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Samstag, 10. Januar 2015, 00:45 MEZ
zuletzt aktualisiert: 11.01.2015, 21:00 MEZ


Winterstürme "Elon" und "Felix"

West-/Mitteleuropa

09.-10.01.2015


Satellitenbild (Terra MODIS)
09.01.2015, gegen 12 UTC
Quelle: NASA Worldview

Zu Beginn des Jahres 2015 stellte sich nach einem kurzen Wintereinbruch Ende Dezember 2014 eine stürmische Wetterlage in West- und Mitteleuropa ein. In einer zonalen Strömung verlagerten sich Randtiefs mit hoher Geschwindigkeit ostwärts. Nach Sturmtief "Elon" am 09.01. stand für den 10.01. über dem Nordatlantik bereits "Felix" in den Startlöchern. "Elon" brachte auf den Britischen Inseln und an der Nord- und Ostseeküste sowie im Bergland Orkanböen. Im schottischen Stornoway wurden Spitzenböen bis 182 km/h registriert. In den Grampian Mountains wehte der Wind in Böen bis 225 km/h (Cairngorm Summit, 1237 m).
Im Warmsektor von "Felix" wurde am Alpenrand die 20 °C-Marke überschritten und für ein paar neue Rekordtemperaturen aufgestellt. "Felix" sorgte im Nord- und Ostseeumfeld sowie im Bergland verbreitet für Orkanböen. Im Süden Norwegens wehte der Wind auf der Insel Eigeroya bis 166 km/h. Auch in Norddeutschland, Dänemark und Südschweden wurden Orkanböen gemessen. Windbedingte Schäden zeigten sich vor allem durch beschädigte Dächer und umgestürzte Bäume, die zu Verkehrsbehinderungen führten. An der Nordseeküste hatte mit kam es zu einer Sturmflut.



Sturmtief "Elon"

Wetterlage und Entwicklung
Im Verlauf der ersten Januardekade 2015 stellte sich über West- und Mitteleuropa eine zonales Zirkulationsmuster mit sehr windigem Wetter ein. Am 06.01. und an den Folgetagen verlagerte sich ein langwelliger Trog über dem Nordatlantik ostwärts. Das zugehörige Bodentief "Christian", das am 06.01. über dem östlichen Nordatlantik die Rolle des steuernden Zentraltiefs einnahm, erreichte am 07.01. mit einem Kerndruck knapp unter 940 hPa westlich von Island seinen Höhepunkt. Im Zusammenspiel mit einem sich aufbauenden Bodenhoch, das bis zum 09.01. einen Kerndruck von 1045 hPa aufwies, enstand über Zentraleuropa ein beachtlicher Druckgradient.

Bodendruckanalysen und Satellitenbilder | Quellen: FU Berlin/DWD, B. J. Burton
Bodendruckanalyse vom 08.01., 00 UTC Satellitenbild vom 08.01., 12 UTC Bodendruckanalyse vom 09.01., 00 UTC Satellitenbild vom 09.01., 12 UTC


Radarbilder Deutschland | Quelle: DWD
09.01.2015, 11 UTC 09.01.2015, 18 UTC 09.01.2015, 21 UTC

Radiosondenaufstieg
Norderney (NI)
09.01.2015, 12 UTC
© University of Wyoming
Es entwickelten sich in der Frontalzone bei einem kräftigen horizontalen Temperaturgradient in rascher Abfolge Randtiefs, die unter explosionsartiger Vertiefung vom Nordatlantik zügig in den Nordwesten Europas zogen. Nach Tief "Daniel", das insbesondere der Südhälfte Deutschlands am Abend des 08.01. verbreitet stürmische Böen und Sturmböen und im dem Bergland einzelne Orkanböen bescherte, folgte am 09.01. Sturmtief "Elon".
Der in der Frontalzone knapp unterhalb der Tropopause befindliche Jetstream verlief bestens ausgeprägt vom Osten Nordamerikas leicht mäandrierend über den Nordatlantik bis ins nördliche Mitteleuropa. In 9 Kilometer Höhe betrugen die Windgeschwindigkeiten zum Teil über 300 km/h (z.B. Radiosondenaufstieg von Norderney am 09.01. um 12 UTC: 163 kt = 302 km/h in 9000 m bzw. 176 kt = 326 km/h in 10170 m). Am rechten Eingang (in Strömungsrichtung) des Starkwindbands war horizontales Auseinanderstörmen von Luft, sogenannte obertroposphärische Divergenz, festzustellen. Vertikales Nachfließen von Luft und schließlich die Enstehung eines Bodentiefs war die Folge. Dieser Prozess lief an der Südflanke von "Christian" innerhalb der Frontalzone ab. Das entstandene Tief "Elon" kreuzte den Jetstream und schwächte sich danach rasch ab. "Elon" befand sich am 09.01., 00 UTC mit einem Kerndruck von 965 hPa nördlich der Britischen Inseln. Vom Morgen bis zum Mittag des 09.01. überquerte Deutschland ein Gebiet mit kräftiger (mit der Höhe zunehmender) Vorticityadvektion. Zusammen mit verbreitet positiver Schichtdickenadvektion (proportional zur Warmluftadvektion) waren die Bedingungen für großskalige Hebung gegeben. Ergebnis war ein Niederschlagsgebiet, das Deutschland von West nach Ost überquerte. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Tief unter Abschwächung in den Süden Skandinaviens. Ein bis nach Großbritannien vorrückender Hochdruckkeil verringerte den Druckgradient und führte zu einem Nachlassen des Windes.
Ab dem Abend des 09.01. griff bereits das nächste Sturmtief "Felix" in den Nordwesten Europas über.

Analysekarten des amerikanischen Wettervorhersagemodells GFS vom 09.01.2015, 00 UTC | Quelle: wetter3.de
300-hPa-Wind/-Divergenz (in ca. 9 km) 300-hPa-Vorticityadvektion/-Geopotential 500-hPa-Geopot. (in ca. 5,5 km) mit Schichtdickenadv. 850 hPa pseudopotentielle Temperatur (in ca. 1,5 km)

Sturm und Orkanböen
In der Nacht zum 09.01. und am Morgen des 09.01. registrierten die Wetterstationen in Schottland die höchsten Windgeschwindigkeiten. Das Sturmfeld im Bereich des stärksten Druckgradienten sorgte dort verbreitet für Orkanböen. Spitzenreiter war Stornoway Airport mit 182 km/h. Für die Station bedeutet dies die Einstellung des dortigen Windrekords (die gleiche Windgeschwindigkeit wurde am 12.02.1962 schon einmal erreicht). Noch heftiger fielen die Windböen im schottischen Bergland aus. Auf dem Cairngorm Summit (1237 m) blies der Wind in Böen bis 225 km/h!

Spitzenwindböen im 6-h-Zeitraum bis 09.01.2015, 12 UTC und 24-h-Niederschlag bis 10.01.2015, 06 UTC | Quelle: DWD JavaMap

Ab dem Vormittag machte sich das Sturmfeld von Tief "Elon" auch in Mitteleuropa bemerkbar. An der Nord- und Ostseeküste von Norddeutschland über Dänemark bis nach Südnorwegen wurden verbreitet schwere Sturmböen bis Orkanböen aufgenommen. Besonders im Norddeutschland wurden in labiler Schichtung die starken Höhenwinde herabgemischt. Vor allem in der Nähe von Schauer und Gewitter war dies der Fall. Stürmische Böen bis schwere Sturmböen traten von den Britischen Inseln, Nordfrankreich, Benelux außerdem in fast ganz Mitteleuropa auf. Auf den Gipfeln der Mittelgebirge wehte der Wind ebenfalls in Orkanstärke. Der Leuchtturm Alte Weser meldete Spitzenböen bis 151 km/h, am Kieler Leuchtturm waren es 133 km/h. An der MeteoGroup-Station in Hörnum auf Sylt wurde sogar eine Orkanböe von 163 km/h gemessen.

In Norddeutschland traten windbedingte Schäden besonders durch umgestürzte Bäume auf, die Oberleitungen niederrissen, Bahngleise blockierten und Autos beschädigten. Etliche Dächer wurden abgedeckt, mehrere Menschen wurden verletzt (Quelle: Spiegel Online).

Orkanböen in Deutschland von "Elon" am 09.01.2015
Datenquellen: DWD JavaMap, UWZ
DWD-Stationen Windböe
Leuchtturm Alte Weser
Leuchtturm Kiel (SH)
Hohn (SH)
Nordholz (Flugplatz) (NI)
Weinbiet (RP)
Strucklahnungshörn (SH)
Sankt Peter-Ording (SH)
Travemünde (SH)
Fehmarn (SH)
151 km/h
133 km/h
130 km/h
130 km/h
130 km/h
126 km/h
126 km/h
122 km/h
119 km/h
DWD-Stationen Berg Windböe
Brocken (ST) (1153 m)
Zugspitze (BY) (2960 m)
Feldberg (BW) (1496 m)
Fichtelberg (SN) (1215 m)
Hohenpeißenberg (BY) (986 m)
162 km/h
151 km/h
144 km/h
137 km/h
126 km/h
MeteoGroup-Stationen Windböe
Hörnum/Sylt (SH)
Helgoland-Oberland (SH)
Bad Harzburg-Burgberg (NI)
Hiddensee-Dornbusch (MV)
Nebelhorn (BY)
Großer Kornberg (BY)
Wallberg (BY)
Büsum (SH)
Borkum (NI)
163 km/h
133 km/h
131 km/h
131 km/h
131 km/h
131 km/h
128 km/h
122 km/h
120 km/h

Orkanböen von "Elon" in Europa am 09.01.2015
Datenquellen: MetOffice, DWD JavaMap
Ort GB Windböe
Stornoway Airport
Loch Glascarnoch
Glen Ogle
Altnaharra
Wick Airport
Altbea
Edinburgh Blackford Hill
South Uist Range
Kinbrace
Skye
Kirkwall
High Bradfield
Aberdaron
182 km/h
177 km/h
164 km/h
156 km/h
150 km/h
145 km/h
145 km/h
145 km/h
140 km/h
138 km/h
138 km/h
122 km/h
122 km/h
Ort Dänemark/Norwegen Windböe
Flyvest. Skrydstrup/DK (47 m)
Odense Lufthavn/DK (21 m)
Langoe/DK (4 m)
Eigeroya/NO (49 m)
Kegnaes Fyr/DK (19 m)
Lista Lh/NO (14 m)
126 km/h
122 km/h
122 km/h
122 km/h
120 km/h
119 km/h
Berge (> 750 m) Windböe
Lomnicky Stit/SK (2635 m)
Cairngorm Summit (1237 m)
Aonach Mor (1130 m)
Bealach Na Ba (773 m)
Chopok/SK (2007 m)
Feuerkogel/AT (1620 m)
Great Dun Fell (847 m)
Säntis/CH (2494 m)
Jauerling/ORF/AT (961 m)
Titlis/CH (3094 m)
Jungfraujoch/CH (3576 m)
Crap Masegn/CH (2481 m)
Sonnblick Amos/AT (3114 m)
Bischofshofen/AT (548 m)
Kredarica/SI (2515 m)
Snezka-Postovna/CZ (1602 m)
259 km/h
225 km/h
208 km/h
200 km/h
176 km/h
173 km/h
172 km/h
170 km/h
155 km/h
143 km/h
141 km/h
141 km/h
140 km/h
140 km/h
140 km/h
140 km/h



Sturmtief "Felix"

Wetterlage und Entwicklung
Auf der Vorderseite eines Randtroges entwickelte sich in günstiger Lage ein nächstes Sturmtief, das den Namen "Felix" erhielt. Am 09.01. setzte Schichtdickenadvektion ein, die einen langen Zeitraum andauerte. Zeitweise war eine Temperaturzunahme von 1,5 Kelvin pro Stunde in der Schicht zwischen 500 hPa und 1000 hPa festzustellen. Wegen der nachlassenden (mit der Höhe zunehmenden) positive Vorticityadvetkion (bzw. mit der Höhe abnehmende negative Vorticityadvektion ist ebenfalls ein Antrieb für Hebung) wurde die kräftige Warmluftadvektion zum Teil kompensiert. Mit leicht antizyklonal gekrümmten Isohypsen setzte sich vorübergehend eine stabilere Schichtung durch.

Bodendruckanalysen und Satellitenbilder | Quellen: FU Berlin/DWD, B. J. Burton, Sat24, Wetter3
Bodendruckanalyse vom 10.01., 00 UTC VIS-Satellitenbild vom 10.01., 12 UTC Bodendruckanalyse vom 11.01., 00 UTC IR-Satellitenbild vom 11.01., 00 UTC


Radarbilder Deutschland | Quelle: DWD
10.01.2015, 13 UTC 10.01.2015, 16 UTC 10.01.2015, 21 UTC

Die Warmfront des Tiefs überquerte Deutschland schon am Abend des 09.01. in östlicher bis nordöstlicher Richtung. Der Wind legte im Warmsektor erneut zu und brachte der Südwesthäfte Deutschlands am Abend und in der ersten Nachthälfte erneut Sturmböen, auf den Bergen auch Orkanböen. "Felix" hatte einen bemerkenswert weit geöffneten Warmsektor und schaufelte rekordverdächtig temperierte Subtropikluft nach Mitteleuropa. Die 850-hPa-Temperaturen (in rund 1600 Meter Höhe) erreichten am 10.01., 00 UTC über dem Ligurischen Meer ungewöhnlich hohe Werte von +16 °C - im Sommer hätte dies Höchsttemperaturen am Boden von über 30 °C bedeutet.In der Nacht zum 10.01. machte sich im Nordwesten Europas bereits die zunehmende Isobarendrängung durch "Felix" bemerkbar und der Wind frischte wiederholt auf. "Felix" zog am Morgen des 10.01. mit einem Kerndruck von 952 hPa um 06 UTC vom Norden der Britischen Inseln weiter Richtung Norwegen.
Im Tagesverlauf überquerte die scharfe Kaltfront, die im Bereich der warmen Seite der dicht gedrängten Isothermen der pseudopotentiellen Temperatur in 850 hPa zu identifizieren ist, Mitteleuropa von Nordwest nach Südost. Postfrontal gelangte hochreichende Kaltluft nach Mitteleuropa und führte zu einer Labilisierung der troposphärischen Luftschichtung.

Analysekarten des amerikanischen Wettervorhersagemodells GFS vom 10.01.2015, 00 UTC | Quelle: wetter3.de
300-hPa-Wind/-Divergenz (in ca. 9 km) 500-hPa-Geopot. (in ca. 5,5 km) mit Schichtdickenadv. 850 hPa pseudopot. Temperatur (in ca. 1,5 km) mit Bodendruck 850-hPa-Temperatur/ -Geopotential (in ca. 1,5 km)

Rekordverdächig warm
Schon am Abend und in der Nacht zum 10.01. stiegen die Temperaturen deutlich an. Von 09.01., 15 MEZ bis 10.01., 02:30 MEZ kam es in Rheinstetten (BW) bei Karlsruhe beispielsweise zu einer Temperaturzunahme um 6 Kelvin. Am 10.01. selbst kletterte das Quecksilber mit zeitweiligem Sonnenschein verbreitet noch etwas an und erreichte vielerorts Werte von 10 - 15 °C, im Süden mancherorts sogar über 15 °C. Besonders in Bayern schwollen die Pegel infolge von Regenfällen und der Schneeschmelze bis in hohe Lagen stark an. Beispielsweise überschritt der Pegel in Mainleus/Main oder Cham/Regen Meldestufe 3.
Am Alpennordrand wurde mithilfe von Föhneffekten sogar die 20 °C-Marke geknackt. In Deutschland war das bayerische Piding mit 20,5 °C Spitzenreiter - neuer bundesweiter Januarrekord! Salzburg-Freisaal (AT) meldete 20,9 °C. Auch am Alpensüdrand in Österreich und der Schweiz überschritten die Temperaturen mancherorts die 20 °C. Beispielsweise in Cevio (CH) mit 22,4 °C (Stations-Monatsrekord Januar) oder in Graz (Thalerhof Flughafen) (AT) mit 21,4 °C. In Österreich ist der alte Landesrekord von 20,6 °C damit ebenfalls Geschichte.

Weitere Höchstwerte:
Frankreich: Bormes-les-Mimosas 23,6 °C (Stations-Monatsrekord Januar)
Spanien: 23,9 °C in Valencia
Italien: 26 °C in Cuneo/Piemont (laut Definition ein "Sommertag" und höchste Temperatur Europas am 10.01.2015)
Datenquellen: DWD, ZAMG, MeteoSchweiz, Meteociel, Aemet und Meteoweb

Tschechiens Wetterdienst vermeldete Tagesrekordtemperaturen an über 40 Messstationen. Am wärmsten wurde es in Usti nad Laben mit 16,8 °C. In Deutschland reichte es ebenfalls für ein paar neue Rekordtemperaturen. Neue Temperaturrekorde der ersten Januardekade wurden beispielsweise in München/Flh. (Aufzeichnungen seit 1993) mit 15,8 °C aufgestellt. Der alte Dekadenrekord stammt vom Vorjahr und betrug 14,6 °C. Regensburg (Aufzeichnungen seit 1947) überbot den alten Dekadenrekord vom 09.01.1998 um 1,1 K. Als Tageshöchsttemperatur wurden dort 14,6 °C gemessen. Rekorde für den gesamten Monat Januar wurden in Straubing und Garmisch-Partenkirchen gebrochen. In Straubing stand bislang ein Monatsrekord von 14,9 °C (18.01.2007) zu Buche. Dieser wurde um 0,4 K übertroffen. Der alte Dekadenrekord der ersten Januardekade vom 09.01.1998 wurde gleich um 3,4 K überboten. Noch extremer gestalteten sich die neuen Rekorde in Garmisch-Partenkirchen. Als Höchsttemperatur wurden dort 19,0 °C gemessen - der alte Monatsrekord lag bei 17,4 °C (24.01.1993). Der bis dato bestehende Dekadenrekord wurde sogar um 5,2 K überboten.

Weitere Dekadenrekorde:
Mühldorf/Inn 16,3 °C - bisher 14,9 °C vom 07.01.1994 - Messbeginn: 1953.
Neuhaus am Rennweg 9,1 °C - bisher 9,0 °C vom 10.01.1991 - Messbeginn: 1991.

Höchsttemperaturen vom 10.01.2015, 6-h-Spitzenwindböen bis 10.01.2015, 18 UTC und 24-h-Niederschlag bis 11.01.2015, 06 UTC
Quelle: DWD JavaMap

Sturm- und Orkanböen
Am 10.01. traten in fast ganz Mitteleuropa Sturmböen bis ins Flachland auf. In Deutschland traten vor allem im Nord- und Ostseeumfeld Orkanböen auf. Arkona auf Rügen meldete Spitzenböen von 137 km/h. Im Tagesverlauf ließ der 850-hPa-Wind und damit auch der 10-m-Wind über Mitteleuropa zwar allmählich nach; mit Passage der Kaltfront mit einem linienhaft angeordneten Regenband frischte der Wind jedoch nochmals kräftig auf. Besonders in Schauernähe wurde der immer noch mit Bft. 9 bis Bft. 12 wehende 850-hPa-Wind kurzzeitig herabgemischt und die Spitzenböen legten nochmals deutlich zu.
In der zweiten Tageshälfte frischte der Wind im Nordseeumfeld erneut auf. Im Süden Norwegens, Dänemark und am Abend auch im Süden Schwedens, im Norden Polens und im südlichen Baltikum traten orkanartige Böen und Orkanböen auf. Spitzenreiter bis 18 UTC war die norwegische Insel Eigeroya mit 166 km/h.
Die Nordseeküste wurde von einer Sturmflut heimgesucht. Die Wasserstände der Nordsee lagen verbreitet 1,5 - 2,5 m über dem mittleren Tidehochwasser. Ab einem Tidehöchststand von mehr als 1,5 m über dem mittleren Tidehochwasser spricht man von einer Sturmflut, bei mehr als 2,5 m von einer schweren Sturmflut und ab 3,5 m von einer sehr schweren Sturmflut. Am Eider-Sperrwerk an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste stieg der Wasserstand so hoch, dass es zu einer schwere Sturmflut kam. Der Wasserstand von 919 cm bedeutete einen 2,63 Meter höheren Pegelstand, als während des mittleren Tidehochwassers und sogar das höchste Tidehochwasser zum Referenzzeitraum 2000 - 2010. In Hamburg St. Pauli stieg der Pegel am Morgen des 11.01. sogar auf 1014 cm und damit 3,03 m über das mittlere Tidehochwasser. Vorsorglich wurde partiell der Hafen, die Hafencity und die Speicherstadt gesperrt (Quelle: Hamburger Morgenpost).
Als Folge der heftigen Windböen sind im Norden Deutschlands wiederholt zahlreiche Bäume umgeknickt. Etliche Bahnstrecken wurden blockiert. Hamburg war zeitweise vom Fernverkehr abgeschnitten, in Berlin war fast der ganze S-Bahnverkehr lahmgelegt. Durch herumfliegende Teile und umstürzende Bäume wurden erneut einige Menschen verletzt (Quelle: Stern). Von Sturmschäden wurden auch aus anderen europäischen Ländern berichtet. So entstanden in Tschechien, Polen und der Slowakei schwere Schäden durch abgedeckte Dächer und umgestürzte Bäume. Der Verkehr auf mehreren Bahnverbindungen und Straßen kam zum Erliegen. Der Schiffsverkehr der Donau musste vorübergehend pausieren (Quelle: heute.de). .

Wasserstand am Eider-Sperrwerk (SH) von 09.-11.01.2015 und umgestürzter Baum in Waren/Müritz
Quellen: www.pegelonline.wsv.de, Facebook-Seite "Wir sind Müritz"


Orkanböen in Deutschland von "Felix" bis 10.01.2015, 21 UTC
Datenquellen: DWD JavaMap, UWZ
DWD-Stationen Windböe
Leuchtturm Kiel (SH)
Arkona (MV)
Leuchtturm Alte Weser
Glücksburg-Meierwik (SH)
Rechlin (MV)
Weinbiet (RP)
Borkum-Süderstraße (NI)
List auf Sylt (SH)
Greifswalder Oie (MV)
Neuruppin (BB)
Strucklahnungshörn (SH)
Laage (Flugplatz) (MV)
144 km/h
137 km/h
133 km/h
126 km/h
126 km/h
126 km/h
122 km/h
122 km/h
122 km/h
119 km/h
119 km/h
119 km/h
DWD-Stationen Berg Windböe
Brocken (ST) (1153 m)
Zugspitze (BY) (2960 m)
Fichtelberg (SN) (1215 m)
Großer Arber (BY) (1446 m)
Feldberg (BW) (1496 m)
Hohenpeißenberg (BY) (986 m)
155 km/h
140 km/h
133 km/h
130 km/h
130 km/h
122 km/h
MeteoGroup-Stationen Windböe
Hiddensee-Dornbusch (MV)
Wallberg (BY)
Helgoland-Oberland (SH)
Wannsee (BB)
Borkum (NI)
Neuharlingersiel (NI)
Beverungen-Drenke (NW)
157 km/h
155 km/h
133 km/h
133 km/h
131 km/h
126 km/h
122 km/h

Orkanböen von "Felix" in Europa bis 10.01.2015, 21 UTC
Datenquellen: DWD JavaMap
Ort Europa Windböe
Blaavandshuk Fyr/DK
Maseskar/SE
Romo/DK
Roesnaes Fyr
Akraberg Fyr/Färöer
Gniben/DK
Thyboroen/DK
Silstrup/DK
Kegnaes Fyr/DK
Nidingen/SK
Nordkoster/SE
Barfleur (G.-le-Phare)/F
Vester Vedsted/DK
Flyvestation Aalborg/DK
Hammerodde/Bornholm/DK
137 km/h
137 km/h
133 km/h
133 km/h
133 km/h
124 km/h
124 km/h
124 km/h
122 km/h
122 km/h
122 km/h
120 km/h
120 km/h
120 km/h
120 km/h
Ort Norwegen Windböe
Eigeroya
Slatteroy Lh
Utsirah Lh
Kvamskogen-Jonshogdi
Bergen-Flesland
Kvitsoy-Nordbo
Haugesund Ap
Lindesnes Lh
Bergen-Florida
Bjorli
Rover
Obrestad Fyr
Kvamsoy
Byglandsfjord
Saerheim
Stavanger-Sola
Oksoy Lh
166 km/h
162 km/h
162 km/h
155 km/h
140 km/h
140 km/h
140 km/h
140 km/h
137 km/h
137 km/h
137 km/h
133 km/h
126 km/h
126 km/h
122 km/h
119 km/h
119 km/h
Auswahl Berge Windböe
Feuerkogel/AT (1620 m)
Kredarica/SI (2515 m)
Snezka-Postovna/CZ (1602 m)
Blasjo/NO (1050 m)
Chopok/SK (2007 m)
Sonnblick Amos/AT (3114 m)
Crap Masegn/CH (2481 m)
Midlaeger/NO (1081 m)
Lomnicky Stit/SK (2635 m)
Schöckl/AT (1439 m)
Alpinzentr. Rudol./AT (2320 m)
Säntis/CH (2494 m)
Poschiavo-Robbia/CH (1079 m)
187 km/h
180 km/h
155 km/h
144 km/h
144 km/h
144 km/h
143 km/h
140 km/h
140 km/h
140 km/h
140 km/h
135 km/h
131 km/h


Text: SB, 09. Januar 2015
aktualisiert: SB, 10.01.15
aktualisiert: SB, 11.01.15


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