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Sonntag, 24. Mai 2015, 23:15 MESZ



Starkniederschläge, Gewitter

Alpen, zentraler Mittelmeerraum,
östliches Mitteleuropa

19.-24.05.2015


Passo Foscagno
20.05.2015
© youreporter.it


Vom 19. Bis zum 24.05.2015 bescherte Tief "Erik" dem Ostalpenraum länger anhaltende und zum Teil kräftige Niederschläge. Unter dem Einfluss kühler Meeresluft sank die Schneefallgrenze örtlich unter 1000 Meter. Die späten Schneefälle hatten Verkehrsbehinderungen auf einigen Alpenpässen sowie kilometerlange Staus auf der Brennerautobahn zur Folge. Vom westlichen Balkan bis zum Baltikum sorgten schwere Gewitter mit Hagel und Starkregen vereinzelt für Schäden. Beispielsweise kam es an Obstbeständen in der Steiermark durch Hagelschlag zu Schäden in Millionenhöhe.



Wetterlage und Entwicklung

Ab dem 18.05.2015 griff in einer zunächst zonal von West nach Ost gerichteten Strömung ein Trog vom Atlantik auf Westeuropa über. Durch die Advektion subpolarer Kaltluftmassen, die zwischen Tief "Diethelm" über der Nordsee und einem weit nach Norden ausgreifendem Azorenhoch nach Süden floss, amplifizierte sich der Trog und erstreckte sich am 20.05. mit seiner Achse bis nach Marokko und Algerien. Die Kaltfront von Tief "Diethelm" überquerte Mittel- und Westeuropa vom 18. auf den 19. Mai und erreichte im Laufe des 19. Mai die Alpen. Durch die günstige Lage auf der Trogvorderseite, sowie die bodennah nordwestliche Anströmung der Kaltluft auf der Alpennordseite kam es im Lee der Alpen zu einer klassischen Genuazyklogenese. Im weiteren Verlauf schnürte sich der Trog in seinem Südteil ab und blieb noch über mehrere Tage hinweg als abgeschlossenes Höhentief über dem zentralen Mittelmeerraum liegen.

500 hPa-Geopotential/Bodendruck, 850 hPa pseudopotentielle Äquivalenttemperatur sowie Bodendruckanalyse mit Fronten | Quelle: wetter3.de
19.05.2015, 12 UTC 21.05.2015, 12 UTC 23.05.2015, 12 UTC 25.05.2015, 12 UTC

Zusammen mit dem Bodentief "Erik" war das Höhentief bevorzugt im östlichen Alpenraum sowie von Italien über die westliche Balkanregion bis ins nahe Osteuropa für umfangreiche Hebungsvorgänge verantwortlich, die verbreitet markante Wettererscheinungen zur Folge hatten.
Auf der kalten Seite von Tief "Erik" fielen bis zum 21.05. im Alpenraum, sowie im Südosten Bayerns länger anhaltende und ergiebige Niederschläge, die zum Teil bis in höher gelegene Alpentäler als Schnee niedergingen. Nachdem sich die Niederschläge vorübergehend abschwächten, breiteten sich im Laufe des 22.05. angetrieben durch großräumige Warmluftadvektion von Kroatien und Slowenien her
Blitzentladungen am 20.05.
© lightningmaps.org
neue länger anhaltende Niederschläge auf den östlichen Alpenraum aus, die bis zum 23.05. erneut bis in den Südosten Bayerns nordwestwärts ausgriffen. Dabei stieg die Schneefallgrenze wieder etwas an.
An der Grenze zu feuchtwarmer Luft aus dem Mittelmeerraum, die bodennah auf der Ostseite von Tief "Erik" nordwärts über Ungarn, die Slowakei und Polen bis ins Baltikum transportiert wurden gingen zum Teil heftige Gewitter nieder. Im Bereich großer vertikaler Windscherung gingen die Gewitter örtlich mit Hagelschlag und Starkregen einher. Betroffen davon war besonders der äußerste Osten Österreichs. Gleich zwei Hagelereignisse richteten am 19. und 20.05. in der Steiermark schwere Schäden an Obstkulturen an. Ersten Schätzungen zu Folge belaufen sich die Schäden auf etwa 4 Millionen Euro. (Quelle: ORF).
Heftige von Gewittern durchsetzte Regenfälle traten auch von Italien bis in die westliche Balkanregion auf. Höhenkaltluft im Zentrum des Höhentiefs, sowie bodennah feuchtwarme Luft mündeten hier in einer Labilisierung der Troposphäre und führten zur Ausbildung von konvektiven Niederschlägen.

Satellitenbilder Meteosat 8 (vis) | Quellen: F. Valk
19.05.2015, 12 UTC 20.05.2015, 12 UTC 21.05.2015, 12 UTC 22.05.2015, 12 UTC 23.05.2015, 12 UTC

Regen- und Schneefälle im Alpenraum

Die länger anhaltenden Niederschläge führten besonders im östlichen Alpenraum zunächst bis zum 21. Mai zu beachtlichen Niederschlagssummen. Durch orographische Effekte verstärkt kamen bis zum 22. Mai, 06 UTC am bayerischen Alpenrand innerhalb 72 Stunden zum Teil über 100 mm zusammen. Ähnlich hohe Niederschlagsmengen fielen auch im Bereich des Alpenhauptkamms.
Vom 22. bis zum 24 regnete es besonders vom Süden und Osten Österreichs bis nach Slowenien nochmals heftig. Über 100 mm verzeichneten bis zum 24.05, 12 UTC innerhalb 60 Stunden einzelne Stationen am Nordrand der Karawanken südlich von Klagenfurt (zum Beispiel 128 mm an der Station Bodental).
72-stündige Niederschlagssumme
bis 22.05., 06 UTC
© IMK-TRO, DWD
Im Laufe des 20 Mai sank die Schneefallgrenze immer weiter ab und lag in der Nacht zum 21. Mai etwa zwischen 800 und 1300 Metern. In einigen inneralpinen Tälern konnte sich lokal sogar unter 1000 Meter vorübergehend eine dünne Schneedecke ausbilden, zum Beispiel mit 7 cm in Elm in der Schweiz (960 m), obwohl sich die 0-Grad-Grenze etwa zwischen 1400 und 1500 Metern befand. Durch die sogenannte Schmelzenthalpie (Schmelzwärme), die der Luft beim Schmelzen von Schnee entzogen wird, kann sich bei länger anhaltenden und kräftigen Niederschlägen eine nahezu isotherme Schicht ausbilden, sodass die Schneefallgrenze im Verlauf eines Niederschlagsereignisses immer weiter absinkt. Dieser Effekt kommt besonders in engen Tälern zum Tragen, wo das Luftvolumen, aus dem die Wärme entzogen wird, durch die angrenzenden Berghänge begrenzt ist.
Bis zum 24.05. fiel auf einigen höheren Alpengipfeln mehr als 1 Meter Neuschnee. Über die einzelnen Tage summiert fielen auf Deutschlands höchstem Berg vom 19.05. bis zum 24.05 180 cm Neuschnee und die Schneehöhe wuchs von 365 cm auf 500 cm an. Schneehöhen von über 500 cm traten in der letzten Maidekade auf der Zugspitze zuletzt im Jahr 1999 auf. Damals wurden sogar über 600 cm Schnee gemessen.
Die späten Schneefälle in den Alpen sorgten für Behinderungen auf einigen Passstraßen. Besonders betroffen war die Brennerautobahn, wo Schneematsch für zahlreiche Unfälle sorgte, da viele Autofahrer bereits mit Sommerreifen unterwegs waren. Kilometer lange Staus waren die Folge.
Durch die tiefe Schneefallgrenze wurde jedoch viel Wasser als Schnee in den Bergen gebunden, was eine größere Hochwasserlage an den Flüssen verhinderte. Nur vereinzelt wurde die erste Hochwassermeldestufe überschritten, wie etwa in München an der Isar.

Webcambilder aus den Alpen | Quellen: feratel
Bergstation Brauneck,
Lengries (1480 m)
Tannheimer Tal (1486 m) Gmahkopf Alpbach (1880 m) Hahnenkamm Kitzbühel (1665 m)

Auswahl 72-h-Niederschlagssummen in Bayern bis 22.05.2015, 06 UTC
58-h-Niederschlagssummen in Österreich bis 21.05.2015, 08 UTC
Datenquellen: DWD/ Javamap, ZAMG
Ort Niederschlagssumme
Zugspitze
Mittenwald-Buckelwiesen
Murnau
Benediktbeuren
Obere Firstalm/Schlierseer Berge
Krün
Garmisch-Partenkirchen
Kreuth-Glashütte
Kochel-Einsiedel
Schlehdorf
Oberammergau
Lenggries
128,3 mm
115,6 mm
103,5 mm
99,6 mm
98,8 mm
97,7 mm
92,9 mm
92,9 mm
91,6 mm
91,1 mm
90,9 mm
90,6 mm
Ort Niederschlagssumme
Dellach im Drautal
Kötschach Mauthen
Steinach am Brenner
Hintertzx im Zillertal
Rudolfshütte
Achenkirch
Rinn
Laterns/Gapfohl
Ehrwald
St. Leonhard im Pitztal
Innsbruck Universität
Neustift/Milders
99,7 mm
95,8 mm
92,2 mm
92,ß mm
88,9 mm
87,4 mm
84,1 mm
84,0 mm
81,0 mm
77,7 mm
77,0 mm
76,2 mm

Schneezuwächse an ausgewöhlten Bergstationen in den Alpen vom 19.05. bis 24.05.
Schneehöhen an ausgewählten Stationen am 21.05., 06 UTC
Datenquelle: DWD/ Javamap
Ort Schneehöhe am 19.05. Schneehöhe am 24.05.
Sonnblick (3114 m)
Zugspitze (2960 m)
Alpenzentrum Rudolfshütte (2320 m)
Krederica (2515 m)
475 cm
365 cm
111 cm
45 cm
544 cm
500 cm
170 cm
110 cm
Ort Schneehöhe am 21.05.
Buffalora (1869 m)
Segl-Maria (1804 m)
Obergurgel (1939 m)
Andermatt: (1438 m)
Badgastein (1094 m)
Feuerkogel (1620 m)
Elm (960 m)
Nauders (1341 m)
Balderschwang (1037 m)
Davos (1595 m)
28 cm
26 cm
25 cm
12 cm
8 cm
8 cm
7 cm
3 cm
2 cm
1 cm

Text: MB
24. Mai 2015


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