Freitag, 23. Dezember 2016, 11:00 MEZ
Starkregen Westlicher Mittelmeerraum 16.12.-20.12.2016 Satellitenbild Europa am 20.12.2016, 06 UTC Quelle: Sat24 |
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Mitte Dezember 2016 entwickelten sich im westlichen und zentralen Mittelmeerraum heftige Niederschläge. Ausgelöst wurden die konvektiv verstärkten Regenfälle durch ein Höhentief, welches sich von Marokko in den zentralen Mittelmeerraum verlagerte. Auf Mallorca und Korsika kamen binnen 48 Stunden teilweise über 400 mm zusammen. Die Regenfälle führten entlang der Ostküste Spaniens und auf den Balearen zu Überschwemmungen. Zusätzlich zu dem kräftigen Regen wehte an der Nord- bzw. Nordostflanke des Tiefs ein starker Ostwind, der in Böen an der Mittelmeerküste Frankreichs Orkanstärke erreichte.
Wetterlage und Entwicklung Der Dezember 2016 wurde in weiten Teilen von Mittel- und Westeuropa durch ein kräftiges Hochdruckgebiet geprägt. Tiefdruckgebiete vom Atlantik wurden in der Regel nach Nordeuropa gelenkt. Einige Kurzwellentröge kamen auch in den westlichen Mittelmeerraum voran. So brachte ein Tief Anfang Dezember der Südküste Spaniens (Costa del Sol) heftige Regenfälle, die zu Überschwemmungen führten (z.B. in Malaga). Rückseitig eines Tiefdruckgebiets, welches am 13. und 14.12. quer über den Atlantik zog, kamen Luftmassen polarem Ursprungs weit nach Süden bis vor die Küste Portugals voran. In der Höhe spaltete sich am 16.12. über dem Südwesten Spaniens ein Tief ab, das sich anschließend nach Marokko verlagerte. Zwischen dem Tief über Nordafrika und Hoch "Wolfgang" über Mitteleuropa vergrößerte sich in der Folge der Druckgradient. An der Lage des Höhentiefs änderte sich am 17. und 18.12. nur wenig. Über dem Südosten Spaniens wurde die mit der östlichen Strömung vom Mittelmeer an die Küste transportierte feuchtwarme Luftmasse gehoben (Advektion positiver Vorticity). Konvektiv verstärkte Regenfälle traten über mehrere Stunden hinweg in denselben Regionen zwischen Malaga und Valencia auf.
Starkregenfälle im Südosten Spaniens Kräftige Regenfälle entlang der Mittelmeerküste im Südosten Spaniens führten am 17.12. zu Überschwemmungen in einigen Städten in der Nähe von Murcia. Lagen die Regengebiete am 16.12. zunächst weiter im Norden in der Region Tarragona, regnete es am 17.12. vor allem in der Provinz Valencia und später in Murcia. Ausschlaggebend für die Überschwemmungen waren die großen Regenmengen, die teilweise in nur wenigen Stunden zusammenkamen. 350 Personen wurden von den Wassermassen in ihren Autos überrascht und mussten gerettet werden. Mehr als 20 Straßen waren zeitweise gesperrt. Einige Flüsse traten in Valencia und Almeria über die Ufer (z.B. Segura und Clariano) (Quelle: The Local). An der Verteilung der Niederschläge änderte sich am 18.12. nur wenig. Erneut kam es in derselben Region zu Starkregenfällen. St. Javier Aeropuerto in der Provinz Murcia verzeichnete 149,9 mm Regen in 24 Stunden.
Weitere Entwicklung der Wetterlage Über Mitteleuropa verlagerte sich am 19.12. ein Kaltlufttropfen von Polen über Deutschland nach Süden. Gleichzeitig nahm das Höhentief über Marokko eine nördliche Zugbahn in den westlichen Mittelmeerraum. Warme Luftmassen aus dem Norden Afrikas wurden dadurch in den zentralen Mittelmeerraum transportiert. Hebung aufgrund von Warmluftadvektion löste über Sardinien und Korsika erste Regenfälle aus. Weiter westlich lagen vom 19.12. die Balearen im Bereich der stärksten Niederschlagsgebiete. Zwischen den Balearen und Sardinien befand sich am 20.12. und 21.12. das Zentrum des Boden- und Höhentiefs. In dieser Zeit nahm der Kern des Tiefs immer mehr die charakteristischen Eigenschaften eines tropischen bzw. subtropischen Tiefdruckgebiets an. Warme Luft im Kern des Tiefs und eine symmetrische Anordnung der konvektiven Zellen um das Zentrum kennzeichen diese.
Starkregenfälle auf Korsika und den Balearen Die fast stationäre Lage des Tiefdruckgebiets zwischen Sardinien und den Balearen führte dazu, dass auf Korsika, Sardinien, den Balearen und in der Provinz Valencia vom 19.12. bis 21.12. teilweise sehr große Regenmengen zusammen kamen. Auf Korsika meldete die Station in Ghisoni 436 mm binnen 48 Stunden bis zum Abend des 20.12. Auf der Baleareninsel Mallorca fielen in Escorca im Norden der Insel 439,4 mm in 48 Stunden bis zum 22.12. Normalerweise beträgt die monatliche Regenmenge hier ca. 90 mm. Die heftigen Regenfälle sorgten für Überschwemmungen auf Mallorca. Mit der Verlagerung des Tiefdruckgebiets in den zentralen Mittelmeerraum traten die stärksten Windböen an diesen Tagen an der Mittelmeerküste Frankreichs, sowie weiterhin an der Ostküste Spaniens auf. Orkanböen bis 146 km/h konnten auf den vorgelagerten Inseln an der Cote d'Azur gemessen werden.
Text: JW 23. Dezember 2016 |