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Samstag, 19. November 2011, 23:45 MEZ


Sturm, Kälte

Alaska
09.-19.11.2011


Satellitenbild (MODIS) vom 08.11.2011, 23:45 UTC:
Kräftiger Wintersturm vor der Küste Alaskas
Quelle: NASA


Mitte November 2011 zog ein kräftiger Wintersturm über große Teile Alaskas hinweg und verursachte erhebliche Schäden. Rückseitig des Sturms gelangte in breitem Zustrom arktische Kaltluft südwärts, welche dem nördlichsten Bundesstaat der USA einen zu der Jahreszeit ungewöhnlich kalten Witterungsabschnitt bescherte. In Fairbanks wurde eine Tiefsttemperatur von -41 °C registriert - für die Region gleichzeitig ein neuer negativer Temperaturrekord während der zweiten Novemberdekade seit dem Jahre 1969.


Wetterlage und Entwicklung

Zwischen 54° und 71° nördlicher Breite gelegen, treten über Alaska während des nordhemisphärischen Winters desöfteren massive Kaltlufteinbrüche auf. Ausgehend von einem kräftigen Orkanwirbel brach Mitte November 2011 aber eine für die Jahreszeit außergewöhnliche Kältewelle über den nördlichsten Bundesstaat der USA herein. Zum 6. und 7. November entwickelte sich über dem Beringmeer im Bereich großer Temperaturgegensätze ein Tiefdruckgebiet, welches sich in den darauf folgenden Tagen in dynamisch günstiger Umgebung stark intensivieren konnte. In der oberen Troposphäre war in dieser Region, eingebettet in eine Höhentrogstruktur, ein gut ausgeprägtes Starkwindband der Polarfront zu beobachten (Jetstream). Unter die Vorderseite des Troges geratend, verstärkte sich das Tief aufgrund kräftiger Hebungsprozesse in nur kurzer Zeit zu einem Orkantief (rapide Zyklogenese) und zog weiter gen Nordosten Richtung Beringstraße und Alaska. Am 8.11. sank der Kerndruck des noch über dem offenen Meer liegenden Systems auf 945 hPa. Die aufgenommenen Windgeschwindigkeiten waren zu diesem Zeitpunkt mit denjenigen eines Hurrikan der Kategorie 2 vergleichbar.

Mit nahezu unveränderter Stärke traf das Orkantief im Laufe des 09.11. von Westen her auf das nordamerikanische Festland Alaskas. Damit verbunden waren verbreitete Niederschläge, die anfangs an der Westküste und auf den Aleuten noch als Regen fielen. Später stellten sich auch dort wie im übrigen Bundesstaat teilweise kräftige Schneefälle ein, die in Begleitung von stark auffrischenden Winden vielerorts einem heftigen Schneesturm glichen. In vielen küstennahen Gebieten bließ der Wind im Mittel mit Sturmstärke, in Böen wurde oft Orkanstärke erreicht. Die höchste Windgeschwindigkeit trat mit 170 km/h am Flughafen von Hooper Bay auf. Aber auch im Inland konnten Sturm- oder sogar schwere Sturmböen verzeichnet werden. Unter rascher Abschwächung verlagerte sich das Orkantief in den Folgetagen ostwärts und löste sich schließlich zum 14.11. auf. Zwei Tage später überquerte Alaska zum 16.11. nochmals ein Tiefdruckgebiet, dessen Intensität jedoch bei weitem nicht an den Vorgänger anknüpfen konnte. Nach dem Durchzug des Tiefs wurde für sehr kalte Arktikluft der Weg Richtung Süden endgültig frei.

Geopotential und Bodendruck über Nordamerika vom 12. bis 18.11.2011 | Quelle: wetter3.de
12.11.2011, 00:00 UTC 14.11.2011, 00:00 UTC 16.11.2011, 00:00 UTC 18.11.2011, 00:00 UTC
Temperaturen im 850-hPa-Niveau über Nordamerika vom 12. bis 18.11.2011 | Quelle: wetter3.de
12.11.2011, 00:00 UTC 14.11.2011, 00:00 UTC 16.11.2011, 00:00 UTC 18.11.2011, 00:00 UTC

Über weiten Teilen des Landes stellten sich im 850-hPa-Niveau, etwa 1500 Meter über dem Meeresspiegel entsprechend, Temperaturen unter -20 °C ein. Nahe der Grenze zu Kanada kam sogar die -30-°C-Isotherme zum Vorschein. Am Boden sanken die Temperaturen im Inland über dem frisch gefallenen Schnee und während den wolkenarmen und langen Nächten verbreitet auf Tiefstwerte unter -30 °C, örtlich sogar auf unter -40 °C. Selbst tagsüber kletterte das Quecksilber mancherorts kaum über -30 °C. Nur an den Küsten blieb es etwas weniger kalt, auf den Aleuten wurden nach kurzzeitigem Dauerfrost im weiteren Verlauf wieder deutliche Plusgrade verzeichnet.



Temperaturverlauf relativ zu den Klima- und Extremwerten
Quelle: climate.gi.alaska.edu
Fairbanks (AK) King Salmon (AK)
Zwar sind Kaltlufteinbrüche in Alaska keine Besonderheit, dennoch muss der jüngst zurückliegende Einbruch als außergewöhnlich früher und in Verbindung mit dem vorangegangenen Sturm auch als ungewöhnlich heftiger eingestuft werden. Im Nordwesten des Bundesstaates galt der Orkanwirbel als stärkster Sturm seit dem Jahre 1974. Landesweit wurde seit knapp 40 Jahren kein so schweres Unwetter mehr aufgezeichnet. Während der nachfolgenden Kältewelle herrschte nahezu im gesamten Bundesstaat strenger Dauerfrost. In einigen Regionen lag die Tagesmitteltemperatur teilweise um mehr als 20 K unter dem langjährigen Durchschnitt (siehe auch Grafiken). Ein neuer Temperaturrekord wurde in Fairbanks aufgestellt. In der Nacht auf den 17.11. sank die Temperatur auf einen Tiefstwert von -41 °C. Noch nie war es dort an einem 17. November so kalt. Für die zweite Novemberdekade ist dies die tiefste Temperatur seit 1969. Im klimatologischen Mittel wären für Fairbanks in diesem Zeitraum durchschnittliche Temperaturminima von gerade einmal -21 °C zu erwarten. Andernorts konnten noch tiefere Temperaturen aufgezeichnet werden. So erreichte der Flughafen in Nikolai einen stattlichen Tiefstwert von -43 °C, auf dem Yukonplateau waren es in Fort Yukon -42 °C. Von dort stammt auch der landesweite negative Temperaturrekord für den Monat November. Dieser wurde mit -52 °C zum 24.11.1935 datiert.

Der kalte und sehr windige Witterungsabschnitt verursachte besonders im Küstenumfeld Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Viele Küstenabschnitte weißen starke Erosionsschäden auf und wurden verwüstet, Orkanböen rissen zahlreiche Bäume und Waldabschnitte nieder. In Verbindung mit den starken Schneefällen gab es mancherorts blizzardähnliche Zustände mit erheblichen Einschränkungen im öffentlichen Verkehr.

Eindrücke und Schäden aus Alaska während und nach dem Sturm sowie während des darauf folgenden Kälteeinbruchs
Quelle: wunderground.com
16.11.2011, Tok 17.11.2011, Juneau 18.11.2011, Juneau 18.11.2011, Palmer



Wetterwerte und Grafiken

Nachstehend eine Tabelle der tiefsten gemessenen Temperaturminima zwischen dem 15.11. und 19.11.2011 sowie drei Grafiken der täglichen Tiefsttemperatur zum Höhepunkt der Kältewelle (Quellen: DWD, NASA, climate.gi.alaska.edu).

Ort Tmin
Nikolai Airport (126 m)
Fort Yukon Airport (135 m)
Arctic Village (636 m)
Fairbanks Int. Airport (135 m)
Galena Airport (46 m)
Northway Airport (523 m)
Tanana (67 m)
Nenana Municipal (110 m)
Bettles (196 m)
Mcgrath (103 m)
-43 °C
-42 °C
-42 °C
-41 °C
-41 °C
-41 °C
-41 °C
-41 °C
-40 °C
-39 °C
Tägliche Temperaturminima in Alaska vom 16. bis 18.11.2011 | Quelle: DWD JavaMAP
16.11.2011, 18:00 UTC 17.11.2011, 18:00 UTC 18.11.2011, 18:00 UTC

Vergleich der registrierten Tiefsttemperaturen während des sehr kalten Witterungsabschnitts mit den absoluten Temperaturextrema, die jemals an den aufgeführten Stationen in einem November aufgezeichnet wurden (Quellen: DWD und WRCC).

Ort Tmin Nov. '11 Rekord Nov. Jahr
Arctic Village (636 m)
Fairbanks Int. Airport (135 m)
Galena Airport (46 m)
Northway Airport (523 m)
Nenana Municipal (110 m)
Bettles (196 m)
Mcgrath (103 m)
Mc Kinley Parc (524 m)
-42 °C
-41 °C
-41 °C
-41 °C
-41 °C
-40 °C
-39 °C
-37 °C
-49 °C
-43 °C
-47 °C
-49 °C
-47 °C
-49 °C
-47 °C
-38 °C
1990
1990
1990
1989
1989
1974
1990
1963

Übersicht der höchsten Windböen des Sturmereignisses, dies speziell über Westalaska. Außerdem eine Analyse des Bodendruckfeldes zum Höhepunkt der Sturmaktivität (Quellen: DWD, NASA, NOAA).

Ort Windböen
Hooper Bay Airport
Valdez
Cold Bay Airport
Tin City
Cape Newenham
Adak
Cape Lisburne
Mekoryuk
Shemya
St. George Island
170 km/h
154 km/h
137 km/h
136 km/h
130 km/h
122 km/h
121 km/h
120 km/h
119 km/h
115 km/h
Bodendruckfeld in hPa zum Sturmhöhepunkt
Quelle: NOAA
Spitzenböen in mph
Quelle: adn.com


Text: DK



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