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Dienstag, 8. Januar 2013, 17:30 MEZ


Ergiebige Niederschläge

Mitteleuropa, Nordalpen

04.01.-06.01.2013



Überschwemmte Straße in Oberbayern am 05.01.2013
Quelle: Walter Stieglmair, sturmwetter.de


Eine anhaltende und feuchte Nordwestströmung brachte im Erzgebirge und in den Nordalpen Anfang Januar 2013 ergiebige Stauniederschläge. In Aschau-Stein in den Chiemgauer Alpen fielen 147 mm in nur 24 Stunden. Hochwasser und Überflutungen gab es im Westerzgebirge vor allem in der Region Morgenröthe-Rautenkranz, in den Alpen vor allem in Südostbayern und in Nordösterreich. Oberhalb 1.800 Meter gab es bis zu 1.5 Meter Neuschnee.



Wetterlage über Mitteleuropa

Verantwortlich für die ergiebigen Niederschläge war eine mehrtägige und feuchtmilde Nordwest- bis Nordströmung über Mitteleuropa, die als Bindeglied zwischen einem mächtigen Höhenrücken über dem Ostatlantik und einem ausgedehnten Höhentrog über Osteuropa hervorging. In dem stark meridionalen Strömungsmuster wurde Warmluft auf den Vorderseiten atlantischer Tiefdrucksysteme bis zum Nordatlantik polwärts geführt und anschließend nach Überschreiten der Höhenrückenachse mit einer nördlichen Strömung wieder zurück südwärts nach Mitteleuropa transportiert. Durch lange Wege über den Atlantik und durch Einbeziehen ehemaliger subtropischer Luft war die maritime Luftmasse stark angefeuchtet. Großräumiger Hebungsantrieb ging hauptsächlich von beständiger Warmluftadvektion aus, was deutlich auf den Karten der Schichtdickenadvektion auszumachen ist (rote Farbtöne). Bodennah stellten sich zwischen einem Hochdruckgebiet über Westeuropa und einem Tiefdruckgebiet über Osteuropa nördliche Winde ein. West-Ost ausgerichtete Gebirgszüge wirkten dabei als natürliche Strömungshindernisse, an denen die feuchte Luft im Luv gezwungen wurde aufzusteigen. Dies verstärkte die Niederschlagsaktivität vor allem entlang des Erzgebirges und in den Chiemgauer, Berchtesgadener und Salzburger Alpen. Besondere Begebenheiten wie Orographie, Talausrichtungen und Anströmungs- sowie Umströmungseffekte sorgten zusätzlich für lokal hohe Niederschlagssummen, die so in diesen Gebieten in den entsprechenden Zeiträumen nicht alljährlich auftreten.

Höhenwetterkarte, Schichtdickenadvektion (vertikale Streckung/Stauchung) und Satbilder (IR) vom 04.01. bis 06.01.2013
Quellen: wetter3.de,, B.J. Burton
04.01.2013, 00 UTC 05.01.2013, 00 UTC 06.01.2013, 00 UTC



Ergiebige Niederschläge, oberhalb 1.800 Meter erhebliche Neuschneesummen

Maximum 72-h-Niederschlag BRD
03.01., 06 UTC bis 06.01., 06 UTC

Quelle: DWD
Ort Regen
Aschau-Stein/BY
Marktschellenberg/BY
Obere Firstalm/BY
Jachenau-Tannern/BY
Siegsdorf-Höll/BY
Mittenwald/BY
Carlsfeld/SN
Zinnwald-Georgenfeld/SN
223 mm
207 mm
191 mm
144 mm
110 mm
85 mm
85 mm
76 mm
Die stärksten Niederschläge traten am Erzgebirge und in den Nordalpen zwischen Karwendel und Salzkammergut auf. Spitzenreiter über 3 Tage war der Ort Aschau-Stein in den Chiemgauer Alpen mit einer Niederschlagssumme von 223 mm, davon zum Höhepunkt der Niederschlagsaktivität allein 147 mm in nur 24 Stunden (04.01., 6 UTC bis 05.01., 6 UTC). Zum Vergleich fallen dort in einem durchschnittlichen Januar lediglich 155 mm innerhalb des gesamten Monats. Sehr nass über 72 Stunden war es auch in Marktschellenberg in den Berchtesgadener Alpen mit 207 mm und die Obere Firstalm in den Schlierseer Bergen mit 191 mm. Beide Stationen übertrafen die übliche monatliche Niederschlagssusumme für Januar deutlich. Oberhalb 1.000 Meter gingen die Niederschläge je nach Intensität und je nach Niederschlagsabkühlung abschnittsweise in Schnee über, ab rund 1.800 Meter fiel durchweg Schnee mit gebietsweise erheblichen Neuschneesummen von 1 bis 1.5 Meter. Im Salzburger Land und in Oberösterreich wurde die Lawinenwarnstufe drei ausgegeben, weiter im Osten in den Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet sogar die zweithöchste Stufe vier.

24-h-Niederschlagsmengen südliches Mitteleuropa | Quelle: DWD Ninjo
Bis 04.01.2013, 06 UTC Bis 05.01.2013, 06 UTC Bis 06.01.2013, 06 UTC

Stark anschwellende Flüsse, Überflutungen und unter Wasser stehende Wiesen und Grundstücke gab es im Westerzgebirge, wo eine schmelzende Altschneedecke zusätzlichen Wasserabfluss bereitstellte. Kritisch war die Situation mit größeren Überflutungen und das Ergreifen von Hochwasserschutzmaßnahmen rund um den Ort Morgenröthe-Rautenkranz. Weiter südlich gab es in Oberbayern, an den Alpen in Südostbayern und in Österreich im Salzburger Land, in Tirol und in Oberösterreich hochwasserführende Flüsse, Überflutungen und Murenabgänge. Straßen mussten vorübergehend gesperrt werden, örtlich trat die Traun sowie die Salzach und deren Zuflüsse über die Ufer.

Niederschlagsverlauf in Bayern, Pegelverläufe in Österreich
Quellen: HND Bayern, Hydrographie Oberösterreich, Hydrographischer Dienst Salzburg
RR-Verlauf Berchtesgaden-Jenner/BY Traun bei Gmunden/OÖ Almbach bei Adnet/S


Text: DK
8. Januar 2013


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