiten Dezemberwoche 2017 entstand in der Biskaya das kräftige Sturmtief "Yves" mit einem Kerndruck von unter 965 hPa. Die Folge war neben Starkregen und Schneefällen ein schwerer Föhnorkan im Alpenraum durch den großen Druckgradienten zum Hochdruckgebiet über dem östlichen Mittelmeer und Osteuropa.


Zu Beginn des zweiten Adventswochenendes befand sich Mitteleuropa im Bereich hochreichend kalter Luft arktischen Ursprungs mit Temperaturen in 5300 Metern Höhe (500 hPa) von knapp -40 °C, in 1400 Metern Höhe (850 hPa) vorübergehend bis -10 °C. Die Milderung ließ nicht lange auf sich warten und zeigte sich zunächst durch starke Schneefällen bis ins Flachland am zweiten Advent (10.12.). Der Warmluftzustrom vorderseitig des Sturmtiefs "Xanthos" mit einem Kerndruck von unter 975 hPa brachte rasch Tauwetter bis auf rund 1200 Meter Höhe. Die Höchsttemperaturen lagen weit auseinander: Der Fichtelberg im Erzgebirge kam über -7,3°C nicht hinaus, auch in der Landesmitte blieb gebietsweise die Temperatur bis 18 UTC unter dem Gefrierpunkt. Subtropikluft ließ hingegen am Oberrhein die Temperatur bis 10°C ansteigen, Rheinfelden meldete 10,8°C. Auch der Wind legte schon bemerkenswert zu: Die Zugspitze registrierte Orkanböen bis 176 km/h.

Das direkt nachfolgende Sturmtief "Yves" entwickelte sich noch kräftiger und dessen Kerndruck sank unter 965 hPa am 11.12. um 06 UTC. In breitem Strom gelangte subtropische Warmluft vor allem ins östliche und südöstliche Mitteleuropa, die tags darauf wieder durch maritime Polarluft ersetzt wurde. An der Süd- und Westflanke des Tiefs bildete sich insbesondere über Frankreich ein starker Druckgradient aus, der für Orkanböen sorgte. Der Temperaturunterschied in 850 hPa reichte am 11.12. von -7 °C in Norddeutschland bis zu subtropisch warmen +13 °C in Bayern. In Bodennähe reichten daher die Höchsttemperaturen von -0,2 °C in Soltau (NI) bei Schneefall bis +17,6 °C in Feldkirch (AT) mit einer Luftdistanz von weniger als 650 km. Auch auf dem nördlichen Balkan wurden Temperaturen bis zu 18 °C verzeichnet.

500 hPa Geopotential und Bodendruck, 850 hPa-Temperatur und Geopotential, Vorticity- und Schichtdickenadvektion | Quellen: Wetter3
11.11., 06 UTC 11.11., 18 UTC 12.11., 06 UTC 12.11., 18 UTC

Die Entstehung von "Yves" stand in Zusammenhang mit einem Kurzwellentrog, welcher seine Amplitude und Wellenlänge vergrößerte. Der Hebungsantrieb kam durch positive Vorticityadvektion sowie immer stärkere Warmluftadvektion zustande. "Yves" nahm eine recht südliche Zugbahn über die Biskaya und biegte nach Norden Richtung Dänemark ab. Der Luftdruckgradient zwischen Frankreich und Griechenland erreichte bis zu 55 hPa, auf etwas über 2000 Kilometern Luftlinie. Daraus resultierte eine markante Föhnlage am Alpennordrand, welche sich gebietsweise bis in die Täler durchsetzte. Die Spitzenböen erreichten auf dem Piz Martegnas (CH) 196 km/h, in Gütsch 191 km/h, auf der Zugspitze 180 km/h und auf dem Patscherkofel (AT) 176 km/h. Nach Abzug von "Yves" nach Skandinavien am 12.12. stellte sich wieder ein einheitlicheres, nasskaltes Temperaturniveau ein und der Föhn brach zusammen.

Bis kurz vor dem Ereignis bestanden größere Modellunsicherheiten bei der Entwicklung der Tiefs "Xanthos" und "Yves", daher auch die zeitliche und räumliche Verteilung der Regen- und Schneefälle. Am 10.12. war durch "Xanthos" hauptsächlich Schneeglätte und Sturm in weiten Teilen Großbritanniens, Benelux' und Deutschlands ein Thema. Bis zum 12.12. schneite es vor allem noch in Norddeutschland und Südskandinavien. Mit zwei Randtiefs des Tiefdruckkomplexes "Zubin" verlief beispielsweise auch die Nacht auf den 14.12. sehr wechselhaft, mit Orkanböen und Graupelgewittern sowie erneut kräftigen Regenfällen in der Folgenacht in Süddeutschland.

Vorderseitig der Kaltfront des Sturmtiefs "Walter" bzw. der Höhentrogachse stellten sich starke Niederschläge in Norditalien, Slowenien und Kroatien ein. Die Ursache lag in starken Hebungsvorgängen durch mit der Höhe zunehmende Vorticityadvektion und positive Schichtdickenadvektion. Die Kaltfront von "Yves" brachte zunächst der Iberischen Halbinsel dringend benötigte Regenfälle, auch in den Seealpen, Nordwestitalien und Slowenien begann es wieder kräftig zu regnen. Auf ihrem Weg über das Mittelmeer reicherte sich die Warmluft mit Feuchtigkeit an, die sich angesichts der großen Strömungsgeschwindigkeit und des als Barriere wirkenden Alpenbogens in gebietsweise enormen Regenmengen manifestierte.
Flüsse wie Enza und Parma in Norditalien traten über die Ufer. Es wurden neue Rekordpegelstände verzeichnet, z.B. Sorbolo (Provinz Parma): Enza-Pegel 12,44 m (alter Rekord: 11,63 m im Februar 2016) und Ponte Alto (Provinz Modena): Secchia-Pegel 10,55 m (alter Rekord: 10,28 m im Dezember 2009, Quelle: FloodList). Rund 1000 Menschen wurden wegen der Überschwemmungen evakuiert. Die höchsten Regensummen in 24-stündigen Zeiträumen erreichten 70 mm in Venezia-Tessera, 75,8 mm in Genova-Sestri und 89,8 mm in Cervia (bis 11., 12. und 13.12).

Ausgewählte Spitzenböen in Frankreich, Höchsttemperaturen in Deutschland (11.12.17)
Datenquelle: Meteociel
Ort Böe
Ile de Ré - Saint-Clément-des-Baleines
Cap Béar
Pointe de Chassiron
Ile d'Yeu - Saint-Sauveur
Port-en-Bessin
La Rochelle - Aerodrome
La Roche-sur-Yon
Ile de Groix
161 km/h
143 km/h
129 km/h
128 km/h
121 km/h
121 km/h
114 km/h
113 km/h
Ort Tmax
Zugspitze
Belm
Bremen
Hamburg-Fuhlsbüttel
Garmisch-Partenkirchen
Hohenpeißenberg
Rheinstetten
München (Stadt)
-4,9 °C
-0,1 °C
0,4 °C
0,7 °C
4,9 °C
10,4 °C
10,5 °C
10,6 °C


Text: FB
15. Dezember 2017


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