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Sonntag, 2. Juli 2006, 21:00 MESZ


Gewitter

Mitteleuropa
16.-30.6.2006


Satellitenbild: 25.6.2006, 16:09 UTC, NOAA 12 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Wetterlage und Entwicklung
Nach einer ungewöhnlich kalten ersten Monatshälfte gestaltete sich der Juni 2006 in seiner zweiten Hälfte sehr warm, insgesamt verzeichnete der Monat am Ende einen Wärmeüberschuss von deutschlandweit 0.5 bis 2.5 K. Häufig gelangte aus Südwesten auch feuchte Luft nach Deutschland, in der sich zahlreiche, teilweise sogar unwetterartige Gewitter mit hühnereigroßen Hagelkörnern entwickelten. Gleichwohl fiel der Monat im Flächenmittel deutlich zu trocken aus.


Gewitter am 16.6.2006
Am 16.6.2006, 00 UTC, lag über der Deutschen Bucht ein kleines Tiefdruckgebiet, "Ortrun", besonders in der Höhe war es gut ausgebildet. Es lenkte in den Westen und Südwesten des Landes bereits kühle Luft, in der sich kaum oder keine Schauer oder Gewitter bildeten. Anders im Osten: Hier induzierte der Höhenwirbel auf seiner Vorderseite in feuchtwarmer Luft - die Temperaturen im 850 hPa-Niveau lagen über 15°C - am Nachmittag und Abend Gewitter. Ein besonders kräftige Gewitterzelle zog über das Stadtgebiet von Leipzig hinweg und hinterließ dort Millionenschäden. In einem räumlich sehr begrenzten Gebiet fiel Hagel mit Korngrößen von 5 Zentimetern. Nur wenige Kilometer weiter war von dem Unwetter kaum etwas zu merken. Das Stellitenbild lässt die Wirbelstruktur des Höhentiefs über dem Nordwesten Deutschlands gut erkennen, gleichzeitig entstehen im Bereich Thüringer Wald - Erzgebirge die ersten Gewitterzellen.

Bodendruckanalyse, 850 hPa-Temperatur vom 16.6.2006, jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 16.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
16.6.2006, 00 UTC 16.6.2006, 00 UTC 16.6.2006, 00-23 UTC
16.6.2006, 12:13 UTC, N18, VIS
Quelle: B. J. Burton


Gewitter am 19.6.2006
Gewitterträchtige Luftmassen aus Südwesten gelangten erneut nach Deutschland, als am 19.6.2006 im Vorfeld des ehemaligen Tropensturms "Alberto", der sich von den Britischen Inseln Richtung Südnorwegen verlagerte, ein kleines und flaches Tief von Frankreich nach Deutschland zog. Im ganzen Land enstanden Schauer und Gewitter, die zum Teil auch wieder kräftig waren.

Bodendruckanalysen, vom 19. und 20.6.2006, jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 19.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
19.6.2006, 00 UTC 20.6.2006, 00 UTC 19.6.2006, 00-23 UTC
19.6.2006, 16:44 UTC, N15, VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Gewitter am 21. und 22..6.2006
Am 21.6.2006, 00 UTC, lag ein Sturmtief, "Philodora", mit einem Kerndurck von unter 980 hPa mit seinem Zentrum bei Schottland. Es zog an den beiden Folgetagen ins nördliche Norwegen und überdeckte ganz Nordeuropa. Über dem Südosten Deutschland trennte am 21.6.2006 noch die Kaltfront von "ex-Alberto" schwül-warme von etwas kühleren Luftmassen im Nordwesten. Während die Kaltfront von "Philodora" dem Nordwesten Deutschlands stratiforme Bewölkung und leichten Regen brachte, lebte entlang der Luftmassengrenze im Südosten die Schauer- und Gewittertätigkeit im Tagesverlauf wieder auf; Schauer und Gewitter entwickelten sich vom südlichen Baden-Württemberg bis zur Oder. Gegen Abend kamen von den Alpen her intensive, teilweise unwetterartige Gewitter auf, die sich über Südbayern zu einem großen Komplex zusammenschlossen. Dieser zog bis zur Nacht langsam nordostwärts. Die größten Niederschlagsmengen traten dann auch in Bayern auf und erreichten mit 64 mm in Lechfeld südlich von Augsburg ihren größten Wert.
Tags darauf floss nach fast ganz Deutschland kühlere und trockenere Luft ein, die unter den Einfluss des nachrückenden Hochs "Yves" geriet. Im Alpenbereich allerdings blieb die Kaltfront "Philodoras" nahezu stationär, hier konnte die Gewitterluft nicht ausgeräumt werden. Die Folge waren erneut Gewitter im äußersten Südosten Bayerns; dieses Mal erreichten die Regenmengen in Siegsdorf sogar 88.6 mm.

Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 21. auf den 22.6.2006 und vom 22. auf den 23.6.2006 jeweils von 06 bis 06 UTC:

Ort 21./22.6.
Lechfeld, BY
Nandlstadt, BY
Neuburg-Kammel, BY
Hagelstadt, BY
Hohenthann, BY
Diedorf/Schwaben, BY
64.8 mm
62.8 mm
55.8 mm
55.6 mm
50.8 mm
50.7 mm
Ort 22./23.6.
Siegsdorf-Höll, BY
Kreuth-Glashütte, BY
Irschenberg, BY
Inzell, BY
Teisendorf, BY
Marktschellenberg, BY
88.6 mm
62.8 mm
46.8 mm
40.2 mm
37.9 mm
35.2 mm

Bodendruckanalysen, vom 21. bis zum 23.6.2006, jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 19.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
21.6.2006, 00 UTC 22.6.2006, 00 UTC 23.6.2006, 00 UTC
21.6.2006, 00 UTC 22.6.2006, 00 UTC 21.6.2006, 00-23 UTC
21.6.2006, 11:22 UTC, N18, VIS
Quelle: B. J. Burton
21.6.2006, 16:08 UTC, N12, VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
22.6.2006, 15:00 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton


Gewitter am 25 und 26.6.2006
Das Hochdruckgebiet "Yves" verlagerte sich in den Ostseeraum und verlor seinen Einfluss in Deutschland. Mit einer vor allem in der Höhe kräftigen südwestlichen Strömung strömte sehr warme und zunehmend feuchte Luft zu uns. Die Temperaturen stiegen auf die in diesem Jahr bislang höchsten Werte, in Karlsruhe wurden 35.2°C erreicht. Von Frankreich näherte sich das Tief "Queenie", aber es dauerte bis zum Nachmittag, bevor in Deutschland die ersten Gewitter auftauchten. Um 14 Uhr MESZ hatten sich die großen Gewitterkomplexe zunächst über Ostfrankreich und Luxemburg gebildet und zogen dann in die Eifel. Kurz danach bildeten sich im gesamten Westen und Südwesten fast überall heftige Gewitter, die sich teils vor der eindringenden Kaltfront "Queenies", teils an ihr bildeten. Es gewitterte schließlich von Baden-Württemberg bis nach Hamburg, der Osten blieb zunächst noch ausgespart; hier lagerte noch die trockenere Luft von "Yves". Stellenweise fiel Hagel und in kurzer Zeit große Regenmengen bis über 40 mm. Zudem traten örtlich orkanartigen Böen auf (zB Karlsruhe und Colmar je 115 km/h), es kam zu Überflutungen und Sturmschäden.
Am Folgetag hatte sich "Queenie" Richtung Ostsee verlagert und in den größten Teil Deutschlands trockenere und kühlere Luft gelenkt. Nur im äußersten Nordosten und Südosten bildeten sich in der hier noch verbliebenen schwülwarmen Luft Gewitter, die in Untergriesbach (Bayern) 45, auf Rügen bis 17 mm brachten.

Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 21. auf den 22.6.2006 und vom 22. auf den 23.6.2006 jeweils von 06 bis 06 UTC:

Ort 25./26.6.
Kirchdorf /Kr. Diepholz, NS
Sontra/Hessen
Hess.-Lichtenau
Karlsruhe
Mittelnkirchen, NS
Verden/Aller, NS
43.3 mm
42.7 mm
42.2 mm
41.4 mm
41.1 mm
40.4 mm
Ort 26./27.6.
Untergriesbach, BY
Kreuth-Glashütte, BY
Grainet, BY
Arkona, MV
Steinhagen, MV
Groß-Kiesow, MV
45.4 mm
29.6 mm
21.2 mm
17.0 mm
14.4 mm
14.2 mm

Niederschläge an 3 Stationen in Baden-Württemberg
Quelle: HVZ
Ettlingen Germersheim Baden-Baden
Radarbilder vom 25.6.2006,
Quelle: wetter.com
25.6.2006, 18 MESZ 25.6.2006, 20 MESZ 25.6.2006, 22 MESZ
Bodendruckanalysen, vom 25. bis zum 27.6.2006, jeweils 00 UTC, sowie die Blitzeinschläge am 19.6.2006, 00-23 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
25.6.2006, 00 UTC 26.6.2006, 00 UTC 27.6.2006, 00 UTC
25.6.2006, 00 UTC 26.6.2006, 00 UTC 25.6.2006, 00-23 UTC
25.6.2006, 12:00 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
25.6.2006, 15:00 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
25.6.2006, 18:00 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton


Gewitter am 27., 28. und 29.6.2006
Die Kaltfront und Luftmassengrenze des Tiefdruckgebietes "Queenie" blieb nur kurz im Alpenraum stationär, schon bald wurde sie rückläufig und mit ihr konnten erneut die schwül-warmen Luftmassen nordwärts Platz greifen.
Bereits am Vormittag des 27.6. erreichten erste Gewitter von Frankreich her den Oberrhein, sie fielen aber noch nicht sonderlich spektakulär aus. Im Laufe des Tages zog das Gewittergebiet nordostwärts in die Mitte des Landes, am Nachmittag formierte sich von Thüringen bis nach Oberbayern eine Gewitterlinie, in der teilweise Unwetter eingelagert waren. Diese zogen am Abend und in der Nacht nach Österreich, Tschechien und Sachsen. Örtlich fielen Regenmengen zwischen 30 und 50 mm.
Während der 28.6. zunächst ereignisarm verlief, traten am frühen Abend in Baden-Württemberg doch noch Unwetter auf; besonders heftig tobten sie im Kinzigtal/Schwarzwald und von Villingen-Schwenningen bis nach Trossingen. Hühnereigroße Hagelkörner fielen vom Himmel und richteten einen Millionenschaden an, zahlreiche Menschen wurden verletzt, in Haslach im Kinzigtal ertrank ein Mann. Auch in zweiten Nachthälfte (29.6.) lebte die Gewitteraktivität in Rheinland-Pfalz und im nordwestlichen Baden-Württemberg wieder kräftig auf, bei nur geringen Verlagerungsgeschwindigkeiten konnten die Gewitter enorme Niederschlagsmengen bringen: In Heidelberg fielen fast 40 mm, eine Gewitterzelle über Wörth am Rhein ließ gar über 80 mm innerhalb weniger Stunden vom Himmel fallen, wenige Kilometer weiter in Karlsruhe kamen nur unbedeutenden Mengen zusammen.
Auch am 29.6. bildeten sich am Nachmittag südlich von Main und Mosel wieder kräftige Gewitter. Ein von Frankreich hereinschwenkender Höhentrog sorgte zudem für großräumige Hebung, so dass sich Gewitter teilweise zu ausgedehnten Komplexen zusammenschlossen und große Regenmengen erzeugten. Besonders betroffen waren das östliche Bayern, Tschechien und Ungarn. Während Sonnen (Bayern) knapp 70 mm verzeichnete, waren es in Tschechien teilweise mehr als 100 mm (zB Ceske Budejovice (Budweis), 107 mm).

Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 27. bis zum 30.6.2006 jeweils 24-stündig von 06 bis 06 UTC:

Ort 27./28.6.
Dippolsdiswalde, Sachsen
Sachsenheim, BW
Dresden-Hosterwitz
Thalmässing, BY
Marktschellenberg, BY
Markt Erlbach, BY
46.7 mm
45.8 mm
42.6 mm
31.7 mm
30.6 mm
28.7 mm
Ort 28./29.6.
Sigmaringen
Heidelberg
Elztal, BW
Teisendorf, BY
Eppingen, BW
Roth, BY
42.6 mm
38.8 mm
37.9 mm
37.4 mm
35.9 mm
35.8 mm
Ort 29./30.6.
Sonnen, BY
Freihung, BY
Zwiesel, BY
Hohenpeißenberg, BY
Großer Arber, BY
Plech, BY
68.8 mm
66.1 mm
56.4 mm
55.3 mm
54.7 mm
51.7 mm
Ort 29./30.6.
Kostelni Myslova, Tschechien
Ceske Budejovice, Tschechien
Temelin, Tschechien
Vezprem, Ungarn
Kleinzicken, Öst.
Churanov, Tschechien
117.5 mm
107.2 mm
75.2 mm
72.6 mm
75.0 mm
66.1 mm

Niederschläge an 2 Stationen in Baden-Württemberg
Quelle: HVZ
Wörth am Rhein, RP Karlsruhe Nordwest
Radarbilder vom 27., 28. und 29.6.2006,
Quelle: wetter.com
27.6.2006, 10:45 MESZ 27.6.2006, 16:00 MESZ 27.6.2006, 19:00 MESZ
28.6.2006, 18:45 MESZ
Gewitter Haslach/Kinzigtal
28.6.2006, 19:15 MESZ
Hagel Villingen-Schw.
29.6.2006, 2:45 MESZ 29.6.2006, 3:45 MESZ
29.6.2006, 14:00 MESZ 29.6.2006, 16:00 MESZ 29.6.2006, 18:00 MESZ 29.6.2006, 20:00 MESZ
Bodendruckanalysen, vom 27. bis zum 29.6.2006, jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
27.6.2006, 00 UTC 28.6.2006, 00 UTC 29.6.2006, 00 UTC
27.6.2006, 00 UTC 28.6.2006, 00 UTC 29.6.2006, 00 UTC
27.6.2006, 15:00 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
27.6.2006, 16:54 UTC, NOAA15 VIS
Quelle:Geog. Inst., Uni Bern
28.6.2006, 18:00 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
28.6.2006, 21:00 UTC, MET8, VIS
Quelle: B. J. Burton
29.6.2006, 11:40 UTC, NOAA18 VIS
Quelle: B. J. Burton
29.6.2006, 15:00 UTC, MET8 VIS
Quelle: B. J. Burton



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