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Donnerstag, 31. Mai 2007, 20:30 MESZ


Starkregen

Mitteleuropa
28.-30.05.2007


Satellitenbild: 29.05.2007, 10:26 UTC, NOAA-17 VIS
Quelle: Geog. Inst. Uni Bern


Wetterlage und Entwicklung

An die in Teilen Mitteleuropas unwetterträchtige Gewitterlage vom 25. bis 27.05.2007 (siehe Artikel) schloss sich unmittelbar eine weitere brisante Wetterlage an. Am 28. und 29.05.2007 gingen hauptsächlich über Süddeutschland ergiebige Regenfälle nieder, die verbreitet für über 50 mm Niederschlag binnen 48 Stunden sorgten.

Bereits am Abend des 27. kam in Zusammenhang mit der Annäherung des Tiefdruckgebietes "Marian" samt zugehöriger Okklusionsfront zunächst in Süddeutschland von Süden her Regen auf. "Marian" lag zu diesem Zeitpunkt über Nordwestfrankreich und wies einen Kerndruck von nur 990 hPa auf. Entsprechend stark war der Druckgradient um das Zentrum herum, daraus resultierend verzeichneten einige Stationen an der Biskaya am 27. schwere Sturm-, vereinzelt auch orkanartige Böen (z.B. Ouessant 107 km/h). Vor der bretonischen Küste ertranken vier Menschen.
Etwa zeitgleich entwickelte sich über Oberitalien auf der Vorderseite eines von den Britischen Inseln zum westlichen Mittelmeerraum weisenden Höhentroges ein weiteres Tief, das auf Vb-artiger Zugbahn über Ostdeutschland bis zum 30. zur Nordsee zog. Es erhielt den Namen "Marian I", wohingegen das ursprüngliche Tief "Marian" von nun an als "Marian II" geführt wurde. Letzteres verlagerte sich bis zum 30. über Oberitalien nach Rumänien. "Marian I" lenkte von Südosten her die gealterte subtropische Warmluftmasse, die bis zum 27. noch in nahezu ganz Deutschland wetterbestimmend war, im Gegenuhrzeigersinn um den Tiefkern herum Richtung nordöstliches Mitteleuropa und Nordostdeutschland. Nach Südwesten zu glitt diese auf die eingeflossene deutlich kühlere Atlantikluft auf. Die so induzierten Hebungsprozesse ließen ein ausgedehntes und über fast 24 Stunden hinweg quasistationäres skaliges Niederschlagsgebiet entstehen, das in seiner maximalen Ausdehnung weite Teile des zentralen süddeutschen Raumes überdeckte und über die Mitte des Landes bis zur Nordseeküste reichte. Das Wolken- und Niederschlagsband der Okklusion von "Marian" wurde dabei am Abend des 28. in die Zirkulation miteinbezogen und ging in dem neuen Regengebiet auf.
Vor allem am 29. regnete es in Süddeutschland von Württemberg bis ins mittlere Bayern verbreitet mit Regenraten von zum Teil über 5 mm/h. Vom 29., 06 UTC bis zum 30., 06 UTC akkumulierten sich die Mengen flächendeckend auf über 40 mm, am meisten fiel dabei in Stötten auf der Schwäbischen Alb mit 65 mm. Dort gingen schon einen Tag zuvor 45 mm nieder, sodass die 48-stündige Summe 110 mm betrug. Die höchsten Mengen vom 28., 06 UTC bis zum 29., 06 UTC waren aber insgesamt weiter im Norden und Osten des Landes zu suchen. Beispielsweise registrierte die Wasserkuppe 46 mm und in Kyritz sammelte der Messbecher 42 mm. Im tschechischen Cheb summierte sich der Regen auf 55 mm, das entspricht dort fast dem Soll des gesamten Monats Mai. Allerdings sind Anteile an diesen Mengen auch auf Gewitterschauer zurückzuführen, die am Abend des 28. und in der Nacht zum 29. über die neuen Bundesländer gen Norden wanderten. Am Abend des 29. setzte sich von Südwesten her Zwischenhocheinfluss durch. Die Regenfälle wurden nach Nordosten abgedrängt und ließen im Zuge schwächer werdender Vertikalbewegungsantriebe nach.
Infolge der starken Niederschläge gab es in erster Linie an Pegeln in Mittelfranken Überschwemmungen. An einigen vor allem kleineren Flüssen wurden teilweise Hochwassermeldemarken überschritten.
Große Niederschlagsmengen wurden auch in der Schweiz und im westlichen Österreich beobachtet. Warth in Vorarlberg verbuchte in 48 Stunden vom 28., 06 UTC bis zum 30., 06 UTC 81 mm, Kufstein in Tirol in nur 12 Stunden am 29. 56 mm. In Güttingen am Bodensee (Schweiz) waren es vom 27., 18 UTC bis zum 29., 18 UTC 53 mm.
Im Bereich der kühleren Atlantikluft, die sich bis zum 30. vor allem in Frankreich, in der Südwesthälfte Deutschlands und in der Schweiz durchsetzte, fielen die Niederschläge an manchen Orten bis teilweise unter 1000 Meter herab sogar als Schnee. So traf, ob der hohen Temperaturen an den Tagen zuvor, manch überraschter Pfingstausflügler am Morgen des 28. auf dem 1493 Meter hohen Feldberg im Schwarzwald eine 4 cm hohe Schneedecke an. Neuschnee meldeten auch der 1835 Meter hohe Wendelstein (29.: 2 cm, 30.: 9 cm) sowie der Große Arber (1446 m) im Bayerischen Wald am 30. (Flecken). Auf der Zugspitze (2962 m) häuften sich am 29. 23 cm und am 30. 35 cm Neuschnee an. In der Schweiz fielen laut Augenzeugenberichten bis unter 1500 Meter Höhe zum Teil mehr als 30 cm Schnee. Unter der Schneelast bogen sich belaubte Bäume und behinderten den Bahnverkehr.

Völlig gegensätzlich präsentierte sich das Wetter zu dieser Zeit in Osteuropa. Die auch durch Tief "Marian" dorthin geführte subtropische Warmluft ließ z.B. in Moskau am 28. die Temperaturen bis auf +33,2 °C steigen.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 27. bis 30.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
27.05.2007, 00 UTC 28.05.2007, 00 UTC 29.05.2007, 00 UTC 30.05.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 27. bis 30.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
27.05.2007, 00 UTC 28.05.2007, 00 UTC 29.05.2007, 00 UTC 30.05.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend sämtliche vorliegenden Stationen in Deutschland aus dem Messnetz des Deutschen Wetterdienstes mit mehr als 60 mm Niederschlag im Zeitraum vom 28.05.2007, 06 UTC bis 30.05.2007, 06 UTC (Quellen: DWD, WetterOnline):

Ort 28./29. 29./30. Summe
Stötten
Wasserkuppe
Niederstetten
Lechfeld
Harburg
Neuburg/Donau
Landsberg
Augsburg
Balderschwang
Laupheim
München-Stadt
Neuruppin
Oberstdorf
Hohenpeißenberg
Öhringen
Kyritz
Brocken
Zugspitze
Weißenburg
Garmisch-Partenkirchen
Leutkirch-Herlazhofen
Altenstadt
Ingolstadt
45 mm
46 mm
21 mm
23 mm
31 mm
38 mm
22 mm
30 mm
27 mm
31 mm
20 mm
33 mm
24 mm
22 mm
22 mm
42 mm
22 mm
23 mm
31 mm
23 mm
55 mm
k.M.
k.M.
65 mm
40 mm
64 mm
55 mm
47 mm
36 mm
51 mm
42 mm
42 mm
36 mm
47 mm
33 mm
41 mm
43 mm
41 mm
21 mm
40 mm
39 mm
30 mm
38 mm
5 mm
61 mm
44 mm
110 mm
86 mm
85 mm
78 mm
78 mm
74 mm
73 mm
72 mm
69 mm
67 mm
67 mm
66 mm
65 mm
65 mm
63 mm
63 mm
62 mm
62 mm
61 mm
61 mm
60 mm
?
?


Niederschlag

Pegelstände
Quellen: HVZ Baden-Württemberg / HND Bayern
Pegel Iller, Kempten Pegel Iller, Ulm-Wiblingen Pegel Murr, Oppenweiler
Pegel Rems, Schorndorf Pegel Aisch, Birkenfeld Pegel Donau, Neuburg

Radarbilder vom 27. bis 30.05.2007
Quellen: DWD / wetter.com
27.05.2007, 21 UTC 28.05.2007, 00 UTC 28.05.2007, 03 UTC 28.05.2007, 06 UTC
28.05.2007, 09 UTC 28.05.2007, 12 UTC 28.05.2007, 15 UTC 28.05.2007, 18 UTC
28.05.2007, 21 UTC 29.05.2007, 00 UTC 29.05.2007, 03 UTC 29.05.2007, 06 UTC
29.05.2007, 09 UTC 29.05.2007, 12 UTC 29.05.2007, 15 UTC 29.05.2007, 18 UTC
29.05.2007, 21 UTC 30.05.2007, 00 UTC 30.05.2007, 03 UTC 30.05.2007, 06 UTC


Satellitenbilder

27.05., 11:46 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
28.05., 11:36 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
29.05., 18:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
30.05., 11:11 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton



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