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Dienstag, 12. Mai 2015, 17:45 MESZ
aktualisiert am: 15. Mai 2015, 21:00 MESZ

Taifun "Noul"

Philippinen

09.-11.05.2015


Satellitenbild von "Noul"
im Nordosten der Philippinen
10.05.2015
Quelle: NASA Worldview


Anfang Mai entwickelte sich früh in der nordhemisphärischen Wirbelsturmsaison der Taifun "Noul". Auf den Philippinen bekannt mit dem Namen "Dodong" reifte er am 10.05. über dem Nordwestpazifik zu einem tropischen Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala heran. Von extremen Orkanböen, hohem Wellengang, sintflutartigem Regen mit Überschwemmungen und Erdrutschen war vor allem der Nordosten der Philippinen betroffen. Am Nordostzipfel Luzons ging "Noul" an Land. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben.



500-hPa-Geopotential mit Bodendruck, Quelle: Wetter3.de
04.05.2015, 00 UTC 06.05.2015, 00 UTC 08.05.2015, 00 UTC 09.05.2015, 00 UTC 10.05.2015, 00 UTC

Enstehung und Entwicklung

Das Joint Typoon Warning Center (JTWC) begann am 30.04. mit der Aufnahme einer tropischen Störung, die sich am 01.05. allerdings kaum entwickelte. Am 02.05. noch als tropische Depression aufgeführt, reifte das Tief am 03.05. zu einem Tropensturm heran. Am 05.05. intensivierte sich der mit "Noul" benannte Wirbelsturm zu einem Taifun der Kategorie 1 auf der Saffir- Simpson-Skala. Auf den Philippinen mit dem Namen "Dodong" bekannt, erreichte der Taifun am 07.05. zunächst Kategorie 2 und im Tagesverlauf mit Mittelwinden von 100 kt Kategorie 3 und zog nordwestwärts an die Philippinen heran. Nach 1-min-Mittelwinden von 105 kt am Abend des 08.05. schwächte sich der "Noul" in der Nacht zum 09.05. vorübergehend auf 95 kt ab. Am 09.05. kam es zu einer raschen Intensivierung des Wirbelsturms. Von 00 UTC bis 18 UTC nahm der Mittelwind um 35 kt auf 130 kt zu. Seinen Höhepunkt verzeichnete der Taifun in der Früh des 10.05. (00 und 06 UTC) mit 140 kt als tropischer Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala. Die Japan Meteorological Agency (JMA) analysierte einen minimalen Kerndruck von 915 hPa. Um 09 UTC des 10.05. ging "Noul" am äußersten Nordostzipfel Luzons nahe dem Ort Santa Ana an Land. Durch nordwärts kühler werdende Wassertemperaturen, höhere vertikale Windscherung und Energieverluste durch Reibungseffekte über Land schwächte sich der Taifun anschließend rasch ab. Am 11.05. um 12 UTC wurde er mit Mittelwinden von 75 kt in Kategorie 1 eingestuft. "Noul" vollführte einen Rechtsschwenk und zog als Tropensturm östlich von Taiwan und westlich der Ryukyu-Inseln auf die Ostküste Japans zu.

Satellitenbilder, Quelle: CIMSS
07.05.2015, 13:30 UTC 08.05.2015, 01:30 UTC 08.05.2015, 13:30 UTC 09.05.2015, 01:30 UTC
09.05.2015, 13:30 UTC 10.05.2015, 01:30 UTC 10.05.2015, 13:30 UTC 11.05.2015, 01:30 UTC

Verbesserungswürdige Modellvorhersagen

Die Vorhersagequalität der Modelle wies dabei wiederholt erhebliches Verbesserungspotential auf. Einige Tage bevor "Noul" die Philippinen beeinflusste, wurde eine Zugbahn nordöstlich an den Philippinen vorbei berechnet. Am 07.05. wurde eine Zugbahn prognostiziert, die nach Spitzenwinden um 110 kt einen Landgang an der Ostküste Luzons zur Folge gehabt hätte. Selbst am 09.05. existierten noch deutliche Unsicherheiten bezüglich Zugbahn und Mittelwindgeschwindigkeiten. Windgeschwindigkeiten von 140 kt waren zuvor nicht prognostiziert worden. Dies ist zum einen der letztlich nordöstlicheren Zugbahn gegenüber den Modellprognosen geschuldet, die durch die Interaktion mit den philippinischen Landmassen von einer schwächeren Entwicklung ausgingen. Zum anderen werden über dem Nordwestpazifik nicht annähernd in vergleichbar großem Stil Flugzeug- und Bojenmessungen durchgeführt, wie dies etwa auf dem Nordatlantik der Fall ist, die wichtige Daten zur Assimilation und im Endeffekt zur Vorhersagequalität der Modelle liefern.

Radarbilder, Quelle: noah.dost.gov.ph
09.05.2015, 08:45 UTC 10.05.2015, 00:45 UTC 10.05.2015, 14:00 UTC 10.05.2015, 18:00 UTC

Auswirkungen

Von Super-Taifun "Noul" waren hauptsächlich die nordöstlichen Gebiete der philippinischen Hauptinsel Luzon betroffen. Aufgrund vergleichsweise dünn besiedeltem Land fielen die Schäden noch relativ gering aus. Etliche Bauern freuten sich nach einer heißen Wetterperiode gar über Regenfälle. Mancherorts sorgten Sturm und Überschwemmungen allerdings mehr für landwirtschaftliche Schäden als für Nutzen des ersehnten Regenwassers.
In Aparri fielen bis 10.05., 18 UTC binnen 24 Stunden 71,0 mm Niederschlag, in Laoag waren es bis 11.05., 06 UTC in 24 h insgesamt 69,0 mm. Mehr Niederschlag fiel auf den Inseln nördlich von Luzon, etwa auf Basco mit 74,0 mm oder auf Itbayat mit 165,4 mm (Quelle: ogimet.com).
Kräftige Gewitter und ergiebige Regenfälle sorgen für Überschwemmungen und einzelne Hangrutsche. Heftige Windböen führten zu hohem Wellengang (fast 15 m hohe Wellen über dem offenen Meer), abgedeckten Dächern und entwurzelten Bäumen.
Fast 4.000 Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Vorsichtshalber wurden etliche Flüge und Fährverbindungen gestrichen. Mindestens 2 Menschen kamen ums Leben.

"Noul" erreichte Japans südlichste Inseln Montag Nacht (Ortszeit) als Taifun der Kategorie 2.
Shimoji registrierte 165 km/h Mittelwind und eine Böe von 211 km/h, was einem nationalen Sturmrekord für den Monat Mai entspricht (ausgenommen Fujiyama). Auf der Insel Ishigaki bedeuteten Mittelwinde von 104 km/h einen Stationsrekord seit 1897 für Mai (Böen 159 km/h und über 100 mm/3 h).
Am Dienstagabend (Ortszeit) sorgte "Noul" nach der Umwandlung in ein außertropisches Sturmtief in den am dichtesten besiedelten Regionen Japans noch für schwere Sturmböen (Yokohama 98 km/h) und Orkanböen am Flughafen Tokio-Haneda an der Küste (122 km/h). Die Regensummen lagen verbreitet bei 50-100 mm, in den Präfekturen Shizuoka und Kouchi weiter westlich um 150 mm.

Windfelder, Quelle: NOAA SSD
08.05.2015, 12 UTC 09.05.2015, 00 UTC 09.05.2015, 12 UTC
10.05.2015, 00 UTC 10.05.2015, 12 UTC 11.05.2015, 00 UTC

Einordnung

Der Taifun "Noul" markiert nach "Maysak" Ende März/Anfang April den bereits zweiten Super-Taifun der höchsten Wirbelsturmkategorie 5 im Nordwestpazifik und global der vierte (es existierten außerdem bereits "Pam" und "Eunice") im Jahr 2015. Im Durchschnitt treten jährlich fast fünf Cat-5-Wirbelstürme auf, davon über die Hälfte im Nordwestpazifik.
"Noul" war als bereits sechster tropischer Sturm des Jahres am 03.05. der zweitfrühste, der diese Zahl so früh in der Saison erhielt. Wenige Tage später entwickelte sich schon der siebente Tropensturm ("Dolphin") im Nordwestpazifik und ist damit der frühste siebente seiner Art seit Aufzeichnungsbeginn der JMA im Jahre 1951 (bisheriger Rekord: sieben benannte tropische Stürme im Jahr 1971 am 19.05.). Die ungewöhnlich frühe und aktive Wirbelsturmsaison ist unter anderem auf sehr warmes Ozeanwasser zurückzuführen, das positive Anomalien von 2 K gegenüber dem langjährigen Mittel vorweist.
Nach den Super-Taifunen "Amy" im Jahr 1971 (02.05., 890 hPa) und "Iris" im Jahr 1951 (03.05., 909 hPa) rangiert "Noul" zu dem frühen Zeitpunkt in der Saison auf Platz drei (Quelle: Wunderground.com/Jeff Masters).



Text: SB
12. Mai 2015

aktualisiert: 15. Mai 2015, FB


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