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Freitag, 23. September 2011, 15:15 MESZ


Starkschneefall

Alpen
18./19.09.2011


Satellitenbild: 19.09.2011, 07:26 UTC, NOAA-16 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Ein für die Jahreszeit heftiger Wintereinbruch mit ungewöhnlich viel Schnee erfasste gegen Mitte September 2011 Teile des Alpenraums. In der Ostschweiz fiel örtlich über ein halber Meter Schnee, vorübergehend bildete sich selbst in Lagen unter 1.000 Meter eine dünne Schneedecke aus. Zahlreiche Alpenpässe mussten gesperrt werden.


Wetterlage und Entwicklung

Nach einer spätsommerlich geprägten ersten Septemberhälfte beendete zur Monatsmitte die Kaltfront eines nordatlantischen Tiefdrucksystems ("George") die sonnige und warme Witterung. "George" trat zunächst als eine lang gezogene, rinnenförmige Tiefdruckzone in Erscheinung, die sich vom isländisch-grönländischen Raum bis nach Benelux erstreckte. Darin eingelagert fanden sich mehrere kleine Tiefzentren mit zugehörigen Frontensystemen, sodass am 18. und 19. gleich zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Kaltfronten Mitteleuropa südostwärts passierten. Sie verdrängten die zuvor eingeströmte Warmluft und tauschten sie mit deutlich kühlerer Meeresluft aus.

Bodendruckanalysen vom 17. bis 20.09.2011 | Quelle: FU Berlin / DWD
17.09.2011, 00 UTC 18.09.2011, 00 UTC 19.09.2011, 00 UTC 20.09.2011, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 17. bis 20.09.2011 | Quelle: Wetterzentrale
17.09.2011, 00 UTC 18.09.2011, 00 UTC 19.09.2011, 00 UTC 20.09.2011, 00 UTC

Der zu "George" korrespondierende Höhentrog schnürte sich bereits am 17. über dem Seegebiet zwischen Island und den Britischen Inseln zu einem umfangreichen Höhentief ab. Die von Nordwesten her vorstoßende und die Westalpen umströmende Kaltluft zum einen, andererseits ein an der Südflanke des Höhentiefs ablaufender Randtrog führten zur Ausbildung einer typischen Leezyklone ("Hubert") über dem Golf von Genua. Der markante Randtrog war im weiteren Verlauf ebenfalls einem Abtropfungsprozess unterworfen, das resultierende Höhentief zog bis zum 20. zur Adria. Es stellte sich eine klassische Scherungssituation mit südlichen Höhenwinden und bodennaher Zufuhr kalter Luft ein, die eine effektive Warmluftadvektion vor allem in der mittleren Troposphäre ermöglichte. Entsprechend kam es über einen Zeitraum von etwa 24 Stunden zu intensiven und großflächigen Hebungsprozessen und damit zur Bildung ausgedehnter Wolken- und Niederschlagsgebiete.

850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 17. bis 20.09.2011 | Quelle: wetter3.de
17.09.2011, 00 UTC 18.09.2011, 12 UTC 19.09.2011, 00 UTC 20.09.2011, 12 UTC

Die kräftigsten Niederschläge fielen in der östlichen Schweiz in einem Zeitraum zwischen dem Nachmittag des 18. und dem frühen Morgen des 19. In dieser Zeit wurden stündlichen Niederschlagsmengen bis 8 mm gemeldet; in Davos in Graubünden kamen am Nachmittag des 18. bis zu 2 mm innerhalb von 10 Minuten zusammen. Die kräftigen Niederschläge hatten eine starke Verdunstungsabkühlung zur Folge, insbesondere in den tief eingeschnittenen Alpentälern mit ihrem relativ zur Umgebung geringen Luftvolumen bedingte diese einen zusätzlichen Temperaturrückgang. Beim Übergang des Regens in Schnee kühlte sich die Luft infolge des anfänglichen Schmelzens nassen Schnees weiter ab.

12-stündige Niederschlagsmengen im Alpenraum vom 18., 6 UTC bis zum 19., 18 UTC | Quelle: DWD JavaMAP
18.09.2011, 6-18 UTC 18./19.09.2011, 18-6 UTC 19.09.2011, 6-18 UTC

Im Verlauf blieb der Schnee jedoch in immer tieferen Lagen liegen, oberhalb etwa 1.500 Meter häuften sich vor allem im Engadin sowie in Nord- und Mittelbünden große Neuschneemengen an. In St. Moritz (1.890 m) wurden am Morgen des 19. 45 cm, in Arosa (1.818 m) 39 und in Davos (1.560 m) 27 cm Schnee gemessen. Die 24-stündigen Niederschlagsmengen beliefen sich auf bis zu 116 mm auf dem Piz Corvatsch (3.299 m), in Davos fielen 73 mm. Eine solche Summe wurde dort in einem September seit 1901 noch nie beobachtet. Die Neuschneemengen reihen sich ebenfalls im oberen Bereich für den Monat September ein. In Davos beispielsweise gab es seit Beginn der Schneehöhenbeobachtungen im Jahre 1931 nur drei Mal mehr Neuschnee, am meisten am 21. September 1979 mit 34 cm. Für die Orte Sils-Maria (1.798 m) und Santa Maria (1.390 m) bedeuteten 35 cm und 3 cm Neuschnee am Morgen des 19. jeweils den zweiten Platz in der Hitliste der größten September-Neuschneemengen seit 1864 bzw. 1931. Weitere Informationen stehen in einem ausführlichen Artikel von MeteoSchweiz zum Abruf bereit.

Webcam-Bilder | Quelle: MeteoSchweiz
Hossa Bar (2.079 m) oberhalb Silvaplana
(GR), 19.09.2011, 08:00 Uhr MESZ
Hotel-Restaurant Mira Tödi in Feldis (GR)
auf 1.470 m, 19.09.2011, 07:30 Uhr MESZ
Arosa (GR) auf 1.818 m, 19.09.2011,
07:30 Uhr MESZ

Fotos: Manfred Bernius
Deutschnofen (1.357 m) in Südtirol (Italien),
19.09.2011, 09:46 Uhr MESZ
Bei Müstair (Kanton Graubünden, Schweiz) auf ca. 1.200 m Höhe, 20.09.2011,
12:03 Uhr MESZ

Ergiebiger Niederschlag und Schnee bis in tiefere Lagen fiel auch im Westen Österreichs. Selbst am Innsbrucker Flughafen auf nur 584 Meter Höhe schneite es am Vormittag des 19. vorübergehend mit mäßiger Intensität. Innerhalb von 24 Stunden fielen dort 64 mm Niederschlag. Am Morgen des 20. meldete Radstadt im Bundesland Salzburg auf 861 Meter Höhe eine Schneehöhe von 3 cm.

Satellitenbilder (Meteosat-9 VIS/IR) | Quelle: F. Valk
17.09.2011, 12:00 UTC 18.09.2011, 12:00 UTC 19.09.2011, 12:00 UTC 20.09.2011, 12:00 UTC

Infolge der heftigen Schneefälle kam es teilweise zu Behinderungen durch Schneeglätte und -bruch. Zahlreiche Alpenpässe mussten gesperrt werden, viele Straßen waren nur mit Winterausrüstung befahrbar. Mit Abklingen der Niederschläge schmolz der Schnee in der noch immer ausreichend kräftigen Septembersonne in den darauffolgenden Tagen jedoch vielfach wieder so rasch ab, wie er gekommen war.



Wetterwerte

Nachstehend gemessene Neuschneehöhen im Schweizer Kanton Graubünden am 19.09.2011, 6 UTC.
Quelle und weitere Messwerte: MeteoSchweiz


Ort 19.
St. Moritz (1.890 m)
Weißfluhjoch (2.540 m)
Innerglas (1.820 m)
Arosa (1.818 m)
Sils-Maria (1.798 m)
45 cm
41 cm
40 cm
39 cm
35 cm


Text: CE



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