Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Dienstag, 5. April 2011, 20:00 MESZ


Rekordwärme

Mitteleuropa
02./03.04.2011


Satellitenbild: 02.04.2011, 12:37 UTC,
NOAA-19 VIS (Vegetationsindex)
Quelle: B. J. Burton

Früh wie selten zuvor konnten in weiten Teilen Mitteleuropas 2011 die ersten Sommertage des Jahres verzeichnet werden. Am ersten Aprilwochenende stiegen die Temperaturen verbreitet auf Höchstwerte von +20 °C und mehr, an 18 von 119 Stationen in Deutschland wurden neue Rekorde für die erste Aprildekade aufgestellt. Der Wärme folgten regional die ersten kräftigeren Gewitter nach.


Wetterlage und Entwicklung

Die Charakteristika der großräumigen Wetterlage wies dabei schon sommerliche Züge auf. Typisch für einen sommerlichen Warmluftvorstoß aus Südwesten wölbte sich als Gegenpart eines Langwellentroges über dem mittleren Nordatlantik über West- und später Mitteleuropa ein mächtiger Hochdruckrücken auf, der am 2. April 2011 vom Norden Afrikas über den westlichen Mittelmeerraum, Ostfrankreich, Deutschland und große Teile Skandinaviens bis nach Spitzbergen und zur Ostküste Grönlands reichte. Das korrespondierende Bodenhoch ("Peggy") lag mit seinem Schwerpunkt etwas westlich dazu verschoben über dem Alpenraum. Die gesamte Hochdruckzone überdeckte allerdings einen weiten Bereich von Algerien und Tunesien bis nach Südosteuropa und mündete dort in einem weiteren Hoch über der Ukraine. Den für den Aufbau des Rückens verantwortliche Warmluftvorstoß bewerkstelligte ein nordatlantisches Tiefdrucksystem; im Wesentlichen jedoch das aus einer Frontalwelle nördlich der Azoren entstandene Tief "Günther" auf seiner Vorderseite. In dem weit geöffneten Warmsektor gelangte subtropische Warmluft mit Temperaturen bis +15 °C in 850 hPa nach Südfrankreich, über Süddeutschland konnten noch bis zu +12 °C in diesem Höhenniveau diagnostiziert werden. Die Kaltfront des Tiefs, das am 4. um 0 UTC mit seinem Zentrum bereits über Spitzbergen ausfindig zu machen war, zog in den Frühstunden des 3. über den Nordwesten Deutschlands hinweg, sodass es dort schon merklich abkühlte. Zum Nachmittag des 4. erreichte die Front die Alpen.

Bodendruckanalysen vom 02. bis 04.04.2011 | Quelle: FU Berlin / DWD
02.04.2011, 00 UTC 03.04.2011, 00 UTC 04.04.2011, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 02. bis 04.04.2011 | Quelle: Wetterzentrale
02.04.2011, 00 UTC 03.04.2011, 00 UTC 04.04.2011, 00 UTC

Bei nahezu ungestörtem Sonnenschein stiegen die Temperaturen am 2. in Deutschland verbreitet auf Höchstwerte zwischen +20 und +25 °C. Selbst im äußersten Norden (z. B. Glücksburg-Meierwik/SH) wurden Maxima bis +21 °C erreicht. Die absoluten Spitzenwerte an diesem Tag traten allerdings im Südwesten des Landes auf; so wurden in Waghäusel-Kirrlach und in Rheinau-Memprechtshofen (beide Baden-Württemberg) +26,6 und +26,3 °C gemessen. Am darauffolgenden Tag verlagerte sich der Schwerpunkt der Wärme in die Südosthälfte der Bundesrepublik. An der Station Stuttgart/Neckartal (Baden-Württemberg) konnten +26,5 °C registriert werden, mit Jena (Sternwarte) in Thüringen und Baruth in Brandenburg befanden sich jedoch auch zwei Stationen aus den neuen Bundesländern unter den Top-5 der wärmsten Orte.

Höchsttemperaturen am 2. (links) und 3. (rechts) April 2011 in Mitteleuropa. Dargestellt ist jeweils eine Auswahl an Stationen mit Maxima gleich oder mehr als +20 °C. | Quelle: DWD JavaMAP
02.04.2011 03.04.2011

Insgesamt 18 von 119 Stationen quer durch ganz Deutschland konnten an diesem Wochenende neue Rekorde der Höchsttemperatur für die erste Aprildekade vermelden, an zahlreichen weiteren Stationen wurden neue Rekorde nur um wenige Zehntel Kelvin verfehlt. Auf dem Brocken/SA (+16,0 °C), in Würzburg/BY (+24,7 °C), in Weißenburg/BY (+25,1 °C) und in Stötten/BW (+21,7 °C) war es so warm wie seit über 50 Jahren Anfang April nicht mehr.

Erster Sommertag eines jeden Jahres in
Karlsruhe seit 1876 (Schaltjahre
berücksichtigt). Datenquelle: DWD, KIT
An der ehemaligen Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in der Karlsruher Hertzstraße wurde am 2. der bisherige Rekord von +26,9 °C für die erste Aprildekade, der vom 06.04.1961 datierte, eingestellt. Nur in einem einzigen Jahr findet sich in der Messreihe seit 1876 ein früherer Sommertag, also ein Tag mit einer Höchsttemperatur von mindestens +25,0 °C (27. März 1989). Als mittleres Datum für den ersten Sommertag der gesamten Messreihe lässt sich der 7. Mai errechnen, betrachtet man den Zeitraum der Jahre 1971 bis 2000 verschiebt sich dieses Datum etwa eine Woche nach vorne (2. Mai, siehe auch nebenstehende Abbildung). Beide Daten unterstreichen die Außergewöhnlichkeit eines Sommertages in Karlsruhe Anfang April.

Vergleichsweise hohe Temperaturen wurden auch aus Frankreich und der Schweiz gemeldet. In den zentralen Teilen Frankreichs erreichte das Quecksilber am 2. Höchstwerte bis +27,9 °C in Vichy, in der Schweiz meldeten am selben Tag Sion im Wallis und Chur in Graubünden +26,0 und +25,9 °C. Beispielsweise in Davos in Graubünden wurde mit einem Maximum von +17,0 °C ein neuer Rekord für Anfang April aufgestellt.

Satellitenbilder (NOAA VIS) | Quelle: DLR
02.04.2011, 12:26 UTC 03.04.2011, 12:16 UTC 04.04.2011, 12:05 UTC

Im Zuge der Kaltfrontpassage entwickelten sich am Nachmittag und Abend des 3. im Nordosten, in der Mitte und im Südwesten Deutschlands einzelne, zum Teil aber bereits kräftige Gewitter. In Rothemühl (Mecklenburg-Vorpommern) fielen während eines präfrontalen Gewitters innerhalb einer Stunde 16 mm Regen; in Malsburg-Marzell im Landkreis Lörrach und in Elzach-Fisnacht bei Freiburg (beide Baden-Württemberg) summierten sich bei Durchzug des mit der Front verknüpften Regenbandes über 30 mm innerhalb von 24 Stunden. Noch größere Mengen kamen einen Tag später örtlich im Süden Bayerns zusammen (Aschau-Stein 47 mm).



Wetterwerte

Nachstehend die höchsten gemessenen Temperaturen in Deutschland an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am 02. und 03.04.2011.
Die Messungen an der Ende 2008 aufgegebenen Station Karlsruhe/Hertzstraße führt das Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) am Karlsruher Institut für Meteorologie (KIT) unter denselben Bedingungen fort.


Ort 2.
Waghäusel-Kirrlach (BW)
Rheinau-Memprechtshofen (BW)
Emmendingen-Mundingen (BW)
Ohlsbach (BW)
Worms (RP)
Rheinstetten (BW)
Karlsruhe/Hertzstr. (BW)
26,6 °C
26,3 °C
26,3 °C
26,0 °C
25,8 °C
25,2 °C
26,9 °C
Ort 3.
Stuttgart/Neckartal (BW)
Jena/Sternwarte (TH)
Bad Mergentheim-Neunkirchen (BW)
Kitzingen (BY)
Baruth (BB)
Rheinstetten (BW)
Karlsruhe/Hertzstr. (BW)
26,5 °C
26,3 °C
25,9 °C
25,8 °C
25,7 °C
23,1 °C
26,3 °C


Text: CE



Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu