Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Samstag, 26. Juni 2004, 15:00 MESZ


Sturmtief "Yasna"

Mittel-, Nordwesteuropa
23./24.6.2004



Satellitenbild: 22.6.04, 10:55 UTC, NOAA 17 VIS
Quelle: L. Hamilton


Wetterlage und Entwicklung
Durchaus spektakulär führte sich der diesjährige kalendarische Sommer in Nordwest- und Mitteleuropa ein: Es gab Sturm- und Orkanböen, Gewitter mit Starkniederschlag und Hagel, ja sogar Tornados!
Zunächst recht unscheinbar zog ein Tiefdruckgebiet am 21.6.2004 mit seinen Fronten und einem Kerndruck von etwas über 1000 hPa über den Atlantik bei 48°N nach Osten. In der Höhe (500 hPa) zeichnete sich ein zugehöriges kleines Höhentief ab. Von Spitzbergen erstreckte sich zur gleichen Zeit ein breiter Höhentrog über die Britischen Inseln hinweg nach Süden. Am 22.6.2004 wurde das kleine Höhentief von dem mächtigen Trog eingefangen und gliederte sich diesem an. Am Boden begann nun die Intensivierung des Tiefdruckgebietes, das den Namen "Yasna" erhielt. Am 22.6. um 00 UTC lag das Zentrum mit einem Druck von 997 hPa rund 600 km südwestlich von Irland. Unter rascher Verstärkung verlagerte sich "Yasna" weiter nach Osten und langte 24 Stunden später in der südlichen Irischen See an, wo um 00 UTC der Kerndruck mit 983 hPa angegeben wurde. Auf seinem Weg über das südliche England hinweg Richtung Nordsee erreichte das Sturmtief den Höhepunkt seiner Entwicklung, am 23.6.2004 um 06 UTC konnte der Druck mit 982 hPa analysiert werden. "Yasna" verlor nur langsam an Kraft, zog allmählich weiter über die Nordsee und befand sich am 24.6, 12 UTC, über dem Skagerrak. Auf seiner Vorderseite lenkte das Tief noch einmal Warmluft ins südliche und östliche Mitteleuropa; so konnten z.B. Karlsruhe (26.5°C), Salzburg (26.7°C), Prag (25.6°C) oder Wroclaw (27.0°C) Sommertage registrieren.
Niederschlag:
Entgegen den Prognosen brachte das Frontensystem des Sturmtiefs, das am Mittwoch früh (23.6.2004) von Westen auf Deutschland übergriff, im Süden nur wenig oder keinen Niederschlag. Etwas kräftiger fiel der Regen in der Mitte und im Norden aus, wo zB in Kassel innerhalb einer Stunde 7 mm zusammen kamen. Nach kurzer Wetterberuhigung entwickelten sich bereits am Vormittag zunächst im Nordwesten, dann von West nach Ost fortschreitend auch im Rest des Landes zahlreiche Schauer und Gewitter, die zum Teil von Hagel und Starkniederschlag begleitet waren (zB Celle 26 mm). Unwetterartigen Charakter nahmen sie vereinzelt in der Nordhälfte des Landes an. Im Süden Englands und Irlands führten heftige Niederschläge (z.B. Cork in Irland 40 mm) teilweise zu Überschwemmungen und überfluteten Straßen, in der Grafschaft Cornwall zu einem Erdrutsch. Im niederländischen Soesterberg fiel eine Regenmenge von 53 mm.
Wind:
Die stärksten Windböen traten im Bereich des Ärmelkanals auf, viele Hafenstädte verzeichneten Windböen von mehr als 100 km/h (zB Boulogne 119 km/h). Der Sturm entwurzelte Bäume, die Kanalfähren blieben im Hafen; selbst in London wurde der Bahn- und Busverkehr zum Teil eingestellt. Allerdings blies der Wind auch im Binnenland in Böen mancherorts mit Sturmstärke (zB Karlsruhe 76 km/h), Orkanböen fegten über die Gipfel der Alpen und der Mittelgebirge hinweg. In Deutschland registrierte nur der Brocken Orkanböen von mehr als 117 km/h. Die mittleren Windgeschwindigkeiten erreichten am Donnerstag in Deutschland etwa 30 bis 45 km/h, an der Küste 50 bis 60 km/h. Wie fast immer konnte auch hier der Brocken im Harz den größten Wert mit 91 km/h für sich verbuchen.
Ein besonderes Naturphänomen konnten die Bewohner von Micheln und Trebbichau in Sachsen-Anhalt etwa 15 Kilometer westlich von Dessau erleben: Hier richtete ein Tornado (siehe Foto oben) am Mittwoch etwa gegen 19 Uhr MESZ große Schäden an und hinterließ knapp 300 teils schwer besachädigte Häuser.

Bodendruckanalysen und Fronten im 12-h-Abstand vom 21.6.04, 00 UTC, bis 24.6.04, 12 UTC
Quelle: www.metoffice.com
21.6.2004, 00 UTC 21.6.2004, 12 UTC 22.6.2004, 00 UTC 22.6.2004, 12 UTC
23.6.2004, 00 UTC 23.6.2004, 12 UTC 24.6.2004, 00 UTC 24.6.2004, 12 UTC

500 hPa-Geopotential und Bodendruck im 24-h-Abstand vom 21.6.04, 00 UTC, bis 24.6.04, 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
21.6.2004, 00 UTC 22.6.2004, 00 UTC 23.6.2004, 00 UTC 24.6.2004, 00 UTC

Radarbilder vom 23.6.2004
Quelle: www.wetter.com
23.6.04, 7:30 UTC 23.6.04, 11:30 UTC 23.6.04, 15:30 UTC

Wind
Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen am 23. bzw. 24.6.2004:

Ort Max. Böe
Brocken (Harz)
Feldberg (Schwarzwald)
Weinbiet (Pfälzer Wald)
List (Sylt)
Zugspitze
Helgoland
Kahler Asten (Rothaargebirge)
Bad Marienberg (Westerwald)
Warburg (Nordrhein-Westfalen)
Berus (Saarland)
Münster
Bremerhaven
Wasserkuppe (Rhön)
Lindau (Bodensee)
Hohenpeißenberg (Bayern)
Trier-Petrisberg
Bonn
Bendorf (Rheinland-Pfalz)
122 km/h
115 km/h
107 km/h
104 km/h
96 km/h
96 km/h
96 km/h
91 km/h
91 km/h
91 km/h
87 km/h
87 km/h
83 km/h
83 km/h
83 km/h
83 km/h
83 km/h
83 km/h
Ort Max. Böe
Säntis (Schweiz)
Boulogne (Frankreich)
Dunkerque (Frankreich)
Chasseral (Schweiz)
Oostende (Belgien)
La Heve (Frankreich)
Solent (England)
La Hague (Frankreich)
Le Havre (Frankreich)
Langdon Bay (England)
135 km/h
119 km/h
115 km/h
113 km/h
111 km/h
107 km/h
106 km/h
104 km/h
104 km/h
104 km/h

22.6.04, 17:23 UTC, N 15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Univ. Bern
23.6.04, 7:16 UTC, NOAA 15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Univ. Bern
23.6.04, 17:00 UTC, NOAA 15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Univ. Bern
24.6.04, 6:52 UTC, NOAA 15 VIS
Quelle: Geog. Inst., Univ. Bern
22.6.04, 11:09 UTC, NOAA 17 VIS
Quelle: M. Wienzek
23.6.04, 15:27 UTC, NOAA 12 VIS
Quelle: M. Wienzek
24.6.04, 10:24 UTC, NOAA 17 VIS
Quelle: M. Wienzek




Forschungszentrum

Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu