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Montag, 21. Januar 2013, 20:00 MEZ


Sturm,
Starkniederschläge

Südwest-Europa
18.01.-20.01.2013


Satellitenbild: 19.01.2012 (MET-9, RGB)
Sturmtief "Gong" über der Iberischen Halbinsel
Quelle: EUMETSAT


Mitte Januar sorgte Sturmtief "Gong" für extreme Wettererscheinungen in Südwest-Europa. Kräftige Regenfälle und Sturm trafen insbesondere die Iberische Halbinsel und den Süden Frankreichs. "Gong" forderte in Spanien mindestens 3 Menschenleben. Im weiteren Verlauf verursachte "Gong" eine markante Glatteislage in Mitteleuropa (siehe anderen Artikel).


Wetterlage und Entwicklung

Am 18. Januar war die Wetterlage charakterisiert durch einen breiten Langwellentrog, der sich von Neufundland bis nach Osteuropa erstreckte und zu einer stark ausgeprägten, zonal ausgerichteten Frontalzone über dem Nordatlantik führte. Hohe Temperaturgradienten im Bereich der Frontalzone manifestierten sich in einem ebenfalls zonal ausgerichteten, westlichen Strahlstrom mit einem Windmaximum von über 200 Knoten (370 km/h) in 300 hPa-Höhe über Neufundland. Eingebettet in diese kräftige westliche Höhenströmung war eine kurze Welle. Diese verlagerte sich zusammen mit einem noch schwach ausgeprägten Gebiet tieferen Bodendruckes, das unmittelbar auf der Vorderseite der kurzen Welle lokalisiert war, rasch stromab. Hocheichende, kräftige Kaltluftadvektion sorgte für eine Vertiefung des Kurzwellentroges. Die zuvor zonal ausgerichtete Höhenströmung begann nun fortwährend zu mäandrieren, sodass das flache Bodentief auf der Vorderseite des Kurzwellentroges zunehmend in den Bereich positiver Vorticityadvektion gelangte. Desweiteren sorgten starke Divergenzen der Höhenströmung am linken Auszug des Jet-Streams (siehe Divergenz-Karten, positive Werte) für zusätzlichen dynamischen Antrieb.

500 hPa Geopotential, Bodendruck, 300-hPa-Wind und horizontale Divergenzen | Quelle: wetter3.de
18.01.2013, 12 UTC 19.01.2013, 00 UTC 19.01.2013, 12 UTC 20.01.2013, 00 UTC
18.01.2013, 12 UTC 19.01.2013, 00 UTC 19.01.2013, 12 UTC 20.01.2013, 00 UTC
18.01.2013, 12 UTC 19.01.2013, 00 UTC 19.01.2013, 12 UTC 20.01.2013, 00 UTC

Das Bodentief mit dem Namen "Gong" konnte sich somit sehr schnell intensivieren. Lag "Gongs" Kerndruck am 18. Januar noch bei ca. 1000 hPa, vertiefte sich das System am Morgen des 19. Januars auf 975 hPa. Auf seinem Höhepunkt erreichte "Gong" den Nordwesten der Iberischen Halbinsel und verlagerte sich im Laufe des 19. und 20. Januars unter langsamer Abschwächung bei versiegenden dynamischen Antrieben über den Norden Spaniens und die Pyrenäen nach Frankreich. Auf seiner Vorderseite führte "Gong" sehr feuchte und milde Luft heran. So überschritten die Temperaturwerte in 850 hPa Höhe über Spanien am 19. Januar zeitweise die 10-Grad-Marke, um am Abend des selbigen Tage nach Durchzug der Kaltfront wieder auf Werte um 0 Grad zurückzugehen. Zumindest in der Höhe konnte sich die sehr milde Luft bis ins südwestliche Mitteleuropa durchsetzen. Dort war "Gong" schließlich verantwortlich für eine markante Glatteislage (siehe Artikel).

Satellitenbilder (MET-8 MSG VIS), 18.-20.01.2013 | Quelle: EUMETSAT
18.01.2013, 12 UTC 19.01.2013, 12 UTC 20.01.2013, 12 UTC


Auswirkungen und Daten

Sturm

Durch die explosionsartige Vertiefung von "Gong" (25 hPa in weniger als 24 Stunden) bauten sich zeitweise enorme Luftdruckgradienten auf. Insbesondere die Iberische Halbinsel war von Sturm- und Orkanböen betroffen. Die höchsten Windgeschwindigkeiten traten dabei an der portugiesischen und spanischen Atlantikküste auf. So meldete die Station in Jerez de la Frontera (Spanien, Andalusien) am 19. Januar eine Orkanböe von 120 km/h. Auch in Porto registrierte man am selben Tag orkanartige Sturmböen bis 117 km/h. In Almendralejo wurde eine Frau von einem herumfliegenden Gegenstand erschlagen. Umstürzende Bäume, Stromleitungen und andere Trümmer behinderten vor allem den Zugverkehr. Über 1000 Passagiere waren betroffen. Am 20. Januar erreichte "Gongs" Sturmfeld schließlich den Süden Frankreichs, wobei die maximalen Windgeschwindigkeiten nicht mehr so hoch wie noch am Tag zuvor waren. So trat im südfranzösischen Perpignan eine Sturmböe mit 102 km/h auf. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Ort Staat Spitzenböe
Jerez de la Frontera
Jaen
Porto/Pedras Rubras
Monte Real
Badajoz/Talavera la Real
Penhas Douradas
Sines/Montes Chaos
Gibraltar
Sevilla
Perpignan/Rivesalte
Spanien
Spanien
Portugal
Portugal
Spanien
Portugal
Portugal
Gibraltar
Spanien
Frankreich
120 km/h
117 km/h
115 km/h
112 km/h
111 km/h
108 km/h
108 km/h
107 km/h
105 km/h
102 km/h
Spitzenböen 19.01. - 20.01.
Quelle: Wetteronline.de
Ort Staat Niederschlag
Santiago/Labacolla
Oviedo
Gijon
Asturias/Aviles
Navacerrada
Cabo Penas
Viseu
Vila Real
Vigo/Peinador
A Coruna
Spanien
Spanien
Spanien
Spanien
Spanien
Spanien
Portugal
Portugal
Spanien
Spanien
107,0 mm
105,0 mm
85,0 mm
85,0 mm
80,0 mm
76,0 mm
75,0 mm
74,1 mm
72,3 mm
60,0 mm
48h-Niederschlagsmengen 20.01. (06 UTC)
Quelle: Wetteronline.de

Niederschläge

Entlang der Fronten, insbesondere aber im Bereich der Okklusion, die am Samstag über den Norden Portugals und Spaniens hinweg zog, entwickelten sich kräftige Niederschläge. In Santiago/Labacolla (Spanien) fielen zwischen Freitag- und Sonntagmorgen 107 mm Regen, 86 alleine davon bis Samstagmorgen. Die anhaltenden Regenfälle sorgten für Überschwemmungen und ließen Flüsse über die Ufer treten. Besonders betroffen waren die Gebiete am Fluss Ebro in der Provinz Saragossa und das Baskenland, wo zeitweise der Notstand ausgerufen wurde. Viele Bewohner wurden vorsorglich evakuiert. Zwei Männer starben in Cartagena im Südosten Spaniens, als sie unter einer umstürzenden Mauer begraben wurden. Ein Erdrutsch ließ in Ourense (Galicien) ein Zug entgleisen, Menschen kamen dabei aber nicht ums Leben. Mit Einfließen der kalten Luft subpolaren Ursprungs auf "Gongs" Rückseite gingen die Niederschläge in den Gebirgsregionen der Iberischen Halbinsel in Schnee über und sorgten für Verkehrsbehinderungen.

7-Tage-Niederschlagsmenge in Europa, 19.01.
Quelle: NASA Climate Prediction Center
Niederschlagsdiagramm für Vigo (Spanien)
Quelle: NASA Climate Prediction Center




Text: AL
21. Januar 2013



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