Zum Ende der zweiten Januardekade 2015 gingen auf dem westlichen Balkan Gewitter mit Starkregen nieder. Betroffen von ergiebigen
Regenfällen waren Südkroatien, der Süden Bosnien-Herzegowinas, Montenegro und Nordalbanien. Die Tagesniederschläge überschritten
zum 100 mm und sorgten für Überflutungen und einzelne Erdrutsche.
Verglichen mit dem schweren Hochwasser im Mai 2014
handelte es sich um ein wesentlich kleinräumigeres und deutlich weniger schadenbringendes Ereignis.
Wetterlage und Entwicklung
Ein langwelliger Trog erstreckte sich am 18.01. mit seiner großen Amplitude von Skandinavien bis nach Algerien. An seinem Rand
zogen Kurzwellentröge rasch stromab. Ein Kurzwellentrog wanderte am Nachmittag und Abend des 18.01. von Süditalien über die Adria
Richtung West-Balkan. Ein Gebiet mit kräftiger (mit der Höhe zunehmender) positiver Vorticityadvektion vorderseitig des sich auf der
Vorderseite des Langwellentroges nordostwärts verlagernden kurzwelligen Troges führte zu Hebungsvorgängen, die in feucht-warmer Luft
zur Ausbildung von konvektiven Niederschlägen mit Gewittern und ergiebigen Regenfällen sorgten.
Am Boden herrschte schwacher Tiefdruckeinfluss über dem Mittelmeerraum. Die zum
Sturmtief "Hermann" gehörige schleifende
Kaltfront erstreckte sich vom Tiefzentrum, das sich über Skandinavien befand, über Russland, Osteuropa und den Mittelmeerraum bis nach Tunesien.
Besonders in Schauer- und Gewitternähe wehte ein stürmischer Wind, auch Hagel war dabei (s. z.B.
Crometeo.hr).
Kräftige Niederschläge fielen bevorzugt an der Adriaküste von Südkroatien, Montenegro sowie Bosnien-Herzegowina.
Im kroatischen Metkovic kamen innerhalb von 24 Stunden bis 19.01., 06 UTC 125 mm Regen zusammen.
Nach Angaben von pljusak.com waren es in Vid (HR) binnen vier Tagen bis einschließlich
21.01. sogar 237,4 mm. In Kuti (BA) fiel binnen 72 Stunden bis einschließlich 20.01. 244 mm Niederschlag.
In Dubrovnik beträgt die langjährig gemittelte Januarniederschlagssumme 120,4 mm.
Rund 70 Prozent davon fielen damit in nur drei Prozent der Dauer des Monats Januar.
Infolge der Regenfälle und der Schneeschmelze führten einige Flüsse leichtes Hochwasser, wie beispielsweise der Fluss Bistrica.
Zahlreiche Keller liefen voll, etliche Felder und Straßen wurden überflutet. Mehrere Menschen mussten evakuiert werden.
In der Region Sarajevo setzten starke Regenfälle mindestens 100 Häuser unter Wasser und lösten mindestens drei Erdrutsche aus.
In den vergangenen Jahren hatten die Menschen auf dem West-Balkan des Öfteren mit Hochwasser und Überflutungen zu kämpfen. Das
zuletzt schwerste Hochwasser hinterließ nach heftigen Unwettern im Mai 2014 Schäden an bis zu 40 Prozent der Landwirtschaft,
Industrie und Infrastruktur Bosnien-Herzegowinas. Über 90.000 Menschen mussten seinerzeit ihre Häuser verlassen
(s. z.B. presstv.ir).
Ort |
Niederschlagssumme |
Metkovic (HR)
Dubrovnik-aer (HR)
Mljet (HR)
Gioia Del Colle (IT)
Niksic (ME)
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125,0 mm
109,0 mm
92,4 mm
92,0 mm
89 mm
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Ort |
Niederschlagssumme |
Mostar (BA)
Dubrovnik (HR)
Ploce (HR)
H. Novi (ME)
Ivan Sedlo (BA)
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85,9 mm
84,9 mm
79,6 mm
71 mm
70,4 mm
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Text: SB 22. Januar 2015
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