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Mittwoch, 27. Mai 2015, 17:45 MESZ


Ungewöhnliche Wärme in Alaska und
Starkniederschläge in Texas/Oklahoma


USA

17.-25.05.2015


Starkregen in Texas und Oklahoma
7-d-Summe bis 24.05.2015
Quelle: cpc.ncep.noaa.gov

In der zweiten Monatshälfte des Mai 2015 etablierte sich in Alaska und West-Kanada eine ungewöhnliche Wärmeanomalie, die Temperaturen bis 30 °C zur Folge hatte. Die Abweichungen zum langjährigen Mittel betrugen zum Teil über 10 K. Einzelne neue Monatsrekorde für den Mai wurden aufgestellt.
Vor allem in Texas und Oklahoma sorgten zum Monatsende heftige Starkregenfälle für schwere Überschwemmungen und Schäden. An einigen Stationen wurden neue Mai-Regenrekorde aufgestellt. Tausende Menschen wurden evakuiert, mindestens 19 kamen ums Leben.
Im Norden Mexikos, grenznah zu Texas, wütete ein Tornado, der hunderte Häuser zerstörte und mindestens 13 Todesopfer forderte.



500-hPa-Geopotential mit Bodendruck | Quelle: wetter3.de
18.05.2015, 00 UTC 21.05.2015, 00 UTC 24.05.2015, 00 UTC

Ungewöhnliche Wärme in Alaska

Zum Ende der zweiten Maidekade etablierte sich im Nordwesten des nordamerikanischen Kontinents ungewöhnliche Wärme, die eine Woche lang anhielt und rekordverdächtig hohe Temperaturen brachte. Besonders warm wurde es in Alaska und im äußersten Westen Kanadas, wo das Thermometer selbst in fast 65 Grad nördlicher Breite 30 Grad Celsius anzeigte.
Einen wesentlichen Beitrag zu den hohen Temperaturen lieferten die Super-Taifune "Noul" und "Dolphin", die einige Tage zuvor über dem Westpazifik nordwärts zogen und in mittleren Breiten eine extratropische Umwandlung erfuhren. Dies hatte entscheidende Auswirkungen auf den Jetstream, der durch das weit nördliche Brechen von Wellen deutlich nördlicher verlief als üblich.
So konnte sich sich von Mittelamerika bis Westkanada und Alaska ein kräftiger Höhenrücken aufwölben und vorderseitig des sich westlich davon befindenden Trogs sehr warme Luftmassen bis weit in den Nordwesten Nordamerikas führen. Selbst über Alaska und Westkanada überschritten die 850-hPa-Temperaturen (in rund 1500 Meter Höhe) gebietsweise die 15-Grad-Marke. Nimmt man durch Absinkvorgänge vorderseitig des Höhenrückens eine trockenadiabatische Erwärmung (nahezu +1 K/100 m) an, kommt man auf 30 °C am Boden.

850-hPa-Geopotential/-Temperatur und Abweichungen der Tagesmitteltemperatur vom langjährigen Mittel
Quellen: Wetter3.de, cci-reanalyzer.org
18.05.2015, 00 UTC 20.05.2015, 00 UTC 22.05.2015, 00 UTC 24.05.2015, 00 UTC
17.05.2015 19.05.2015 21.05.2015 23.05.2015


Fast 30 Grad nördlich des Polarkreises

In der Tat fiel die am 23.05. die 30-Grad-Marke in Fairbanks mit exakt 30,0 °C. Unterdessen blieb es in Houston (Texas) mit einer Höchsttemperatur von 29,4 °C kühler, als 35 Breitengrade weiter nördlich. Sogar nördlich des Polarkreises wurden fast 30 °C erreicht: Im westkanadischen Little Chicago wurden am 22.05. in 67,18 Grad nördlicher Breite 29,6 °C aufgezeichnet. Abgesehen von einigen wenigen Tagen ist es an den meisten Wetterstationen Alaskas schon seit Oktober deutlich wärmer als im jeweiligen langjährigen Monatsmittel. Schon im Januar, Februar und März wurden neue Temperaturmonatsrekorde gebrochen. In Anchorage fiel binnen 90 Tagen bis 25.05. zwar 13,2 mm mehr Niederschlag als im Mittel, von den gefallenen 54,0 mm kam aufgrund der hohen Temperaturen allerdings weniger in fester Form am Boden an. Nur 64 cm Schnee fielen insgesamt, 13 cm weniger als im Winter 1957/58, der den bisherigen Tiefststand markierte.
Die neuerliche Wärmephase geht mit zwei weiteren Monatsrekorden einher: die Stationen Eagle Co-Op (91 °F am 23.05., alt: 87 °F am 31.05.1983, 65 Jahre Messreihe) und Glenallen (81 °F am 23.05., alt: 80 °F am 26.05.2002, 49 Jahre Messreihe) verzeichneten neue Mai-Rekorde, während an den Stationen Pleasant Camp und Barrow W. Post-W. Rogers Airport die alten Rekorde eingestellt wurden (Datenquelle: NOAA NCDC). Die Station Eagle nahm mindestens sechs Tagen in Folge mehr als 80 °F (26,7 °C) auf, der Höhepunkt wurde am 23.05. mit 32,8 °C erreicht. Niemals seit Aufzeichungsbeginn wurde die 90-Grad-Fahrenheit-Marke in der Region Alaska Interior früher überschritten, als in diesem Jahr.

Waldbrände und Schneeschmelze

Bemerkenswerte positive Temperaturabweichungen gab es auch an anderen Orten in Alaska. In Bettles beispielsweise war es in einem 30-Tage-Zeitraum über 5 K wärmer als üblich. GFS-Analysen zeigen, dass die Temperaturabweichung des Tagesmittels vom langjährigen Temperaturmittel (Datengrundlage CFS-Reanalyse, 1979-2000) an einzelnen Tagen regional sogar über 15 K betrug. Folgen der außergewöhnlichen Wärme waren starke Schneeschmelze und extreme Waldbrandgefahr. Hohe Pegelstände der Flüsse und überflutete Straßen waren zu beobachten (Quelle: wunderground.com). Nach Angaben des Alaska Interagency Coordination Center traten in Alaska in diesem Jahr bisher 167 Buschfeuer und Waldbrände auf, davon 13 aktive (26.05.). Ein Feuer verbrannte von 22.-24.05. eine Fläche von zwei Quadratmeilen.

30-d-Temperaturverlauf mit Anomalien an ausgewählten Orten in Alaska | Quelle: NOAA CPC
Barrow, 25.04.-24.05.2015 Bettles, 25.04.-24.05.2015

Unwetter in den Southern Plains

Zum Ende der zweiten Maidekade kam es im Bereich Alaskas in der Höhe zu einem Cut-Off-Vorgang, bei dem von einem Höhentrog ein eigenständiges Höhentief abtropfte und sich südostwärts auf den Weg Richtung West-USA machte. Zu Beginn der zweiten Maidekade lag das Höhentief über dem Westen der USA und bewegte sich nur langsam ostwärts voran. Der südliche Zweig des Jetstreams löste Störungen aus, die zusammen vorderseitig des Höhentiefs kräftige Hebungsantriebe induzierten, welche in labiler Troposphärenschichtung kräftige Regenfälle entstehen ließen. Im Bereich stark negativen KO-Indexes, überlagert mit kräftiger Vertikalbewegung, trat heftiger Starkregen auf.
KO-Index und 500-hPa-Vertikalbewegung
am 24.05., 00 UTC
© wetter3.de
Der KO-Index ist als Maß für die Differenz der pseudopotentiellen Temperatur in verschiedenen Höhenniveaus aufzufassen. Nimmt der Index negative Werte an, so kann man vereinfacht den Rückschluss ziehen, dass trocken-kalte Luft über feucht-warmer Luft lagert. Durch den großskaligen Hebungsmechanismus, der die ganze Luftsäule hebt, labilisiert sich die Luft zusätzlich, weil untenliegende Schichten bei Erreichen von 100 % relativer Luftfeuchte feuchtadiabatisch abgekühlt werden, während obenliegende Schichten sich trockenadiabatisch abkühlen. Dadurch erhöht sich der Temperaturunterschied zwischen hohen Schichten und niedrigen Troposphärenschichten zusätzlich. Die destabilisierte Luft ist Voraussetzung für Vertikalwinde, die zu kräftigen Schauern und Gewittern führen kann.
Betroffen von anhaltendem Starkregen waren insbesondere die Southern Plains. In den US-Bundesstaaten Texas und Oklahoma gingen am Pfingstwochenende von heftigen Gewittern begleitete, unwetterartige Niederschläge nieder.

Neue Rekordregenmengen für den Monat Mai

Bereits zu Monatsbeginn hatte es in den Gebieten kräftig geregnet. Zusammen mit den zuletzt gefallenen Summen wurden an einzelnen Messorten neue Rekordniederschlagssummen für den Monat Mai aufgestellt. Die hohen Regenmengen führten zu einem raschen Anschwellen zahlreiche Flüsse. Außerdem waren großflächige Überschwemmungen die Folge. In der Nacht zum 26.05. sorgten erneut sintflutartige Regenfälle vor allem im Großraum Houston für Überflutungen. Westlich von Houston fielen in der vergangenen Nacht lokal über 100 mm in einer Stunde. Heftige Windböen sorgten für einzelne Sturmschäden, wie etwa in Austin Bergstrom Int. Airp. (TX), wo der Wind am 23.05. in Böen bis 121 km/h (Beaufort. 12) wehte. Am Pfingstsonntag, 24.05. berührte ein Tornado in Houston kurz den Boden und richtete Schäden an Hausdächern an, entwurzelte Bäume und verletzte Menschen. In Netawake (KS) wurden am 25.05. nach SPC-Angaben Hagelgeschosse mit einem Durchmessen von 4,5 inches (11,4 cm) gesichtet.

Satelliten- und Radarbilder sowie beim Storm Prediction Center (SPC) eingegangene Unwettermeldungen
Quellen: goes.gsfc.nasa.gov, NCAR, SPC
23.05.2015, 14:45 UTC 24.05.2015, 02:45 UTC 24.05.2015, 14:45 UTC 25.05.2015, 02:45 UTC
Texas, 23.05.2015, 12:00 UTC USA, 24.05.2015, 01:05 UTC Texas, 24.05.2015, 01:20 UTC Texas, 25.05.2015, 10:52 UTC
23.05.2015 24.05.2015 25.05.2015 26.05.2015

In Oklahoma City (OK) summierte sich die Niederschlagsmenge von 25.04.-24.05. auf fast 500 mm. Normalerweise fallen im 30-Tage-Zeitraum 119,4 mm. Der Regenüberschuss beträgt in diesem Zeitraum also 312 % oder 372,5 mm. Zum Vergleich: Diejenige Menge, die in Oklahoma City in 30 Tagen zu viel vom Himmel kam, fällt in Karlsruhe (BW) im Durchschnitt in fast 6 Monaten. Die Rekordmenge für Mai betrug in Oklahoma City bis dato 368,8 mm. Bis 26.05. fielen im Mai 2015 bereits 478,8 mm, also 110 mm mehr als der alte Rekord. An etlichen weiteren Stationen wurden neue Mainiederschlagsrekorde aufgestellt (siehe wunderground.com).

Ausgewählte 24-h-Niederschlagssummen (Datenquelle: DWD JavaMap):

Austin (Mueller Mun. Airp.): 132,1 mm bis 26.05., 12 UTC
Houton: 117,6 mm bis 26.05., 12 UTC
Corpus Christi Int. Airp.: 115,8 mm bis 22.05., 12 UTC
Oklahoma City: 96,0 mm bis 24.05., 12 UTC
Tulsa (Int. Airp.): 92,7 mm bis 24.05., 12 UTC
Dallas (Fort Worth Reg. Airp.): 84,3 mm bis 24.05., 12 UTC
Brownsville (Int. Airp.): 82,8 mm bis 24.05., 12 UTC


Überschwemmungen und Tote

Allein im Großraum Houton wurden über 1.400 Häuser überschwemmt und beschädigt und für über 80.000 Menschen zeitweise der Strom aus. An etlichen Flüssen mussten tausende Menschen evakuiert werden. Fast 150 Orte meldeten am 25.05. Überflutungen in den Southern und Central Plains. In San Marcos kam es zu schweren Überschwemmungen, nachdem der Blanco River über 100 cm in kurzer Zeit angeschwollen war. Im Pushmataha County musste nahe von Clayton (OK) nach einem Erdrutsch der Highway geschlossen werden.
Insgesamt kamen mindestens 19 Menschen in den Fluten ums Leben, zahlreiche weitere werden noch vermisst (Quelle: msnbc.com).

30-d-Niederschlagssumme, Prozentuale 30-d-Niederschlagsanomalien und Pegelstand des Blanco Rivers (oben) sowie 30-d-Niederschlag mit Anomalien an ausgewählten Orten (unten) | Quellen: NOAA CPC, water.weather.gov
Akkumulierter Niederschlag, 26.04.-25.05.2015 Prozentuale Anomalie, 26.04.-25.05.2015 Blanco River bei San Marcos, 23.-26.05.2015
Wichita Falls (TX), 25.04.-24.05.2015 Oklahoma City (OK), 25.04.-24.05.2015 Amarillo (TX), 25.04.-24.05.2015


Verwüstungen nach Tornado im Norden Mexikos

Von den Gewitter- und Starkregenentwicklungen, die sich vom Golf von Mexico bis zu den Großen Seen erstreckten, war auch der äußerste Nordosten Mexikos betroffen. Am Morgen (Lokalzeit) des 25.05. wütete in der mexikanischen Stadt Ciudad Acuna nahe der texanischen Grenze ein Tornado. Er sorgte für extreme Windböen, Hagel um 3 cm Durchmesser und schwere Verwüstungen. Mehr als 1000 Häuser wurden zerstört, 13 Menschen kamen dabei ums Leben.


Text: SB
27. Mai 2015


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