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Sonntag, 10. Dezember 2006, 14:00 MEZ


Rekordwärme Mitteleuropa


24.-28.11.2006


Satellitenbild: 26.11.2006, 12:41 UTC, NOAA 18 IR/VIS
Quelle: CHMI, Prag


Wetterlage und Entwicklung
2006 erlebte Deutschland den wärmsten Herbst seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahre 1901. Die durchschnittliche mittlere Temperatur von +12,0 °C überbot das Mittel der Jahre 1961 bis 1990 um 3,2 K. Dabei führten Südwestlagen überdurchschnittlich häufig milde Luft subtropischen Ursprungs nordostwärts.

Gut eine Woche, nachdem bundesweit verbreitet neue Rekorde der Tageshöchsttemperatur für die zweite Novemberdekade erzielt wurden (siehe Artikel), stiegen die Temperaturen am 25. und 26.11. erneut auf Spitzenwerte über +20 °C. Rekorde für die letzte Novemberdekade vermeldeten hauptsächlich Stationen in Nordwestdeutschland.
Am 23.11. lag Deutschland auf der Vorderseite eines weite Teile des Atlantiks sowie ganz Westeuropa überdeckenden Langwellentroges. In diesen Trog eingebettet befand sich am Boden ein steuerndes Tiefdrucksystem mit Zentren südwestlich von Island sowie nördlich von Schottland. Verbunden mit einem Vorstoß höhenkalter Luft (z.T. unter –40 °C im 500 hPa-Niveau) lief bei Neufundland ein kurzwelliger Randtrog nach Südosten ab und regenerierte den Langwellentrog von Westen her. Dieser weitete sich daraufhin nach Süden aus und reichte am 25. bis zu den Kanarischen Inseln. Über West- und Mitteleuropa hatte dieser Vorgang ein Drehen der Höhenströmung auf Südwest zur Folge. Die nach Nordosten ziehende Warmfront des Tiefs mit Kern nördlich von Schottland leitete im Tagesverlauf des 23. den Warmlufttransport ein. Bereits am 24. konnten somit Höchsttemperaturen von verbreitet +10 °C bis +15°C, - in Baden-Württemberg auch darüber - gemessen werden. Spitzenreiter war Freiburg mit +19 °C.
Eine weitere Entwicklung nahm am selben Tag südwestlich der Britischen Inseln ihren Anfang. Dort entstand am Südrand des Tiefdrucksystems aus einer Wellenstörung ein eigenständiges Tiefdruckgebiet, das am 25. weiter nach Nordosten gesteuert wurde und am frühen Morgen des 26. vor der Küste Norwegens zu analysieren war. An der Südostflanke dieses Tiefs verschärfte sich in allen Höhenschichten der Gradient, so dass sich die Warmluftzufuhr aus Südwesten noch verstärkte. Auf deren Höhepunkt betrug die Temperatur am 25. im 850 hPa-Niveau über Süddeutschland föhnunterstützt teilweise +15 °C.
Ein am Vormittag des 25. über den Norden und die Mitte Deutschlands hinwegziehendes Maximum der Vorticity-Advektion in 500 hPa sowie die Nähe zu der zu diesem Zeitpunkt quer über Frankreich verlaufenden Kaltfront des Tiefs sorgten in der kompletten Nordwesthälfte des Landes den ganzen Tag über für meist leichten Regen. Dennoch wurden dort mit Windunterstützung (verbreitet Böen der Stärke 7) flächendeckend Temperaturen von deutlich über +15 Grad erreicht und damit an zahlreichen Orten neue Dekadenrekorde aufgestellt (z.B. Köln/Bonn +18,5 °C, Kalkar +18,2 °C, Düsseldorf +18,1 °C, Oldenburg +17,1 °C). Vor allem an der Nordseeküste lagen diese z.T. mehr als 3 K über den bisherigen Rekorden (z.B. Bremerhaven +16,5 °C; alter Rekord +13,2 °C aus dem Jahr 2000 und Norderney +15,6 °C; alter Rekord +12,6 °C ebenfalls aus dem Jahr 2000). Die höchste Temperatur an diesem Tag in Deutschland konnte in Müllheim bei Freiburg mit +21,8 °C gemessen werden. Auf knapp +20 °C kamen im Südwesten auch Emmendingen-Mundingen (bei Freiburg), Baden-Baden-Geroldsau (jeweils +19,5 °C) sowie Sigmarszell-Zeisertsweiler und Freiburg (je +19,4 °C). In Karlsruhe betrug die Höchsttemperatur +15,8 °C. Ungewöhnliche Wärme erlebten föhnbedingt auch die Gebiete nahe der Alpen. In Oberstdorf kletterte das Quecksilber auf +21,3 °C, was auch für diese Station einen neuen Dekadenrekord bedeutete. Garmisch-Partenkirchen meldete +18,7 °C, der 986 Meter hohe Hohenpeißenberg +18,0 °C . Im nur wenige Kilometer entfernten Feldkirch (Österreich) wurde es gar +22,7 °C warm. Ebenfalls beachtlich waren die Werte einiger weiterer Bergstationen: Der Weinbiet im Pfälzer Wald (557 m, +16,0 °C) knackte den bisherigen Dekadenrekord (+15,3 °C) ebenso wie die Wasserkuppe (925 m, +12,7 °C; bisher: +12,3 °C). Deutlich kälter mit Höchstwerten von nur +10 °C oder knapp darunter blieb es in Gebieten, wo sich länger Nebel und Hochnebel hielten (z.B. Donauwörth-Osterweiler +9 °C), an der Ostsee (z.B. Putbus/Rügen +10 °C) und in Teilen Thüringens und Sachsens (z.B. Dresden +10 °C).
Am 26. kam die Kaltfront des Tiefs weiter nach Südosten voran, konnte Deutschland jedoch nicht ganz überqueren und wurde im Tagesverlauf wieder rückläufig. Bundesweit gingen die Temperaturen zurück – im Flachland Süddeutschlands durch zunehmenden Hochdruckeinfluss und damit verbundener Stabilisierung, in einem breiten Streifen vom Saarland bis nach Brandenburg durch dichte Bewölkung und etwas Niederschlag im Bereich der Front. Temperaturen über +15 °C wurden noch in Teilen Baden-Württembergs (z.B. Mühlacker +16,9 °C, Niederstetten +16,8 °C), in Sachsen (z.B. Chemnitz +15,7 °C) sowie vereinzelt am bayerischen Alpenrand (z.B. Kempten +16,8 °C, Garmisch-Partenkirchen +16,5 °C) gemessen. Letztgenannte Gebiete hatte die Front nicht erreicht, und somit waren dort die Temperaturen im 850 hPa-Niveau noch am höchsten. In Aue (Erzgebirge) wurde es mit +18,3 °C am wärmsten, gefolgt von Attenkam (+17,7 °C) und Holzdorf (+17,2 °C). Einen Beleg für die Wärme der Luftmasse lieferten die Bergstationen in diesem Bereich: Der Große Arber (1446 m) im Bayerischen Wald stellte mit +13,7 °C einen neuen Dekadenrekord auf, der 1215 Meter hohe Fichtelberg im Erzgebirge verfehlte seinen aus dem Jahr 1970 mit einem Maximum von +14,1 °C nur um zwei Zehntel Grad.
Ganztägiger Nebel herrschte einmal mehr entlang der Donau. Dort kamen die Temperaturen an manchen Orten nicht über +6 °C hinaus (z.B. Regensburg +5,9 °C, Neuburg +6,3 °C).

Bodendruckanalysen vom 24. bis zum 27.11.2006 und 850 hPa-Geopotential und -temperatur vom 24. bis zum 27.11.2006, jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
24.11.2006, 00 UTC 25.11.2006, 00 UTC 26.11.2006, 00 UTC 27.11.2006, 00 UTC
24.11.2006, 00 UTC 25.11.2006, 00 UTC 26.11.2006, 00 UTC 27.11.2006, 00 UTC

Tageshöchsttemperaturen

Die Seite Dekadenrekorde gibt Auskunft darüber, an welchen Stationen neue Rekorde der Temperatur für die 3. Novemberdekade (21.-30.11.) aufgetreten sind.

24.11., 18:00 UTC, MSG IR
Quelle: B. J. Burton
25.11., 21:00 UTC, MSG IR
Quelle: B. J. Burton
26.11., 18:00 UTC, MSG IR
Quelle: B. J. Burton
27.11., 06:00 UTC, MSG IR
Quelle: B. J. Burton
27.11.06, NOAA 18 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
28.11.06, NOAA 17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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