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Samstag, 15. März 2008, 21:00 MEZ
Stürme West-, Mitteleuropa 10.-13.03.2008 Satellitenbild: 10.03.2008, 11:25 UTC, TERRA VIS Quelle: NASA Earth Laboratory |
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Wetterlage und Entwicklung Das stürmische Frühjahr 2008 in West- und Mitteleuropa fand zu Beginn des zweiten Märzdrittels seine Fortsetzung. Gerade erst waren die letzten Spuren von "Emma" beseitigt, da brachten die Tiefs "Johanna" und "Kirsten" erneut schwere Sturm-, örtlich sogar Orkanböen. "Johanna" wurde bereits am 08.03. über Baffin Island mit diesem Namen in den Wetterkarten geführt. Das Tief verlagerte sich über die Davisstraße hinweg und geriet über dem Nordatlantik unter die Vorderseite eines markanten Höhentroges. Am 9. wurden im Bereich der Frontalzone im 300 hPa-Niveau (etwa 9 Kilometer Höhe) Windgeschwindigkeiten über 200 kt (mehr als 370 km/h) analysiert. Kräftige und großräumige Hebungsvorgänge initiierten eine explosionsartige Entwicklung, der Luftdruck im Zentrum des Bodentiefs sank binnen 12 Stunden um mehr als 20 hPa auf unter 945 hPa am 10., 00 UTC im Seegebiet vor Irland. Damit war der Entwicklungshöhepunkt überschritten, fortan zog "Johanna" unter langsamer Abschwächung weiter nach Osten und erreichte gegen Mittag Westengland. Am 11. um 00 UTC wies das Tief über der westlichen Nordsee eine dipolartige Struktur mit zwei Zentren auf, im weiteren Verlauf bewegte es sich unter weiterer Auffüllung nach Norden. Vor dem nahenden okkludierenden Frontensystem von "Johanna" legte der Wind am Abend des 9. zunächst in Irland merklich zu. Cork-Corcaigh (83 km/h) und Shannon (76 km/h) meldeten erste Sturmböen. In der Nacht erfasste das Starkwindfeld dann vor allem den Süden Englands mit Böen bis Stärke 11 (z.B. Isle of Portland 109 km/h). In der Normandie traten sogar schon Orkanböen auf (La Hague 119 km/h). Tagsüber kam es besonders im Süden Irlands und Englands sowie im Norden Frankreichs zu weiteren schweren Sturm- und Orkanböen. Die Insel Alderney im Ärmelkanal vor der Küste der Normandie registrierte mit 139 km/h die höchste Böe. Auch in Deutschland war "Johanna" zu spüren: Im Umfeld der Front, die das Land am Abend des 10. nach Osten überquerte, wurden in der Mitte zum Teil schwere Sturm-, am Flughafen Hahn im Hunsrück orkanartige Böen (108 km/h) verzeichnet. Gerade hatte "Johanna" ihre volle Stärke entfaltet, da formierte sich über dem Atlantik bereits das nächste Sturmtief. "Kirsten" vertiefte sich zwar nicht annähernd so stark wie ihre Vorgängerin, wartete am 11. um 12 UTC nordwestlich von Großbritannien aber immerhin auch mit einem Kerndruck von unter 965 hPa auf. Das zugehörige Frontensystem zog am 11. und 12. über West- und Mitteleuropa ostwärts. Dessen Passage war sowohl in Frankreich als auch in Deutschland mit Sturm- und schweren Sturmböen verbunden (z.B. Abbeville/F 96 km/h). Zudem fiel kräftiger Regen, in der Mitte und im Süden Deutschlands mancherorts über 20 mm in 12 Stunden (z.B. Freudenstadt 34 mm vom 12., 00 UTC bis 12 UTC). Bedeutsamer war jedoch ein nachfolgender Bodentrog, der im Laufe des 12. auch über Deutschland schwenkte. In seinem Bereich wurden zunächst über Großbritannien und Frankreich, am Nachmittag dann auch über der Niederlande und Deutschland großflächig schwere Sturmböen und teilweise noch mehr gemessen (z.B. Liverpool/Airport (GB) 109 km/h, Lille (F) 91 km/h, Stavoren (NL) 104 km/h, Karlsruhe 108 km/h). Der Feldberg im Schwarzwald übermittelte 162 km/h. Am 13. gab es rückseitig des über der Ostsee angekommenen Tiefs noch in der Nordosthälfte Deutschlands und in Polen Sturmböen. "Johanna" richtete hauptsächlich im Westen Europas schwere Schäden an; ein Mann starb, nachdem sein Boot gekentert war. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt, Strommasten knickten um. Im Südwesten Englands waren 10.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom. Häfen mussten geschlossen und Fährverbindungen eingestellt werden. Auf den Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick fielen insgesamt rund 50 Flüge aus. Mehrere Schiffe liefen auf Grund oder gerieten in Seenot. Vor der Kanalinsel Guernsey sank ein Schiffkutter, alle fünf Fischer wurden gerettet. Viele Straßen und Brücken waren unpassierbar. Durch "Kirsten" wurden in Deutschland mehrere Menschen verletzt, vor allem bei witterungsbedingten Verkehrsunfällen. Kräftige Böen erfassten Lastwagen und Autos und bereiteten den Fahrern große Probleme. Bei Rastatt stürzte ein Baum auf ein Auto, der Fahrer wurde schwer verletzt. Im Raum Freudenstadt im Schwarzwald lagen Bäume über einigen Straßen, die daraufhin gesperrt werden mussten. Bei Aachen sowie im Schwarzwald zwischen Titisee und Seebrugg stellte die Bahn den Betrieb zeitweise ein. Bei Bonn zwang ein aus einem Garten gewehtes Trampolin einen ICE zu einer Notbremsung. Im Bodensee blieben die Fähren in den Häfen. Im Kylltal in der Eifel beschädigten umgestürzte Bäume Stromleitungen, mehrere Orte waren ohne Strom. Text: CE
Wetterwerte Nachstehend ausgewählte Spitzenböen aus Irland, Großbritannien und Frankreich vom 10.03. und aus Irland, Großbritannien und den Niederlanden sowie aus Deutschland vom 12.03. Quelle: WetterOnline.
Satellitenbilder
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