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Freitag, 06. Februar 2015, 12:45 MEZ


Ergiebige Regenfälle/(Staub-)Sturm

Mittelmeerraum

30.01.-01.02.2015


Hohe Wellen in Lungomare di Fuscaldo (IT)
am 01.02.2015
Quelle: Youreporter.it


Ein riesiger Trog über Europa mit zugehörigem zum Teil sehr tiefen Luftdruck am Boden hat in strammer westlicher Strömung besonders im Mittelmeerraum für markante Wettererscheinungen gesorgt. Heftige Windböen traten fast im gesamten Mittelmeerraum auf. An der Westküste des Balkans gingen ergiebige Regenfälle mit Summen bis zu 350 mm nieder. Mancherorts kam es zu Überflutungen, lokal wurde von Erdrutschen berichtet. In Teilen Griechenlands und der Türkei wehte ein Staubsturm.



500-hPa-Geopotential/-Temperatur und Bodendruckanalysen | Quellen: wetter3.de, DWD/FU Berlin
30.01.2015, 00 UTC 31.01.2015, 00 UTC 01.02.2015, 00 UTC

Zum Monatswechsel Januar/Feburar 2015 lag über Europa in der Höhe ein riesiger Trog mit sehr niedrigem 500-hPa-Geopotential, das in seinem Minimum sogar 5000 geopotentielle Meter unterschritt. Am Boden machte sich verbreitet sehr tiefer Luftdruck bemerkbar. Zeitweise wurden durch den Tiefdruckkomplex "Mischka" deutschlandweit Luftdruckwerte von nur 970-980 hPa gemessen.
Auf der Trogvorderseite wurde in den unteren Troposphärenschichten feucht-warme Luft advehiert. In der Höhe war die Troposphäre mit kalter Luft angereichert. Die 500-hPa-Temperaturen betrugen über Mitteleuropa bis zu -36 °C. Dadurch stellte sich eine labile Schichtung ein, die insbesondere Trogvorderseitig unter großräumige Hebungsprozesse geriet. Ein sich neu gebildetes und ostwärts ziehendes Tiefdruckgebiet über Norditalien mit einem Kerndruck von unter 980 hPa unterstützte diese Entwicklung. In der strammen Westströmung, die sich durch einen über dem Mittelmeerraum verlaufenden Jetstream und starke Isobarendrängung kennzeichnete, kam es im Mittelmeerraum zu zum Teil konvektiven Niederschlägen, die besonders durch Staueffekte an der Westküste des Balkans sehr ergiebig ausfielen. Teilweise waren die Niederschläge gewittrig durchsetzt und gingen mit Hagel einher. Insbesondere die Gebiete von Albanien bis West-Griechenland waren betroffen.

Satellitenbilder, 24-h-Niederschlag, 10-m-Spitzenwindböen und Blitzkarten
Quellen: B. J. Burton/Woksat, modellzentrale.de, Wetter3.de, Lightningmaps.org
30.01.2015, 12 UTC 31.01.2015, 12 UTC 01.02.2015, 12 UTC
bis 01.02.2015, 06 UTC 31.01.2015, 12 UTC 01.02.2015, 12 UTC
24-h bis 31.01.2015, 00 UTC 24-h bis 01.02.2015, 00 UTC 24-h bis 02.02.2015, 00 UTC

Nach Angaben von meteo.gr sind vom Morgen des 30.01. bis zum Nachmittag des 01.02. (rund 56 Stunden-Zeitraum) folgende Niederschlagssummen aufgezeichnet worden:

350 mm in Tyria Ioannina
345 mm in Derviziana Ioannina
315 mm am Wasserfall Arta
310 mm in Paramythia Thesprotia
270 mm in Pertouliou
265 mm in Nafpaktia
250 mm in Vourgareli Arta

Durch die heftigen Regenfälle kam es zu Überschwemmungen und Flussausuferungen sowie einzelnen Erdrutschen. Aufgrund der sintflutartigen Regenfälle mussten vor allem in Westgriechenland etliche Straßen gesperrt und hunderte Menschen evakuiert werden. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt. In der Region Tzoumerka ist die 1866 erbaute antike Steinbrücke von Plaka infolge von reißenden Fluten eingestürzt (Quelle: Worldbulletin.net). In der Ruinenstadt Pompeji nahe Neapel (IT) begrub ein Erdrutsch einen Garten und eine Begrenzungsmauer unter sich (Quelle: Spiegel Online).
Heftige Windböen mit schweren Sturmböen und örtlichen Orkanböen führten zu hohen Wellen und erheblichen Probleme im Seeverkehr.

Spitzenböen:
Cape Kafireas 167 km/h (31.01.)
Cape Mandelo/Karystos 165 km/h (30.01.)
Parnassus 140 km/h (01.02.)
Kaparelli Fthiotida 130 km/h (31.01.)
Mornos-Stausee 120 km/h (31.01.)

Satellitenbild vom 01.02.2015
© NASA Earthobservatory
Am 31.01. und 01.02. kam es zudem zu einem Transport von einer hohen Saharastaub-Konzentration von Nordafrika über das Mittelmeer bis nach Südgriechenland und die Türkei. Der Sturm mit Sand und Staub aus der Sahara war eindrucksvoll auf Satellitenbildern erkennbar. Zwei Eigenschaften waren dabei ungewöhnlich: Das frühe Auftreten und die hohe Staubkonzentration fernab der Sahara. Peter Knippertz, Professor am Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erklärte bei NASA Earthobservatory, dass solch kräftige Staubstürme üblicherweise im Frühling auftreten.
Die Ursache für den kräftigen Staubsturm ist mit dem ausgeprägten Tiefdruckkomplex über Europa in Verbindung zu bringen. An der zugehörigen Kaltfront, die am 31.01. die Sahara erreichte, wurden durch kräftige Aufwärtsbewegungen enorme Mengen von Saharastaub gehoben. Die Staubwolke steuerte am Südostrand des quasistationären Troges über Europa auf die Türkei zu. In einigen Gebieten färbte sich der Himmel orange.


Text: SB
06. Februar 2015


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