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Sonntag, 10. August 2008, 19:45 MESZ


Gewitter

Frankreich, Benelux, Deutschland
06./07.08.2008


Satellitenbild: 07.08.2008, 15:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Am 6. und 7. August 2008 kam es in West- und Mitteleuropa gebietsweise zu schweren Gewittern mit Sturmböen, Starkregen und Hagel. Diese richteten besonders in Norddeutschland Schäden an.


Wetterlage und Entwicklung

In den ersten Augusttagen 2008 hatte sich über großen Teilen Europas eine zyklonale Westlage eingestellt. Durchziehende Tiefdruckgebiete und deren Ausläufer wechselten rasch mit kurzen Zwischenhochphasen. Hinter Tief "Birgit", das am 04. und 05.08. Mittel- und Osteuropa teilweise Sturmböen brachte (siehe Artikel), setzte sich der Einfluss von Hoch "Werner" durch, das sich mit seinem Schwerpunkt von den Alpen bis zum 7. nach Osteuropa verlagerte. In der Höhe wanderte ein breiter Hochdruckrücken über Mitteleuropa hinweg ostwärts, stromauf näherte sich vom Atlantik her der nächste Höhentrog an. Zwischen Trog und Rücken erfolgte ein Vorstoß subtropisch warmer Luftmassen, im 850 hPa-Niveau (ca. 1500 Meter Höhe) wurden in Süddeutschland am 7. knapp +20 °C erreicht. In der Osthälfte Deutschlands stiegen die Temperaturen am Nachmittag bis auf +34,5 °C im thüringischen Artern. Im Westen zogen dagegen im Vorfeld von Tiefdrucksystem "Christine" bei den Britischen Inseln bald vermehrt hohe und mittelhohe Wolkenfelder auf. Im Bereich einer vor der Kaltfront analysierten Konvergenzlinie entwickelten sich am Nachmittag über Baden-Württemberg, Hessen und dem im Nordseeumfeld erste Gewitter. Über Nordwestdeutschland entstand eine ausgeprägte Gewitterlinie, die weite Gebiete Niedersachsens überquerte. Auf der Nordseeinsel Norderney fielen innerhalb einer Stunde bis 18 Uhr MESZ 29 mm Niederschlag, in Schleswig eine Stunde später sogar 39 mm. Eine starke Höhenströmung am Südostrand des allmählich ostwärts schwenkenden Höhentroges begünstigte zudem kräftige Gewitterböen. Am Flughafen Hannover wurden 102 km/h, in Heide/Elpersbüttel 101 km/h gemessen, das sind schwere Sturmböen. Windstärke 10 trat außerdem beispielsweise in Hamburg/Fuhlsbüttel, in Fassberg und am Flughafen Köln/Bonn auf.
Am Abend kamen auch im Süden Deutschlands aus den Alpen heraus schwere Gewitter auf. Konstanz und Chieming verzeichneten je 83 km/h in Böen, in Mühldorf am Inn gingen zwischen 22 und 23 Uhr MESZ 26 mm Regen nieder. In Verbindung mit der Kaltfront von "Christine" lebte die Gewittertätigkeit nach einer kurzen Pause in der ersten Nachthälfte von Südwesten her nochmals auf, Unwetter wurden dann aber keine mehr beobachtet.

Berichte über größere Schäden liegen vor allem aus Norddeutschland vor. Auf der Alster in Hamburg kenterten mehrere kleine Segelschiffe, die aber alle gerettet werden konnten. Zudem standen Straßen unter Wasser. Im Hafen riss sich ein Containerschiff los, das allerdings von einem Hafenschlepper aufgehalten werden konnte. In Schleswig-Holstein wurden in mehreren Städten Straßen und Keller überflutet. Hagel beschädigte in Husum zahlreiche Autos. In Hannover rissen die Gewitterböen eine Oberleitung der Straßenbahn ab. Zudem wurden auch hier Straßen überschwemmt und Bäume entwurzelt.
In der auf der Rückseite des Tiefs einfließenden Höhenkaltluft traten am 8. deutschlandweit kräftige Schauer und weiterhin kurze Gewitter auf. Im südhessischen Wald-Michelbach im Odenwald schlug dabei am frühen Abend ein Blitz in den Flutlichtmasten des örtlichen Sportplatzes ein, auf dem gerade ein Fußballtraining stattfand. Dabei wurden 32 Menschen verletzt; neun von ihnen so schwer, dass sie mit einem Rettungshubschrauber und Krankenwägen in Kliniken eingeliefert werden mussten.

Auch in Teilen Frankreichs und in Benelux kam es gebietsweise zu schweren Gewittern. Am Flughafen Paris-Orly regnete es innerhalb von 12 Stunden bis 8 Uhr MESZ am 7. 32 mm, in Rotterdam fielen bis 20 Uhr MESZ am 8. 45 mm binnen eines halben Tages. In Gent und in Oostende in Belgien konnten bis zum 7., 20 Uhr MESZ 27 bzw. 25 mm registriert werden.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 06. bis 09.08.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
06.08.2008, 00 UTC 07.08.2008, 00 UTC 08.08.2008, 00 UTC 09.08.2008, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 06. bis 09.08.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
06.08.2008, 00 UTC 07.08.2008, 00 UTC 08.08.2008, 00 UTC 09.08.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Regenmengen vom 07.08., 06 UTC bis 08.08., 06 UTC sowie die höchsten gemessenen Spitzenböen (soweit vorliegend) vom 07.08. in Deutschland. Ferner eine Auswahl 24-stg. Regenmengen in Frankreich und Benelux bis zum 07., 06 UTC bzw. 08., 06 UTC. Quellen: DWD, WetterOnline.

Ort 07./08.
Cuxhaven
Schleswig
Gr. Arber
Mühldorf
List/Sylt
60 mm
60 mm
52 mm
47 mm
46 mm
Ort Böe, 07.
Wendelstein
Hannover/Flgh.
Heide/Elpersbüttel
Hamburg/Fuhlsbüttel
Faßberg
108 km/h
102 km/h
101 km/h
97 km/h
90 km/h

Ort Nds. Datum
Paris Orly (F)
Paris Montsouris (F)
Lille (F)
Rotterdam (NL)
Amsterdam (NL)
Valkenburg (NL)
32 mm
31 mm
31 mm
46 mm
43 mm
40 mm
06./07.
06./07.
07./08.
07./08.
07./08.
07./08.


Satellitenbilder

06.08., 20:50 UTC, NOAA-17 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
07.08., 05:36 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
08.08., 12:50 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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