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Dienstag, 7. November 2006, 10:00 MEZ


Rekordwärme Mitteleuropa


26.10.2006


Satellitenbild: 26.10.2006, 12:00 UTC, MET8 VIS
Quelle: Eumetsat


Wetterlage und Entwicklung
Der Oktober 2006 zeichnete sich in ganz Deutschland durch ungewöhnliche Wärme aus. Dabei standen weniger die absoluten Tageshöchstwerte im Vordergrund, sondern vielmehr die Beständigkeit, mit der bundesweit Temperaturen von nahe +20°C und teilweise darüber erreicht wurden. So verwundert es nicht, dass der Monat im Schnitt über 3 Kelvin zu warm gegenüber dem langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 ausfiel. Karlsruhe erlebte seit 1879 den zweitwärmsten Oktober (13.8°C), nur 2001 fiel der Oktober mit einer Mitteltemperatur von 14.3°C noch ein paar Zehntelgrad wärmer aus.
Häufige Südwestlagen, begünstigt durch sich immer wieder regenerierende Langwellentröge über dem nördlichen Atlantik, führten überwiegend milde und zeitweise subtropische Luftmassen gen Nordosten. Lediglich um die Monatsmitte etablierte sich vorübergehend ein kräftiges Hoch mit Kern über Dänemark, an dessen Südflanke aus Osten bodennah kältere Luft nach Deutschland strömte. Nebel und Hochnebel ließen in dieser Zeit an manchen Orten das Thermometer nicht über +10 Grad hinaus kommen. Vom 17. an schwächte sich das Hoch allmählich ab und zog sich nach Osten zurück. Über dem Atlantik bildete sich erneut ein langwelliger Trog aus, der in seiner West-Ost-Ausrichtung von Neufundland bis Westeuropa reichte. Am Boden korrespondierte dazu ein Tiefdrucksystem bei den Britischen Inseln und westlich davon. Für große Teile Europas resultierte daraus bis zum 23. sowohl am Boden als auch in höheren Schichten der Troposphäre eine ausgeprägte Südwestströmung, die bis weit nach Russland reichte. Am frühen Morgen des 24. formierte sich aus dem Tiefdrucksystem eine Tiefdruckrinne mit Zentren über dem mittleren Atlantik, dem Ärmelkanal und der nördlichen Ostsee. Das Tief über dem Ärmelkanal verlagerte sich dabei rasch nordostwärts und befand sich am 25. etwa an gleicher Stelle über der Ostsee wie sein Vorgänger. Im Vorfeld der über Deutschland hinwegziehenden Kaltfront entstand in feucht-warmer Subtropikluft ein ausgedehntes Niederschlagsgebiet, an der Kaltfront selbst entwickelten sich sogar einzelne Gewitter. Hinter der Kaltfront stieß am 25. nur kurzzeitig kühlere Atlantikluft bis zu den Alpen vor. Auf der Vorderseite des westlichsten der drei Tiefzentren drehte die Strömung bereits im Laufe des 25. wieder auf Südwest bis Süd zurück, sodass sich einmal mehr warme Luft subtropischen Ursprungs auf den Weg nach Nordosten machen konnte.
Im weiteren Verlauf schnürte sich der atlantische Langwellentrog in seinem Südteil ab, der Nordteil zog samt Bodentief beschleunigt nach Nordosten. Mit der sich verstärkenden südwestlichen Strömung wurde am 26. noch wärmere Luft herantransportiert, dank Föhnunterstützung konnten im 850 hPa-Niveau über dem Süden Deutschlands mehr als +20°C analysiert werden. Mit Hilfe der Sonneneinstrahlung, vor allem aber aufgrund des in Böen mäßigen bis frischen - in Norddeutschland auch stürmischen - Windes wurde die Luft gut durchmischt, und die Wärme konnte sich fast überall bis zum Boden durchsetzen. In den großen Flusstälern, beispielsweise an Rhein und Donau, verhinderten jedoch niedrige morgendliche Ausgangstemperaturen von teilweise nur +3°C (z.B. Neuburg/Donau) sowie gebietsweise zäher Nebel Spitzenwerte am Nachmittag. Zudem war der Wind meist zu schwach, um die über Nacht entstandene Inversion komplett aufzulösen. Dennoch konnten auch in diesen Gebieten Höchsttemperaturen von über +20 Grad verzeichnet werden (z.B. Karlsruhe +22,8 Grad). Die höchsten Temperaturen von vielfach über +25 Grad allerdings traten an etwas höher gelegenen Stationen (z.B. Freiburg, Freudenstadt, Mühlacker, Niederstetten), im Einflussbereich des Föhns nahe der Alpen (z.B. Oberstdorf, Landsberg, Hohenpeißenberg) sowie in Ostdeutschland (z.B. Aue, Chemnitz, Holzdorf) auf. Bundesweiter Spitzenreiter an diesem Tag war Emmendingen nördlich von Freiburg mit +28,6°C. Für viele Orte bedeuteten die hohen Temperaturwerte vom 26.10.2006 neue Rekorde für die letzte Oktoberdekade. Dabei wurden die bisherigen Rekorde zum Teil um mehr als 1 Kelvin (zB Hohenpeißenberg) überboten. Auch im benachbarten Ausland stiegen die Quecksilbersäulen stellenweise deutlich über die +25°C-Marke. Im Nordosten Frankreichs registrierten Dijon, Luxeuil und Colmar sommerliche Temperaturen; Vaduz in Liechtenstein kam, ebenfalls durch Föhn unterstützt, gar auf +28,8 Grad.
Die Kaltfront des Tiefs schwenkte am 27. von Nordwesten her nach Deutschland und verdrängte die subtropische Luft nach Südosten. Trotzdem erreichten die Temperaturen noch bis zum 31. in erster Linie am Oberrhein fast +20°C und damit für die Jahreszeit weiterhin zu hohe Werte.

Bodendruckanalysen vom 25. bis zum 28.10.2006 und 500 hPa-Geopotential vom 25. bis zum 28.10.2006, jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
25.10.2006, 00 UTC 26.10.2006, 00 UTC 27.10.2006, 00 UTC 28.10.2006, 00 UTC
25.10.2006, 00 UTC 26.10.2006, 00 UTC 27.10.2006, 00 UTC 28.10.2006, 00 UTC

Tageshöchsttemperaturen

Nachstehend eine Auswahl gemessener Tageshöchsttemperaturen am 26.10.2006 an Stationen, bei denen das Thermometer 25.0°C oder mehr erreichte (Sommertage):

Ort Tmax
Emmendingen, BW
Müllheim, BW
Elzach, BW
Buchenbach, BW
Notzingen, BW
Rottweil, BW
Freiburg, BW
Garmisch, BY
Landsberg, BY
Metzingen, BW
Schwäbisch Gmünd, BW
Bad Kohlgrub, BY
Messstetten, BW
Attenkam, BY
Olbersleben, TH
Öhringen, BW
Hohenpeißenberg, BY
Wiedenbach, BY
Ohlsbach, BW
Renningen, BW
Chemnitz, SA
Niederstetten, BW
Mühlacker, BW
28.6°C
28.3°C
26.9°C
26.1°C
26.0°C
25.8°C
25.7°C
25.7°C
25.7°C
25.7°C
25.7°C
25.6°C
25.5°C
25.3°C
25.3°C
25.3°C
25.2°C
25.2°C
25.1°C
25.1°C
25.0°C
25.0°C
25.0°C

26., 13:05 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
27.10.06, 1:18 UTC, N18 IR
Quelle: B. J. Burton
27.10.06, NOAA VIS
Quelle: H. Schaksmeier
27.10.06, NOAA VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
26.10.06, NOAA VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
25.10.06, NOAA VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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