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Samstag, 24. April 2010, 20:30 MESZ


Nachtfrost

Nordwest-, Mitteleuropa
19.-24.04.2010


Satellitenbild: 23.04.2010, 04:46 UTC, NOAA-15 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Verbreitet frostig verliefen die Nächte Anfang der letzten Aprildekade 2010 in Nordwest- und Mitteleuropa. Tiefsttemperaturen um -5 °C stießen örtlich in die Nähe der bisherigen Rekordmarken für Ende April vor.


Wetterlage und Entwicklung

Kein außergewöhnliches, aber ein doch beachtenswertes Ereignis stellen großflächig auftretende Nachtfröste zur Frühlingsmitte in Mitteleuropa dar. Dafür benötigt werden eine kalte polare Luftmasse, klarer Himmel und windschwache Verhältnisse.
Ein erster Schwung polarer Kaltluft strömte zum 19. April 2010 hinter der lang gezogenen Kaltfront von Tiefdruckgebiet "Philomena", das sich mit seinem Zentrum von der nördlichen Ostsee Richtung Weißes Meer verlagerte, in die nördlichen Teile der Britischen Inseln sowie in den Norden Deutschlands. Entsprechend wurde zum Beispiel am nordschottischen Loch Glascanoch eine Tiefsttemperatur von -4,8 °C gemessen. Die Kaltluft gelangte sowohl dort, später auch in Mitteleuropa unter den Einfluss eines Hochs ("Norbert"), das sich mit seinem Schwerpunkt in der Nacht zum 20. über dem Norden Deutschlands positionierte. In dieser vor allem im Nordosten der Bundesrepublik sternenklaren Nacht sanken die Temperaturen verbreitet auf Tiefstwerte um -2 °C, in Genthin (Sachsen-Anhalt) wurden -4,0 °C gemessen.

Bodendruckanalysen vom 18. bis 20.04.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
18.04.2010, 00 UTC 19.04.2010, 00 UTC 20.04.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 18. bis 20.04.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
18.04.2010, 00 UTC 19.04.2010, 00 UTC 20.04.2010, 00 UTC

Derweil machte sich innerhalb der nordwestlichen Höhenströmung Tief "Queenie" auf den Weg über die Nordsee zum Skagerrak. Sein Frontensystem überquerte am 20. die Nordhälfte Deutschlands, die Kaltfront erreichte in darauffolgenden Nacht die Gebiete zwischen Main und Donau. Dahinter wurde ein neuer Schwall hochreichend kalter Luft polaren Ursprungs herangeführt, in der sich im Norden zahllose Regen- und Graupel-, örtlich sogar Schneeregenschauer entwickelten. Aufgrund starker Bewölkung und Wind blieb die Nacht dort frostfrei; anders in der Mitte Deutschlands, wo die frische Polarluft bei klarem Himmel stark auskühlen konnte. So trat am Morgen des 21. vor allem in einem breiten Streifen vom nördlichen Rheinland-Pfalz über Hessen bis nach Thüringen leichter Frost auf (z. B. Idar-Oberstein -1,4 °C), im Süden verhinderten die Wolken der Kaltfront tiefere Temperaturen.

Bodendruckanalysen vom 21. bis 23.04.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
21.04.2010, 00 UTC 22.04.2010, 00 UTC 23.04.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 21. bis 23.04.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
21.04.2010, 00 UTC 22.04.2010, 00 UTC 23.04.2010, 00 UTC

Die Nacht zum 22. sollte die kälteste des Zeitraumes werden. Abgesehen vom Norden, wo sich auf der Rückseite von "Queenie" noch immer dichtere Wolkenfelder hielten, klarte der Himmel über Deutschland unter dem Einfluss von Hoch "Ottokar", das sich von den Britischen Inseln nach Südosten vorschob, nahezu überall auf. Die tiefsten Temperaturen wurden - wie schon 24 Stunden zuvor - mit Werten um -5 °C in einem Streifen südlich der Mittelgebirge registriert (z. B. Fritzlar -4,3 °C). In höheren Lagen war es örtlich noch deutlich kälter, eine private Wetterfirma konnte beispielsweise in Albstadt-Degerfeld auf der Schwäbischen Alb -9,4 °C messen. An der Wetterstation in Gießen wurde mit -3,8 °C ein neuer Rekord für die letzte Aprildekade verzeichnet.
Frostige Tiefsttemperaturen wurden in dieser Nacht auch von den Britischen Inseln, aus dem Norden Frankreichs und Benelux gemeldet. Bis auf -4,8 °C ging das Quecksilber etwa in Eskdalemuir im Süden Schottlands zurück, -3,6 °C konnten an der Station Kleine-Brogel im Nordosten Belgiens abgelesen werden.
Die Nächte zum 23. und 24. verliefen vielerorts ebenfalls noch leicht frostig, nun speziell auch im Norden Deutschlands (z. B. Faßberg/Niedersachsen -5,2 °C in der Nacht zum 23.) und in den Niederlanden. In der Folge setzte sich deutlich wärmere Luft durch.



Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Tiefsttemperaturen in Deutschland vom 20. bis 24.04.2010, jeweils bis 6 UTC. Quelle: DWD

Ort 20.
Genthin (SA)
Leck (SH)
Kyritz (BB)
Gardelegen (SA)
Harzgerode (SA)
Rheinstetten (BW)
-4,0 °C
-3,2 °C
-3,1 °C
-3,1 °C
-3,1 °C
2,6 °C
Ort 21.
Idar-Oberstein (RP)
Köln/Bonn Flgh. (NRW)
Gießen (HE)
Büchel (RP)
Nörvenich (NRW)
Rheinstetten (BW)
-1,4 °C
-0,8 °C
-0,3 °C
-0,1 °C
0,2 °C
3,1 °C
Ort 22.
Bad Königshofen (BY)
Gilserberg (HE)
Ostheim vor der Rhön (BY)
Dillenburg (HE)
Schlüchtern (HE)
Rheinstetten (BW)
-6,7 °C
-6,0 °C
-5,5 °C
-5,4 °C
-5,2 °C
3,8 °C
Ort 23.
Faßberg (NDS)
Bamberg (BY)
Genthin (SA)
Harzgerode (SA)
Baruth (BB)
Rheinstetten (BW)
-5,2 °C
-4,6 °C
-4,5 °C
-4,4 °C
-4,1 °C
4,4 °C
Ort 24.
Baruth (BB)
Holzdorf (BB)
Harzgerode (SA)
Genthin (SA)
Gardelegen (SA)
Rheinstetten (BW)
-3,0 °C
-2,8 °C
-2,6 °C
-2,4 °C
-2,0 °C
1,6 °C

Weitere Tiefsttemperaturen vom 22. und 23.04.2010 als Grafik:

Tmin, 22.04.2010. Quelle: IMK, KIT Tmin, 23.04.2010. Quelle: IMK, KIT


Satellitenbilder

20.04., 01:07 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
21.04., 02:37 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
22.04., 02:26 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
23.04., 02:16 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR


Text: CE



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