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Sonntag, 16. Juli 2006, 15:00 MESZ


Gewitter

Mitteleuropa
5.-14.7.2006


Satellitenbild: 7.7.2006, 16:22 UTC, NOAA 12 VIS
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung
Die sommerlich warme, zum Teil auch heiße und zwischendurch gewitterträchtige Witterung der zweiten Junihälfte 2006 setzte sich auch in der ersten Monatshälfte des Juli 2006 fort. Die Gewittertage zeichneten sich fast alle durch einen außerordentlich geringen Luftdruckgradienten sowohl am Boden als auch in der Höhe aus. Die Gewitter verlagerten sich dadurch nur sehr langsam ober blieben sogar stationär, die Regenmengen waren teilweise beträchtlich.


Gewitter vom 5. bis zum 8.7.2006
Während das Hochdruckgebiet "Zorro" am 5.7.2007 über Südpolen/Ukraine lag, gelangte Deutschland langsam in den Einflussbereich des flachen Bodentiefs "Ramona", dessen Gewitterstörungen mit feucht-warmer Luft von Frankreich her ostwärts vorankamen und Deutschland die ersten Gewitter brachten. Sie entwickelten sich im Tagesverlauf in der Südwesthälfte des Landes und traten zwischen Alpen und Emsland auf. Im baden-württembergischen Obersulm-Willsbach in der Nähe von Heilbronn wurde die größte Regenmenge mit 70.2 mm registriert.
Tags darauf arbeitete sich die Gewitterluft allmählich weiter nordostwärts vor, nur der äußerste Nordosten des Landes verblieb in trockenerer Luft. Kräftige Gewitter brachten nun auch in Ostbayern (Straubing 56.6 mm) und in Schleswig-Holstein (Kiel-Holtenau 53.5 mm) beträchtlichen Regenmengen.
Und auch der 7.7.2007 zeichnete sich örtlich durch sehr große Regenmengen aus. Zwar gelangte in den Westen etwas kühlere Luft, nichtsdestotrotz blieb es extrem feucht. Im Osten bildeten sich zahlreiche Gewitter, in den anderen Gebieten gewittrige Schauer, die nahezu stationär waren. In Karlsruhe beispielsweise brachten die Schauer in der Summe 76.5 mm, das entspricht mehr als der üblicherweise im gesamten Monat Juli zu erwartenden Regenmenge und bedeutete die vierthöchste jemals in Karlsruhe gemessene Tagesmenge seit 1876. Und an einzelnen nicht vom Deutschen Wetterdienst betriebenen Stationen im Stadtgebiet kamen sogar 110 mm zusammen! Gleichzeitig blieb es nur wenige Kilometer entfernt zB in Ettlingen trocken. Auch in der Hauptstadt Berlin verursachten Regenmengen zwischen 50 und bis über 100 mm teilweise erhebliche Probleme.

Sonderbetrachtung für den 7.7.2006 von Christian Ehmann

76,5 l/m² binnen weniger Stunden

Tagesrekord in Karlsruhe verfehlt

Am Freitag, 07.07.2006, bildeten sich vorderseitig eines markanten Höhentroges über Frankreich deutschlandweit zum Teil kräftige Schauer und Gewitter aus. Eine schwülwarme Luftmasse bestimmte an diesem Tag das Wettergeschehen, noch zwei Tage zuvor wurden Tageshöchsttemperaturen bis +34 Grad erreicht. In allen Höhenschichten der Troposphäre waren nur geringe horizontale Druckgegensätze und damit schwache Winde wirksam. Die entstandenen Gewitterzellen verlagerten sich somit nur sehr langsam, sodass es an manchen Orten kräftig und länger anhaltend regnete, während wenige Kilometer entfernt zum Teil sogar die Sonne schien. Dementsprechend wiesen die Niederschlagssummen große lokale Unterschiede auf. An jenem Abend entluden gleich zwei Gewitter ihre nasse Last über dem Stadtgebiet von Karlsruhe. An der Station des Deutschen Wetterdienstes in Neureut konnte bis zum Morgen des 08.07. eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 76,5 Litern pro Quadratmeter gemessen werden. Die bisher größte Tagessumme an dieser Station datiert vom 23.05.1978 mit 88,8 Litern pro Quadratmeter. An der Station der privaten Firma meteomedia gingen gar 110 Millimeter Regenwasser nieder. Die enormen Regenmengen blieben nicht ohne Folgen. Die Feuerwehr musste zahlreiche vollgelaufene Keller auspumpen. Kurzfristig wurden einzelne Straßen wegen Überflutungen und ausgehobenen Kanaldeckeln gesperrt. Während in Karlsruhe binnen weniger Stunden die sonst für Juli übliche Monatsniederschlagsmenge von 70 Millimetern überschritten wurde, fielen im Umland meist nur wenige Tropfen oder es blieb sogar ganz trocken. Im etwa 10 Kilometer nördlich gelegenen Forschungszentrum Karlsruhe beispielsweise registrierten die Messbecher lediglich 7 Liter pro Quadratmeter, etwas südlich von Karlsruhe in Rheinstetten war der Niederschlag kaum messbar. In Baden-Württemberg verzeichnete von den Stationen des Deutschen Wetterdienstes bis zum 08.07., 06 UTC nur Stuttgart/Flughafen mit 47 Millimetern eine zumindest in der Größenordnung annähernd hohe Niederschlagssumme. Bundesweit konnte man Gebiete mit deutlich zweistelligen Mengen in der Mitte und rund um Berlin ausmachen. So meldeten im gleichen Zeitraum z.B. Sonneberg-Neufang 72, Bad Hersfeld 70 und Erfurt 63 Millimeter, sowie Berlin-Dahlem 63, Berlin-Tegel 60, Berlin-Mitte 56 und Potsdam 50 Millimeter.


Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 5./6., 6./7., 7./8.7.2006, jeweils von 06 bis 06 UTC:

Ort 5./6.
Obersulm-Willsbach, BW
Wasserkuppe, HE
Lienen-Kattenvenne, NRW
Freudenstadt, BW
Baiersbronn-Mitteltal, BW
Beerfelden, HE
Tann/Rhön, HE
Sachsenheim, BW
70.2 mm
53.3 mm
51.9 mm
49.6 mm
49.5 mm
41.8 mm
40.6 mm
39.5 mm
Ort 6./7.
Straubing, BY
Kiel-Holtenau, SH
Kemnath, BY
Amberg, BY
Bad Mergenthm., BW
Hohenstein, BW
Twist, NS
Osterhofen, BY
56.6 mm
53.5 mm
52.9 mm
48.4 mm
44.8 mm
44.4 mm
43.3 mm
42.5 mm
Ort 7./8.
Karlsruhe, BW
Sonneberg, TH
Bad Hersfeld, HE
Erfurt, TH
Berlin-Dahlem
Uelzen, NS
Berlin-Tegel
Berlin-Alex.
76.5 mm
71.6 mm
70.5 mm
63.2 mm
63.2 mm
60.4 mm
60.1 mm
55.9 mm

Bodendruckanalysen vom 6. bis zum 8.7.2006, jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge vom 5.-7.7.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
6.7.2006, 00 UTC 7.7.2006, 00 UTC 8.7.2006, 00 UTC
5.7.2006, 00-23 UTC 6.7.2006, 00-23 UTC 7.7.2006, 00-23 UTC
Niederschläge an 3 Stationen in Baden-Württemberg am 7.7.2006
Quelle: HVZ
Karlsruhe Eggenstein Ettlingen
5.7.2006, 12 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
5.7.2006, 15 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
5.7.2006, 18 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
6.7.2006, 15 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton


Gewitter vom 11. bis zum 14.7.2006
Nur kurze Zeit ließ das Hochdruckgebiet "Axel" keine Gewitter zu, bereits am 11.7. kam erneut vor einer im Küstenbereich liegenden Kaltfront des Skandinavientiefs "Ute" aus Südwesten feuchtwarme Luft zu uns. Größere Gewitterkomplexe entstanden zunächst im Westen, vor der langsam landeinwärts ziehenden Front schließlich auch weiter im Nordosten. Einzelne Gewitter entluden sich zudem zwischen Bodensee und Schwarzwald. Die größte Menge brachte ein Gewitter am Abend in Ihringen am Kaiserstuhl mit 38.1 mm.
Früh schon setzte die Quellwolkenbildung am 12.7.2006 ein, die besonders über den süddeutschen Mittelgebirgen rasch zu Cumulonimbus-Wolken und somit Gewittern führte. Die ersten Zellen waren schon zur Mittagszeit ausgereift. In Baden-Württemberg konzentrierten sich die Gewitter auf die Mittelgebirge, in Bayern entstanden auch über dem Flachland oft Gewitter. Trockene Luft unterdrückte in der Nordhälfte Deutschlands jegliche Schauer- und Gewitteraktivität.
Am Folgetag kam die Gewitterluft etwas weiter nach Norden voran, so dass nun auch in der Mitte und teilweise im Osten wieder Gewitter auftraten. In der extrem feuchten Luft, die sich im Südwesten vielerorts durch Taupunkte um oder über 20°C auszeichnete, setzte die Gewitterbildung noch früher als tags zuvor ein. Schon gegen 11 MESZ stand über dem Nordschwarzwald eine ausgereifte Gewitterzelle. Die Gewitter in der Mitte Deutschlands schlossen sich am Nachmittag zu einem größeren Komplex zusammen, der bis zur Nacht Richtung Dresden und Berlin zog und in Axien (Sachsen-Anhalt) mit 54.6 mm die deutschlandweit größte Regenmenge brachte. Trocken blieb es vom Rheinland bis nach Rügen und im größten Teil Bayerns. Mancherorts unruhig verlief auch noch die Nacht zum 14.7.2006. Zwar klangen die Gewitter zunächst ab, lebten aber in der zweiten Nachthälfte vor allem im Südwesten wieder kräftig auf. Einzelne Gewitter im Gebiet nördlich und nordöstlich von Karlsruhe und auf der Schwäbischen Alb ließen bis 40 mm Regen fallen (zB Bretten).
Das Ende der Gewitterlage führte am 14.7.2006 trockene Luft aus Nordosten herbei, die das Hochdruckgebiet "Bruno" über der Nordsee mit einer kräftigen Strömung südwestwärts lenkte. Allerdings gelang es der trockenen Luft noch nicht so ganz, auch im Süden Baden-Württembergs und Bayerns die feuchtwarmen Luftmassen auszuräumen. Hier bildeten sich erneut Gewitter und in Mühldorf am Inn fielen 31.2 mm Regen.

Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 11./12., 12./13., 13./14.7.2006, jeweils von 06 bis 06 UTC:

Ort 11./12.
Ihringen, BW
Weilerswist, NRW
Schlüchtern, HE
Mendig, RP
Wasserkuppe, HE
Hess.-Lichtenau
Wiesbaden, HE
Alzey, RP
38.1 mm
33.9 mm
29.9 mm
26.5 mm
24.6 mm
22.0 mm
21.4 mm
20.3 mm
Ort 12./13.
Dietenhofen, BY
Markt Erlbach, BY
Diedorf/Schw., BY
Eisenbach, BW
Polsingen, BY
Neuhausen ob Eck, BW
Oy-Mittelberg, BY
Untergriesbach, BY
49.7 mm
48.0 mm
47.0 mm
42.8 mm
36.2 mm
34.8 mm
33.6 mm
31.5 mm
Ort 13./14.
Axien, S-A
Blankenrath, RP
Frauenwald, TH
Mühlhausen, TH
Groß-Gerau, HE
Münzenberg, HE
Carlsfeld, Sachsen
Wasserkuppe, HE
54.6 mm
47.2 mm
43.2 mm
37.1 mm
30.9 mm
26.4 mm
25.1 mm
24.2 mm

Bodendruckanalysen vom 12. bis zum 14.7.2006, jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge vom 11.-13.7.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
12.7.2006, 00 UTC 13.7.2006, 00 UTC 14.7.2006, 00 UTC
11.7.2006, 00-23 UTC 12.7.2006, 00-23 UTC 13.7.2006, 00-23 UTC
Niederschläge an 2 Stationen in Baden-Württemberg am 13.7.2006
Quelle: HVZ
Bretten Feldberger Hof
Radarbilder vom 12., 13., 14.7.2006,
Quelle: radar-info, wetter.com
12.7.2006, 11 UTC 12.7.2006, 13 UTC 12.7.2006, 15 UTC
13.7.2006, 13 UTC 13.7.2006, 16 UTC 13.7.2006, 19 UTC
Reflektivität,14.7.2006, 1:20 MESZ Regenrate, 14.7.2006, 1:20 MESZ Regenrate, 14.7.2006, 1:40 MESZ
11.7.2006, 12:58 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
11.7.2006, 15 UTC, MET8 VIS
Quelle: B. J. Burton
11.7.2006, 18 UTC, MET8 VIS
Quelle: B. J. Burton
12.7.06, 12:48 UTC, N18 V
Quelle: B. J. Burton
12.7.2006, 15 UTC, MET8 VIS
Quelle: B. J. Burton
13.7.06, 12:38 UTC, N18 V
Quelle: B. J. Burton
13.7.2006, 15 UTC, MET8 VIS
Quelle: B. J. Burton
14.7.06, 12:28 UTC, N18 V
Quelle: B. J. Burton
14.7.2006, 16:56 UTC, N15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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