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Mittwoch, 7. Dezember 2011, 18:00 MEZ


Sturm, Starkregen

West-, Mitteleuropa
03.-05.12.2011


Satellitenbild: 04.12.2011, 12:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton

Nachdem bereits Ende November zwei kräftige Stürme über den Norden Europas hinweggezogen waren (siehe Artikel), ging die außergewöhnlich lang anhaltende ruhige Witterungsphase Anfang Dezember 2011 auch in West- und Mitteleuropa endgültig zu Ende. Teilweise traten bis ins Flachland schwere Sturmböen auf, daneben kam es zu ergiebigen Regenfällen.


Wetterlage und Entwicklung

Ein erstes kräftiges Tiefdruckgebiet, "Bob", zog Ende November 2011 über den Norden Kanadas und Neufundland hinweg zur Labradorsee und im weiteren Verlauf knapp südlich an Island vorbei zum Nordmeer. Es wandelte sich dort zu einem steuernden Zentraltief um und verweilte mit einem Kerndruck von knapp unter 955 hPa für etwa 24 Stunden nahezu an Ort und Stelle vor der Westküste Norwegens. Dem Tief im Norden stand ein ausgeprägtes Azorenhoch gegenüber; zwischen den beiden Druckgebilden stellte sich eine kräftige Westströmung ein. Die gut definierte nordatlantische Frontalzone erstreckte sich relativ glatt über den Atlantik, West- und Mitteleuropa hinweg bis in den Nordwesten Russlands hinein. In ihrem Bereich wurden von den Britischen Inseln über Benelux bis in den Norden Deutschlands teilweise mittlere Windgeschwindigkeiten um 140 kt (259 km/h) in 300 hPa - etwa 9 km Höhe - analysiert.

Bodendruckanalysen vom 03. bis 05.12.2011 | Quelle: FU Berlin / DWD
03.12.2011, 00 UTC 04.12.2011, 00 UTC 05.12.2011, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 03. bis 05.12.2011 | Quelle: Wetterzentrale
03.12.2011, 00 UTC 04.12.2011, 00 UTC 05.12.2011, 00 UTC

Am Boden wurde die Frontalzone von der weit nach Westen zurückhängenden und parallel zur westlichen Höhenströmung ausgerichteten Kaltfront von "Bob" markiert. An ihr liefen am 4. und 5. zwei in kurzem Abstand aufeinanderfolgende Wellen ab, die sich aufgrund ungenügender dynamischer Hebungsantriebe allerdings nicht zu ausgereiften Sturm- oder Orkantiefs entwickeln konnten. Die erste dieser beiden Wellen wurde, obschon offensichtlich nicht voll ausgebildet, auf den Namen "Christoph" getauft; die zweite Welle blieb, trotz abgeschlossener Kernisobare über der Mitte Deutschlands, namenlos.

850-hPa-Mittelwind und -Geopotential vom 03. bis 05.12.2011 | Quelle: wetter3.de
03.12.2011, 00 UTC 04.12.2011, 00 UTC 05.12.2011, 00 UTC

Auf der Rückseite des ursprünglichen Tiefs "Bob" traten am 3. in Schottland verbreitet schwere Sturm- und Orkanböen auf. In den für große Windgeschwindigkeiten bekannten Cairngorm Mountains wurde in 1.245 Metern Höhe eine 181-km/h-Böe registriert, aber auch in tiefen Lagen konnte teilweise Windstärke 12 verzeichnet werden (z. B. Loch Glascanoch / 264 m 126 km/h). In Frankreich, Benelux und Deutschland blieben Sturmböen zunächst auf die Gebirge und unmittelbaren Küstenregionen beschränkt.
Daran änderte sich auch mit Durchzug von "Christoph" am Vormittag des 4. nichts Wesentliches, wenngleich nun auch im süddeutschen Tiefland bereits öfter stürmische Böen beobachtet werden konnten. Die größten Windgeschwindigkeiten jedoch standen hierzulande in Zusammenhang mit dem nachfolgenden Randtief und wurden in der Nacht zum 5. gemessen. Auf dem Feldberg im Schwarzwald (1.493 m) sowie auf dem bayerischen Wendelstein (1.835 m) waren dies jeweils 155 km/h, das 557 Meter hohe Weinbiet im Pfälzer Wald lag mit 119 km/h ebenfalls noch knapp im Orkanbereich. In den Niederungen blieb es meist bei Sturmböen, nur vereinzelt gab es schwere Sturmböen (z. B. Augsburg/Flgh. 97 km/h). Entsprechend traten auch keine größeren Schäden auf.

Niederschlagskarten | Quelle: HVZ Baden-Württemberg
Interpolierter 24-h-Niederschlag in Baden-Württemberg bis 05.12.2011, 13 MEZ 24-stündige Niederschlagsmengen in Baiersbronn-Ruhestein, 02.-05.12.2011 24-stündige Niederschlagsmengen in Todtmoos, 02.-05.12.2011

Die Passagen der Fronten und Wellen ging neben kräftigem Wind mit teilweise starken Regenfällen einher. Die größten Regenmengen kamen dabei im Südwesten Deutschlands zustande, vor allem im Norden Baden-Württembergs und im Schwarzwald regnete es ergiebig. In Birkenau (Hessen) fielen binnen 24 Stunden bis zum 4., 6 UTC 66 mm, auf dem Feldberg im Schwarzwald innerhalb von drei Tagen 97 mm. Im saarländischen Tholey summierten sich während dieser Zeit 85 mm. Aufgrund der langen Trockenperiode zuvor blieben größere Überschwemmungen jedoch aus.



Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen auf den Britischen Inseln am 03.12.2011 (links) und in Deutschland am 05.12.2011 (rechts). Quelle: WetterOnline

Ort Böe
Cairngorm Mountains (1.245 m)
Bealach na Bà (773 m)
Aonach Mòr (1.130 m)
Loch Glascarnoch (264 m)
Cairnwell (933 m)
Fair Isle (57 m)
Foula (13 m)
Sule Skerry (12 m)
Lerwick (84 m)
Stornoway (15 m)
181 km/h
159 km/h
135 km/h
126 km/h
126 km/h
124 km/h
124 km/h
122 km/h
120 km/h
119 km/h
Ort Böe
Feldberg/Schw. (BW, 1.493 m)
Wendelstein (BY, 1.835 m)
Zugspitze (BY, 2.962 m)
Weinbiet/Pf. Wald (RP, 557 m)
Großer Arber (BY, 1.446 m)
Brocken (SA, 1.142 m)
Mühldorf (BY, 410 m)
FS Tiefenwasser Ems
LT Alte Weser
Augsburg/Flgh. (BY, 477 m)
155 km/h
155 km/h
151 km/h
119 km/h
115 km/h
112 km/h
101 km/h
101 km/h
97 km/h
97 km/h


Text: CE



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